Titel: Ueber die Anwendung der Brennmaterialien in den Hohöfen; von P. Berthier.
Fundstelle: Band 59, Jahrgang 1836, Nr. V., S. 37
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V. Ueber die Anwendung der Brennmaterialien in den Hohoͤfen; von P. Berthier. Aus den Annales de Chimie et de Physique. Julius 1835, S. 264. Berthier, uͤber Anwendung der Brennmaterialien in Hohoͤfen. Bis auf die neueste Zeit hat man fuͤr die Hohoͤfen und uͤberhaupt alle Oefen, die mit einem Strom comprimirter Luft gespeist werden, den anzuwendenden Brennmaterialien zuvor den groͤßten Theil ihrer fluͤchtigen Bestandtheile entzogen; man wandte naͤmlich Holz und Torf nur im verkohlten Zustande und Steinkohlen nur als Kohks an. Man machte sich keine richtige Vorstellung von dem Proceß in den hohen Oefen; und daraus, daß zur Erzielung einer sehr hohen Temperatur in kleinen Feuerstellen, wie z.B. der Schmiedeessen etc., nur verkohlte Brennmaterialien angewandt werden duͤrfen, schloß man faͤlschlicher Weise, daß fuͤr Oefen von jeder Groͤße dasselbe gelte. Zwar hatte man an einigen Orten und zu verschiedenen Zeiten versucht die Holzkohlen bei den Hohoͤfen durch Holz zu ersezen; die alten Versuche blieben aber erfolglos, weil sie nicht gehoͤrig geleitet und abgeaͤndert, besonders aber, weil sie nicht mit Ausdauer verfolgt wurden. Seit einigen Jahren hat man sie jedoch auf eine verstaͤndigere Weise wieder aufgenommen und sie sind vollkommen gelungen; das alte Vorurtheil ist daher auch jezt ganz verschwunden. Es ist gegenwaͤrtig erwiesen, daß man beinahe alle Arten von Steinkohlen, ohne sie vorlaͤufig in Kohks zu verwandeln, in den Hohoͤfen anwenden kann; seit einigen Jahren werden sie auch in mehreren Gegenden Englands und in anderen Laͤndern gewoͤhnlich in rohem Zustande gebraucht; man ersieht auch aus den Analysen, die ich in meiner Abhandlung uͤber die Brennmaterialien Diese schaͤzbare Abhandlung findet man im Polytechnischen Journal Band LVII. S. 391.A. d. R. mitgetheilt habe, daß sogar gewisse magere Steinkohlen, die beim Gluͤhen bis 45 Procent an Gewicht verlieren, zu diesem Zwek eben so gut angewandt werden koͤnnen, wie die fetten Steinkohlen. Es scheint uͤberdieß, daß jede Steinkohle, die nicht außerordentlich schmelzbar ist, oder welche sich beim Erhizen nicht zu stark aufblaͤht, ohne vorlaͤufige Verkohlung gebraucht werden kann. Holz als solches wird in den Hohoͤfen des Urals angewandt, welche mitten in ungeheueren Waͤldern liegen; neulich versuchte man dieß auch, und zwar mit bestem Erfolge, in dem Hohofen von Sargans in der Schweiz und man ist dort auch uͤberzeugt, daß wenn man ein Mittel besaͤße, den Torf dicht und zaͤhe zu machen, er sogar unverkohlt mit großem Vortheil angewandt werden koͤnnte. Es ist jezt uͤber allen Zweifel erwiesen, daß so oft das Brennmaterial beinahe ohne Kosten bis an den Hohofen geliefert werden kann, es vortheilhaft ist, dasselbe ohne vorlaͤufige Verkohlung anzuwenden, und wenn auch nicht immer gaͤnzlich so, wenigstens nur in gewissen Verhaͤltnissen mit Holzkohlen oder Kohks gemengt; es versteht sich jedoch, daß das Holz und der Torf durch freiwilliges Austroknen an der Luft zuvor so viel als moͤglich aller Feuchtigkeit beraubt seyn muͤssen. Um den Grund dieses Vortheils einzusehen, muß man sich von dem Hergang in einem Hohofen Rechenschaft geben koͤnnen; und obgleich die Erscheinungen darin gewiß sehr complicirt sind, so kann man doch die Hauptwirkungen nachweisen. Das Erz und das Brennmaterial werden durch den oberen Theil in die Hohoͤfen geworfen, und zwar in regelmaͤßigen Zwischenraͤumen, so daß sie in dem sogenannten Schacht abwechselnde Schichten bilden. In diesem Raum erhizt sich das Erz in dem Maaße als es weiter hinabgelangt und faͤngt an sich zu reduciren; wenn es endlich in den sogenannten Kohlensak kommt, welches der breiteste Theil des Ofens ist, so hat es schon eine sehr hohe Temperatur erlangt; dort wird es vollstaͤndig reducirt und verwandelt sich in ein Gemenge von bereits sehr kohlenstoffreichem Eisen (Roheisen) mit Schlaken; dieses Gemenge ist schon so stark erhizt, daß sich die beiden Substanzen, woraus es besteht, in weichem oder halbfluͤssigem Zustande befinden. Wenn dasselbe endlich unter den Wind der Form kommt, so ist es einer außerordentlich hohen Temperatur ausgesezt, wird vollkommen fluͤssig und faͤllt in den Heerd, wo das Roheisen und die Schlaken sich wegen ihres verschiedenen Eigengewichts nach und nach vollstaͤndig von einander absondern. Hinsichtlich des Brennmaterials ist zu beruͤksichtigen, daß dasselbe, sobald es in den Schacht gelangt, eine große Menge Wasser fahren laͤßt, und dann, indem es sich erhizt, dieselben gasfoͤrmigen Substanzen und brennbaren Daͤmpfe entbindet, welche man bei der Verkohlung erhaͤlt; leztere enthalten folglich immer weniger Sauerstoff und in einer gewissen Tiefe muß das Brennmaterial endlich vollkommen verkohlt seyn. Man hat die Stelle des Ofens, wo die Verkohlung vollstaͤndig ist, noch nicht durch Versuche ausgemittelt, was wohl geschehen koͤnnte; sie muß uͤbrigens unter verschiedenen Umstaͤnden und besonders nach der Beschaffenheit jedes Brennmaterials eine andere seyn. Uebrigens kann man meiner Meinung nach nicht annehmen, daß das Brennmaterial noch fluͤchtige Substanzen enthaͤlt, wenn es einmal bis in den unteren Theil des Schachts gelangt ist; man glaubte fruͤher aus dem Zustande, in welchem Holzstuͤke, die man in einen Hohofen durch die obere Oeffnung warf, in der Linie der Form aufgefunden wurden, das Gegentheil folgern zu muͤssen, aber diese Erscheinung wurde gewiß unrichtig erklaͤrt. Das Brennmaterial wird naͤmlich in dem unteren Theil des Schachts einer viel hoͤheren Temperatur ausgesezt, als die angehende Weißgluͤhhize ist, die bekanntlich zur vollstaͤndigen Verkohlung eines jeden hinreicht; und da es daselbst erst nach 8 bis 10stuͤndigem Verweilen in dem Ofen anlangt, waͤhrend welcher Zeit seine Temperatur stufenweise erhoͤht wurde, so mußte es schon auf seinem Wege den groͤßten Theil feiner fluͤchtigen Bestandtheile verlieren, wenn es sie auch nicht schon viel fruͤher ganz abgegeben hatte. Ich kann uͤberdieß durch positive Thatsachen beweisen, daß die Kohle, welche sich im Niveau mit der Form befindet, nicht die geringste Spur von diesen Substanzen zuruͤkhaͤlt. Hr. Robin, Huͤttendirector der HH. Dietrich im Depart. des Unterrheins und Hr. Mineningenieur Bineau zogen auf mein Verlangen Stuͤke von Holzkohlen durch die Abstichoͤffnung der Schlaken heraus, jener aus dem Hohofen von Niederbrunn und dieser aus dem von Pissoz. Sie brachten diese Holzkohlenstuͤke noch rothgluͤhend in ganz trokene Glasflaschen, welche sogleich getheert wurden, und uͤberschikten sie mir. Der Mineningenieur von Senarmont, damals bei der Huͤttendirection von Decazeville angestellt, hatte die Gefaͤlligkeit aus einem der Oefen, die man mit Steinkohlen speist, von den im Heerd befindlichen Kohksstuͤken einige herauszuziehen. Nun verloren aber diese drei Muster, als ich sie in einem Platintiegel eine halbe Stunde lang einer Hize von mindestens 50 bis 60 Pyrometergraden aussezte, nur hoͤchstens 0,005 an Gewicht, was man einem Anfang von Verbrennung zuschreiben muß. Die Kohksstuͤke enthielten noch allen Schwefelkies der Steinkohlen, wovon sie herruͤhrten, aber durch die Hize auf Protosulfurid reducirt. Zu Niederbrunn gewinnt man die Holzkohlen aus Buchenholz und zu Pissoz aus Fichtenholz, woraus man vorher das Harz auszieht. Erstere lieferte mir 0,015 und leztere 0,02 Asche. Die Asche von beiden enthaͤlt dieselben Bestandtheile wie gewoͤhnliche, naͤmlich viel Kalk, etwas Kieselerde und eine betraͤchtliche Menge kohlensaures Kali. Das Vorkommen von Alkali in diesen Aschen ist eine merkwuͤrdige Thatsache, welche meine Aufmerksamkeit erregte, aber die Versuche, welche ich anstellte, stellen sie außer Zweifel. Es ist sehr sonderbar, daß das Kali, da es doch mehrere Stunden in inniger Beruͤhrung mit einem großen Ueberschuß von Kohle einer außerordentlich starken Hize ausgesezt ist, nicht zu Metall reducirt wird, oder sich wenigstens nicht verfluͤchtigt, ohne sich zu reduciren. Die Kohle von Niederbrunn lieferte beim Probiren mit Bleiglaͤtte 33,1 Blei und die von Pissoz 32,8; also beide beinahe eben so viel als reine Kohle, abgesehen von der Asche, geben wuͤrde. Hieraus konnte man schon schließen, daß die aus den Hohoͤfen genommene Kohle keinen Stikstoff enthaͤlt, wovon man faͤlschlich das Gegentheil in Deutschland behauptet hatte: ich glaubte mich aber dessen ungeachtet von der Unrichtigkeit dieser Angabe noch auf andere Weise versichern zu muͤssen, und sezte daher 5 Gramm dieser gepulverten Kohlen mit 5 Gramm Kali und etwas Eisenfeile in einem eisernen Tiegel der Rothgluͤhhize aus; die Masse wurde nach dem Erkalten in Wasser aufgeweicht, die Fluͤssigkeit mit Essigsaͤure gesaͤttigt und mit einer Aufloͤsung von Eisenchlorid versezt, wodurch aber kein Niederschlag entstand; es hatte sich folglich keine Cyanverbindung gebildet, was doch haͤtte geschehen muͤssen, wenn die Kohlen Stikstoff enthalten haͤtten. Bekanntlich ziehen die gewoͤhnlichen Kohlen sehr schnell Wasser aus der Luft an; im Durchschnitt 7 Proc., und zwar um so weniger, je mehr fluͤchtige Stoffe sie enthalten, so daß z.B. die rothe Kohle von der Pulverfabrik in Angoulème nur 0,04 absorbirt, alle in der Weißgluͤhhize calcinirten Kohlen hingegen bis 0,12 oder 0,13Man vergleiche uͤber diese rothe Kohle und uͤber die Brennmaterialien uͤberhaupt Berthier's vorher angefuͤhrte Abhandlung.A. d. R.. Ganz anders verhalten sich hingegen die Kohlen, welche der Temperatur der Hohoͤfen ausgesezt wurden; ich fand, daß 50 Gr. Niederbrunner Kohle, in Stuͤken, im Winter in einem ungeheizten Zimmer der Luft ausgesezt, nur um 0,2 Gr., weniger als 1/2 Proc., an Gewicht zunahmen und daß sie nach drei Monaten beim Ausgluͤhen nur 0,015 an Gewicht verloren: sie sind also ganz und gar nicht hygroskopisch. Uebrigens brennen sie leicht und ohne Flamme, wie gewoͤhnliche calcinirte Kohlen. Da die Luft, welche durch die Geblaͤse in den Hohofen getrieben wird, in großem Ueberschuß durch die Form zustroͤmt und anfangs nur reine Kohle zu durchstreichen hat, so kann in dem unteren Theile der Rast offenbar nur Kohlensaͤure entstehen. Weiter oben und wenn der Sauerstoff der Luft groͤßten Theils verzehrt ist, muß die Kohlensaͤure, welche dann in den Gasen in großer Menge enthalten ist, auf die stark erhizte Kohle wirken, einen Theil davon aufloͤsen und Kohlenoxydgas erzeugen. Im Schacht sind die Erscheinungen verwikelter: im Kohlensak, gegen seine Vereinigung mit der Rast hin, ist wahrscheinlich das Brennmaterial noch nicht stark genug, aber doch schon bedeutend erhizt; es muͤssen sich hier also Gase und Daͤmpfe bilden, die sehr reich an Kohlenstoff und Wasserstoff und folglich ganz besonders geeignet sind, die vollstaͤndige Reduction des im Erz enthaltenen Eisenoxyds zu bewirken und zu vollenden. Im mittleren Theil des Schachts finden aͤhnliche Erscheinungen Statt; da aber die brennbaren Gase und Daͤmpfe, das Kohlenoxyd und die Kohle selbst in bedeutender Menge durch den Sauerstoff des Eisenoxyds verbrannt werden muͤssen, so muß sich hier Wasserdampf und wieder Kohlensaͤure bilden. In dem oberen Theil endlich, wo die kalten Materialien hineingeworfen werden, kann der Wind, dessen Temperatur sich schon sehr vermindert hat, nur die Wirkung haben, diese Materialien zu erhizen (wodurch er sich selbst noch mehr abkuͤhlt) und daraus viel Wasser zu entwikeln, so wie Gase und Daͤmpfe, die nur sehr wenig Kohlenstoff enthalten koͤnnen. In einem Hohofen, welcher bloß mit calcinirten Kohlen oder Kohks gespeist wuͤrde, koͤnnte die Reduction des Erzes nur auf Kosten des Kohlenstoffs Statt finden und sie geschaͤhe groͤßten Theils auf dem Wege der Vertauschung, wozu bekanntlich keine hohe Temperatur noͤthig ist, selbst wenn das Eisenoxyd mit Kieselerde chemisch verbunden ist. In diesem Falle waͤren auf einen Theil Eisen zur bloßen Reduction des Oxyds unter der guͤnstigsten Voraussezung 0,20 Kohle erforderlich. Bei dem gewoͤhnlichen Verfahren muͤssen aber die Daͤmpfe, welche das Brennmaterial in der Weißgluͤhhize ausgibt, maͤchtig zur Reduction beitragen. Wenn man endlich Steinkohlen oder Holz in ihrem natuͤrlichen Zustande anwendet, erfolgt die Reduction des Erzes wahrscheinlich bloß durch die Gase und Daͤmpfe. Da diese Gase und Daͤmpfe uͤberdieß sehr leicht zu entzuͤnden sind, so muͤssen sie vorzugsweise vor der Kohle brennen. Man muß folglich durch sie betraͤchtlich an Kohle ersparen und man ersieht hieraus, wie vortheilhaft es ist, Steinkohlen und Holz in ihrem natuͤrlichen Zustande anzuwenden. Hinsichtlich des Holzes ist jedoch zu bemerken, daß, weil es eine sehr betraͤchtliche Menge Wasser enthaͤlt, waͤhrend der Verbrennung viel Waͤrmestoff zur Verdampfung dieses Wassers rein verloren geht. Wahrscheinlich wuͤrden sich also die Hohoͤfen besser mit rother Kohle als mit Holz betreiben lassen, und da in der Voraussezung, daß sich diese Kohlensorte in Meilern darstellen ließe, die Kosten der Handarbeit durch die Ersparniß an Transportkosten reichlich ersezt wuͤrden, so scheint es mir, daß die Anwendung dieser Kohlenart in jeder Hinsicht sehr vortheilhaft seyn muͤßte. Die noch sehr heißen Gase, welche aus den Hohoͤfen durch die obere Oeffnung austreten, enthalten eine sehr große Menge Stikstoff, Kohlensaͤure und Wasserdampf; außerdem aber auch einen betraͤchtlichen Antheil brennbarer Substanzen, naͤmlich Wasserstoff, Kohlenwasserstoff und besonders Kohlenoxyd. Leitet man diese Gase in einen begraͤnzten Raum, z.B. in einen Flammofen, und vermischt sie dann, wenn dieser Raum hinreichend erhizt ist, in geeignetem Verhaͤltniß mit atmosphaͤrischer Luft, so brennen sie, und entwikeln dabei sehr viel Waͤrme; auch hat die Erfahrung gelehrt, daß sie sich sehr gut benuzen lassen. Ein geschikter Hammerschmied, Aubertot, versuchte dieß zuerst vor 25 Jahren; er fand zwar Nachahmer, man weiß aber die Wichtigkeit seiner Erfindung bei weitem noch nicht genug zu schaͤzen; ich habe daruͤber im Journal des mines (Jahrgang 1814, Bd. 35, S. 374) eine ausfuͤhrliche Abhandlung mitgetheilt. Da die aus den Hohoͤfen entweichenden Gase desto mehr entzuͤndbare Substanzen enthalten, je groͤßer der Gehalt des angewandten Brennmaterials an fluͤchtigen Stoffen ist, so darf man sie besonders in lezterem Falle nicht in die Luft entweichen lassen, und nur wenn man diese Gase verbrennt, ist es wirklich sehr vortheilhaft rohe Steinkohlen und Holz in den Hohoͤfen anzuwenden. Da aber das Holz, wenn es in den Ofen kommt, bei der ersten Einwirkung der Hize viel Wasser verliert, so muͤssen sich bei jedesmaliger Beschikung die Gase nicht nur durch den erzeugten Wasserdampf sehr abkuͤhlen, sondern wegen einer so großen Masse Wasser auch sehr schwer zu verbrennen seyn. Schon deßwegen muͤßte es vortheilhaft seyn, wenn man das Holz zuvor in rothe Kohle verwandeln wuͤrde. Man hat vorgeschlagen den Kernschacht der Hohoͤfen zu beseitigen, indem man die oben austretende Flamme in Flammoͤfen anwenden wuͤrde, und hoffte dadurch die Construction des Ofens zu vereinfachen und die Manipulationen zu erleichtern. Man wuͤrde in den Flammoͤfen die Brennmaterialien verkohlen, die Erze calciniren und sogar reduciren und sie dann in regelmaͤßigen Zwischenraͤumen in den Hohofen treiben. Meiner Meinung nach waͤre eine solche Einrichtung aber durchaus nicht vortheilhaft, denn man haͤtte eigentlich bloß anstatt eines senkrechten Schachts einen horizontalen, wobei die Arbeit nicht erleichtert, sondern nur beschwerlicher waͤre, weil man jeden Augenblik die Beschikung im Flammofen weiter ruͤken muͤßte, bis sie in den Hohofen gefallen waͤre; dieß erfolgt aber Alles in den senkrechten Schichten, so wie man sie gegenwaͤrtig hat, von selbst. Alsdann koͤnnte man auch keine Luft in den Flammofen streichen lassen, weil man darin bloß has Erz zu reduciren und das Brennmaterial zu verkohlen beabsichtigt; nun habe ich aber schon oben bemerkt, daß die verlorenen Gase nicht durch ihre eigene Waͤrme eine nuͤzliche Anwendung gestatten, sondern nur durch diejenige, welche sie beim Verbrennen entwikeln. Der Schacht bietet uͤbrigens bei den Hohoͤfen meiner Meinung nach nur sehr wenig Unbequemlichkeit und dagegen sehr große Vortheile dar. Bekanntlich ist es durchaus noͤthig, daß das Erz, ehe es in den Heerd wo es schmelzen muß, gelangt, mit der brennbaren Substanz lange genug in Beruͤhrung bleibt, damit sich alles Eisenoxyd vollkommen reduciren kann, weil sonst die Schlaken viel davon zuruͤkhalten wuͤrden. Da nun die Reduction gewoͤhnlich, wenigstens groͤßten Theils, durch Caͤmentation erfolgt, so erfordert sie eine lange Zeit, und zwar im Durchschnitt nicht weniger als zwoͤlf Stunden. Das Erz muß also beilaͤufig diese Zeit zum Durchlaufen des Raums zwischen dem oberen Theil des Ofens und der Form brauchen. Man erfuͤllt diese Bedingungen, indem man dem Schacht angemessene Dimensionen gibt, die um so groͤßer seyn muͤssen, je schneller die Arbeit von Statten geht, d.h. je mehr Roheisen man in einer bestimmten Zeit erhaͤlt und je mehr Wind das Geblaͤse liefert. Man kann uͤbrigens die Hoͤhe des Schachts vermindern, wenn man seinen Durchmesser vergroͤßert, indem die Dauer des Verweilens des Erzes im Ofen die einzige wesentliche Sache ist. Indem man vorschlug, den Schacht bei den Hohoͤfen wegzulassen, glaubte man ohne Zweifel dadurch den Brennmaterial-Verbrauch zu vermindern, indem man voraussezte, daß hievon um so mehr verbrennt, je groͤßer der Hohlraum der Oefen ist; dieß ist aber eine irrige Annahme. Die Verbrennung der Kohle erfolgt im unteren Theil der Rast und hauptsaͤchlich in der Naͤhe der Form; die Luft ist, wenn sie in den Schacht gelangt, ihres Sauerstoffs beinahe ganz beraubt, so daß sie beim Durchstreichen dieses Raums keine andere Wirkung hervorbringt, als daß sie die Substanzen, womit sie in Beruͤhrung kommt, erhizt und also den Waͤrmestoff wieder abgibt, den sie in den unteren Theilen des Hohofens aufnahm. Dessen ungeachtet wird Brennmaterial verzehrt; dieß ist aber bei allen Systemen unvermeidlich und ruͤhrt her: 1) von der Wirkung der Hize, welche aus dem angewandten Brennmaterial die fluͤchtigen Substanzen aller Art entbindet; 2) von der Wirkung des Eisenoxyds auf den Wasserstoff und Kohlenstoff, die es verbrennt, indem es sich reducirt; und 3) endlich, von der Aufloͤsung der stark erhizten Kohle in dem kohlensauren Gas, welches in der Naͤhe der Form den Sauerstoff der Luft ersezt hat, wodurch viel Kohlenoxydgas entsteht. Man muß also bei jedweder Einrichtung des Hohofens, wenn man aus dem Brennmaterial den groͤßten Nuzen ziehen will, alle aus der oberen Oeffnung austretenden Daͤmpfe verbrennen und verwenden. Man koͤnnte diese Daͤmpfe z.B. zum Calciniren oder Roͤsten der Erze, zum Erhizen der Geblaͤseluft, ehe dieselbe durch die Form in den Ofen gelangt, anwenden. Zum Roͤsten waͤre es weder bequem noch oͤkonomisch, sich eines Flammofens zu bedienen, weil die Handarbeit bei der Bedienung eines solchen Ofens zu viele Kosten verursachen wuͤrde: viel besser ist es, einen gewoͤhnlichen prismatischen Ofen anzuwenden, einen Kalkofen z.B., in welchen man die Gase gleichzeitig mit einem Luftstrom von angemessenem Volumen treten laͤßt. Dieß thut man seit einigen Jahren mit Erfolg auf mehreren Huͤtten, wie in Bendorf bei Coblenz, wo Spatheisenstein verarbeitet wird. Wenn man das Erz durch Vermengung mit Kohlenloͤsche, Torf, Saͤgespaͤnen etc. zugleich zum Theil reduciren wollte, so muͤßte man dafuͤr sorgen, daß in den Calcinirofen nur so viel Luft gelangt, als zum Verbrennen der brennbaren Daͤmpfe durchaus noͤthig ist. Das Roͤsten, wobei Luftzutritt noͤthig ist, kann hingegen nur in Flammoͤfen vorgenommen werden; mit den Eisenerzen nimmt man jedoch diese Operation nur selten vor, weil die Kosten der Handarbeit den Preis des Eisens zu sehr erhoͤhen wuͤrden. Die Hize, welche die aus den Hohoͤfen tretenden Gase erzeugen koͤnnen, ist, wenigstens bei Anwendung vegetabilischer Brennmaterialien, mehr als hinreichend, um die Luft, welche durch die Form eintreten muß, gehoͤrig zu erhizen, d.h. auf 200 oder 300º C., wie man sie allgemein seit einigen Jahren anwendet. Das Verfahren auf der Huͤtte von Sargans beweist, daß man diese Gase, ehe man sie in den Apparat zum Erhizen der Luft fuͤr die Geblaͤse treten laͤßt, noch zum Roͤsten in Flammoͤfen oder zu irgend einer analogen Operation anwenden kann, und ich habe mich auf mehreren Huͤtten in Deutschland uͤberzeugt, daß wenn man diese Gase unmittelbar und ohne Vorsichtsmaßregeln in die gußeisernen Luftroͤhren gelangen laͤßt, leztere oft so weich werden, daß sie nachgeben und sogar stellenweise vollkommen schmelzen. Die Ersezung der kalten Luft durch heiße war fuͤr die Hohoͤfen (und Schmieden) eine wesentliche Verbesserung; man verbraucht dabei bedeutend weniger Brennmaterial, oft nur halb so viel, und zugleich konnte die taͤgliche Production beinahe verdoppelt werden. Es wurden mehrere Theorien ersonnen, um sich diese schoͤnen Resultate zu erklaͤren und man stellte zuerst die Ansicht auf, daß sie durch den Waͤrmestoff hervorgebracht werden, welcher durch die vorher erhizte Luft in den Heerd gelangt; bei einigem Nachdenken findet man aber bald, daß diese Erklaͤrung keinen Halt hat. Allerdings erhoͤht die durch die erhizte Luft zugefuͤhrte Waͤrme merklich die Temperatur in dem Heerd; wenn dieß aber ihre einzige Wirkung waͤre, so begreift man nicht, warum an Brennmaterial erspart wird, und man sollte eher vermuthen, daß davon mehr verzehrt wuͤrde: denn um die Luft außerhalb des Ofens zu erhizen, muß man voluminoͤse Apparate anwenden, die viel Brennmaterial erfordern, welches also rein verloren geht; ist es nun nicht offenbar, daß man auf eine oͤkonomischere Weise die Temperatur im Heerd erhoͤhen koͤnnte, entweder, indem man die Beschikung etwas vermindert, oder indem man die Geschwindigkeit oder Spannung des Windes erhoͤht, weil sich in beiden Faͤllen alle entbundene Waͤrme auf die zu schmelzenden Substanzen werfen wuͤrde, ohne daß aͤußerlich welche verloren ginge. Ich schlage eine andere Erklaͤrung vor, der man nun allgemein beizustimmen scheint. Nach meiner Meinung ruͤhren diese Erscheinungen einzig daher, daß die Luft, indem sie durch ihre Erhizung bedeutend mehr chemische Wirksamkeit erlangt, von dem ersten Augenblik an mehr Sauerstoff abgibt und folglich dasselbe Gewicht von erhizter Luft mehr Kohle verbrennt als von kalter. Die Temperatur, welche in einem mit Brennmaterial erfuͤllten Raume mit der in der Zeiteinheit verbrannten Quantitaͤt im Verhaͤltniß steht, muß also nach meiner Hypothese im ersteren Falle viel hoͤher seyn, als im zweiten. Wenn, was hoͤchst wahrscheinlich ist, die heiße Luft fast allen ihren Sauerstoff nicht weit uͤber der Form abgibt, so concentrirt sich die Verbrennung dann fast ganz im Heerd und die oberen Theile werden bloß durch den Waͤrmestoff erhizt, welchen die von den unteren Theilen aufsteigenden Gase fahren lassen. Zwei Bedingungen sind wesentlich, um gutes Roheisen zu erhalten und alles in den Erzen enthaltene Eisen zu gewinnen: erstens muß die Temperatur in dem Heerd sehr erhoͤht seyn, damit das Metall und die Schlaken recht fluͤssig werden und sich so vollstaͤndig als moͤglich von einander trennen. Zweitens muß das Erz lange genug in dem Ofen verweilen, damit das Eisenoxyd uͤber der Form vollstaͤndig reducirt wird, weil es sonst zum Theil in den Schlaken rein verloren ginge: um diese zweite Bedingung zu erfuͤllen, gibt man dem Schacht eine angemessene Groͤße; die Temperatur braucht aber darin nicht sehr hoch zu seyn, weil sich das Eisenoxyd schon unter der Weißgluͤhhize leicht reducirt und bei einer starken Hize nicht nur unnoͤthiger Weise Brennmaterial verbraucht wuͤrde, sondern auch das Erz zu schnell erweicht werden koͤnnte, so daß es durch die Kohlen in den Heerd herabfallen koͤnnte, noch ehe es vollstaͤndig reducirt waͤre. Damit bei Anwendung kalter Luft der Heerd die noͤthige Temperatur erlangen kann, regulirt man die Beschikungen und die Bewegung der Geblaͤse so, daß innerhalb einer gewissen Zeit eine hinreichende Menge Kohle verbrennt; wenn nun nicht heiße, sondern kalte Luft durch die Form eindringt, so gibt sie ihren Sauerstoff in dem Heerd nicht vollends ab, so daß in der Rast und in dem Schacht noch eine betraͤchtliche Verbrennung Statt findet, welche hingegen bei heißer Luft fast null ist; bei Anwendung lezterer bemerkt man auch in der Regel eine auffallende Abkuͤhlung in den oberen Theilen der Oefen. Auf diese Art erklaͤrt sich die große Ersparung an Brennmaterial bei dem neuen SchmelzverfahrenHr. Prof. Bernoulli hat die Wirkung der heißen Luft im Wesentlichen auf dieselbe Art erklaͤrt. Man vergl. Polyt. Journal Bd. LV. S. 51.A. d. R. sehr gut. Bei beiden Methoden wird zur Verbrennung derselben Menge Brennmaterial auch dieselbe Quantitaͤt Luft verbraucht und man fand, daß sich die absolute Menge des in 24 Stunden verzehrten Brennmaterials beinahe gar nicht aͤnderte, als man die kalte Luft durch heiße ersezte; man hat auch fast nirgends die Geschwindigkeit des Kolbens der Geblaͤse abgeaͤndert; um aber dasselbe Gewicht Kohle in den die Form umgebenden Theilen zu verbrennen, ist viel weniger heiße als kalte Luft erforderlich: da uͤberdieß der Gehalt der Luft an Stikstoff, einem unwirksamen und abkuͤhlenden Koͤrper, bedeutend ist, so muß auch in dieser Hinsicht die heiße Luft zur Erzielung einer hohen Temperatur im Heerd vortheilhafter seyn. Wenn meine Theorie richtig ist, so waͤre es moͤglich, durch Versuche den geeignetsten Temperaturgrad fuͤr die Luft zu bestimmen; denn er braucht offenbar nur so hoch zu seyn, daß sie allen ihren Sauerstoff an das weißgluͤhende Brennmaterial, womit sie unmittelbar in Beruͤhrung kommt, abgeben kann. Eine groͤßere Hize koͤnnte nur unbedeutende Vortheile gewaͤhren, welche den noͤthigen Aufwand bei weitem nicht lohnen wuͤrden. Da aber nicht alle Kohlenarten gleich leicht zu entzuͤnden sind, so muß man nach der Beschaffenheit eines jeden Brennmaterials die Luft verschieden stark erhizen. So reichen 150 bis 200º C. fuͤr Holzkohlen hin und es scheinen 300º und noch mehr fuͤr Hohoͤfen erforderlich zu seyn, die mit Steinkohlen gespeist werden. Wahrscheinlich wuͤrde der Anthracit eine noch hoͤhere Temperatur erfordern; derselbe hat bekanntlich nur den Fehler, daß er beim Decrepitiren zu Pulver zerfaͤllt. Aus dem Vorhergehenden folgt auch, daß durch die Anwendung heißer Luft das Ausschmelzen des Eisens mit Steinkohlen mehr verbessert wurde, als das mit Holzkohlen. Die Wirkung der heißen Luft auf die Brennmaterialien erklaͤrt endlich auch die sonderbare und bekannte Thatsache, daß man beim Speisen der Oefen mit kalter Luft zum Ausbringen derselben Menge Roheisen beinahe zwei Mal so viel Kohks als Holzkohlen braucht, obgleich diese beiden Brennmaterialien beinahe gleiche Heizkraft haben: dieß fuͤhrt daher, daß die Kohks schwerer verbrennbar sind und also der kalten Luft unmittelbar viel weniger Sauerstoff als die Holzkohlen entziehen, und man folglich in den Heerd ein sehr betraͤchtliches Luftvolumen stroͤmen lassen muß, um in einer gewissen Zeit so viel Kohks zu verbrennen, daß die Temperatur hinreichend gesteigert wird; da diese Luft aber noch viel Sauerstoff enthaͤlt, so verzehrt sie in der Rast ohne Nuzen eine große Menge Brennmaterial. Es muͤssen folglich die mittleren und oberen Theile des Hohofens sehr stark erhizt werden, was auch wirklich der Fall ist: und daher kommt es ohne Zweifel, daß das mit Kohks gewonnene Roheisen kohlenstoffreicher wird, als das mit Holzkohlen dargestellte. Wenn das Ausschmelzen der Eisenerze mit heißer Luft einmal seine hoͤchste Vollkommenheit erreicht haben wird, so werden sich Kohks und Holzkohlen so ziemlich Gewicht fuͤr Gewicht ersezen. In Rußland wendet man die heiße Luft nicht an; seit einigen Jahren pflegt man aber die kalte Luft, welche man in die Hohoͤfen treibt, mehr oder weniger stark, und wie es scheint, bis auf 2 Zoll Queksilber zu comprimiren; dieß geschieht bei allen Hohoͤfen des Urals, die mit Holz oder Holzkohlen betrieben werden, und man versichert, daß bei dieser Methode viel Brennmaterial erspart wirdMan vergleiche hieruͤber den Aufsaz von Sobolewskoy im Polyt. Journale Bd. LVI. S. 206.A. d. R.. Da sich die Gasarten im comprimirten Zustande in der Regel leichter mit anderen Koͤrpern verbinden, so ist es moͤglich, daß die Luft unter einem Druk, welcher einer Queksilbersaͤule von zwei Zoll Hoͤhe entspricht, mehr Sauerstoff an die Kohle abgibt, als wenn sie nur durch das Gewicht der Atmosphaͤre gedruͤkt wird; dieß ließe sich durch Versuche entscheiden; es ist aber durchaus nicht wahrscheinlich, daß diese comprimirte Luft eine so rasche Verbrennung bewirkt, wie die erhizte, d.h. schon in den ersten Augenbliken eben so viel Sauerstoff abgibt. Damit die Luft im comprimirten Zustande oder mit einer großen Geschwindigkeit in den Hohofen gelangt, muß die Oeffnung, durch welche sie eintritt, einen gehoͤrig berechneten und kleinen Durchmesser haben; die aus dieser engen Muͤndung ausstroͤmende Luft muß aber wegen der großen Impulsion, welche sie erhielt, weit in den Heerd hinein dringen. Man macht auch den Ort der Verbrennung in der Breite enger, als bei Anwendung nicht comprimirter Luft; es muß folglich dort eine starke Hize entstehen, und es kann seyn, daß dann mehr Kohle in dem Heerd verbrennt, als wenn die Luft bloß unter dem Druk der Atmosphaͤre in den Ofen gelangt, was der Hauptpunkt ist. Jedenfalls muß aber die Hize um die Form herum, in der auf die des Windes senkrechten Richtung, sehr schnell abnehmen, und wahrscheinlich wuͤrden sich daher an den Seiten Anhaͤngsel bilden, wenn die Dimensionen des Heerdes nicht gehoͤrig reducirt wuͤrden. Die Hize nimmt in senkrechter Richtung zwar allmaͤhlich ab, muß aber doch weit hinauf sehr stark seyn, weil die Luft erst dann allen Sauerstoff verloren hat, nachdem sie eine Schicht Brennmaterial durchstrich, die wahrscheinlich nicht viel kleiner ist, als diejenige, welche erfordert wird, um kalter nicht comprimirter Luft ihren Sauerstoff zu entziehen. Bei der heißen Luft sind die Wirkungen verschieden und muͤssen meiner Meinung nach vortheilhaftere Resultate geben. Da die Luft, wenn man sie vorher stark erhizt, viel elastischer wird, so koͤnnte man sie nicht ohne einen betraͤchtlichen Aufwand von Triebkraft mit der Dichtigkeit der atmosphaͤrischen in den Ofen treiben; man zieht es daher allgemein vor, sie bis auf einen gewissen Punkt sich ausdehnen zu lassen und die Duͤsen und die Form hinreichend zu erweitern, damit die Geblaͤse ohne Vergroͤßerung der Triebkraft in der Zeiteinheit dasselbe Gewicht hineinschleudern, wie bei der Speisung mit kalter Luft. Bei dieser Methode wird der Ort der Verbrennung in der Richtung der horizontalen Dimensionen erweitert, hingegen wenig in der Hoͤhe, daher sich alle Hize in dem Heerd concentrirt, so daß man diesem eine sehr große Breite geben kann. Dieß sind nun aber gerade die Bedingungen, unter welchen die groͤßte Ersparniß an Brennmaterial, die vollstaͤndige Reduction des im Erze enthaltenen Eisenoxyds und die gaͤnzliche Scheidung des Roheisens von den Schlaken moͤglich ist. Wenn man durch verengerte Duͤsen erhizte und zugleich stark comprimirte Luft in einen Hohofen treiben wuͤrde, so waͤre der Ort der Verbrennung selbst in der Hoͤhe sehr beschraͤnkt und es muͤßte daselbst eine außerordentliche Hize entstehen; daraus ginge aber kein Vortheil hervor, denn sobald die Temperatur den hinreichenden Grad uͤberschreitet, muß nothwendig Brennmaterial unnuͤzer Weise verzehrt werden: außerdem waͤre in diesem Falle mehr Triebkraft erforderlich, fuͤr welche man nicht entschaͤdigt wuͤrde. Um die Luft zum Speisen der Hohoͤfen zu erhizen, hat man verschiedenartige Apparate construirtMan findet die zwekmaͤßigsten im Polyt. Journale Bd. LII. S. 100 und Bd. LV. S. 37 beschrieben und abgebildet.A. d. R.; in der Regel bestehen sie aber aus einer Reihe gußeiserner Roͤhren, die einerseits mit den Geblaͤsen communiciren und andererseits sich in Duͤsen endigen, welche den Wind in die Formen treiben. Diese Roͤhren werden aͤußerlich entweder durch die aus dem Hohofen tretenden Gase oder mittelst eines besonderen Feuerraumes erhizt. Hr. Cabrol hat kuͤrzlich eine neue Methode die Luft zu erhizen vorgeschlagen, wodurch nach ihm auch kohlenstoffhaltige oder reducirende Gase von hoher Temperatur in die Oefen getrieben werden sollen.Polyt. Journal Bd. LVII. S. 109.A. d. R. Er wandte sein Verfahren bei einem der Hohoͤfen in Alais vom 22. Januar bis zum 1. Maͤrz an, und die Resultate waren so vortheilhaft, daß die taͤgliche Ausbeute beinahe auf das Doppelte stieg und der Brennmaterial-Verbrauch fast auf die Haͤlfte vermindert wurde. Diese Angaben koͤnnen nicht bezweifelt werden; es fragt sich aber nur, ob seine Resultate eine Folge der kraͤftigen Wirkung der reducirenden Gase sind, welche der Apparat liefern soll, oder ob die Erhizung der Luft die einzige Ursache davon ist. Folgendes sind die Thatsachen. Unter den vortheilhaftesten Umstaͤnden lieferte der Hohofen in 24 Stunden 10,800 Kil. Roheisen und verzehrte 15,000 Kil. aus Rochebeller-Steinkohlen bereiteter Kohks. In derselben Zeit trieb das Geblaͤse 101,800 Kubikmeter Luft (auf 0º reducirt) in den Ofen, die beilaͤufig 130,000 Kil. wiegen und der Heizapparat verbrannte 2400 Kil. Rochebeller-Steinkohlen von der geringsten Sorte. Der Apparat, welchen wir nicht im Detail beschreiben duͤrfen, weil sich der Erfinder ein Patent darauf ertheilen ließ, besteht in der Hauptsache aus einem langen Flammofen, durch dessen Rost, der bestaͤndig mit Brennmaterial beschikt wird, die aus dem Regulator tretende Luft streicht. Bei dem Probeschmelzen waren die Gase bestaͤndig uͤber den Schmelzpunkt des Zinks erhizt, und wenn man das Feuer im Flammofen anfachte, kamen die Duͤsen schnell zum Rothgluͤhen. Ich habe die Steinkohle von Rochebelle analysirt; sie besteht aus: Kohle 0,681 Asche 0,104 Fluͤchtigen Stoffen 0,215 ––––– 1,000 Mit Bleiglaͤtte liefert sie 27,6 Blei, und da sie etwas Schwefelkies enthaͤlt, den ich nicht beruͤksichtigte, so entsprechen die 0,205 fluͤchtiger Stoffe, welche sie beim Gluͤhen ausgibt, hoͤchstens 0,135 Kohlenstoff. Diese Daten reichen zur Beurtheilung aller Wirkungen des Apparates hin. 2400 Kil. Rochebeller-Steinkohlen koͤnnen nicht mehr als 500 Kil. brennbarer oder reducirender Gase liefern; da sich diese 500 Kil. nun, ehe sie in den Hohofen treten, mit 130,000 Kil. atmosphaͤrischer Luft vermischen, so wuͤrde leztere von den reducirenden Gasen hoͤchstens 4/1000 ihres Gewichts oder beilaͤufig eben so viel dem Maaße nach enthalten. Dieser Antheil ist so unbedeutend, daß man ihm durchaus keinen großen Einfluß auf die erhaltenen Resultate zuschreiben kann. Wenn die Luft endlich, nachdem sie den Feuerraum durchstrich, wirklich 4/1000 reducirender Gase enthalten sollte, so muͤßte man annehmen, daß die Steinkohle sich auf dem Rost wie in einem geschlossenen Gefaͤße verhaͤlt und sich ohne Verbrennung zersezt, was unmoͤglich der Fall seyn kann, da dem Apparate die Luft in Ueberschuß zustroͤmen muß. Selbst diese Annahme zugegeben, muͤßten jedoch die reducirenden Gase vollstaͤndig zerstoͤrt werden, noch ehe der Wind in den Hohofen dringt, denn es ist gar nicht wahrscheinlich, daß sie auch nur einen Augenblik in einer so großen Masse Luft bestehen koͤnnten, die bis auf den Schmelzpunkt des Zinks erhizt ist. Cabrol's Apparat liefert also keine reducirenden Gase und erhizt bloß die Luft wie die alten Roͤhrenapparate, welchem Umstande allein die mit dem Hohofen von Alais erhaltenen Resultate zugeschrieben werden koͤnnen. Es ist dessen ungeachtet moͤglich, daß Cabrol's Verfahren die Luft zu erhizen, dem von den ersten Erfindern befolgten, hinsichtlich der Ersparung an Brennmaterial vorzuziehen ist. Die Huͤttenbesizer koͤnnen dieß nach den vorhergehenden Daten beurtheilen, woraus hervorgeht, daß man in Alais 1 Kil. Steinkohlen brauchte, um 54 Kil. atmosphaͤrischer Luft oder beilaͤufig 42 1/2 Kubikmeter auf den Schmelzpunkt des Zinks zu erhizen. Bei den Roͤhrenapparaten erfordert die Erhizung der Luft wegen der gußeisernen Behaͤlter und weil sie ein schlechter Waͤrmeleiter ist, jedenfalls mehr Brennmaterial; der Hohofen erhaͤlt dagegen aber auch vollkommen reine Luft. Bei Cabrol's Apparate erhizen sich alle Theilchen der Luft unmittelbar, indem sie nach einander mit brennender Steinkohle in Beruͤhrung kommen, so daß keine Waͤrme verloren geht und die Gase, welche in dem Raume brennen, den der Wind durchlauft, muͤssen uͤberdieß ihre Erhizung sehr erleichtern. Die aus diesem Apparate kommende Luft ist aber auch durch beigemischtes kohlensaures Gas und Wasserdampf sehr verschlechtert. Nach meinem Versuche mit Bleiglaͤtte braucht naͤmlich die Steinkohle von Rochebelle zu ihrer vollstaͤndigen Verbrennung beilaͤufig ihr doppeltes Gewicht Sauerstoff oder ihr 8 1/2 faches Gewicht atmosphaͤrischer Luft; die 2400 Kil., welche man davon auf dem Rost verbrennt, muͤssen also 4800 Kil. Sauerstoff aufnehmen, was mehr als der sechste Theil des in der erhizten Luft enthaltenen ist. Daraus ergibt sich auch, daß diese Luft in dem Augenblike, wo sie in den Hohofen gelangt, mit mehr als ein Zwanzigstel ihres Gewichts Kohlensaͤure und Wasserdampf gemischt ist. Hr. Cabrol macht selbst in seinem Aufsaze auf diese Sauerstoffabsorption durch die Steinkohle aufmerksam und scheint diesen Umstand als einen vortheilhaften zu betrachten. Es laͤßt sich nicht einsehen, worauf er diese Meinung gruͤndet; ich bin aber weit entfernt, ihr beizustimmen, sondern glaube im Gegentheil, daß, da man im Heerd eine moͤglichst hohe Temperatur auf die wohlfeilste Art hervorzubringen suchen muß, die Entdekung eines Verfahrens, wodurch man sich Sauerstoffgas verschaffen koͤnnte, welches mit nicht so vielen unwirksamen Koͤrpern vermischt waͤre, wie in der atmosphaͤrischen Luft, zu großen Verbesserungen fuͤhren wuͤrde. Wahrscheinlich wird es einmal gelingen, den Wasserdampf mit Vortheil zu benuzen, der so viel Sauerstoff und außerdem einen sehr brennbaren Koͤrper enthaͤlt. Es waͤre schon jezt sehr interessant zu untersuchen, wie Gemische von, auf 200º bis 300º C. erhiztem Wasserdampf mit atmosphaͤrischer Luft, beide in verschiedenen Verhaͤltnissen angewandt, in einem Hohofen wirken wuͤrden. Bekanntlich wird der Wasserdampf durch weißgluͤhende Kohle zersezt, wodurch man ein Gemisch von reinem Wasserstoff- mit Kohlenoxyd- und kohlensaurem Gas erhaͤlt; andererseits zersezt das Wasserstoffgas die Kohlensaͤure; jenes Gas ist aber, wie auch das Kohlenoxyd, sehr brennbar; die Erscheinungen waͤren also sehr verwikelt und deßwegen ist es wohl nicht moͤglich, vor Anstellung einiger Versuche etwas vorauszusehen. Welchen Vortheil konnte nun aber Hr. Cabrol von den reducirenden Gasen erwarten, wenn sich wirklich solche in seinem Apparate gebildet haͤtten? Da diese Gase, wenigstens so wie man sie beim Ausgluͤhen des Holzes oder der Steinkohlen erhaͤlt, bei gleichem Gewicht viel weniger Sauerstoff verzehren, als die Holzkohlen und die Kohks, so sind sie kein Aequivalent fuͤr diese Brennmaterialien und wuͤrden folglich keine so hohe Temperatur im Heerd hervorbringen. Sie tragen allerdings viel zur Reduction des Eisenoxyds in den oberen Theilen des Ofens bei; bekanntlich kommen diese Gase darin bei dem gewoͤhnlichen Verfahren aber schon in Ueberfluß vor, so daß es ganz uͤberfluͤssig waͤre, solche noch durch den unteren Theil des Ofens einzufuͤhren. Bei dem Versuche, welchen man in Alais mit heißer Luft anstellte, verbrannte man 15,000 Kil. Kohks und 2400 Kil. Steinkohlen mit 130,000 Kil. atmosphaͤrischer Luft, die 30,000 Kil. Sauerstoff enthalten. Da nun 1 Theil Kohlenstoff 2,62 Theile Sauerstoff aufnimmt, die in 11,425 Luft enthalten sind, da man ferner 10 Proc. Asche in den Kohks annehmen kann und die Rochebeller-Steinkohlen zur Verbrennung 2 Theile Sauerstoff erfordern, die in 8,6 Luft enthalten sind, so waͤren zur vollstaͤndigen Verbrennung der 15,000 Kil. Kohks und der 2400 Kil. Steinkohlen ungefaͤhr 40,200 Kil. Sauerstoff oder 170,000 Kil. atmosphaͤrische Luft noͤthig. Es fehlen also uͤber 10,000 Kil. Sauerstoff. Zwar mußte das Erz bei seiner Reduction 4000 Kil. davon abgeben, weil man 10,000 Kil. Roheisen erhielt, aber dessen ungeachtet bleibt noch ein Deficit von wenigstens 6000 Kil.; auch sind die aus dem Ofen entweichenden Gase brennbar und lassen sich durch Vermischung mit einem hinreichend erhizten Luftstrome entzuͤnden. Bei Anwendung kalter Luft erhielt man mit derselben Quantitaͤt Kohks und Luft nur 5000 Kil. Roheisen in 24 Stunden. Es haͤtten also zur Verbrennung der Kohks 35,400 Kil. Sauerstoff verzehrt werden muͤssen, waͤhrend die Luft und das Eisenoxyd nur 32,000 Kil. Sauerstoff liefern konnten, so daß 3400 Kil. fehlten. Ueberdieß verliert aber die Luft beim Durchstreichen der Hohoͤfen hoͤchst wahrscheinlich nicht allen Sauerstoff, besonders wenn man sie kalt anwendet. Da keine sehr große Temperaturerhoͤhung noͤthig ist, um das Oxydationsvermoͤgen der Luft bedeutend zu verstaͤrken, so wird man wahrscheinlich die erhizte Luft mit Vortheil noch zu anderen metallurgischen Operationen anwenden koͤnnen, z.B. zum Roͤsten, zum Reichtreiben des silberhaltigen Bleies etc. Besonders wirksam duͤrfte sie bei der Behandlung der silberhaltigen Sulfuride und Arseniksulfuride nach dem directen Kupellationsverfahren seyn. Dieses verdiente versucht zu werden.