Titel: Ueber eine leicht ausführbare Methode lange Heberröhren zu füllen Esq.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXIV., S. 340
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LXIV. Ueber eine leicht ausfuͤhrbare Methode lange Heberroͤhren zu fuͤllen Esq. Aus Sillimans American Journal im Mechanics' Magazine, No. 652. Foster's Methode Heberroͤhren zu fuͤllen. Die Anwendung von Heberroͤhren in großem Maaßstabe, um Wasser groͤßere Streken weit zu schaffen, duͤrfte wohl nicht neu seyn; doch erinnere ich mich nicht sie in Amerika, oder sonst irgendwo ausgefuͤhrt gesehen zu haben, bevor ich meinen hier zu beschreibenden Versuch machte. Vor einigen Jahren ging mich Hr. Chapman, Eigenthuͤmer einer Branntweinbrennerei in Charlestown an, ich moͤchte ihm meine Methode, Wasser in einer mehrere 100 Fuß langen Heberroͤhre aus einem Brunnen in einen anderen zu uͤbertragen, angeben. Er ließ nach der von mir ertheilten Vorschrift von dem einen 25 Fuß tiefen Brunnen bis zu seinem eigenen, 35 Fuß tiefen Brunnen, in welchem er einen groͤßeren Wasservorrath haben wollte, eine bleierne Roͤhre von 3/4 Zoll Bohrung legen. Die Operation mißlang jedoch, und der Eigenthuͤmer beklagte sich bei mir, daß ich ihn zu einem kostspieligen Irrthume verleitet habe. Ich erwiederte hierauf, daß ich, wenn ich den Zwek, den er im Auge hatte, gewußt haͤtte, gern die Leitung der Operation uͤbernommen haben wuͤrde; daß ich aber nunmehr, wo ich nicht weiß, welche Fehler die Roͤhre haben duͤrfte, fuͤr das Gelingen nicht gutstehen koͤnnte. Ich entschloß mich dessen ungeachtet diesem Manne beizustehen: allein der erste Versuch mißlang. Die Hoͤhe, welche ein Heber zu uͤberwaͤltigen vermag, ist bekanntlich auf beilaͤufig 32 Fuß beschraͤnkt; eben so bekannt ist, daß irgend ein Fehler in der Roͤhre oder etwas in der Roͤhre enthaltene Luft die ganze Operation mißlingen macht. Die gewoͤhnliche Methode einen Heber zu fuͤllen besteht darin, daß man denselben zum Theil aussaugt, indem man an dem laͤngeren Heberende einsaugt. An einem mehrere hundert Fuß langen Heber war dieß jedoch nicht thunlich; und da eine Luftpumpe zu diesem Zweke angebracht zu große Kosten veranlaßt haͤtte, so beschloß ich den Heber mit Wasser zu fuͤllen, indem ich ihn an beiden Enden verstopfte, in den Scheitel der Heberroͤhre eine kleine Roͤhre einsezte, und diese leztere nach vollbrachter Fuͤllung des Hebers mit einem Korke verschloß, den ich, um alle Luft auszutreiben, bis an die Oberflaͤche des Wassers einzutreiben suchte. Es war zu befuͤrchten, daß an dem horizontalen Theile der Roͤhre irgend welche Undulirungen, die als Luftbehaͤlter dienen konnten, und aus denen die Luft unmoͤglich auszutreiben gewesen, vorhanden waͤren, und den ganzen Versuch mißlingen machten. Dieß geschah denn auch. Bei einem zweiten Versuche bemerkte ich, daß wenn der Heber gefuͤllt war, das Wasser in der Fuͤllroͤhre abwechselnd stieg und fiel; und da das Wasser nur einen geringen Grad von Elasticitaͤt besizt, so schloß ich, daß Luft in der Roͤhre enthalten war, weßhalb ich sie denn ausleerte. Um hierauf die Roͤhre neuerdings zu fuͤllen und zugleich den Luftzutritt abzuhalten, schlug ich vor, das untere Ende des langen Armes am Grunde des tieferen Bodens dicht oberhalb dem Korke, womit die Roͤhre verschlossen war, mit einer Gabel zu durchbohren. Durch die hiedurch erzeugten kleinen Loͤcher konnte die Luft, so wie sie vor dem Wasser hergetrieben wurde, entweichen, ohne daß deßhalb so viel Wasser ausstroͤmen konnte, daß dieß dem Fuͤllen der Roͤhre hinderlich gewesen waͤre. Auf diese Weise wurde die Luft ausgetrieben, der Heber kam in Thaͤtigkeit, und blieb auch laͤngere Zeit in solcher. Es gibt viele Orte, an denen sich auf diese Weise Wasser mit Vortheil aus einem Thale in ein anderes uͤber Huͤgel, welche keine 32 Fuß Hoͤhe haben, oder welche leicht und ohne große Kosten bis auf eine solche Hoͤhe erniedrigt werden koͤnnten, zum Behufe der Bewaͤsserung oder auch zu manchen industriellen Zweken schaffen ließe. Das kostspielige Durchbohren von Huͤgeln oder das Umgehen derselben in langen Wasserleitungen, die große Kosten verursachen und viel Wasser verdampfen lassen, koͤnnte hiedurch in vielen Faͤllen vermieden werden. Eben so duͤrften sich nach dieser Methode Suͤmpfe, die in der Naͤhe eines Abzugcanales oder in der Naͤhe eines einsaugenden Kiesgrundes gelegen sind, leicht trokenlegen lassen. Mehrere andere Anwendungen werden sich unstreitig ebenfalls ergeben.