Titel: Ueber die Bleiweißfabrication; von J. G. Gentele.
Autor: Johan G. Gentele [GND]
Fundstelle: Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XLI., S. 196
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XLI. Ueber die Bleiweißfabrication; von J. G. Gentele. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Gentele, uͤber Bleiweißfabrication. Das Bleiweiß ist eine Verbindung von Bleioxyd mit Kohlensaͤure. Wenn die Verkalkung des metallischen Bleies unter Umstaͤnden erfolgt, welche die Vereinigung des entstehenden Oxyds mit Kohlensaͤure beguͤnstigen, so entsteht basisches kohlensaures Bleioxyd; diese Verbindung bildet sich also immer, wenn das Blei nach dem sogenannten hollaͤndischen Verfahren in Bleiweiß verwandelt wird; wird hingegen die Aufloͤsung eines Bleisalzes mit Kohlensaͤure oder einem kohlensauren Salze zersezt, so ist der Niederschlag neutrales kohlensaures Bleioxyd. A. Fabrication des basischen Bleiweißes. Die gewoͤhnliche und im Großen betriebene Fabrication dieses Products beruht darauf, daß man Bleiplatten unter Mitwirkung von Waͤrme und Feuchtigkeit der Oxydation und Einwirkung von Kohlensaͤure mittelst Essigdaͤmpfen aussezt. Die Waͤrme, in welcher die Gefaͤße, worin das Blei den Essigdaͤmpfen ausgesezt wird, laͤngere Zeit erhalten werden muͤssen, kann man nun entweder durch eine Mistgaͤhrung entwikeln (hollaͤndisches Verfahren), oder man kann auch die Verkalkungsgefaͤße in Kammern aufstellen, welche durch Oefen auf die geeignete Temperatur geheizt werden. I. Bereitung des Bleiweißes durch Verkalkung des Bleies in Pferdemist. 1) Ginsezen und Beschikung der sogenannten Loogen. In ein gegen die Witterung geschuͤztes vierekiges Local von etwa 12 Fuß Laͤnge, 8 Fuß Breite und 10 Fuß Hoͤhe, dessen vordere Wand oder Eingang durch in Falzen laufende Bretter nach und nach theilweise geschlossen oder geoͤffnet werden kann, und dessen uͤbrige Wandungen zwischen Balken geschobene oder angenagelte Dielen sind, wird eine ½′ hohe Lage von frischem Roßduͤnger mittelst hoͤlzerner Stoͤßel fest eingestampft und mit Brettern so gut als moͤglich zur ebenen Flaͤche ausgearbeitet. Nach Vollendung dieser Anlage wird ein aus vier einzelnen Brettern bestehender 1′ hoher Kasten darin so zusammengesezt, daß die Bretter desselben auf allen Seiten 1½′ von der Wand dieses Locals (welches ich nach der Fabriksprache nun immer Looge nenne) abstehen, also einen Zwischenraum von 1½′ lassen; dieser Zwischenraum wird ebenfalls mit Roßduͤnger aufgefuͤllt. Derselbe dient zur Aufnahme der sogenannten Calcinirtoͤpfe; diese werden gewoͤhnlich aus gemeinem zaͤhem rothem Thon auf der Toͤpferscheibe gedreht, sind beilaͤufig 9 bayer. Zoll hoch, und oben 6–7″, unten aber nur 4–5″ weit und gut glasirt. In einer Hoͤhe von 5″ vom Boden befinden sich in jedem solchen Topfe zwei einander gegenuͤber liegende, ½″ lange Zapfen, auf welche das in Rollen aufgewikelte und zur Verkalkung kommende Blei aufgelegt wird. Diese Rollen werden aus langen Bleistreifen gemacht, welche man dadurch erhaͤlt, daß man auf guß- oder blecheiserne Rinnen mit ebener Flaͤche, die beilaͤufig 4″ weir sind, schmelzendes Blei gießt, welches, wenn die Rinne horizontal liegt, zur duͤnnen ebenen Platte auslaͤuft, die nach dem Erkalten abgenommen werden kann. Mit sechs solcher Rinnen ist man im Stande vermittelst zweier Arbeiter, von denen einer abwechselnd auf die leere Rinne gießaͤt maͤhrend der andere die gegossene Platte entfernt, taͤglich 20 Cntr. Blei in Platten von 3′ Laͤnge, 4″ Breite und der Dike eines viertel oder halben Kronenthalers zu gießen. Das Metall wird in einem eisernen Kessel geschmolzen und mit eisernen Loͤffeln ausgeschoͤpft; man beobachtet dabei einen gewissen Hizgrad, der deßwegen nicht zu hoch seyn darf, weil sich sonst auf der Oberflaͤche eine zu große Menge von Oxyd (sogenannter Kraͤze) erzeugt, und man also an Blei verlieren wuͤrde. Zu heiß gewordenes Blei, welches auch das schnelle Erkalten der Gußplatten beeintraͤchtigt, muß durch Einbringen von kaltem Blei (einem zweiten Bleiblok) in den Kessel erkaltet werden. Die aus den so gegossenen Platten gefertigten Rollen muͤssen der Groͤße der Toͤpfe entsprechen und loker seyn, das heißt: die Flaͤchen des neben einander liegenden Bleies sollen sich nicht, oder nur so wenig als moͤglich beruͤhren, damit Raum zum Hindurchdringen der Essigdampfe bleibt. Diese Rollen muͤssen natuͤrlich immer in Vorrath vorhanden seyn. Man fuͤllt nun die Calcinirtoͤpfe bis unter die hervorstehenden Zapfen oder Traͤger mit dem zur Verkalkung dienenden Essiggemenge, wovon gewoͤhnlich ¾ – 1 bayerische Maaß hiezu erforderlich ist; hierauf werden die Toͤpfe in dem fuͤr sie bestimmten Raum der Looge reihenweise eingesezt und jeder einzelne Topf mit einer Bleirolle, welche gewoͤhnlich 4–5 Pfd. wiegt, beschikt. Nachdem der ganze Raum innerhalb des Kastens mit den beschikten Toͤpfen ausgefuͤllt ist, bedekt man dieselben haͤufig, was jedoch wenig nuzt, mit thoͤnernen Dekeln. Jedenfalls muͤssen sie aber nun noch mit Brettern gut zugedekt werden, indem man auf zwei uͤber sie gelegte Bretter, welche mit ihren Enden auf dem Kasten aufliegen, ein drittes bringt, welches die zwischen beiden befindliche Fuge verschließt. Wenn auf diese Art eine Reihe Toͤpfe in die Looge gebracht ist (wozu zwei Arbeiter gewoͤhnlich acht Stunden brauchen), kommt auf die obere Bretterlage abermals eine der ersten entsprechende Schichte von Pferdemist, welche geebnet und fest getreten zur Aufnahme einer ueuen Reihe Toͤpfe zwischen einem mit Pferdemist umgebenen Kasten dient. Auf diese kommt eben so eine zweite und dritte Reihe u. s. w., bis der Raum der Looge angefuͤllt ist. Bei der Beschikung sorgt man insbesondere dafuͤr: daß a) moͤglichst viele Toͤpfe neben einander in einem Raume zusammengesezt werden koͤnnen, weil das Blei gleichstark verkalkt wird, es mag viel oder wenig davon in einem abgeschlossenen Raume zusammengedraͤngt seyn; b) daß das eingesezte Blei nicht mit dem im unteren Theile der Toͤpfe enthaltenen Essig in unmittelbare Beruͤhrung kommt, weil es sonst verunreinigt wird, auch der Essig bald gesaͤttigt werden muͤßte und dann keine verkalkenden Dampfe mehr entwikeln koͤnnte; ferner c) daß dle Bretter, welche zur Bedekung dienen, recht fest aufeinanderliegen, also keine Fugen zum Durchlaufen etwa dem Pferdemiste anhaͤngender Feuchtigkeit, oder zum Durchstauben desselben bleiben; ferner d daß die durch die oberen Bleischichten auf die Toͤpfe herabgebogenen Bretter dieselben nicht zerbrechen koͤnnen. Die Toͤpfe muͤssen daher gleiche Hoͤhe haben, und man thut auch gut, wenn man in der Mitte des mit Toͤpfen auszufuͤllenden Raumes starke Dielen aufrichtet, welche einige Zoll uͤber die Toͤpfe hinaufreichen und die auf sie herabgebogenen Bretter stuͤzen. e) fuͤr guten Duͤnger. Die Schoͤnheit des zu erzielenden Bleiweißes und die Wirksamkeit des Verkalkungsmittels haͤngen großen Theils von der Wahl des Pferdemistes ab. Frischer Pferdemist, welcher nicht mit Stroh gemengt ist, taugt nicht, indem er sich zu sehr erhizt und zu viel Schwefelwasserstoffgas bei seiner faulen Gaͤhrung entwikelt, wodurch die Oberflaͤche des Bleies geschwaͤrzt wird. Derselbe muß etwas mehr Stroh enthalten als wirklichen Duͤnger, und vor der Anwendung fast tropfnaß gemacht werden, jedoch nicht so stark, daß wenn er zur Bedekung gebraucht wird, eine braune Fluͤssigkeit ablaufen und das unter ihm liegende Blei verunreinigen kann. Hat man keinen solchen strohigen Pferdemist, so wendet man am besten ein Gemenge von bereits gebrauchtem und frischem an; denn wenn derselbe sich zu stark erhizen koͤnnte, wuͤrde die Verdampfung des in den Toͤpfen enthaltenen Essigs zu sehr beschleunigt und also die Beruͤhrungszeit der Daͤmpfe mit dem Bleie verkuͤrzt werden, so daß sie zum Theil unzersezt entweichen muͤßten. Die geeignetste Temperatur zur Verkalkung des Bleies in Pferdemist ist die von + 30 bis 40° R., wenn sie von einer Gaͤhrung des Pferdemistes begleitet ist, bei welcher er die groͤßte Menge Kohlensaͤure und moͤglichst wenig gelbfaͤrbende Dampfe entwikelt. Wenn man die rechte Temperatur getroffen hat, faͤllt der Bleikalk blendendweiß aus und haͤngt loker an dem Metall, waͤhrend er bei vorausgegangener starker Erhizung hart, grau, und an manchen Stellen ganz schwarzgrau wird. Bei dieser Art der Verkalkung hat man natuͤrlich die Operation nicht sehr in der Gewalt, und es kommt besonders darauf an, daß man schon beim Einsezen der Toͤpfe die geeigneten allerdings nur durch mehrere Versuche und Operationen zu erfahrenden Verhaͤltnisse trifft. Um zu erfahren, wie weit die Erhizung gestiegen ist, stelle ich eine Blechroͤhre senkrecht in die Mitte der Looge, in welcher ich an einem Bindfaden ein Thermometer in verschiedener Hoͤhe aufhangen kann. Sollte sie zu stark geworden seyn, so kann man sie, obgleich nur theilweise, dadurch vermindern, daß man die aͤußere Umgebung der Kasten taͤglich einige Mal mittelst einer Gießkanne mit Wasser besprizt; damit jedoch die Erkaͤltung hiedurch nicht zu rasch eintritt, darf man nie zu viel Wasser auf ein Mal nachgießen und diese Operation nur in Zwischenraͤumen von einem halben Tage wiederholen. Um uͤber die geeignetste Sorte von Pferdemist Gewißheit zu erlangen, thut man gut, wenn man bei jeder Verkalkungsoperation eine Tabelle anfertigt, aus welcher man zulezt die taͤgliche Temperatur, das vorgenommene Begießen, das Gewicht des eingesezten Bleies, so wie des daraus erhaltenen Bleikalks und des ruͤkstaͤndigen Bleies ersieht. ES versteht sich, daß jedes Mal auch eine Probe des gewonnenen Bleikalks zur Vergleichung mit den spaͤter zu erzielenden Producten aufbewahrt werden muß. 2) Ueber den chemischen Proceß waͤhrend der Verkalkung. Wenn man einen gewoͤhnliches zum Theil mit Essig gefuͤllten Topf mit einer Bleiplatte bedekt, welche man noch mit Flanell u. dergl. uͤberlegt (theils um den Zutritt der Luft, und dadurch die freie Verduͤnstung des Essigs zu verhindern, theils um die Waͤrme mehr zusammenzuhalten) und ihn dann in einer Waͤrme von beilaͤufig 35° R. ruhig stehen laͤßt, so wird sich, je nach der Laͤnge der Zeit, die innere und zum Theil auch die aͤußere Flache der Platte mit einer diken Rinde von Bleiweiß uͤberzogen haben. Das Blei oxydirt sich in diesem Falle auf Kosten des Essigs, welcher sowohl durch die Anziehung des Bleies zum Sauerstoff, als durch die disponirende Verwandtschaft des Bleioxyds zur Kohlensaͤure zerlegt wird, und sowohl den Sauerstoff zur Oxydation des Bleies als die Kohlensaure zu Erzeugung des Bleisalzes liefert, waͤhrend wahrscheinlich der noch uͤbrige Kohlenstoff und Wasserstoff in eine aͤtherartige Fluͤssigkeit uͤbergeht, aͤhnlich derjenigen, welche erhalten wird, wenn man essigsaure Metallsalze durch trokene Destillation behandelt. Uebrigens hat die Erfahrung gezeigt, daß der Essig diese Bleiweißbildung beschleunige, wenn er nicht ganz rein ist, sondern ihm ein gaͤhrungsfaͤhiger Stoff, als Wein- oder Bierlager etc. beigesezt wird. Der Zutritt der atmosphaͤrischen Luft ist dabei nicht nur unnoͤthig, sondern selbst schaͤdlich, indem dadurch ein unnoͤthiger Aufwand an Essig durch Verlust der Daͤmpfe entsteht, und die Bleiplatten abtroknen, wodurch die Bleiweißerzeugung gehindert wird.Prechtl's technologische Encyklopaͤdie Bd. II. S. 456. Der als Verkalkungsmittel dienende Essig ist in den Bleiweißfabriken gewoͤhnlich von solcher Staͤrke, daß eine Unze desselben 30 bis 32 Gran basisch kohlensaures Kali neutralisirt. 3) Ueber die Dauer der Verkalkung. Binnen 6 bis 7 Tagen sucht man, um die Zeit der Einwirkung des Mistes auf die unteren und oberen Schichten in keine zu große Differenz zu bringen, mit dem Einsaze einer Looge fertig zu werden, was gut angeht, wenn jeden Tag eine Schichte Blei eingesezt wird, die immer 10 bis 12 Cntr. betragen kann. Schon den dritten und vierten Tag, also nach dem Einsaz der dritten und vierten Schichte, haben sich die unteren erhizt; es entstehen Daͤmpfe, wovon ein betraͤchtlicher Theil an der Oberflaͤche des Pferdemistes entweicht, und von nun an ist auch jedes Mal die waͤhrend des Tags aufgelegte Schichte uͤber Nacht in Gaͤhrung gerathen. Wenn der Pferdemist wenig Stroh enthielt und sehr schnell gaͤhrt, so wird sich binnen 5 bis 6 Tagen die Temperatur auf 60 bis 70° R. erhoͤhen, es sey denn daß man den Pferdemist begießt, wodurch die Erhizung zwar vermindert, aber nicht regelmaͤßig geleitet werden kann. Enthaͤlt hingegen der Pferdemist viel Stroh und geht langsam in Gaͤhrung uͤber, so steigt auch die Temperatur langsamer und regelmaͤßiger und erreicht nur selten 55° R. Von dieser Temperatur kann man aber die Looge durch Begießen leicht herabstimmen. Die Gaͤhrung sezt sich hier natuͤrlich auch laͤnger fort, und es haben daher, wie schon bemerkt wurde, die Essigdaͤmpfe zu ihrer Bildung und Einwirkung auf das Blei viel laͤnger Zeit, was nur vortheilhaft seyn kann. Wenn man beilaͤufig acht Tage nach der Beschikung eine Reihe oͤffnet, so bemerkt man, daß die Verkalkung ziemlich vorgeschritten ist; der das Blei oder den Kasten umgebende Mist ist halbschimmlicht, feucht und raucht; die Essigtoͤpfe sind warm und die noch darin enthaltene Fluͤssigkeit, welche schwach sauer schmekt, ist theils klar geblieben, theils gelb geworden. Nach abermaligem spaͤterem Oeffnen findet man die Verkalkung wieder weiter vorgeschritten, aber innerhalb derselben Zeit nie mehr in so hohem Grade wie fruͤher. War die Erhizung gehoͤrig regulirt worden, so ist der gebildete Bleikalk selbst in der fuͤnften Woche, wo man die Looge am vortheilhaftesten zur Entleerung oͤffnet, noch feucht, und daher in Ruͤksicht auf die Gesundheit der Arbeiter am besten abzuklopfen. Bei groͤßerer Erhizung wird derselbe compact und steinhart, wozu noch die Anwendung von reinem Essig mitzuhelfen scheint, da bei Anwendung der genannten Abgaͤnge diese Haͤrte bei weitem nicht so bedeutend wird. 4) Ausleeren der Toͤpfe und Ausbeute. Nach Verlauf von 5 bis 6 Wochen ist es am vortheilhaftesten die Loogen zu entleeren, da die fernere Einwirkung des Essigs dann so unbedeutend ist, daß sie fuͤr den durch laͤngeres Warten entstehenden Zeitverlust nicht entschaͤdigt. Man nimmt daher mit der gehoͤrigen Vorsicht, um eine Verstaͤubung und das Durchfallen einzelner Pferdemist-Stuͤkchen in die Toͤpfe zu verhindern, zuerst von der obersten und nachdem die Toͤpfe beseitigt wurden, von der naͤchstfolgenden Schichte die Pferdemistdeke weg, reinigt aber die Bretter vor dem Abdeken mittelst eines Staubbesens so gut als moͤglich von dem aufliegenden Staube. In einigen Toͤpfen wird man noch Fluͤssigkeit finden, in anderen ist sie aber ganz eingetroknet; dieß muß man bei der Befreiung der Toͤpfe vom Blei jedes Mal genau ausmitteln, denn es erfordert Vorsicht, aus ersteren die Rollen so herauszubringen, daß von dem anhaͤngenden lokeren Bleiweiß, welches oft mehr als das metallische Blei betraͤgt und in diesem Falle den Zusammenhang der Rolle aufhebt, nichts in die Fluͤssigkeit faͤllt, indem dieser Antheil verloren ginge oder nur zur Darstellung von Bleizuker oder einer ganz geringen Sorte Bleiweiß anwendbar waͤre. Bei Toͤpfen, worin die Fluͤssigkeit eingetroknet ist, schadet das Abfallen von Bleiweiß nicht, indem sich von der Masse der eingetrokneten Fluͤssigkeit nichts vom Topfe abloͤst. Alle aus der Looge herausgenommenen Rollen werden einzeln auf einem Marmortische oder auf einer zum Abklopfen vorgerichteten steinernen Platte auseinander gerollt, wobei der Bleikalk zum Theil von selbst abfaͤllt, zum Theil aber mittelst eines hoͤlzernen Hammers losgeschlagen werden muß. Bei dieser Arbeit, welche mit der groͤßten Reinlichkeit vollbracht werden soll, verbinden die Arbeiter den Mund, um sich gegen das Einathmen des Bleistaubes zu schuͤzen, und suchen zugleich den Bleikalk zu sortiren, indem sie denjenigen absondern, welcher etwa durch vom Pferdemist gekommene Tropfen oder durch irgend einen Zufall unrein geworden ist. Die Reste von metallischem Blei werden beseitigt und gewogen, deßgleichen auch der gewonnene Bleikalk, wobei sich immer eine Gewichtszunahme ergibt, welche auf 100 Theile Metall 25 bis 27 Theile betraͤgt, je nach der Trokenheit, in der der abgeklopfte Bleikalk herausgekommen ist. Uebersicht einer Verkalkungs-Operation. Textabbildung Bd. 063, S. 203 Ausbeute; Arbeiten.; Zum Einsaz noͤthige Toͤpfe.; Eingeseztes Blei.; Verkalkungsmittel.; Bleikalk.; Blei.; Temperatur.; Stùk.; Ct.; Pf. Ct. Pf. Ct. Pf.; Tag.; R.; a)Schmelzen des Bleies, 3 Tage 2 Mann.; 10 Eimer Essig (32 Gran kohlensaures Kali p. Unze saͤttigend).; b) zum Aufrollen 3 Tage, 2 Mann.; 1½ Eimer Bierhefe.; c) zum Einsezen 7 Tage, 2 Mann.; 2 Eimer Essighefe.; d) zum Ausnehmen, Abklopfen und Wiegen, 8 Tage, 2 Mann.; 10 M. Branntwein von 11° Beck. 40 Pfd. Kartoffelbroken. Beim Schmelzen des Bleies erhaͤlt man gewoͤhnlich 5 Proc. Abgang an Bleiasche, welche entweder reducirt oder zur Bleizukerfabrication verwendet wird. Ueber die Verarbeitung des Bleikalks zu verkaͤuflichem Bleiweiße wird weiter unten das Naͤhere mitgetheilt. 5) Ueber das Veralten der Calcinirtoͤpfe und eine in manchen Fabriken uͤbliche Abhuͤlfe dagegen. Erprobte Verbesserung in der Verkalkung des Bleies durch Anwendung zwekmaͤßigerer Toͤpfe und eine andere Anschichtung des Pferdemistes. Alle Bleiweißfabrikanten, welche das Blei in Pferdemist verkalken, wissen, daß neue Toͤpfe, wahrscheinlich weil sie den Essig nicht hindurch lassen, das Blei vollstaͤndiger verkalken, als oͤfters gebrauchte, von denen die Glasur abgeloͤst ist und deren Poren geoͤffnet sind. Man muß deßhalb die alten Toͤpfe beseitigen und von Zeit zu Zeit immer wieder neue anschaffen. Manche Fabrikanten uͤbergeben deßhalb auch ihre Toͤpfe nach jedesmaligem Gebrauche wieder dem Toͤpfer zum Glasiren; allein abgesehen von den Glasurkosten, welche freilich nicht sehr bedeutend sind, verursacht eine solche Manipulation zu viele Muͤhe und es gehen dabei auch immer viele Toͤpfe zu Grund. Andere lassen hingegen nach dem ersten Gebrauche der Toͤpfe dieselben reinigen und verpichen; es wird naͤmlich in den unteren Theil jedes einzelnen Topfes ein Loͤffel voll Pech aus einem gußeisernen Kessel, worin dasselbe geschmolzen wird, geschoͤpft und der Topf so gedreht, daß dessen unter den Zapfen liegende Seitenwaͤnde mit Pech uͤberzogen werden, worauf der Ueberschuß des Peches in den Kessel zuruͤkgegossen wird. Bei einiger Uebung bringen es die Arbeiter leicht dahin, daß sie mit einem Centner Pech einige tausend Toͤpfe zu verpichen im Stande sind; dieses muß dann natuͤrlich mit solcher Geschwindigkeit geschehen, daß nicht viel Pech an den Wandungen der Toͤpfe erstarren kann. Bei dieser uͤbrigens sehr empfehlenswerthen Methode ist nur der Uebelstand, daß man sich huͤten muß das Entleeren der Looge vorzunehmen, ehe die Toͤpfe hinreichend erkaltet und ausgetroknet sind, weil sonst das Pech noch weich ist und folglich herabfallende Bleikalkstuͤkchen daran kleben bleiben. Daß man seit der Einfuͤhrung der hollaͤndischen Verkalkungsweise in Nord- und Mitteldeutschland in der Form und Groͤße der Toͤpfe noch keine Abaͤnderung gemacht hat, scheint von der Versuchsscheue der Fabrikanten herzuruͤhren, welche meistens auf dem ein Mal angefangenen Wege fortarbeiten, so lange es in merkantilischer Hinsicht angeht. Man kann aber nicht nur die Toͤpfe nicht unbedeutend vergroͤßern, sondern es lassen sich auch die Schichten derselben auf eine Art anordnen, wobei die Temperatur viel leichter als bei der vorher beschriebenen Methode gehandhabt werden kann. Durch die Anwendung groͤßerer Toͤpfe erspart man an Raum und Arbeit; auch wird das Bleiweiß aus einem erklaͤrbaren Grund nicht so leicht schwarz und bei der nun zu beschreibenden Anordnung der Toͤpfe und Mistschichten kann man, ohne das Tropfen von gefaͤrbter Bruͤhe in die Toͤpfe befuͤrchten zu muͤssen, die Pferdmistschichten beliebig naß halten, also sehr leicht die geeignete Temperatur zur Verkalkung hervorbringen. Ich habe durch Versuche mit verschieden geformten Gefaͤßen gefunden, daß sich die Verkalkung am vortheilhaftesten in Toͤpfen von 1 Fuß Hoͤhe betreiben laͤßt, welche oben 10 Zoll und am Boden 8 Zoll weit sind, uͤbrigens wie gewoͤhnlich mit Zapfen als Traͤgern fuͤr das Blei versehen und glasirt oder ausgepicht sind. Ein solcher Topf faßt dann von breiteren Platten, welche auf die beschriebene Art (nur in breitere Formen) gegossen werden, 18 bis 20 Pfund und 5 bis 6 Maaß Verkalkungsmittel, und da bei ihnen den Daͤmpfen mehr Raum gestattet ist, diese auch wegen der groͤßeren Hoͤhe der Toͤpfe nicht so leicht entweichen koͤnnen, so erklaͤrt sich dadurch leicht die im Verhaͤltniß zum Verkalkungsmittel erfolgende staͤrkere Einwirkung derselben. Die abweichende Anschichtung des Pferdemistes, welche bei der Verkalkung in diesen Toͤpfen noͤthig (aber auch bei kleineren Toͤpfen anwendbar) ist, erheischt eine Abtheilung der Looge in einzelne Parzellen. Es wird naͤmlich der oben beschriebene Raum, die Looge, mit einzelnen senkrecht stehenden, einander gegenuͤber liegenden Balken, welche zum Einschieben von Brettern mit Rinnen versehen sind, so in Parzellen getheilt, daß er z. B. wie in Fig. 1, welche den Grundriß darstellt, nach dem Einschieben der Bretter in drei Kaͤsten a, b, c zerfaͤllt, welche von dem uͤbrigen Raume d, d, d, d durch die Bretter abgeschlossen sind und zur Aufnahme der Toͤpfe dienen, welche dann der in den Raum d, d, d, d zu liegen kommende Pferdemist umschließt. Diese Kaͤsten haben nun natuͤrlich auch die Hoͤhe der ganzen Looge, und sind, um bequem darin arbeiten zu koͤnnen, beliebig zerlegbar. Die zum Einschieben dienlichen Bretter (wovon die einer jeden langen oder kurzen Seite des Kastens auch fuͤr die Rinnen anderer Kaͤsten passen muͤssen, damit man bei der Arbeit mit Aussuchen keine Zeit verliert) sind an dem Rande ihrer langen Seite saͤmmtlich schief abgehobelt, um sie so zwischen den Rinnen uͤbereinanderschieben zu koͤnnen, daß (wie in Fig. 2, wo a, a der Kasten fuͤr die Toͤpfe ist) die vom Pferdemist im aͤußeren Raum abtropfende Fluͤssigkeit wegen der nach Außen abhaͤngigen Flaͤche nicht zwischen den Brettfugen in den Raum der Toͤpfe gelangen kann. Man kann so den Mist, ohne eine Verunreinigung der Toͤpfe befuͤrchten zu muͤssen, beliebig begießen. Die Arbeit bei der Beschikung dieser Kaͤsten leuchtet sogleich ein, wenn man sich die Looge versinnlicht, und sich mehrere Kaͤsten zur Aufnahme des Bleies mit dazwischen und daneben anliegendem Pferdemiste denkt; sie unterscheiden sich eigentlich von den gewoͤhnlichen nur dadurch, daß dort die Schichten horizontal uͤbereinander, hier aber senkrecht nebeneinander liegen. Jede Reihe der Toͤpfe wird von der anderen 1) durch eine Deke von Bleiplatten, welche die Verkalkung ebenfalls ergreift, und 2) durch ein auf die Bleiplatten gelegtes Brett getrennt, auf welches dann die nachfolgende Reihe der Toͤpfe zu stehen kommt. Die oberste Reihe der Toͤpfe wird so verschlossen, daß der zulezt zur Bedekung uͤber die ganze Looge ausgebreitete Pferdemist nichts verunreinigt und wieder sauber wegzubringen ist. II. Verfahrungsarten zur Bereitung des Bleikalks in Kaͤsten, welche sich in geheizten Kammern befinden. Erstes Verfahren. Man richtet in einer durch passende Mauern gegen den Temperaturwechsel verwahrten Kammer, Um die Waͤrme besser zusammenzuhalten, pflegt man in einigen Fabriken mit den aͤußeren, aus Baksteinen gemauerten Waͤnden parallel, in einer Entfernung von 1 Fuß von denselben, Waͤnde aus diken Brettern aufzufuͤhren, und den Zwischenraum zwischen beiden mit alter Lohe auszufuͤllen; eben so auch die aus starken hoͤlzernen Pfosten hergestellte Deke dieser Kammer mit einem solchen, 1 bis 2 Fuß diken, Lohlager zu bedeken. A. d. R. welche wenigstens 25 Fuß lang und 16 Fuß breit ist, der Laͤnge und Breite derselben entsprechende hoͤlzerne Kaͤsten von 1½ Fuß Hoͤhe so uͤbereinander auf, daß ein fuͤr die Arbeiten hinreichender Raum zwischen denselben bleibt. Diese Kaͤsten werden von gutem Holz angefertigt, mit Leinoͤhlfirniß getraͤnkt und ihre Fugen mit schwarzem Pech ausgepicht, was auch jedes Mal geschieht, wenn sie nach dem Gebrauche an irgend einer Stelle lek geworden sind; an einer ihrer Seitenwaͤnde ist eine Oeffnung zum Entleeren und Auspuzen derselben angebracht. Durch diese Kaͤsten gehen zum Aufhaͤngen der Bleiplatten starke Latten, welche an den entgegengesezten Seitenwaͤnden an Leisten in der Mitte aber auf einem queeruͤbergehenden Bohlen aufliegen. Die einzelnen Bleiplatten, welche 1 Fuß lang und 8 Zoll breit in der Dike eines halben Kronenthalers gegossen werben, muͤssen 3 Zoll von einander entfernt bleiben; das Ende derselben befindet sich dann 3 bis 4 Zoll uͤber der als Verkalkungsmittel dienenden Fluͤssigkeit. Fig. 3 zeigt eine solche aufgehaͤngte Platte. Wenn das Verkalkungsmittel (½ Fuß hoch) in die kaͤsten gefuͤllt worden ist und die Bleiplatten darin aufgehaͤngt sind, wird ein aus mehreren Stuͤken bestehender Dekel darauf gelegt, dessen einzelne Theile man zusammendruͤkt, worauf man ihn mit Holzstuͤken anspreißt, deren oberes Ende an den Boden des oberen Kastens, das untere aber an den Dekel druͤkt. Ein Kasten von 20 Fuß Laͤnge und 14 Fuß Breite faßt 1150 bis 1400 solcher Platten im Gesammtgewichte von 33 bis 40 Cntr., so daß bei einem Zimmer oder einer Looge von 8 solcher Kaͤsten, welche dann aus zwei Stokwerken besteht, 250 bis 300 Cntr. Blei gleichzeitig der Verkalkung unterworfen werden koͤnnen. Als Verkalkungsmittel dient dasselbe Gemisch, welches ich in der Tabelle angegeben habe. Um diese Looge auf die noͤthige Temperatur zu erwaͤrmen, ist jede Heizungsvorrichtung anwendbar, den Vorzug verdienen aber entweder steinerne auf der Erde unter dem unteren Kasten herumgefuͤhrte und von Außen heizbare Canaͤle, die sich in blecherne Roͤhren endigen, oder Kanonenoͤfen mit an den Waͤnden der Looge herumgefuͤhrten Blechroͤhren, welche aber ebenfalls von Außen geheizt werden muͤssen.) Die Heizung kann auch zwekmaͤßig und sicher durch Wasserdaͤmpfe geschehen, welche in einigen Roͤhren, die auf der. Sohle der Kammer vertheilt sind, durchstreichen. A. d. R. Nach der Beschikung der Looge muß man alle Wandungen, derselben so wie die Thuͤre aufs sorgfaͤltigste verschließen; auch muß an einem bequemen Orte im Inneren des Zimmers ein Thermometer, welches von Außen durch ein verdekbares Fenster sichtbar ist, aufgehaͤngt werden, damit man nach Abschieben seiner Verdekung die im Inneren herrschende Temperatur ablesen kann. Vor der Heizung bleibt die Looge 3 bis 4 Tage stehen, waͤhrend welcher Zeit in dem Kasten die Stoffe eine Gaͤhrung erleiden, in deren Folge sich das Verkalkungsmittel erwaͤrmt. Man beginnt dann die Heizung und leitet sie so, daß die Waͤrme nach Verlauf von sieben Tagen noch nicht uͤber 20° Réaumur betraͤgt. In der zweiten Woche wird sie etwas hoͤher getrieben, das Zimmer jedoch ebenfalls nur nach und nach auf 30° R. gebracht und in der dritten auf 35 bis 36° R. gesteigert; in der vierten und fuͤnften, allenfalls auch sechsten aber auf 40° R. gehalten, worauf man die Heizung einzustellen pflegt, da die fernere Einwirkung des Verkalkungsmittels nach diefer Zeit nur noch sehr unbedeutend ist. Man findet nun bei Eroͤffnung der Looge und der Kaͤsten, welche ihrer Entleerung behufs der Luͤftung des Locals einige Tage vorausgeht, die Bleiplatten meist gut verkalkt, die in den Kasten gefuͤllte Fluͤssigkeit aber mit einem grauen Schimmel bedekt und widerlich riechend. Die Platten werden nun an den Aufhaͤnghoͤlzchen in Wannen herausgezogen, worauf man den Bleikalk abklopft, das Blei aber zum weiteren Gebrauche der unten angegebenen Behandlung unterwirft. In einigen Fabriken bedient man sich auch kleiner 3 Fuß langer, 18 Zoll breiter und 15 Zoll hoher Kaͤsten, welche ausgepicht, ohne eiserne Naͤgel zusammengefuͤgt und an den beiden langen Seiten mit Leisten, an welche die Bleiplatten gehaͤngt werden, versehen sind. Dieselben werden eben so beschikt, in einem heizbaren Zimmer uͤbereinander gestellt (so daß die obere Kiste auf dem Dekel der unteren ruht und ihn festdruͤkt) und auch derselben Temperatur ausgesezt. Die Verkalkung ist in solchen kleinen Kisten eben so gut ausfuͤhrbar, wie in großen Kaͤsten, allein die Anlagskosten sind bedeutender, die Reparaturen haͤufiger und da von diesen uͤbereinanderstehenden Kisten die oberen ost lek werden, so verunreinigt die Fluͤssigkeit, welche von ihnen in die unteren eindringt, das Blei. Bei den großen Kaͤsten kann man aber im Falle des Tropfens eine Rinne unterlegen. Zweites Verfahren. Ein anderes schnell zum Ziele fuͤhrendes, aber sehr umstaͤndliches Verfahren ist folgendes: man bringt entweder verschleimte (unbrauchbare) oder gute mit Essig gesaͤuerte Buchenholzspaͤne in geeignete Gefaͤße (Faͤsser) und umgibt darin mit ihnen in Koͤrben befindliches loker aufgerolltes Blei. Wenn diese Gefaͤße einer Temperatur von 30° R. ausgesezt werden, geht die Oxydation des Bleies aͤußerst rasch mit Erzeugung einer vorzuͤglichen Sorte Bleikalk vor sich. Drittes Verfahren. Bei dieser in den Fabriken in Klagenfurt, Villach und der Umgegend uͤblichen Methode verwendet man als Verkalkungsmittel außer dem Essig auch noch eine der geistigen Gaͤhrung faͤhige Substanz, gewoͤhnlich getroknete Weinbeeren. Die Vorrichtung, worin man in Klagenfurt das Blei der Einwirkung des Verkalkungsmittels aussezt, besteht aus einem 3 Fuß hohen und 10 bis 15 Fuß langen hoͤlzernen Kasten; derselbe wird aus 2 Zoll starken Dielen angefertigt und in ein Geriegel eingeschlossen. In einem Locale von beilaͤufig 40 Fuß Laͤnge kann man immer 2 bis 3 solcher Kaͤsten der Laͤnge nach nebeneinander aufstellen. Diese Kaͤsten sind, wie der Durchschnitt des Zimmers und der Verkalkungsvorrichtung in Fig. 4 zeigt, in dem gewoͤlbten Locale (dessen Seitenwaͤnde a, a, a, a bezeichnen), auf einem queruͤberlaufenden Balkenlager b, b, b, b aufgestellt, so daß ihr Boden das Balkenlager bedekt, waͤhrend es an anderen Stellen (bei b, c b, c) durch aufgenagelte Bretter gedekt ist. In dem unteren Raum des Locals (der Kammer) ist die Feuerung angebracht, im oberen aber ist der Zutritt durch eine uͤber dem Balkenlager von Außen eingehende Thuͤre offen. Die Verkalkungskaͤsten haben nun noch folgende Einrichtung: sie stoßen an den einander gegenuͤberstehenden Seitenwaͤnden so genau als moͤglich zusammen, damit man daraus einen einzigen Kasten bilden kann; wo Fugen entstehen, werden sie durch Latten und Verkittung gut verdichtet. Auf ihnen liegen, etwas in die Dielen eingeschnitten, Durchzuͤge von starken Bohlen; man sehe Fig. 5, wo a, a, a, a die Waͤnde der Kaͤsten; b, b, b, b die dieselben einschließenden Geriegel; c, c, c, c die Bohlen bezeichnen, welche als Traͤger fuͤr die Bretter dienen, womit jeder Kasten zum Theil bedekt wird. Diese Bedekung ist, wie der Grundriß Fig. 5 zeigt, ausgefuͤhrt; an einzelnen Orten sind Oeffnungen, welche theils dazu dienen, die im unteren Raum entwikelten Gase auf die Flaͤche der Bretter heraufgelangen zu lassen, theils auch zum Einfuͤllen und zum Aufruͤhren der Fluͤssigkeit, zu welchem lezteren Behufe mit Stielen versehene Kruͤken gebraucht werden, deren mit d bezeichnetes aus dem Kasten hervorragendes Ende die Handhabe ist. Zum Einhaͤngen der Bleiplatten sind (man vergleiche Fig. 4, den Aufriß im Durchschnitt) auf die Bretter Posten von Bohlen aufgerichtet, die unten von den queeruͤberliegenden getragen, oben aber durch ihre Einzapfung in die Mauer und die Verbindung der Postenreihen untereinander festgehalten werden. An ihnen sind die Latten, welche zum Aufhaͤngen des Bleies dienen, angebracht, und zwar sind sie in Einschnitten der Bohlen durch hoͤlzerne Naͤgel befestigt. Sie nehmen dann natuͤrlich nur diejenigen Raͤume ein, wo das Blei bloß auf die Bretter, nicht in die Fluͤssigkeit herabfallen wuͤrde; deßwegen sind auch uͤberdieß die Bretter an den Oeffnungen mit Leisten versehen, welche einige Zoll emporstehen, und so das Hineinrollen von abfallenden Stuͤkchen verhindern. Das ungefaͤhr 5 Fuß hohe Geruͤste zum Aufhaͤngen des Bleies ist so wie die ganze Oberflaͤche des Kastens mit einem Verschlage aus starken Brettern umgeben, welche (bei e, e Fig. 4) unten an den Kasten, oben aber an das Gewoͤlbe des Locals befestigt sind. Dieser Verschlag hat mehrere mit Schiebern genau verschließbare Oeffnungen, welche theils zum Eingang in die Kammer dienen, theils den Ruͤhrkruͤken gegenuͤber angebracht sind, um dieselben bewegen zu koͤnnen. Alle an dem Verschlage beim Aneinanderstoßen der Bretter etc. allenfalls entstehenden Fugen werden zur Verhinderung eines Entweichens der Duͤnste mit Leinwandstreifen und einem aus Leim und Kreide gefertigten Kitt verklebt, zulezt auch noch mit Firniß uͤberstrichen, damit der Leim nicht erweichen kann. In anderen Fabriken jener Gegend bedient man sich zum Aufruͤhren der gaͤhrenden Fluͤssigkeit zwar ebenfalls solcher Kruͤken, die Handhaben derselben gehen aber durch die Seitenwand des Fluͤssigkeitsbehaͤlters heraus, und uͤberdieß ist die Einrichtung getroffen, daß man einen Theil der Oberflaͤche der gaͤhrenden Fluͤssigkeit (zur Absorption von Sauerstoff) in Beruͤhrung mit der Luft kommen laͤßt, was dadurch erzielt wird, daß man die eine Seite des Bretterverschlags (Fig. 6) in den Kasten zuruͤksezt, so zwar, daß der Raum im Inneren des Kastens von dem aͤußeren getrennt ist, aber die Fluͤssigkeit (deren Niveau a, a bezeichnet) unterhalb demselben eine Masse ausmacht. An jedem Kasten werden auch einige Zapfen zum Ablassen der Fluͤssigkeit angebracht. Zum Heizen dieser Kammern dienen ebenfalls steinerne, auf ihrer Sohle angebrachte und von Außen heizbare Canaͤle, welche in das zweite Stokwerk senkrecht emporsteigen und sich dann in Blechroͤhren endigen, die den Rauch in ein Kamin fuͤhren. Die Verkalkung wird in einer solchen Looge folgender Maßen betrieben. Die uͤber dem Fluͤssigkeitsbehaͤlter durch den Verschlag eingeschlossenen Lattengeruͤste werden mit Bleiplatten von 2 Fuß Hoͤhe und beilaͤufig 1 Fuß Breite, welche in der Dike eines halben Kronenthalers gegossen sind, behangen, jedoch so, daß zwischen ihnen ein gehoͤriger Raum zum Durchdringen der Daͤmpfe bleibt. In den Fluͤssigkeitsbehaͤlter (die eingeschlossenen Kaͤsten) kommt als Verkalkungsmittel ein zur duͤnnen Consistenz gebrachtes Gemisch von Weinbeeren und Wasser, welches uͤberdieß mit bereits gegohrener Bruͤhe versezt ist; die Heizung wird so geleitet, daß im oberen Theile der Looge die Temperatur stets 35° R. betraͤgt; das Verkalkungsgemisch geht dann in geistige und saure Gaͤhrung uͤber und entbindet Essigedaͤmpfe und kohlensaures Gas zu gleicher Zeit; um lezteres in noch groͤßerem Maaße zu erzeugen, wird die Fluͤssigkeit von Zeit zu Zeit auch noch mit ungegohrenem Gute versezt. Waͤhrend der Gaͤhrung muß die Fluͤssigkeit mit den Ruͤhrscheiten oͤfters bewegt werden. In einigen Fabriken pflegt man das Verkalkungsmittel, nachdem es vollstaͤndig in saure Gaͤhrung uͤbergegangen ist, abzulassen, um es zur Bleizukerfabrication zu verwenden; wo dieses nicht der Fall ist, kann man uͤberdieß auch die gewoͤhnlichen Bier- und Branntweinmaischen dazu verwenden. Es versteht sich von selbst, daß die Weinbeeren auch durch Trauben und uͤberhaupt alle Fruͤchte, welche zukerhaltige Saͤfte liefern, ersezt werden koͤnnen. Das Blei kann nach 8 bis 10 Wochen herausgenommen werden, in welcher Zeit es gewoͤhnlich die Haͤlfte seines Gewichts Bleikalk liefert; die nach dem Abklopfen desselben zuruͤkbleibenden kleineren Bleistuͤke, welche sich nicht mehr aufrollen und aufhaͤngen lassen, muͤssen umgeschmolzen werden, wobei sich eine nicht unbedeutende Menge Bleiasche abscheidet, welche entweder an die Toͤpfer zur Glasur abgesezt oder auf Bleizuker verarbeitet oder auch zu Metall reducirt werden kann. Am vortheilhaftesten ist es immer, wenn man diese und alle uͤbrigen Abfaͤlle bei der Bleiweißfabrication auf Bleizuler zu verarbeiten Gelegenheit hat. III. Ueber die Reinigung des nach den angegebenen Methoden gewonnenen Bleikalks und die Verfahrungsarten, wodurch das Bleiweiß harr gemacht wird. Die Art der Verkalkungsweise hat auf die Schoͤnheit des producirten Bleikalks einen bedeutenden Einfluß. Da der Pferdemist bei seiner Faͤulniß etwas Schwefelwasserstoffgas entbindet, so wird bei dem sogenannten hollaͤndischen Verfahren der Bleikalk auch nicht selten von gebildetem Schwefelblei geschwaͤrzt, was nicht so leicht bei der Verkalkung des Bleies in Kisten und nie bei der in Klagenfurt etc. uͤblichen Fabricationsart der Fall ist; durch leztere erhaͤlt man uͤberhaupt das reinste und schoͤnste Bleiweiß, welches noch immer unter dem Namen Cremserweiß im Handel als erste Sorte seinen Ruf behauptet. Der Bleikalk mag uͤbrigens nach was immer fuͤr einer Methode gewonnen worden seyn, so enthaͤlt er stets etwas essigsaures Blei (Bleizuker); bei der Klagenfurter Fabricationsweise kann sein Bleizukergehalt sogar bis auf 10 Proc. steigen. Um das gewonnene basisch kohlensaure Blei von dem darin enthaltenen Bleizuker zu befreien, hauptsaͤchlich aber, um einen gelblichen oder braͤunlichen Farbstoff zu beseitigen, welcher seine Weiße mehr oder minder beeintraͤchtigt, ist es daher noͤthig dasselbe auszuwaschen. Zu diesem Behufe wird der abgeklopfte Bleikalk unter Rollsteinen zerdruͤkt und in einem Kasten durchgesiebt, theils um ihn im Wasser feiner zertheilen zu koͤnnen, hauptsaͤchlich aber um das zufaͤllig in ganz kleinen Stuͤken unter den Bleikalk gekommene metallische Blei, welches beim Mahlen dem Bleiweiß eine graue Farbe ertheilen wuͤrde, wegzuschaffen. Hierauf wird das Pulver in großen hoͤlzernen Kaͤsten oder anderen Behaͤltern in Wasser eingeruͤhrt und das nach 24 Stunden abgezogene gefaͤrbte Wasser so oft wieder ersezt und abgezogen, als es sich noch einiger Maßen faͤrbt. In dem Waschwasser ist nun offenbar das aus dem Bleikalk ausgezogene essigsaure Blei, wenn derselbe (wie nach dem hollaͤndischen Verfahren bereiteter) nur wenig davon enthielt, in so verduͤnntem Zustande, daß es sich kaum der Muͤhe lohnt dasselbe durch Faͤllung mit chromsaurem Kali etc. zu verwerthen; mit dem nach der Klagenfurter Methode gewonnenen Bleikalk hingegen, dessen Bleizukergehalt betraͤchtlich ist, laͤßt sich eine concentrirtere, zum Eindampfen und Krystallisiren geeignete Bleizukerloͤsung gewinnen, indem man die schwachen Waschwasser wiederholt zum Aussuͤßen frischen Bleikalks benuzt. Das zum Aussaͤßen des Bleikalks dienliche Wasser soll moͤglichst wenig kohlensauren Kalk enthalten, weil der braͤunliche Farbstoff mit dieser Basis eine unaufloͤsliche Verbindung eingeht, auch frei von Eisen und Schwefelwasserstoff seyn. Kohlensaurer Kalk macht uͤberdieß, wenn er rein ausgewaschenem Bleiweiß zugesezt wird, durch seine Reaction auf das Leinoͤhl den Bleiweißfirniß nach und nach gelblich. Das ausgewaschene Bleiweiß wird nun auf den sogenannten nassen Muͤhlen so oft unter einem fester aufliegenden Laͤufer durchgemahlen, bis es einen diklichen feinen Brei vorstellt, an dem durchaus keine koͤrnigen Theile mehr wahrzunehmen sind. Derselbe ist dann nochmals mit reinem Wasser auszusuͤßen. Manche Fabriken pflegen diesen gemahlenen Bleikalk nun sogleich mit einem Bindungsmittel zu versezen und dann in den Formen zu troknen; allein der Bleikalk enthaͤlt so wie er von der Muͤhle kommt, eine Menge Luftblasen, welche das Bleiweiß loker und loͤcherig machen, indem sie besonders nach dem Zusaze des Bindungsmittels nicht mehr heraustreten koͤnnen. Um sie zu beseitigen, muß man den gemahlenen Brei in einer Menge Wasser zertheilen, das Bleiweiß sich absezen lassen und ihm dann erst das geeignete Bindungsmittel einverleiben. Um das Bleiweiß fest und hart zu machen, benuzt man als Verdikungsmittel: a) eine duͤnne Loͤsung vom besten arabischen Gummi. b) eine Loͤsung von neutralem Bleizuker in Wasser, die man im Verhaͤltniß von 6 bis 8 Proc. dem Bleiweiß zusezt; sie ertheilt ihm jedoch nur eine maͤßige Haͤrte. c) Staͤrkegummi, welches man erhaͤlt, wenn man 10 Pfd. Staͤrke in 200 Pfd. Wasser zu Kleister kocht, denselben mit 2 Loth concentrirter Schwefelsaͤure, die vorher mit Wasser verduͤnnt wurden, in einem Staͤndchen vermischt und dann durch eingeleiteten Dampf 1 bis 2 Stunden lang im Kochen erhaͤlt, worauf man die Saͤure neutralisirt und die Fluͤssigkeit vom Saze abfiltrirt. Diese Fluͤssigkeiten werden unter den Bleiweißbrei geruͤhrt, ehe man denselben in die uͤblichen runden oder vierekigen Formen fuͤllt, und zwar in einem um so groͤßeren Maaße, je mehr Haͤrte man erzielen will. Unausgewaschener Bleikalk wird wegen seines Bleizukergehalts nach dem Mahlen und Troknen von selbst hart. Die lufttrokenen Brode muß man in einem auf beilaͤufig 20° R. geheizten Local noch vollends austroknen, damit sie moͤglichst weiß und glaͤnzend werden. IV. Bereitung geringerer Sorten von Bleiweiß, durch Vermengung desselben mit weißen Stoffen. Zum Versezen des Bleiweißes, um billigere Sorten fuͤr schlechteren Anstrich herzustellen, benuzt man hauptsaͤchlich Schwerspath (schwefelsauren Baryt), Kalkspath (kohlensauren Kalk), Kreide und weiße Thonarten. Von diesen Koͤrpern muß man immer die weißesten Sorten waͤhlen, alle eisenhaltigen Stuͤke aus ihnen entfernen, sie vor dem Vermengen mit dem Bleiweiße hoͤchst fein mahlen, dann mit dem Bleikalk selbst einige Mal durch die Muͤhle gehen lassen und endlich den Brei zur Austreibung der Luftblasen erst wieder in Wasser zertheilen. Uebrigens wird so verseztes Bleiweiß gerade so wie reines hart gemacht. Schwerspath allein sollte man nur dann anwenden, wenn das Bleiweiß nicht uͤber 50 Proc. Zusaz erhaͤlt. Versezt man es in groͤßerem Verhaͤltniß damit, so ertheilt er ihm zu viel Rauheit; beim Anstrich verhaͤlt sich die Masse dann pelzig und faserig und legt sich also nicht gut an das Holz. Dagegen ertheilt gut sortirter und ausgewaschener Thon der Masse mehr Geschmeidigkeit und Zaͤhigkeit. Nicht selten kommen auch sogenannte geringe Bleiweißsorten vor, welche bloß aus einem Gemenge von Schwerspath mit Thon und Kreide bestehen und deren man sich zum Voranstrich oder zur Grundisrung bedient. Kalkspath koͤnnte zwar als ein sehr weißer Koͤrper recht gut zum Versezen des Bleiweißes angewendet werden, allein es ist entschieden, daß er ihm die Eigenschaft ertheilt, nach dem Abreiben mit Oehl gelb zu werden; in Leim hingegen haͤlt solches Bleiweiß gut Stand, und wenn daher eine geringe Bleiweißsorte bloß zu Wasserfarben verwendet werden soll, kann man den Bleikalk wohl mit Kalkspath versezen. Wegen der Eigenschaft des kohlensauren Kalks, das mit Oehl abgeriebene Bleiweiß gelb zu machen, ist man auch in solchen Fabriken, wo man sich nur kalkspathhaltigen Schwerspath verschaffen kann, genoͤthigt, denselben mit Schwefelsaͤure zu behandeln und zur Entfernung des gebildeten schwefelsauren Kalks oͤfters auszuwaschen. Salzsaͤure, worin sich der Kalkspath unter Aufbrausen leicht und vollstaͤndig aufloͤst, waͤre zur Reinigung des Schwerspaths offenbar vorzuziehen; diese Saͤure gibt auch den Bleiweißfabrikanten ein gutes Mittel an die Hand, ihren Schwerspath auf seine Reinheit zu untersuchen.Hinsichtlich der Untersuchung des Vleiweißes auf fremde Beisaͤze verweisen wir auf Schubarth's Elemente der technischen Chemie. (Berlin 1832) Bd. II. S. 219. B. Fabrication des neutralen Bleiweißes. Neutrales kohlensaures Bleioxyd wird durch die Faͤllung irgend eines aufloͤslichen Bleisalzes, z. B. einer Aufloͤsung von Bleizuker oder von salpetersaurem Bleioxyd, durch Potasche oder ein anderes kohlensaures Alkali erhalten. Diese Methode ist jedoch fuͤr die Ausuͤbung im Großen zu kostspielig; diejenige, deren man sich in neuerer Zeit, besonders in Frankreich, zur Darstellung des neutralen Bleiweißes in den Fabriken bedient hat, beruht auf der Faͤllung des kohlensauren Bleioxyds aus einer Aufloͤsung des basischen essigsauren Bleioxyds (Bleiessigs) mittelst der Kohlensaͤure. Das basische essigsaure Bleioxyd hat naͤmlich die Eigenschaft, daß aus seiner Aufloͤsung derjenige Antheil des Bleioxyds, den es mehr enthaͤlt, als das neutrale essigsaure Bleioxyd, durch Kohlensaͤure ausgefaͤllt wird. Eine Aufloͤsung von 100 Theilen neutralen essigsauren Bleioxyds (aus 31,6 Essigsaͤure und 68,4 Bleioxyd) nimmt noch 137 Theile Bleioxyd auf; wird nun diese basische Salzaufloͤsung mit Kohlensaͤure in Beruͤhrung gebracht, so werden jene 137 Theile Oxyd in Verbindung mit 27,1 Theilen Kohlensaͤure ausgeschieden, und es bleibt die neutrale essigsaure Bleioxydaufloͤsung wieder zuruͤk. Wenn man die im Handel vorkommende Bleiglaͤtte zur Bereitung des Bleiessigs anwenden will, so muß sie zuerst gelinde ausgegluͤht werden, weil das neutrale essigsaure Bleioxyd das kohlensaure Bleioxyd nicht aufloͤst. Nach folgendem Verfahren kann man sich selbst in Zeit von 12 Stunden 8–10 Cntr. Bleiglaͤtte (sey es fuͤr diesen Zwek oder zur Bleizukerfabrication) bereiten: Man bringt in einem gewoͤhnlichen Reverberir- oder Flammofen, dessen Heerd aus einer eisernen Platte oder festgemauerten flachen Schale besteht und der mit niedrigem Gewoͤlbe, starkem Feuerraum und Sattel, ferner mit einem gut zu regulirenden Kamine versehen ist, wenn er die Rothgluͤhhize erreicht hat, einen Blok von einigen Centnern metallischen Bleies, welches bald in Fluß kommt und sich oxydirt, was man durch Umruͤhren (wobei uͤbrigens der Zug des Feuers der Verstaͤubung wegen gut geleitet werden muß) zu befoͤrdern sucht. Nach kurzer Zeit ist alles Blei in Bleiasche verwandelt, die man nun durch weitere Erhizung beim Zutritt von Luft durch die Eintragthuͤre des Reverberirofens in den Zustand von Glaͤtte uͤberzufuͤhren sucht. Nach vorausgegangener laͤngerer Erhizung wird dann ein zweiter Bleiblok eingetragen und zwar unter das Bleioxyd vergraben, die Erhizung hierauf weiter fortgesezt und endlich aufgeruͤhrt, wobei man meistens den Bleiblok schon zum groͤßten Theil oxydirt findet, was fast augenbliklich vollends der Fall ist, wenn man das noch vorhandene schmelzende Blei mit dem Bleioxyd hin und her bewegt. Nach wieder erfolgter Oxydation wird ungefaͤhr so viel Bleiglaͤtte ausgezogen, als von einem Bloke producirt wurde, der Rest aber weiter erhizt, um spaͤter wieder einen Blok darin zu vergraben, und auf diese Art die Operation der Verkalkung oder Oxydation immer fortgesezt. Um die Gesundheit der Arbeiter zu schonen, kann die Oeffnung zum Ausziehen oder Ausschieben der Glaͤtte aus dem Ofen der Eintragoͤffnung entgegengesezt, in ein anderes Local gehen, so daß in dem Local, worin sich der Ofen befindet, keine Verstaͤubung Statt findet. Die ausgezogene Glaͤtte wird naß gemahlen, getroknet, und dann zu feinem Staube gesiebt. Man erhaͤlt von 100 Pfd. Blei ungefaͤhr 102 Pfd. Bleiglaͤtte. Zur Bereitung des basischen essigsauren Bleioxyds eignen sich die gewoͤhnlichen kupfernen Kessel mit ihrer Feuerungseinrichtung nicht, sondern dieselben muͤssen mit ebenem Boden versehen seyn, und es duͤrfen nur ihre Seitenwaͤnde vom Feuer bestrichen werden, damit sich die auf dem Boden befindliche Glaͤtte nicht verkrusten kann. Die Groͤße und Anzahl der Kessel richtet sich natuͤrlich nach der Ausdehnung der Fabrication; der Vortheil des Fabrikanten erheischt uͤbrigens, daß fuͤr die Kohlensaͤure-Pumpen bestaͤndig eine hinreichende Menge Bleiessigloͤsung vorhanden ist. In diesen Kesseln erwaͤrmt man nun behufs der Bleiessigserzeugung entweder reinen (destillirten) Essig oder Bleizukerloͤsung mit einem Ueberschuß der gepulverten Glaͤtte unter bestaͤndigem Umruͤhren ein paar Stunden lang. Nach einiger Ruhe zieht man dann die helle Fluͤssigkeit ab, bringt wieder Glaͤtte in den Kessel und fuͤllt ihn neuerdings mit Essig oder Bleizukerloͤsung u. s. f. Umstaͤndlich und kostspielig ist bei dieser Fabricationsart des Bleiweißes die Gewinnung der Kohlensaͤure, wenn man nicht Gelegenheit hat, ein viel kohlensaures Gas entbindendes Mineralwasser benuzen zu koͤnnen; in lezterem Falle kann sie sogleich durch gewoͤhnliche Pumpen oder archimedische Schneken unter die Bleiessigloͤsung getrieben werden. Erzeugt man sie aber durch Verbrennen von Kohlen, so muß sie jedenfalls zuvor behufs ihrer Reinigung unter Wasser gepumpt werden.Die Kohlensaͤure, mit welcher die Faͤllung bewirkt wird, kann nach irgend einer der gewoͤhnlichen Methoden erzeugt werden, je nachdem die eine oder andere fuͤr die Localitaͤt wohlfeiler kommt; durch Zersezung von Kreide oder kohlensaurem Kalk mittelst der Schwefelsaͤure, oder der Holzsaͤure, wobei man den erhaltenen holzsauren Kalk weiter verwenden kann; durch gaͤhrende Fluͤssigkeiten, die man dann zum Branntweinbrennen verwendet; oder aus brennenden Holzkohlen. Die leztere Art ist bei dieser Methoͤde die gewoͤhnlichste. Man sammelt das kohlensaure Gas unter einem mit Wasser gesperrten Gasometer, und laͤßt es von hier durch bleierne Roͤhren entweder unmittelbar in den Bleiessig treten, welcher in diesem Falle in flachen Gefaͤßen steht, die nur 3 bis 4 Zoll hoch mit demselben angefuͤllt sind, so daß das Gas, welches durch eine große Menge kleiner Roͤhren, in welche die Hauptroͤhre sich endigt, und welche von Oben in die Fluͤssigkeit treten und bis nahe auf den Boden reichen, keinen so großen Druk zu uͤberwinden hat; oder man zieht das Gas aus dem Behaͤlter durch eine Pumpe, und man druͤkt es mittelst dieser durch die Fluͤssigkeit, in welchem Falle diese auch in tieferen Gefaͤßen stehen kann. Lezteres hat den Vortheil, daß man an Raum erspart, und daß man das Gas, bevor es in die Bleiaufloͤsung tritt, noch erst durch ein Gefaͤß mit Kalkwasser treiben kann, damit es hier noch fremdartige, besonders schweflige und oͤhlige Theile abseze. Benuzt man das Gas aus brennenden Holzkohlen, so ist der obere Theil des Windofens, in welchem die Kohlen brennen, mit einem blechernen, ringsum verschlossenen, kegelfoͤrmig zugehenden Mantel versehen, von welchem eine Roͤhre aufwaͤrts, dann seitwaͤrts, und dann wieder aufwaͤrts bis unter den aus Eisenblech verfertigten Gasometer geht, die an ihrem uͤber das Wasser des Gasometers hervortretenden Ende mit einer leicht beweglichen Klappe verschlossen ist. Wird der Gasometer in die Hoͤhe bewegt, so erfolgt der Luftzug durch den Rost des Windofens und der Gasometer fuͤllt sich mit der Luft, die durch den Feuerheerd streicht, die dann von hier aus durch eine zweite Roͤhre, deren Oeffnung mit einer einwaͤrts gehenden Klappe verschlossen ist, an den beliebigen Ort geleitet werden kann.Ohne Gasometer kann die Bleiaufloͤsung mit der aus den brennenden Kohlen kommenden Kohlensaͤure auf folgende Art in Beruͤhrung gebracht werden. Eine aufrecht stehende Tonne ist oben statt des Bodens oder Dekels mit einem flachen Gefaͤße aus Blei verschlossen, dessen Boden gleich einem Siebe mit vielen Loͤchern durchbohrt ist, und dessen Seitenwaͤnde 4–6 Zoll Hoͤhe haben. In diesen Bottich tritt die von dem Windofen kommende Zugroͤhre in der Haͤlfte seiner Hoͤhe ein, und an der gegenuͤberstehenden Seite tritt dieselbe wieder aus, um weiter fort in einen Rauchfang geleitet zu werden. Die Bleiaufloͤsung wird in das durchloͤcherte Gefaͤß geschuͤttet, wo sie in Gestalt eines Regens der durchziehenden kohlensauren Luftart begegnet. Durch den Hahn am Boden des Bottichs wird sie abgezapft und wieder aufgegossen, bis die Faͤllung gehoͤrig erfolgt ist. Damit der Luftzug aus dem Feuerheerde hinreichend stark erfolge, ist der Windofen mit einem Geblaͤse versehen, dessen Muͤndung entweder unmittelbar unter den Rost in den uͤbrigens luftdicht verschlossenen Aschenfall tritt, oder erst in einen unverschlossenen Behaͤlter (Windkammer), von welchem dann die Luft durch eine Roͤhre in den Aschenraum stroͤmt; das leztere aus dem Grunde, um einen ununterbrochen gleichfoͤrmigen Luftstrom zu erhalten. Damit die kohlensaure Luft, bevor sie mit der Bleiaufloͤsung in Beruͤhrung kommt, hinreichend abgekuͤhlt sey, laͤßt man sie erst durch ein hinreichend weites Schlangenrohr streichen, das in einem Bottich mit kaltem Wasser sich befindet.Die Kohlen, welche zum Verbrennen in dem Windofen verwendet werden, muͤssen voͤllig ausgebrannt oder verkohlt seyn, sonst geben sie beim Verbrennen noch brenzliches Oehl, welches das Bleiweiß verunreinigt. Man gluͤht sie daher vor dem Gebrauche erst noch ein Mal im Verschlossenen aus. Das Nachfuͤllen der Kohlen in den Windofen geschieht durch ein seitwaͤrts und nahe senkrecht von dem Mantel desselben ausgehendes Rohr, dessen Oeffnung mit einem lutirten Dekel verschlossen wird.Sonst kann zu diesem Behufe das kohlensaure Gas auch aus Kohle und Braunstein entbunden werden. Man vermengt beide gepulvert in dem Verhaͤltnisse von 24 Theilen Braunstein und 7 Theilen Kohle mit einander, welchem Gemenge man noch 4 Theile Kreide und so viel Wasser zusezt, um einen gleichfoͤrmigen Teig daraus zu machen, den man troknen laͤßt, und dann in einen Cylinder von Gußeisen, der mit der gehoͤrigen Gasentbindungsroͤhre versehen ist, fuͤllt, diesen verschließt, und zur Rothgluͤhhize bringt, wo sich dann durch die Verbrennung der Kohle mittelst des Sauerstoffes des Braunsteins eine Mengr kohlensaures Gas entbindet. Bei dieser Methode kann eben sowohl, als bei der Entwiklung der Kohlensaͤure aus Kreide durch Schwefelsaͤure in einem Gasentbindungsapparate, oder bei der Anwendung einer Drukpumpe, das entwikelte Gas einen maͤßigen Druk uͤberwinden, daher mit der Bleiaufloͤsung in der Art in Beruͤhrung gebracht werden, daß dieselbe bei einer hoͤheren Fluͤssigkeitssaͤule durchstrichen wird, auch, wenn die Gefaͤße verschlossen sind, die Luft von einem in das andere, wie in einem Woulf'schen Apparate treten kann. (Prechtl's technologische Encyklopaͤdie, Bd. II. S. 469.)A. d. R. Nachdem in die Bleiessigloͤsung so lange kohlensaures Gas geleitet worden ist, bis sie das blaue Lakmuspapier zu roͤthen anfaͤngt, laͤßt man das gebildete kohlensaure Blei (neutrale Bleiweiß) sich absezen, worauf die Fluͤssigkeit durch Digestion mit Bleiglaͤtte in Bleiessig verwandelt wird u. s. f. Das Wasser, womit das Bleiweiß ausgewaschen wurde, wird statt reinen Wassers bei den folgenden Operationen zum Aufloͤsen von Bleizuker benuzt. Bei diesem Verfahren hat man den Vortheil, daß man 1) selbst mit unreiner Glaͤtte oder schlechtem, in Glaͤtte verwandeltem Blei ein ganz reines Bleiweiß zu erzeugen im Stande ist, indem die Kohlensaͤure selbst aus einer unreinen Bleiaufloͤsung nur kohlensaures Bleioxyd niederschlaͤgt und 2) daß eine gewisse ein Mal angewandte Menge Essig oder Bleizuker sehr lange zur Bereitung des basisch essigsauren Bleioxyds gebraucht werden kann und nur in dem Maaße ersezt werden muß, als durch die Arbeit selbst an Fluͤssigkeit verloren geht. Das auf diese Art erhaltene neutrale Bleiweiß ist nun zwar sehr weiß und fein zertheilt, aber es dekt nicht so gut wie das basische, indem es eine weniger erdige Beschaffenheit hat und seine kleinsten Theile eine Neigung zum Krystallisiren besizen; es ist daher in der Regel auch weniger compact, als das basische Bleiweiß, und um es diesem in dieser Hinsicht aͤhnlich zu machen ist man genoͤthigt, es bei der Einfuͤllung in die kleinen Toͤpfe einer kuͤnstlichen Pressung zu unterwerfen. Zusaz der Redaction.Ueber die Bereitung von Bleiweiß aus granulirtem Blei nach Prechtl. Hr. Director Prechtl schlaͤgt in seiner technologischen Encyklopaͤdie Bd. II. S. 464 eine Methode zur Darstellung des basischen Bleiweißes vor, welche im Großen da, wo man uͤber eine wohlfeile mechanische Kraft disponiren kann, wahrscheinlich mit Vortheil ausfuͤhrbar ist. Er hat dieselbe zwar nur im Kleinen versucht, allein sie ist von der Art, daß die Ausfuͤhrung im Großen keine vermehrten Schwierigkeiten mir sich bringt. Man granulire reines Blei, indem man dasselbe durch einen heißen Loͤffel gießt, der in Gestalt eines Seihers durchbrochen ist, so daß es von einiger Hoͤhe in kaltes Wasser faͤllt. Von diesem, je feiner desto besser, granulirten Blei schuͤtte man eine Quantitaͤt in ein cylindrisches, etwas flaches Gefaͤß, z. B. eine Schuͤssel aus Steingut; gieße Wasser darauf, in welchem man etwa 1/10 seines Gewichts guter Potasche aufgeloͤst hat; und ruͤhre nun das Blei mit der Potascheaufloͤsung fortwaͤhrend untereinander. Die Fluͤssigkeit wird bald milchig, so daß sie etwa nach einer Stunde von dem Blei abgegossen und zum Sedimentiren hingestellt werden kann. Es sezt sich bald ein schoͤnes, dichtes und schweres Bleiweiß aus derselben ab, von dem die Fluͤssigkeit abgegossen und neuerdings uͤber das granulirte Blei geschuͤttet wird, mit welchem man dann das Zusammenruͤhren fortsezt. Das sedimentirte Bleiweiß wird mit Wasser ausgewaschen, und dieses Waschwasser der uͤbrigen Fluͤssigkeit zugefuͤgt. Auf diese Art wird der Proceß immer fortgesezt, und man braucht zu demselben außer dem Blei eigentlich kein weiteres Material, da von der ein Mal aufgewendeten Potasche nichts, oder doch nur wenig verloren geht, indem auch die schwaͤchern Waschwasser noch verwendet werden koͤnnen. In diesem Processe oxydirt sich das Blei auf Kosten des im Wasser enthaltenen Sauerstoffgases, und das Oxyd verbindet sich im Augenblike seiner Entstehung mit der Kohlensaͤure der Potasche, die diese wieder in dem Maaße, als sie sie an das Bleioxyd abgibt, aus der Atmosphaͤre anzieht. Auch durch die Bewegung des Bleischrotes mit bloßem Wasser an freier Luft erfolgt die Bleiweißbildung, aber langsamer, und das erhaltene Bleiweiß ist weniger rein, naͤmlich noch mit einem graulichen Oxyde gemischt, das erst, laͤngere Zeit an der Luft im befeuchteten Zustande erhalten, sich in Bleiweiß umaͤndert. Hievon erhellen die Gruͤnde aus Folgendem: Schuͤttelt man granulirtes Blei mit reinem Flußwasser in einer verstoͤpselten Flasche, so bildet sich ein graues Oxyd in bedeutender Menge, das alkalische Eigenschaften zeigt, indem es das durch Saͤuren geroͤthete Lakmuspapier blaͤuet, und das Kurkumaͤpapier schwach braͤunt. An der Luft zieht dieses Oxyd, wenn es bestaͤndig feucht erhalten und umgeruͤhrt wird, langsam Kohlensaͤure an, und verwandelt sich allmaͤhlich in Bleiweiß. Verrichtet man das Schuͤtteln in der Flasche in der Art, daß man oͤfters Luft eintreten laͤßt, so wird ein Theil des Oxyds kohlensauer, und man erhaͤlt Bleiweiß mit grauem Oxyd gemengt, das nach und nach an der Luft weißer wird. Will man das Bleiweiß sogleich so viel moͤglich von dem grauen Oxyd gereinigt erhalten, so darf daher die durch das Schuͤtteln oder Umruͤhren des Bleischrots mit dem Wasser eingeleitete Oxydation nicht schneller vor sich gehen, als die Zuleitung der Kohlensaͤure zu dem in der Bildung befindlichen Oxyde. Da nun die Aufloͤsung des Aezkali die Kohlensaͤure schneller anzieht, als das Wasser, so wirkt sie schneller als lezteres, und die Bleiweißerzeugung wird in diesem Processe um so schneller vor sich gehen, je schneller die Bewegung des Bleischrots mit dem Wasser erfolgt, je mehr das Wasser Potasche enthaͤlt und je mehr Kohlensaͤure sich in der umgebenden Luft befindet. Um diesen Proceß im Großen auszufuͤhren, duͤrfte es am zwekmaͤßigsten seyn, das granulirte Blei mit der Fluͤssigkeit in cylindrische, aus Blei gegossene Gefaͤße, etwa 2 Fuß im Durchmesser und 18 Zoll hoch, zu fuͤllen, ein solches Gefaͤß mit einem Ruͤhrkreuze aus Holz oder Blei zu versehen, und eine Anzahl solcher Gefaͤße an die Peripherie eines großen Stirnrades zu stellen, dessen Zaͤhne in das an der Achse des Ruͤhrkreuzes befestigte Getriebe eingreifen und das Kreuz umdrehen. Die Gefaͤße koͤnnen etwas erhoͤht gestellt werden, um die mit Bleiweiß beladene Fluͤssigkeit von Zeit zu Zeit in ein rieferes Sedimentirgefaͤß abzulassen. Indem man in diesem Arbeitsraume ein schwaches Kohlenfeuer unterhielte, koͤnnte man die Zufuͤhrung der Kohlensaͤure vermehren. Will man nach dieser Art das Bleiweiß ohne Anwendung von Potasche erzeugen, so muß man das Schuͤtteln des Bleies mit reinem Wasser (Flußwasser) in einem sich um seine Achse drehenden Fasse bewerkstelligen, und das sich aus dem abgelassenen Wasser absezende graue Oxyd in Form eines Breies, den man in flachen Gefaͤßen ausbreitet und von Zeit zu Zeit umruͤhrt, in einem Raume, dessen Luft Kohlensaͤure enthaͤlt, allmaͤhlich in Bleiweiß uͤbergehen lassen. Das nach diesem Processe dargestellte Bleiweiß enthaͤlt immer noch metallische Bleitheile eingemengt, von denen es durch Schlaͤmmen befreit werden muß.

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