Titel: Verbesserungen an den Maschinen und Vorrichtungen zum Ziehen oder Bugsiren von Booten und anderen Fahrzeugen, worauf sich James Boydell jun., von Dee Cottage bei Hawarden im Nordwallis, am 14. April 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. IV., S. 8
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IV. Verbesserungen an den Maschinen und Vorrichtungen zum Ziehen oder Bugsiren von Booten und anderen Fahrzeugen, worauf sich James Boydell jun., von Dee Cottage bei Hawarden im Nordwallis, am 14. April 1835 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Dec. 1835, S. 330. Mit Abbildungen auf Tab. I. Boydell's Maschine zum Bugsiren von Booten. Meine Erfindung, sagt der Patenttraͤger, besteht in einem gewissen Apparate oder einer gewissen Maschinerie, womit Boote oder andere Fahrzeuge unter bestimmten Umstaͤnden oder Verhaͤltnissen mit besonderen Vortheilen gezogen, bugsirt oder von einem Orte zum anderen bewegt werden koͤnnen. Die Alt und Weise, auf welche ich dieß zu bewerkstelligen trachte, ergibt sich aus der beigefuͤgten Zeichnung, und aus der Beschreibung dieser Zeichnung, welche nunmehr sogleich folgen soll. Fig. 11 zeigt einen Durchschnitt einer Faͤhre und einer Furth, woran mein verbesserter Apparat angebracht ist. Fig. 12 gibt einen Grundriß eines Theiles derselben Vorrichtung. A ist ein auf der Oberflaͤche des Wassers schwimmender Fahrkahn, und a, a die Kette oder das Tau, womit er festgehalten und gehindert wird der Stroͤmung des Wassers zu folgen. b, b bezeichnet den Wasserstand zur Zeit der Fluth und c, c jenen zur Zeit der Ebbe, indem die fragliche Faͤhre oder Furth als der Fluth ausgesezt gedacht ist. B, B sind zwei schiefe Flaͤchen oder gemauerte Landungsplaͤze, an denen Gegenstaͤnde aller Art zu jeder Zeit gelandet werden koͤnnen. C ist ein Wurm oder eine Schneke, die durch Pferde oder irgend eine andere Kraft in Bewegung gesezt werden kann, und um deren Trommel die endlose Kette d, d, d, d gefuͤhrt ist. Diese Kette laͤuft durch die Furth oder durch den Fluß, und geht dann an der entgegengesezten Seite desselben uͤber eine horizontale Rolle D, von der sie parallel wieder an die Schneke C zuruͤkkehrt, wie man dieß am besten aus Fig. 12 ersieht. Wenn man nun die Umdrehung der Trommel der Schneke, um die die Kette d, d, d, d gewunden ist, verfolgt, so wird man finden, daß sich in Folge der der Kette mitgetheilten Bewegung die eine der parallelen Kettenlinien nach der einen, die andere hingegen nach der entgegengesezten Richtung bewegen wird; und daß die Richtung der Bewegung der Kette von der Richtung der rotirenden Bewegung der Schneke abhaͤngen muß. Der Zaum a, a, wie ich die Kette nenne, die den Faͤhrkahn hindert mit der Stroͤmung des Flusses fortzutreiben, ist an einer der beiden parallelen Kettenlinien d, d, d, d befestigt; so daß der Kahn also durch die Bewegung der Kette d, d, d, d von einer Seite der Furth auf die andere und durch Umkehrung der Rotirungen der Schneke C wieder zuruͤkgeschafft wird. Damit sich die Kette d, d, d, d nicht in den Sand eingrabe, und zur Verminderung der Reibung, die sie auf dem Wege durch das Flußbett erfaͤhrt, sind die Reibungsrollen f, und um die Kette auf dem Boden des Flußbettes zu erhalten, sind die vier Leitrollen F angebracht, welche sich mit einander kreuzen, wie man dieß deutlich aus der in etwas groͤßerem Maaßstabe gezeichneten Fig. 13 ersieht. Die Nothwendigkeit oder Entbehrlichkeit dieser Vorsichtsmaßregeln haͤngt groͤßten Theils von der Ausdehnung der Furth und der Beschaffenheit des Bettes oder Grundes ab, und muß in allen Faͤllen dem Ermessen des Ingenieurs oder des mit dem Baue der Vorrichtung Beauftragten uͤberlassen bleiben. Aus dieser Beschreibung der Abbildung erhellt, daß der Faͤhrkahn A, indem er von seinem Zaume a, a festgehalten wird und der Einwirkung der Stroͤmung ausgesezt ist, die Eigenschaften einer sogenannten fliegenden Bruͤke bekommt, und wenn das Steuerruder unter dem gehoͤrigen Winkel gestellt wird, durch die Wirkung der Stroͤmung des Wassers auf das Ruder, selbst dann noch in Bewegung gerathen wuͤrde, wenn die Kette d, d, d, d ohne alle Bewegung bliebe. Diese Bewegung des Bootes, welche, wie jeder Seemann und uͤberhaupt jeder Sachverstaͤndige weiß, durch die Einwirkung des Wasserstromes auf das Steuerruder gewonnen wird, beguͤnstigt die Bewegung des Faͤhrkahnes quer uͤber die Furth gar sehr, und vermindert in hohem Maaße die Kraft, welche noͤthig ist, um die Schneke C in Bewegung zu sezen. An Orten, welche der Fluth ausgesezt sind, fand ich es sehr zwekmaͤßig zwei Zaͤume, an jeder Seite der Bewegungskette einen, und an der anderen Seite, an der das Boot A festgemacht wird, eine kleine Boye anzubringen, so oft die Richtung der Stroͤmung wechselt. Dadurch wird naͤmlich jede Kreuzung der Kette d, d, d, d, die ohne diese Vorsichtsmaßregel gewiß eintreten wuͤrde, verhuͤtet. Die in Fig. 11 und 12 abgebildete Einrichtung ist die einfachste, ausgenommen man wollte an jeder Seite des Flusses eine einfache Kette mit einer Schneke anbringen; sie ist auch vollkommen genuͤgend, wenn der Grund der Furth hart und ziemlich eben ist. In einigen Faͤllen jedoch muß am Grunde des Wassers ein Fuͤhrer fuͤr die Kette angebracht werden, und dazu schlage ich eine mit einer Laͤngenspalte versehene Roͤhre vor, wie man sie in Fig. 14 im Grundrisse und in Fig. 15 im Querdurchschnitte sieht. Diese Roͤhre muß mit Pfaͤhlen oder je nach Umstaͤnden mit anderen Mitteln am Grunde befestigt werden; sie wird in dieser Stellung ein Fuͤhrer fuͤr die Kette d, d, d, d, die zum Theil durch die Roͤhre gezogen wird. Obschon sich obige Beschreibung lediglich auf die Ueberfahrt eines Bootes uͤber eine Furth beschraͤnkt, so erhellt doch, daß sich ein derlei Apparat eben so gut auch zum Ziehen eines Bootes auf Canaͤlen, durch Tunnels, oder zum Einziehen desselben in die Schleußenthore etc. eignet. Bei langen Streken, wie z.B. bei der Fahrt durch Tunnels, wo das Gewicht der Kette eine zu große Reibung auf dem Boden oder Grunde veranlassen wuͤrde, habe ich im Sinne, dieses Gewicht folgender Maßen zu erleichtern. Fig. 10 gibt eine Seitenansicht eines Theiles einer Kette, deren Glieder mit Holz oder irgend einer anderen schwimmenden Substanz ausgefuͤttert sind. Das Verhaͤltniß dieser schwimmenden Substanz zu dem Gewichte der Kettenglieder kann durch Vergroͤßerung oder Verkleinerung der Kettenglieder beliebig abgeaͤndert werden. Ich kann die Kette solcher Maßen zum Theil oder vollkommen schwimmen machen, und auf diese Weise die Reibung in dem Grade vermindern, als die Schwimmkraft erhoͤht wird. Die Vortheile, welche aus der Anwendung meiner Erfindung, so wie sie in Fig. 11 und 12 beschrieben ist, auf die Ueberfaͤhren erwachsen, sind: daß die Faͤhrkaͤhne weit schneller als nach der gewoͤhnlichen Methode und zu jeder Fluthzeit uͤbergesezt werden koͤnnen, ohne daß die Schifffahrt auf dem Flusse oder auf dem Canale irgend eine Unterbrechung erleidet; und daß die Kaͤhne zugleich eine solche Stellung mir dem Bauche gegen die Stroͤmung annehmen, daß die Ueberfahrten auch bei stuͤrmischem Wetter sicherer werden. Da wo Canaͤle in langen Tunnels fortgeleitet sind, wird das Ziehen der Boote nach meiner Methode gleichfalls sehr vortheilhaft von Statten gehen: besonders wenn man sich in diesem Falle der in Fig. 16 abgebildeten schwimmenden Ketten bedient. Ich nehme keinen der einzelnen hier beschriebenen Theile als meine Erfindung in Anspruch, wohl aber die Anwendung einer unter der Wasserflaͤche eines schiffbaren Flusses, Sees oder Canales laufenden Kette oder eines solchen Taues zum Ziehen von Booten und Fahrzeugen verschiedener Art; so wie auch die beschriebene Methode das Gewicht der Ketten zu vermindern.

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