Titel: Beschreibung einer Art von Drehbank zur Verfertigung von Medaillen. Von Hrn. N. S. Heineken in Sidmouth im Devonshire.
Fundstelle: Band 62, Jahrgang 1836, Nr. L., S. 277
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L. Beschreibung einer Art von Drehbank zur Verfertigung von Medaillen. Von Hrn. N. S. Heineken in Sidmouth im Devonshire. Aus dem Mechanics' Magazine, No. 674. S. 242. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Heineken, Beschreibung einer Drehbank. Ich habe in neuerer Zeit eine Drehbank, womit man Medaillen verfertigen kann, ausgedacht, und lege dieselbe hiemit der Einsicht und dem Urtheile des Publicums vor. Fig. 14 zeigt meine Maschine im Grundrisse; Fig. 15 ist ein Durchschnitt und Fig. 16 ein Aufriß derselben von der Fronte. A, A, A ist die Doke der Drehbank mit einer an dieselbe geschraubten Wange, in der die Substanz, aus welcher die Medaille geschnitten werden soll, enthalten ist. B ist der Dokenstok, an welchen die beiden Wagen C, C, in denen die Spindeln D und E umlaufen, angeschraubt sind. An dem einen Ende dieser Spindel D ist ein 80zaͤhniges Rad von 2,8 Zoll im Durchmesser befestigt; an ihrem anderen Ende hingegen ist eine Wange G angebracht, in welche die zu copirende Medaille eingesezt wird. An dem einen Ende der Spindel E befindet sich ein 120zaͤhniges Rad H von 4,1 Zoll im Durchmesser; an ihrem anderen Ende hingegen ist ein 28zaͤhniges Winkelrad aufgezogen, welches unter einem Winkel von 45° abgestuzt ist, und dabei an dem breitesten Theile 1,1 Zoll im Durchmesser hat. K ist ein an der Doke fixirtes Rad, welches in Hinsicht auf Groͤße und Zahl der Zaͤhne genau mit dem Rade F uͤbereinstimmt. L ist ein an dem Dokenstoke befestigter Zapfen, der ein 40zaͤhniges Rad von 1,4 Zoll im Durchmesser fuͤhrt, welches Rad in die beiden Raͤder F und K eingreift. Das 108zaͤhnige Winkelrad M, dessen groͤßter Durchmesser 2,7 Zoll mißt, ist an der Schraube O der Schiebervorlage N, N aufgezogen; an dieser Schraube kommen 50 Schraubengaͤnge auf den Zoll. P ist eine Platte mit Schwalbenschwaͤnzen, die sich wie gewoͤhnlich unter rechten Winkeln mit der Unterlage der Vorlage N, N schiebt. An diese Platte ist unter rechten Winkeln eine andere Platte Q, Q geschraubt, deren beide Enden maͤnnliche Schwalbenschwaͤnze bilden. Auf diesen Schwalbenschwaͤnzen schieben sich die beiden Haͤlter (receptacles) R, R, von denen der eine zur Aufnahme des kleinen Reibrades (rubber-wheel) W, der andere hingegen zur Aufnahme des Meißels X dient. S, S ist eine durch die Mitte der Platte P laufende Schraube, die mit dem einen Ende in einen in der Platte der Vorlage N, N befestigten Knauf T eingelassen ist. V ist eine schwache Spiralfeder aus Messingdraht, die sowohl gegen den ausgeraͤnderten Kopf der Schraube S, S, als gegen die Schieberplatte P druͤkt. Die Folge hievon ist, daß das Reibrad und der Meißel, welche beide mittelst der Platte Q, Q an der Schieberplatte befestigt sind, mit der Medaille und mit der Substanz, aus der die Copie geschnitten werden soll, in Beruͤhrung erhalten werden. Der Druk kann durch Umdrehen des ausgeraͤnderten Kopfes der Schraube S, S vermehrt oder vermindert werden. a ist die Schraube, womit die Platte Q, Q an der Schieberplatte P festgemacht ist. b, b, b sind drei kleine Schrauben, deren Enden auf die Platte P druͤken, und womit sich das Rad W und der Meißel X mit den Mittelpunkten der zu copirenden Medaille und der zur Medaille bestimmten Substanz in eine Linie stellen lassen. c, c sind zwei Schrauben, die auf den Meißel X druͤken, und welche, da dieser auf der Platte Q, Q ruht, zugleich auch zur Befestigung des Meißels und des zu seiner Aufnahme bestimmten Haͤlters dienen. d, d sind zwei aͤhnliche Schrauben, womit das Rad W fixirt wird; e, f zwei Schrauben mit vierekigen Koͤpfen zur Stellung der Haͤlter R, R in dem Mittelpunkte der Medaille und der Arbeit; g, h zwei aͤhnliche Schrauben, die auf die Enden des Meißels X und des Reibers W druͤken; und womit diese beiden Instrumente so gestellt werden koͤnnen, daß sie die Medaille und die darnach auszuschneidende Substanz eben beruͤhren. Das Spiel dieser Maschine, die hier in ihrer ganzen Groͤße abgebildet ist, erhellt aus der Zeichnung selbst. Wenn naͤmlich die zu copirende Medaille in der Wange G, und die Substanz, aus der die Medaille nachgemacht werden soll, gehoͤrig in der Wange Y festgemacht worden ist, so werden das Reibrad und der Meißel in deren Mittelpunkt und so gestellt, daß sie die Oberflaͤche der Medaille und der Arbeit eben beruͤhren. Dann wird das kleine Rad an dem Zapfen L durch das an der Doke befindliche Rad K in Bewegung gesezt, und die Bewegung auf das Rad F fortgepflanzt, waͤhrend sich die Medaille G und die auszuschneidende Substanz in Y in derselben Richtung und in jeder Hinsicht auf vollkommen aͤhnliche Weise umdrehen, so daß die Copie also in jeder Beziehung dem Originale vollkommen gleich werden wird. Will man, daß die Copie das Original umgekehrt darstelle, so braucht man nur das Rad L wegzunehmen, und die beiden Raͤder K und F in einander eingreifen zu lassen. Das Rad K treibt das Rad H und folglich auch das Getrieb I; lezteres sezt das Rad M in Bewegung, welches, indem es sich um die Schraube O dreht, bewirkt, daß der Reiber W und der Meißel X quer uͤber die Medaille und die auszuschneidende Substanz gezogen werden. Die Spiralfeder V wirkt auf die Schieberplatte P, und gestattet dem Reiber W saͤmmtlichen Erhabenheiten und Vertiefungen der Medaille zu folgen, waͤhrend der Meißel dieselben seinerseits aus- und einschneidet. Das Reiberrad hat nur 1/10 Zoll im Durchmesser und soll aus Eisen bestehen, wenn man mit kupfernen Medaillen arbeitet; bestehen die zu copirenden Gegenstaͤnde aus Silber oder Holz, so wende ich Raͤder aus Messing, Perlmutter oder Elfenbein an. Je kleiner und duͤnner diese Reibraͤder gemacht werden koͤnnen, um so schaͤrfer werden auch die Umrisse der Copie werden; eine große Verbesserung waͤre es, wenn man Spizen (points) anstatt derselben anwenden koͤnnte; leider nuͤzen sich diese aber meiner Erfahrung gemaͤß so schnell ab, daß sie bald unbrauchbar werden. Wenn man von den feinen Berliner Eisenguͤssen Copien machen wollte, so wuͤrden diese durch die Anwendung harter Spizen oder staͤhlerner Reiber gewiß nur wenig Schaden leiden, und die Copien wuͤrden um so reiner ausfallen. Wenn sehr erhabene Medaillen copirt werden sollen, so duͤrfte es noͤthig seyn mit der Schieberplatte P eine Sperrschraube, womit das Schneiden des Meißels begraͤnzt werden kann, in Verbindung zu bringen. In jedem Falle, mit welcher Art von Medaillen man auch zu thun hat, muß die Copie so oft uͤberarbeitet werden, bis sie vollkommen ausgearbeitet ist, wobei man der Drehbank eine langsame Bewegung gibt und von der Feder V den geringsten Druk ausuͤben laͤßt. Die Operation ließe sich beschleunigen, wenn man die Schraubenmutter, in der die Schraube der Schiebervorlage laͤuft, spalten wuͤrde, damit man die Schraube mit einem Mal frei machen, und den Meißel etc. mit der Hand zuruͤkstellen koͤnnte, waͤhrend dieß sonst nur durch eine ruͤkgaͤngige Bewegung der Drehbank bewerkstelligt werden kann. Die Medaillen werden auch besser ausfallen, wenn die Schraube O feiner geschnitten wuͤrde, oder wenn man den Raͤdern H und M groͤßere Durchmesser gaͤbe; denn dann wuͤrden die von dem Meißel vollbrachten Zuͤge so fein werden, daß sie fuͤr das Auge unbemerkbar waͤren. Ich zweifle nicht, daß die hier beschriebene Vorrichtung mit Huͤlfe einiger Modificationen auch zum Copiren kleiner Buͤsten, Vasen und verschiedener anderer derlei Gegenstaͤnde geeignet gemacht werden koͤnnte.

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