Titel: Verbesserungen im Klären und Bleichen des Zukerrohrsaftes und anderer vegetabilischer und zukerhaltiger Säfte, worauf sich James Ferguson Saunders, Gentleman von Tenterden Street, Hanover Square in der Grafschaft Middlesex, am 1. September 1835 ein Patent erheilen ließ.
Fundstelle: Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXIX., S. 372
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LXIX. Verbesserungen im Klaͤren und Bleichen des Zukerrohrsaftes und anderer vegetabilischer und zukerhaltiger Saͤfte, worauf sich James Ferguson Saunders, Gentleman von Tenterden Street, Hanover Square in der Grafschaft Middlesex, am 1. September 1835 ein Patent erheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April 1836, S. 223. Saunders's Verbesserungen im Klaͤren und Bleichen des Zukerrohrsaftes. Ich unterwerfe meiner Erfindung gemaͤß, sagt der Patenttraͤger, den Zukerrohrsaft und andere zukerstoffhaltige Saͤfte dem sogleich zu beschreibenden Processe, um sie von den oͤhligen, schleimigen und sonstigen, der Krystallisation hinderlichen Substanzen zu reinigen, bevor man sie der bei der Zukergewinnung noͤthigen Hize aussezt. Nach dem gewoͤhnlichen Verfahren, welches man namentlich bei der Rohrzuker-Fabrication befolgt, wird der Saft so schnell als moͤglich der Einwirkung der Hize ausgesezt, und durch diese, so wie durch den Zusaz von Alkalien und anderen Substanzen begeben sich die schleimigen und sonstigen Unreinigkeiten als Schaum an die Oberflaͤche empor, wo sie dann mit einem Schaumloͤffel abgenommen werden. Dieses Verfahren ist nicht nur muͤhsam und kostspielig, sondern man erreicht auch damit nicht ein Mal eine vollkommene Klaͤrung; ja in Folge der Einwirkung der Hize werden sogar manche der Unreinigkeiten und manche der der Krystallisation hinderlichen Substanzen so sehr mit dem Zukerstoffe des Saftes verkoͤrpert, daß sie durch kein nachfolgendes Verfahren vor der Krystallisation fuͤglich mehr von einander geschieden werden koͤnnen. Durch gegenwaͤrtige Erfindung hingegen, welche mir von einem Auslaͤnder mitgetheilt worden ist, werden diese Substanzen vor der Anwendung der Hize beinahe vollkommen abgeschieden, waͤhrend der weitere Bleichproceß dieser Saͤfte zugleich auch mittelst thierischer oder anderer Kohle vollkommener bewerkstelligt werden kann. Die Erfindung besteht darin, daß man den rohen Zukerrohr- oder sonstigen zukerhaltigen Saft in einem geeigneten Gefaͤße mit Erde (earth) vermengt, indem man den Saft, waͤhrend dieser Zusaz geschieht, bestaͤndig und regelmaͤßig nach einer und derselben Richtung umruͤhrt. Die Erde, die schleimigen, oͤhligen und sonstigen der Krystallisation nachtheiligen Substanzen verbinden sich hiebei mit einander, und sezen sich, wenn man die Masse ruhig stehen laͤßt, schnell zu Boden, so daß der reine und geklaͤrte Saft obenauf schwimmend zuruͤkbleibt, und zum Behuf der weiteren Eindikung oder Verdampfung abgenommen werden kann. Vielfachen praktischen Erfahrungen gemaͤß, die bei der Anwendung dieser Erfindung gemacht wurden, besizt keine der verschiedenen Arten von Erden einen wesentlichen Vorzug vor der anderen, indem ihnen allen so ziemlich gleich die Eigenschaft, sich mit den oͤhligen, schleimigen und sonstigen Unreinigkeiten zu verbinden und damit niederzufallen, zukommt. Da die Pflanzensaͤfte, selbst wenn sie aus einer und derselben Art von Pflanze gewonnen werden, in Hinsicht auf Qualitaͤt sehr von einander abweichen, so lassen sich keine bestimmten Verhaͤltnisse des Erdezusazes angeben; mit einiger Aufmerksamkeit und Uebung wird jedoch Jedermann die ganze Operation entsprechend zu leiten im Stande seyn. Zu bemerken ist nur, daß die Erde hinlaͤnglich tief unter der Erdoberflaͤche genommen werden soll, damit keine vegetabilischen Stoffe mit ihr in den Saft gebracht werden. Die Erde muß ferner, um sie von Steinen zu befreien, gesiebt und hierauf mit Wasser zu einem diken Schlamme angemacht werden. In diesem Zustande wird sie dann allmaͤhlich unter den zukerhaltigen Saft geruͤhrt, wobei zu bemerken, daß, wenn kleine Stroͤmchen geklaͤrten Saftes dem Ruͤhrloͤffel in seinem Laufe folgen, kein weiterer Zusaz von Erde und kein weiteres Umruͤhren noͤthig ist. Gewoͤhnlich kann man auf 10 Maaß Saft 1 Maaß Erde rechnen. Es ist nicht nothwendig, daß der Zusaz der Erde waͤhrend des Umruͤhrens bestaͤndig fort Statt finde; es ist im Gegentheile besser, wenn von Zeit zu Zeit Erde zugesezt wird, und wenn man dazwischen die Wirkung des Umruͤhrens abwartet. Am allerbesten ist es jedoch, saͤmmtliche Erde mit einem Male zuzusezen, sobald man durch die Erfahrung gelernt hat, wie groß dieser Zusaz seyn soll. Das Resultat dieses Verfahrens haͤngt von der Porositaͤt oder von der Verwandtschaft der Erde zu den oͤhligen, schleimigen und sonstigen Unreinigkeiten ab, und da das Niederfallen der Erde mit diesen Unreinigkeiten von deren groͤßerem specifischem Gewichte bedingt ist, so werden alle Substanzen, denen aͤhnliche Eigenschaften zukommen, wie z.B. gepuͤlverter Bimsstein, eine aͤhnliche Wirkung haben. Ich beschraͤnke mich demnach auf keine bestimmte Art von Erde oder auf kein anderes derlei Material, obschon so weit die Erfahrung gegenwaͤrtig reicht, die gewoͤhnliche Erde nicht bloß am wohlfeilsten, sondern auch am wirksamsten ist. Wenn die Erde mit den Unreinigkeiten zu Boden gefallen ist, so kann man den klaren, daruͤber stehenden Saft bei den zu diesem Behufe an dem Gefaͤße angebrachten Haͤhnen abfließen lassen; man wird hiebei finden, daß in dem Bodensaze nur eine sehr geringe Menge Saft zuruͤkbleibt. Ich habe nunmehr nur noch zu zeigen, wie der Saft zugleich mit dem Klaͤren auch gebleicht werden kann. Man bringt naͤmlich in den Behaͤlter, bevor man den Saft in denselben laufen laͤßt, eine Quantitaͤt thierischer oder anderer Kohle, welche bekanntlich bleichende Eigenschaften besizt, und welche in ein unfuͤhlbares Pulver verwandelt und mit Wasser gesaͤttigt seyn muß. Diese Kohle, deren Quantitaͤt je nach dem Grade der Faͤrbung des Saftes etwas wechselt, soll man 10 bis 15 Minuten lang mit dem Safte abruͤhren, worauf dann der Erdezusaz nach der oben beschriebenen Methode zu geschehen hat. Im Durchschnitte soll man auf ein Gallon Saft 1/4 Pfd. thierische Kohle oder 1/2 Pfd. andere Kohle anwenden. Ich weiß sehr wohl, daß alkalische oder andere erdige Substanzen, so wie auch thierische und andere Kohle schon oͤfter zur Zuker-Fabrication benuzt wurden; ich gruͤnde daher meine Patentanspruͤche nicht auf die Anwendung dieser Substanzen im Allgemeinen, sondern auf die hier beschriebene Benuzung derselben zum Klaͤren und Bleichen der zukerhaltigen Saͤfte durch Praͤcipitation.