Titel: Verbesserungen im Reinigen und Raffiniren von Talg und verschiedenen anderen thierischen und vegetabilischen Fetten, worauf sich Charles Watt, Gentleman von Clapham in der Grafschaft Surrey, am 8. Septbr. 1836 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 63, Jahrgang 1837, Nr. XLIV., S. 226
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XLIV. Verbesserungen im Reinigen und Raffiniren von Talg und verschiedenen anderen thierischen und vegetabilischen Fetten, worauf sich Charles Watt, Gentleman von Clapham in der Grafschaft Surrey, am 8. Septbr. 1836 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. November 1836, S. 305. Watt's Verbesserungen im Reinigen und Raffiniren von Talg. Meine Erfindung beruht darauf, daß ich rohen Talg oder verschiedene andere thierische oder vegetabilische Fette oder Oehle mit Wasser und verschiedenen chemischen Agentien oder Gemischen der Einwirkung der Siedhize ausseze, um sie dadurch von fremdartigen Stoffen und Unreinigkeiten zu reinigen, und um sie den Zweken, zu denen sie bestimmt sind, besser anzupassen. Was den Talg betrifft, so soll derselbe hiedurch von den thierischen Substanzen, welche Gallerte, Faserstoff, Eiweißstoff und Farbstoff enthalten, gereinigt, und hierauf durch Auswaschen oder Raffiniren von den zur Reinigung verwendeten chemischen Agentien befreit werden. Was die thierischen Oehle anbelangt, so sollen dieselben zu demselben Zweke, naͤmlich zur Entfernung von Unreinigkeiten mit gewissen chemischen Ingredienzien gekocht und dann raffinirt werden, worauf man sie dann mit gewissen anderen chemischen Substanzen behandelt, um erstere zu neutralisiren, und um die Oehle dabei zugleich zu reinigen, zu raffiniren oder auszuwaschen. Was endlich die vegetabilischen Oehle betrifft, so sollen auch diese durch Behandlung mit gewissen chemischen Agentien oder Gemischen von den verschiedenen Unreinigkeiten, die deren Consistenz, deren Farbe oder deren Geruch beeintraͤchtigen, befreit werden. Um meine Erfindungen in diesen verschiedenen Betreffen allgemein verstaͤndlich zu machen, will ich meine Verfahrungsweisen ausfuͤhrlich beschreiben, und dabei, was die Quantitaͤt der dazu verwendeten Agentien anbelangt, solche Verhaͤltnisse angeben, welche ich meiner Erfahrung gemaͤß als den fraglichen Zweken am besten entsprechend fand. Ich muß jedoch ausdruͤklich bemerken, daß ich mich durchaus auf keine bestimmten Verhaͤltnisse beschraͤnke, indem dieselben je nach Verschiedenheit der obwaltenden Umstaͤnde und je nach der Reinheit und Consistenz der zu behandelnden Stoffe verschieden abgeaͤndert werden koͤnnen und muͤssen. Das Verfahren, welches ich bei der Behandlung von rohem Talg oder Schmiere oder Fett zum Behufe des Reinigens und Raffinirens einschlage, ist Folgendes. Das rohe Fett wird, ohne daß es vorher in kleine Stuͤke verwandelt zu werden braucht, in einen hoͤlzernen Bottich gebracht, der mit einer hoͤlzernen, von einem Dampfekssel herfuͤhrenden Dampfroͤhre versehen ist. Diese Roͤhre theilt sich am Boden des Bottiches in mehrere Arme, welche zum Behufe der Vertheilung des Dampfes an saͤmmtliche Theile der zu behandelnden Masse mit zahlreichen kleinen Loͤchern versehen sind. Wenn auf jede Tonne rohen Fettes beilaͤufig 4 Gallons Wasser in den Bottich gebracht worden sind, so lasse ich so lange Dampf eintreten, bis die Masse zum Sieden kommt, wo ich ihr dann die auf folgende Weise zusammengesezte Mischung, die ich mir jedoch erst eine Stunde vor ihrer Anwendung bereite, beifuͤge. Ich nehme 4 Pfd. starke Schwefelsaͤure von beilaͤufig 1900 specif. Gewicht, und verduͤnne diese, indem ich sie allmaͤhlich und unter oͤfterem Umruͤhren in zwei Gallons kalten, in einem hoͤlzernen Gefaͤße befindlichen Wassers gieße. Oder ich nehme anstatt der Schwefelsaͤure Salzsaͤure, von der jedoch 8 Pfd. und eine um die Haͤlfte geringere Menge Wasser erforderlich sind. Bei der Verduͤnnung der Salzsaͤure ist keine besondere Vorsicht noͤthig, indem hier keine solche Erhizung Statt findet, wie bei der Schwefelsaͤure. Auf jede dieser verduͤnnten Saͤuren seze ich, nachdem sie erkaltet sind, 1 Pfd. gute Salpetersaͤure von beilaͤufig 1045 specif. Gewicht, und außerdem noch ein halbes Pfund Kali-Bichromat oder saures chromsaures Kali, welches noch eine nachtraͤgliche Quantitaͤt Sauerstoff liefert, und der durch die Anwendung der Salpetersaͤure erfolgenden Entfaͤrbung vorbeugt, so wie endlich auch ein halbes Pfund Kleesaͤure zu. Wenn dieses Gemisch gehoͤrig umgeruͤhrt worden ist, so bringe ich auf jede Tonne rohen Fettes drei Pinten von demselben in die in dem Bottiche siedenden Substanzen, und zwar in Zwischenraͤumen von 20 bis 30 Minuten, worauf ich dann das Sieden so lange fortseze, bis die Fettklumpen vollkommen geflossen sind. Ist dieß der Fall, so trage ich folgende Mischung ein, die gleichfalls nur dann bereitet wird, wenn man ihrer eben bedarf. Ich vermenge naͤmlich auf jede Tonne Fett 1 Pfd. starke Salpetersaͤure mit einem Quart Wasser, und trage dann noch zwei Unzen rectificirten Weingeist, Naphtha, Schwefelaͤther oder Terpenthingeist ein. Wenn dieses Gemisch dem in Behandlung befindlichen Fette beigemengt worden ist, so seze ich das Sieden beilaͤufig noch eine halbe Stunde lang fort; und wenn alle Fettklumpen geschmolzen sind, so sperre ich den Dampf ab, und lasse das Fett gegen 10 Minuten lang ruhig stehen, damit sich die Ueberreste abscheiden koͤnnen. Hat sich das Wasser mit den angewendeten chemischen Reagentien unter dem Fette angesammelt, so wird es abgezapft: und nachdem dieß geschehen ist, trage ich auf Tonne rohen Fettes beilaͤufig zwei Gallons frischen Wassers in den Bottich ein, um hierauf wieder so lange Dampf zutreten zu lassen, bis der Talg beilaͤufig 10 Minuten lang gekocht hat. Nach Vollendung dieses Abwaschprocesses unterbreche ich das Sieden, damit sich die angewendeten Substanzen abscheiden koͤnnen, und damit das Fett nach dem Erkalten aus dem Bottiche geschafft werden kann. Wenn man Wallfischthran, Fischlebern und andere derlei Substanzen, in denen Fischoͤhl enthalten ist, reinigen und zum Theil raffiniren will, so muß das angegebene Verfahren auf folgende Weise modificirt werden. Man nimmt naͤmlich auf 4 Pfd. Schwefelsaͤure, die auf die oben beschriebene Weise mit 2 Gallons Wasser verduͤnnt worden ist, 6 Pfd. Salzsaͤure, welche gleichfalls mit 2 Gallons Wasser verduͤnnt wurde, und sezt diesem Gemisch, nachdem es erkaltet ist und nachdem es gut umgeruͤhrt worden, ein halbes Pfund saures chromsaures Kali und eben so viel Kleesaure zu. Dieses Gemisch wird in Zwischenraͤumen von 20 bis 30 Minuten zu 2 Quart per Tonne den siedenden, das thierische Oehl enthaltenden Substanzen beigemengt, bis diese lezteren gaͤnzlich zergangen oder ausgezogen sind. Man erkennt dieß, wenn man bei der Untersuchung der in Behandlung begriffenen Masse unter der Oberflaͤche des fluͤssigen Oehles und uͤber der Oberflaͤche des Wassers oͤhlhaltige Theile schwimmend findet; denn je nachdem dieß der Fall ist oder nicht, muß die Operation unterbrochen oder noch laͤnger fortgesezt werden. Nach Beendigung derselben, und nachdem die unter dem Fette angesammelten Fluͤssigkeiten und chemischen Reagentien abgezapft worden sind, traͤgt man auf jede Tonne rohen Materiales 2 Pfd. gepuͤlverten Kalk oder Marmor ein, womit man das Ganze, nachdem es gut damit umgeruͤhrt worden ist, 10 bis 20 Minuten lang sieden laͤßt, damit sich die Kalkerde mit all der Saͤure, die dem Oehle allenfalls noch anhaͤngt, verbinde. Das auf diese Weise behandelte Oehl kann, nachdem man dasselbe sich sezen ließ, zum Gebrauch abgezogen werden. Um den Talg noch weiter zu reinigen oder zu raffiniren, kann man, wenn man es fuͤr noͤthig erachtet, zu der Zeit, wo man nach Abzapfung der angewendeten chemischen Agentien frisches Wasser in den Bottich schafft, auf jede Tonne Talg auch noch ein halbes Pfund saures chromsaures Kali zusezen, und durch abermaliges Einlassen von Dampf mit dem Fette kochen lassen, wodurch nicht nur die Farbe und der Geruch, sondern auch die uͤbrigen Eigenschaften des Talges bedeutend gewinnen werden. Um thierische und vegetabilische Oehle im Allgemeinen und in dem fluͤssigen Zustande, in welchem sie im Handel vorkommen, zu reinigen, bringe ich folgendes Verfahren in Anwendung. Ich seze naͤmlich auf jede Tonne Oehl unter jedesmaligem Umruͤhren ein Quart oder den vierten Theil des oben erwaͤhnten Gemenges aus Salzsaͤure und rothem oder saurem chromsaurem Kali zu, und fahre damit so lange fort, bis das Oehl allen unangenehmen Geruch, alle fremde Farbe und alle Unreinigkeiten verloren hat. Dann trage ich auf jede Tonne Oehl gegen 3 Gallons Wasser und 2 bis 3 Pfd. gepuͤlverten Kalk ein, um dadurch die dem Oehle anhaͤngenden Saͤuren zu entfernen; und wenn sich hierauf sowohl das Wasser als die angewendeten Reagentien durch ruhiges Stehen des Oehles abgeschieden haben, so daß das Oehl vollkommen durchsichtig geworden ist, so ziehe ich dasselbe in Faͤsser ab. Das Palmoͤhl muß, da es bei der gewoͤhnlichen Temperatur eine feste Masse bildet, kuͤnstlich auf 39º R. erwaͤrmt werden; auch muß man die zur Reinigung dienende Mischung hier in diesem Falle auf jede Tonne rohen Oehles aus einem 1 ½ Pfd. Kali-Bichromats oder sauren chromsauren Kalis und 4Pfd. Salzsaͤure zusammensezen. Nach hiedurch vollbrachter Entfaͤrsbung dieses Oehles ist dann Kalk in der oben angegebenen Menge und 3 bis 4 Gallons Wasser beizumengen, und das Ganze auf 52° R. zu erwaͤrmen; denn bei dieser Temperatur tritt ein solcher Grad von Duͤnnfluͤssigkeit ein, daß sich die angewendeten Stoffe, nachdem sie vorher gehoͤrig mit dem Oehle abgeruͤhrt worden sind, durch Stehen wieder abscheiden koͤnnen, so daß das Oehl klar zuruͤbleibt und nunmehr zu mannigfachen Zweken verwendet werden kann. Als meine Erfindung erklaͤre ich: 1) die Vermischung von Schwefelsaͤure mit Salpetersaͤure, und von Salzsaͤure mit Salpetersaͤure; so wie auch die Beimengung von Kleesaͤure und saurem chromsaurem Kali, um damit auf die oben beschriebene Weise die Fette und Oehle zu reinigen, und um die Entfaͤrbung des Talges, die sonst durch die Salpetersaͤure bewirkt wird, zu verhindern; 2) die Vermischung von Salpetersaͤure mit Weingeist, Naphtha, Aether oder Terpentingeist, wodurch salpeterige Saͤure und Stikgas entwikelt werden, die zur Reinigung des Talges dienen; 3) die Vermengung von Schwefel-, Salz- und Kleesaͤure zur Reinigung der verschiedenen Fischoͤhle; 4) die Vermengung von Salzsaͤure mit chromsaurem Kali, wobei die vegetabilischen und thierischen Oehle nicht bloß durch die Wirkung des Chroms gereinigt und gebleicht, sondern auch durch die Wirkung des Chlors, welches sich in Folge der Zersezung der Salzsaͤure in ungeheurer Menge entwikelt, vollends gebleicht werden.