Titel: Verbesserungen an den Luftbetten, Luftkissen und anderen aus Kautschuk selbst oder aus mit Kautschuk gefütterten oder damit überzogenen Stoffen verfertigten Gegenständen, worauf sich Thomas Hancock, Fabrikant wasserdichter Zeuge von Goswell-mews in der Grafschaft Middlesex, am 4. Junius 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. IX., S. 32
Download: XML
IX. Verbesserungen an den Luftbetten, Luftkissen und anderen aus Kautschuk selbst oder aus mit Kautschuk gefuͤtterten oder damit uͤberzogenen Stoffen verfertigten Gegenstaͤnden, worauf sich Thomas Hancock, Fabrikant wasserdichter Zeuge von Goswell-mews in der Grafschaft Middlesex, am 4. Junius 1835 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Februar 1835, S. 365. Hancock's Fabrikation von Luftkissen, Luftbetten etc. Der Patenttraͤger sagt von seiner Erfindung, daß sie in der Anwendung von Kautschukstreifen auf verschiedene Zeuge oder andere Stoffe, aus denen Luftbetten, Luftkissen oder andere derlei mit Luft aufgeblasene Gegenstaͤnde verfertigt werden, bestehe, und daß er auf diese Weise diese Stoffe so zusammenzuziehen gedenke, daß deren Elasticitaͤt dadurch vermehrt wird. Die Art und Weise, auf welche er dieß bewerkstelligt, beschreibt er folgender Maßen. Wenn die Luftkissen oder sonstigen derlei Artikel lediglich aus Kautschuk allein verfertigt werden sollen, so verschafft man sich ein flaches Stuͤk Kautschuk von solcher Groͤße, daß daraus die eine Seite oder die eine Haͤlfte des fraglichen Artikels erzeugt werden kann. Man bedient sich hiezu am besten des Kautschuks in Blaͤttern, so wie er im Handel vorkommt; sollten diese Blaͤtter nicht groß genug seyn, so sezt man zwei oder mehrere derselben nach der wohlbekannten Methode zusammen: d.h. man schneidet deren Raͤnder gerade, bringt sie erwaͤrmt an einander und gibt sie unter die Presse, wo sie dann fest an einander kleben. Das Kautschukblatt legt man auf ein flaches Brett, dessen Dimensionen etwas groͤßer sind, als jene des Kautschukblattes. Hierauf verschafft man sich etwas Kautschuk von bester Qualitaͤt, wozu am besten der in Flaschen vorkommende dient; aus diesem schneidet man duͤnne Streifen, welche der Patenttraͤger die Federstreifen nennt. Fuͤr Kissen und andere derlei Gegenstaͤnde von diesem Grade der Elasticitaͤt koͤnnen die Streifen 1/16 Zoll Dike und 3/8 Zoll Breite haben; fuͤr Betten und aͤhnliche Dinge kann man ihnen 1/4 Zoll Dike und 1/2 Zoll Breite geben; doch braucht man sich nicht genau an diese Dimensionen zu halten. Wird naͤmlich die Dike vermehrt und dafuͤr die Breite verhaͤltnißmaͤßig vermindert, so wird die Wirkung beinahe dieselbe seyn; vermehrt man die Summe der Dimensionen, so wird auch die Elasticitaͤt erhoͤht werden; vermindert man sie hingegen, so wird auch leztere vermindert. Diese Streifen erhizt man auf eine Temperatur von 150 bis zu 200° F. (53 bis 74° R.), damit sie beim Ausspannen nicht so leicht brechen. Am besten geschieht diese Erwaͤrmung durch Eintauchen der Streifen in heißes Wasser. Der angegebene Temperaturgrad ist nicht durchaus erforderlich, indem man dasselbe, jedoch in minder vollkommenem Grade, auch bei einem etwas niedrigeren Temperaturgrade erreichen kann. Die Streifen spannt man, nachdem sie troken und in gehoͤriger Laͤnge abgeschnitten worden sind, so stark aus, als sie es vertragen ohne abzureißen, um sie in diesem Zustande quer uͤber das Kautschukblatt zu legen und darauf zu befestigen. Lezteres geschieht leicht mit Huͤlfe eines Nagels oder Stiftes, den man durch die beiden uͤber das Blatt hinaus gezogenen Enden der Streifen in die Seitenraͤnder oder auch in die untere Flaͤche des Brettes eintreibt. Die Zahl dieser Streifen muß sich nach dem Grade der Elasticitaͤt, die man dem zu verfertigenden Gegenstande geben will, richten; man kann sie fuͤr Kissen 3 bis 4, fuͤr Betten und dergleichen 6 bis 8 Zoll weit von einander entfernt anbringen, wobei jedoch der Fabrikant wie gesagt beliebige, den Umstaͤnden entsprechende Abaͤnderungen treffen kann. Nachdem die Streifen solcher Maßen auf das Kautschukblatt gelegt worden sind, laͤßt man so lange einen maͤßigen Druk darauf wirken, bis sie sich mit einander vereinigt haben: was in kurzer Zeit geschehen seyn wird. Hierauf uͤberzieht man das Kautschukblatt mit duͤnnem Leime und Kreide (whitening), so jedoch, daß fuͤr Kissen und derlei Artikel um den Rand herum beilaͤufig 1/2 Zoll und eben so quer uͤber jeden Kautschukstreifen ein Strich von 1/2 Zoll Breite frei bleibt. Lezterer Strich laͤuft am besten uͤber die Mitte der Kautschukstreifen, und uͤber ihn muͤssen der Quere nach ein oder mehrere zollbreite Striche mit obigem Anstriche gezogen werden, damit saͤmmtliche zwischen den Kautschukstreifen befindliche Raͤume durch solche angestrichene Streifen communiciren. Fuͤr Betten und andere derlei Gegenstaͤnde kann man den frei bleibenden Stellen einen ganzen Zoll Breite geben. Um den fraglichen Artikel vollenden zu koͤnnen, muß man sich ganz auf dieselbe Weise ein dem ersteren vollkommen aͤhnliches, mit einer gleichen Anzahl von Streifen versehenes, und eben so angestrichenes, zweites Kautschukblatt verschaffen, und beide Blaͤtter dann, waͤhrend sie sich noch auf den Brettern befinden, so auf einander legen, daß die angestrichenen Theile beider Blaͤtter genau auf einander passen. In diesem Zustande sezt man sie dann einem maͤßigen, durch Gewichte oder auf andere Weise hervorgebrachten Druke aus. Wenn dieser Druk eine Stunde lang angedauert, werden sich die nicht angestrichenen Theile mit einander vereinigt haben, waͤhrend die angestrichenen Stellen frei bleiben und die Luftbehaͤlter bilden. In diesem Zustande kann man die Gegenstaͤnde von den Brettern abnehmen, und die Enden der Kautschukstreifen abschneiden. War der angewendete Kautschuk nicht vollkommen rein, war er laͤngere Zeit uͤber der Luft ausgesezt, oder sollte er sich aus irgend einem anderen Grunde nicht leicht vereinigen, so kann man jene Stellen, auf welche man die Kautschukstreifen zu legen beabsichtigt, und uͤberhaupt alle jene Theile, die spaͤter vereinigt werden sollen, mit einer Kautschukaufloͤsung uͤberziehen. Man muß jedoch hiebei die Vorsicht gebrauchen, daß man die angestrichenen Theile beinahe troken werden laͤßt, bevor man sie mit einander in Beruͤhrung bringt. Anstatt des oben erwaͤhnten Anstriches kann man sich auch irgend eines anderen bedienen; oder man kann die Stellen, welche getrennt bleiben sollen, mit einem Zeuge, duͤnnem Bokleder oder anderem Leder fuͤttern, indem man diese Stoffe auf der einen Seite mit einem aus Kautschukaufloͤsung bereiteten Firnisse uͤberzieht, und sie, nachdem sie beinahe troken geworden, auf die dazu bestimmten Stellen legt. Die auf diese Weise gefuͤtterten Artikel werden viel staͤrker, dafuͤr aber auch weniger biegsam seyn. In solchen Faͤllen, wo man durch das ganze Kissen oder uͤberhaupt durch den ganzen Artikel frische Luft stroͤmen lassen will, kann man die durch die Kautschukstreifen fuͤhrenden Raͤume offen erhalten, indem man Roͤhren aus spiralfoͤrmig gewundenem Drahte, welche man mit Kautschuk uͤberzieht, in sie einlegt. An solchen Artikeln, an denen man die beiden Blaͤtter nur an den Raͤndern vereinigt haben will, wie z.B. an Kopfkissen, muͤssen die ganzen Flaͤchen der Kautschukblaͤtter mit Ausnahme der Raͤnder mit einem der angegebenen Ueberzuͤge versehen werden, bevor man diese Raͤnder durch Druk zu vereinigen sucht. Soll der Gegenstand, den man verfertigen will, fuͤr immer mit Luft aufgeblasen bleiben, so kann man an irgend einem seiner Raͤnder eine kleine, duͤnner zulaufende, metallene Roͤhre einfuͤhren; die Luft mit dem Munde oder auf irgend andere Weise eintreiben, und die offen gebliebene Stelle, nachdem die Roͤhre ausgezogen worden ist, schnell durch Druk vereinigen. Hiebet ist besonders darauf zu achten, daß die Oeffnung nicht befeuchtet wird, indem sonst die Vereinigung nicht gelingen wuͤrde. Soll der Artikel hingegen nur von Zeit zu Zeit aufgeblasen werden, so kann man in den vereinigten Raͤndern einen kleinen Hahn befestigen. Dieß laͤßt sich bewerkstelligen, indem man den einzusezenden Theil des Hahnes mit einem Kautschukblatte fest umwikelt, und indem man diesen Theil gleich zur Zeit der Vereinigung der Raͤnder zwischen diese Raͤnder einfuͤhrt; oder man kann auch zuerst die uͤbrigen Theile vollenden und vereinigen, fuͤr den Hahn durch Einlegen von Papier freien Raum lassen, und diesen endlich zulezt einsezen. Um das Einfuͤhren des Hahnes zu erleichtern, und um dessen vollkommener Vereinigung mit der fuͤr ihn gelassenen Oeffnung noch sicherer zu seyn, kann man diese Oeffnung mit Kautschukaufloͤsung bestreichen, und den Hahn einsezen, bevor diese Aufloͤsung noch troken geworden ist. Eine oder zwei Stunden nach dieser Operation, oder wenn die Aufloͤsung zu troknen beginnt, muß die Vereinigung rings herum durch Druk bewerkstelligt werden. Wenn die Fabrikate bis Hieher vollendet sind, so muß man sie einige Zeit lang einer maͤßigen Hize aussezen, indem man sie in die Naͤhe eines Feuers bringt. Hiedurch werden sich naͤmlich die Kautschukstreifen, die fruͤher ausgedehnt waren, zusammenziehen, und dadurch werden allmaͤhlich auch die Kautschukblaͤtter so zusammengezogen werden, daß sie die gewuͤnschte Elasticitaͤt bekommen. Anstatt der Kautschukblaͤtter, von denen bisher die Rede war, kann man sich zu allen diesen Zweken auch des Patent-Kautschukzeuges oder Leders, oder irgend eines anderen biegsamen, mit Kautschuk gefuͤtterten oder uͤberzogenen Stoffes bedienen. In diesem Falle kann man zur Vereinigung der Theile die Kautschukaufloͤsung auf dieselbe Weise anwenden, auf welche dieß oben bei der Vereinigung von Kautschukblaͤttern, die laͤngere Zeit der Einwirkung der Luft ausgesezt gewesen sind, angedeutet worden. Die Kautschukstreifen werden hier nach der oben beschriebenen Methode an der inneren, nicht uͤberfirnißten Seite der erwaͤhnten Stoffe angebracht; und nachdem die einzelnen Artikel vollendet worden sind, sezt man auch sie wieder der Einwirkung der Waͤrme aus, um den ausgespannten Streifen die gehoͤrige Contractilitaͤt oder Dehnbarkeit zu geben. Man kann auch bereits vollendete, aus Patent-Kautschukzeug oder irgend einem anderen derlei Stoffe verfertigte, elastische Artikel von Außen mit solchen Kautschukstreifen belegen, um ihnen mehr Elasticitaͤt zu geben. Man braucht zu diesem Behufe nur jene Stellen, an denen diese Streifen angebracht werden sollen, mit Kautschukaufloͤsung zu bestreichen, und die Kautschukstreifen, nachdem sie fixirt worden sind, mit Baͤndern oder dergleichen zu uͤberziehen, was gleichfalls mit Kautschukaufloͤsung geschehen kann. Die Elasticitaͤt der Streifen muß auch hier wieder am Ende durch Einwirkung der Waͤrme hergestellt werden. Die Bereitung der Kautschukaufloͤsung ist hinlaͤnglich bekannt; man kann sich diese Aufloͤsung zu den angegebenen Zweken verschaffen, indem man den Kautschuk in Schnizel schneidet, und beilaͤufig 18 bis 20 Unzen davon in einem Gallon Terpenthinoͤhl unter oͤfterem Aufruͤtteln einen bis zwei Tage lang stehen laͤßt. Der Patenttraͤger gruͤndet seine Anspruͤche lediglich auf die Anwendung der Kautschukstreifen an den Luftkissen, Luftbetten und anderen mit Luft erfuͤllten Fabrikaten aus Kautschuk, oder aus den verschiedenen mit Kautschuk bereiteten Stoffen und Zeugen.