Titel: Verbesserungen an den Wagen und Wagenrädern, worauf sich Joseph Gibbs, Ingenieur von Kennington in der Grafschaft Surrey, am 4. November 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LIXLVIII., S. 368
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LIXLVIII. Verbesserungen an den Wagen und Wagenraͤdern, worauf sich Joseph Gibbs, Ingenieur von Kennington in der Grafschaft Surrey, am 4. November 1834 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August 1835, S. 73. Mit Abbildungen auf Tab. V. Gibbs's verbesserte Wagen und Wagenraͤder. Meine Verbesserungen an den Wagenraͤdern beziehen sich auf eine eigenthuͤmliche Einrichtung der Speichen und Naben der Raͤder, wodurch der Bau der Raͤder, wie sogleich gezeigt werden soll, bedeutend erleichtert wird. Fig. 8 zeigt ein meiner Erfindung gemaͤß gebautes Rad. Fig. 9 gibt einen Durchschnitt desselben von der schmalen Seite her. Fig. 10 ist ein Durchschnitt der Nabe, welche aus Metall besteht, und welche zugleich auch die Buͤchse fuͤr die Nabe bildet. Fig. 11 zeigt einen Theil des Rades im Durchschnitte, um die Anordnung der Speichen dadurch deutlicher zu machen. An saͤmmtlichen Figuren beziehen sich gleiche Buchstaben auf gleiche Gegenstaͤnde. a, a sind die Felgen, in welche zur Aufnahme der Speichenenden Zapfenloͤcher geschnitten sind, wie man aus Fig. 9 deutlich sieht. b, b sind die Speichen; sie stehen, wie die Zeichnung zeigt, unter einem Winkel gegen einander; und je zwei von den entgegengesezten Seiten der Nabe ausgehende Speichen scheinen, wenn man das Rad vom Rande her betrachtet, ein gleichschenkeliges Dreiek, dessen Basis die Nabe vorstellt, zu bilden. Man ersieht aus der Zeichnung, daß die Speichen in gleichen Entfernungen von einander in die Felgen eingelassen, und an den beiden Enden der Nabe abwechselnd gestellt sind; auch sind die Enden der Speichen schwach ausgehoͤhlt, damit sie an die Achsenbuͤchse, die die Nabe bildet, passen. c ist eine an dem aͤußeren Ende der Achsenbuͤchse d angebrachte Platte. Die Speichen koͤnnen an jenem Ende, welches an die Buͤchse d kommt, so geformt seyn, daß sie einander verkeilen, wie man aus Fig. 11 ersieht; oder es koͤnnen in die aͤußere Oberflaͤche der Nabe oder Buͤchse zu deren Aufnahme Laͤngenspalten gegossen oder geschnitten seyn. e, e sind Schraubenbolzen, womit die einzelnen Theile des Rades zusammengehalten werden, und welche, wie spaͤter gezeigt werden soll, auch die Achse in der Buͤchse erhalten, f ist ein gegen die Platte c hin liegender Waͤscher. Man wird aus der Zeichnung ersehen, daß die Speichen b, welche nach Außen aus den Felgen hervorragen, sich gegen die Platte c stemmen, waͤhrend die nach Innen hervorragenden Speichen b' durch die Platte g in ihrer Stellung erhalten werden. Diese leztere Platte wird selbst durch die Schraubenbolzen e, e, und mittelst der Schraubenmuttern h an Ort und Stelle erhalten. An der Achse i befindet sich ein Halsring j, und die Achse selbst wird mittelst der Platte k, der Schraubenmuttern l und der Schraubenbolzen e, e in ihrer Buͤchse gehalten, wie man sich durch Einsicht der einzelnen, in den verschiedenen Figuren abgebildeten Theile uͤberzeugen kann. Nachdem ich somit die verschiedenen Theile des nach meiner Erfindung gebauten Rades beschrieben, habe ich nunmehr naͤher zu zeigen, worin die Neuheit, auf welche sich mein Patent stuͤzt, eigentlich besteht. Wie oben gesagt worden ist, bilden je zwei auf einander folgende Speichen b, b' die zwei Seiten eines gleichschenkeligen Dreiekes, dessen Basis die Achsenbuͤchse oder Nabe d ausmacht; wenn daher die Platte g der Platte c angenaͤhert wird, so werden sich die Speichen b' den Speichen b naͤhern; d.h. sie werden streben eine mehr senkrechte Stellung zu bekommen, wodurch der Umfang der Felgen ausgedehnt wird und das ganze Rad mehr Festigkeit bekommt. Wenn daher die Speichen lose werden, so lassen sie sich durch Anziehen der Schraube g sogleich wieder befestigen. Auch ist zu bemerken, daß ein meiner Angabe gemaͤß gebautes Rad in weit kuͤrzerer Zeit und mit weit geringeren Kosten ausgebessert werden kann, als ein gewoͤhnliches Rad; denn man braucht bloß die Platte g so weit abzunehmen, daß man die fehlerhaft gewordene Speiche herausnehmen und eine andere dafuͤr einsezen kann, wo dann das Rad durch Anziehen der Schraube g wieder hergestellt seyn wird. Fig. 12 zeigt eine andere Einrichtung zum Ausdehnen der Speichen und Felgen. Hier werden naͤmlich die Speichen, die man bei a, a von der Seite und nur zum Theil sieht, von den Platten c, c und den Bolzen und Schraubenmuttern d, d an Ort und Stelle erhalten. Wenn nun die Speichen so eingerichtet sind, daß sie an ihrem inneren Ende b, b einen kleineren Kegel bilden, als ihn das Aeußere der Buͤchse oder Nabe e, e bildet, so erhellt offenbar, daß man durch Anziehen der Schraubenmuttern an den Bolzen d, d, den Kegel e, e durch die von den Speichen gebildete kegelfoͤrmige Oeffnung, und dadurch das Ganze nach Außen gegen die Felgen treiben wird. Das Ganze sieht dann, wenn es zusammengeschraubt wird, so aus, wie man es in Fig. 12 bei A sieht. Meine Verbesserungen an den Wagen selbst ersieht man aus Fig. 13 und 14, wo die zur Erlaͤuterung derselben noͤthigen Theile abgebildet sind, a ist die Achse des Wagens, und b, b eine Buͤchse oder eine Trommel, deren eines Ende in Fig. 13 als abgenommen dargestellt ist, damit man deren Inneres um so deutlicher daraus ersehen koͤnne. Diese Buͤchse enthaͤlt eine Spiralfeder c, c, welche mit dem einen Ende an der Achse a, und mit dem anderen an der Buͤchse b, b befestigt, und daher sowohl in ihrer Wirkung, als in ihrem Baue der Hauptfeder einer Uhr nicht unaͤhnlich ist. Um den Umfang der Trommel oder Buͤchse b, b ist der lederne Riemen d, d, d gewunden, welcher bei dem Punkte e an der Trommel, bei g hingegen an der Tragstange f, f befestigt ist; diese leztere selbst ist bei h, h an die Deichseln oder an irgend einen geeigneten Theil des Wagens gebolzt. Wenn daher bei dieser Einrichtung das Gewicht des Wagens vermehrt wird, so ist offenbar, daß dieses Gewicht ein Bestreben haben wird, den Koͤrper oder Kasten des Wagens herabzudruͤken, indem der Riemen d, d herumgezogen wird, so daß sich die Trommel oder die Buͤchse b, b um die Achse a dreht, wodurch die Spiralfeder c, c zum Theil aufgewunden wird. Ich bediene mich bei der Anwendung dieser Erfindung zweier solcher Buchsen und Federn, wie man sie in Fig. 14 sieht; die Bewegung des Wagens wird hiebei beinahe mit jener eines Wagens mit gewoͤhnlichen Federn correspondiren. Da jedoch bei dieser Einrichtung irgend ein Apparat erforderlich ist, der die Achse verhindert emporzusteigen und in einer ungeeigneten Richtung herabzufallen, so sieht man in Fig. 13 und 14 eine Vorrichtung dieser Art angebracht. Zwei flache Stahlstaͤbe i, i sind mit einem ihrer Enden bei j, j an die vorspringenden Raͤnder der Achse gebolzt, waͤhrend sie mit ihrem anderen Ende durch Bolzen an die Knoͤchelgelenke k, k gebolzt sind. Der Wagen beschreibt demnach, wenn er sich um seine Federn schwingt, bei dieser Einrichtung eine Curve, welche durch die Linie l, l angedeutet ist, und welche ein Segment eines Kreises ist, an dem die Staͤbe i, i die Radien, die Knoͤchel k, k hingegen den Mittelpunkt bilden. Die Bewegung des Wagens ist also beinahe senkrecht und so groß, als es zu allen praktischen Zweken erforderlich ist. Meine Erfindung an den Wagenraͤdern bezieht sich demnach nicht auf die verschiedenen bekannten Theile derselben, sondern lediglich auf eine solche Anordnung der Speichen, daß sie die Felgen ausdehnen koͤnnen, wodurch sowohl die Verfertigung als Ausbesserung der Raͤder bedeutend erleichtert wird. Als meine Erfindung an den Wagen selbst erklaͤre ich die Anwendung einer Spiralfeder und einer Trommel oder Buͤchse anstatt der gewoͤhnlichen Federn, und die Art der Verbindung der Achse mit dem Koͤrper oder Kasten des Wagens.

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