Titel: Ueber den Hohofenbetrieb mit Holz. Von Hrn. Theodor Virlet, Bergingenieur.
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XXVIII., S. 142
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XXVIII. Ueber den Hohofenbetrieb mit Holz. Von Hrn. Theodor Virlet, Bergingenieur. Aus dem Journal des connaissances usuelles, Januar 1837, S. 22. Virlet, uͤber den Hohofenbetrieb mit Holz. Die zahlreichen Versuche, welche bereits in mehreren Laͤndern uͤber den Betrieb der Hohoͤfen mit rohem oder getroknetem Holze anstatt mit Holzkohlen angestellt wurden, fuͤhrten bisher noch zu keinen entschieden guͤnstigen Resultaten; denn es ergaben sich daraus in der Hauptsache nur folgende negative Resultate. 1) Gruͤnes Holz, von welcher Beschaffenheit es auch seyn mag, ist nicht im Stande die Reduction der Erze zu bewirken. 2) Getroknetes Holz, d.h. Holz, aus welchem der ganze Gehalt an Wasser ausgetrieben worden ist, vermag allerdings die Reduction zu bewirken; allein es erwaͤchst dabei weder in Hinsicht auf die Fabrication, noch in Hinsicht auf Ersparniß irgend ein Vortheil. 3) Weiches und harziges Holz, welches auf diese Weise getroknet worden, ist dem harten Holze vorzuziehen, und zwar vorzuͤglich, wenn es getriftet worden. Dagegen ergaben sich aus der Anwendung von unvollkommen verkohltem oder geroͤstetem Holze (bois torréfié) allerdings genuͤgende Resultate; und zwar Resultate, aus denen hervorging, daß das Holz sowohl seiner Natur, als der vorbereitenden Behandlung nach, der es unterlegen, um so mehr zur Reduction der Erze geeignet ist, je leichter es sich verkohlen laͤßt. Das Roͤsten erheischt einen solchen Grad der Verbrennung, daß das Holz dadurch an seiner aͤußeren Oberflaͤche verkohlt wird; man bewirkt dasselbe in Oefen, die mit der aus den Hohoͤfen entweichenden Hize geheizt werden. Das Holz wird zu diesem Zweke vorher in kleine Stuͤke von hoͤchstens 5 bis 6 Zoll Laͤnge geschnitten, damit nicht zu viele Zwischenraͤume zwischen ihnen bleiben. Man bringt es in Schichten, die nicht gar zu hoch seyn duͤrfen, wenn die Roͤstung gleichmaͤßig ausfallen soll, in die Oefen, und laͤßt dann die heiße Luft von dem Hohofen her eintreten. Sollte die Hize nicht so groß seyn, daß das Holz, nachdem es ausgetroknet ist, zum Gluͤhen kommt, so zuͤndet man dasselbe an, verschließt aber auch augenbliklich die Thuͤren, damit nur so viel Luft eindringen kann, als zur Unterhaltung der Verbrennung noͤthig ist. An dem Huͤttenwerke in Bièvre haben diese Oefen solche Dimensionen, daß man 190 Kilogr. klein geschnittenes Holz eintragen kann. Dabei betraͤgt der Ertrag an geroͤstetem Holz dem Gewicht nach 45 und dem Volumen nach 66 Proc. Nach den an diesem Huͤttenwerk durch laͤngere Zeit fortgefuͤhrten Versuchen laͤßt sich hoffen, daß man das geroͤstete Holz zu 2/3 und selbst zu 3/4 anstatt der Kohlen, die man fruͤher fuͤr sich allein benuzte, anwenden kann. Das Volumen des als Ersaz genommenen Holzes kommt jenem der Kohlen gleich, und dabei leisten die Producte sowohl in Hinsicht auf Qualitaͤt, als in Hinsicht auf Quantitaͤt nicht weniger Genuͤge, als fruͤher. Die Ersparniß, die aus der Annahme des neuen Verfahrens fuͤr die Schmieden etc. erwachsen muß, erhellt daraus, daß nach den in Bièvre vergleichsweise angestellten Versuchen und Berechnungen 100 Kilogr. Kohlen auf 7,87 Fr. zu stehen kommen, waͤhrend 100 Kilogr. geroͤstetes Holz nur 2,80 Fr. kosten; oder daß, nach dem Volumen genommen, eine Fuhr Kohlen, welche 30 bis 38 Hectoliter faßt, auf 53,90 Fr., eine gleiche Fuhr geroͤstetes Holz aber nur auf 27,10 Fr. zu stehen kommt. Da nun das geroͤstete Holz ein gleiches Volumen Holzkohlen ersezt, so ergibt sie eine Ersparniß an Brennmaterial um die Haͤlfte: eine Ersparniß, die nothwendig auf den Preis des Roheisens und des daraus erzielten Schmiedeisens einen Einfluß aͤußern muß. Zur Erzielung dieser Resultate ist jedoch nothwendig, daß man die Hohoͤfen, an denen man mit geroͤstetem Holze arbeitet, mit heißer anstatt mit kalter Luft speist; diese Bedingung scheint unumgaͤnglich nothwendig, wenn aus der Anwendung des Holzes einige Vortheile erwachsen sotten. Uebrigens muß ich bemerken, daß die beiden Hohoͤfen in Harancourt und in Senuc in den Ardennen mit geroͤstetem Holze arbeiten, und sich dessen ungeachtet noch fortwaͤhrend der Speisung mit kalter Luft bedienen, und dabei gut gehen. Der große Vortheil, den das neue Verfahren gewaͤhrt, beruͤhr hauptsaͤchlich darauf, daß die Verkohlung nichts weniger als so weit wie in den Kohlenmeilern getrieben, sondern nur so weit gebracht wird, als noͤthig ist, um die oxydirenden Gase, wie z.B. den Wasserdampf, die Essigsaͤure und die brennzelige Holzsaͤure auszutreiben, waͤhrend noch ein gewisser Theil Wasserstoff in Verbindung mit dem groͤßten Theil des in dem Holz enthaltenen Kohlenstoffes zuruͤkbleibt. Diese Verkohlung wird daher in geschlossenen gußeisernen Oefen, um welche man die aus dem Hohofen entweichende Flamme circuliren laͤßt, vorgenommen; und weit entfernt das Holz dabei in Brand zu sezen, verhindert man dessen Entzuͤndung vielmehr dadurch, daß man keine Luft eindringen laͤßt. Und wenn sich das Holz ja beim Herausschaffen desselben aus dem Ofen entzuͤndet, so beeilt man sich es in blechernen oder gußeisernen Ausloͤschkammern, die eigens dazu eingerichtet sind, zu erstiken. Es ist nicht genug, daß das Holz an seiner aͤußeren Oberflaͤche verkohlt ist, die Verkohlung muß vielmehr gleichmaͤßig und die Holzfaser uͤberall braun geworden seyn; die Farbe des Rauches und dessen Geruch deuten bei einiger Uebung den Arbeitern an, daß die Verkohlung bis auf den gehoͤrigen Punkt gediehen ist. Man kann auch groͤßere Oefen, in welchen 3 bis 400 Kilogr. Holz auf ein Mal geroͤstet werden, anwenden; in diesem Falle dauert der Roͤstungsproceß 2 bis 4 Stunden.