Titel: Ueber die in den Futterkräutern und Nahrungsstoffen enthaltene Quantität Stikstoff oder Nahrungsstoff. Nach Hrn. Boussingault.
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XLVII., S. 224
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XLVII. Ueber die in den Futterkraͤutern und Nahrungsstoffen enthaltene Quantitaͤt Stikstoff oder Nahrungsstoff. Nach Hrn. Boussingault. Aus dem Journal des connaissances usuelles, Decbr. 1836, S. 249. Ueber den Stikstoffgehalt der Nahrungsmittel. Schon seit langer Zeit haben sichs die ausgezeichnetsten Oekonomen Deutschlands und Englands zur Aufgabe gemacht, zu erforschen, auf welche Weise das Vieh fuͤr die moͤglich geringsten Kosten gemaͤstet werden koͤnnte. Thaer und mehrere andere Beobachter haben in dieser Absicht als das Resultat ihrer Erfahrungen in Zahlen die Gewichtsverhaͤltnisse angegeben, in welchen die verschiedenen Futtersubstanzen einander zu ersezen im Stande sind. Diese Zahlen sind wirkliche Aequivalente; denn sie zeigen z.B. an, daß diese oder jene Quantitaͤt Heu oder Wurzeln durch diese oder jene Quantitaͤt Blaͤtter oder Koͤrner ersezt werden kann, um einen zur Mastung bestimmten Ochsen oder ein Oekonomiepferd in gleichem Grade zu naͤhren. Vergleicht man jedoch die von verschiedenen Schriftstellern angegebenen Aequivalente, so wird man in Hinsicht auf eine und dieselbe Substanz oft eine große Differenz in diesen Angaben finden. Es konnte dieß auch nicht wohl anders kommen; denn 1) ist es nicht moͤglich, daß alle die Beobachtungen, als deren Resultat sich die Aequivalente ergaben, unter vollkommen gleichen Umstaͤnden angestellt werden konnten; und 2) ist sehr schwer genau zu ermitteln, welchen guͤnstigen oder schaͤdlichen Einfluß eine Veraͤnderung der Nahrungsweise auf die Thiere ausuͤbt. Dessen ungeachtet haben diese Aequivalentzahlen schon großen Nuzen gebracht; ja sie dienen gegenwaͤrtig allen jenen Landwirthen, die weder Zeit noch Mittel haben sich durch ihre eigene Erfahrung Aufschluß zu verschaffen, zur Richtschnur. Alle vegetabilischen Stoffe, die den Thieren als Nahrungsmittel dienen, enthalten eine gewisse Quantitaͤt stikstoffhaltiger Bestandtheile; denn Substanzen, die gar keinen Stikstoff enthalten, sind zur Unterhaltung des Lebens nicht geeignet. In den Getreidearten bildet der Kleber diesen Nahrungsstoff. Hr. Boussingault bemerkt, daß die Naͤhrkraft eines vegetabilischen Nahrungsmittels mit dessen Gehalt an Stikstoff im Verhaͤltnisse stehen muß; obwohl uͤbrigens nichts weniger als alle stikstoffhaltigen Vegetabilien als Nahrungsmittel zu betrachten sind; mehrere derselben gehoͤren vielmehr zu heftigen Giften und Arzeneimitteln. Da Hr. Boussingault von dem Principe ausging, daß die Naͤhrkraft der Futterkraͤuter auf ihrem Gehalte an Stikstoff beruhe und mit diesem Gehalte im Verhaͤltnisse stehe, so beschraͤnkte er sich auf Bestimmung dieses Bestandtheiles mit Uebergehung der uͤbrigen. Eine vollkommene Analyse wuͤrde auch nur seine Arbeit außerordentlich in die Laͤnge gezogen haben, ohne ihr deßhalb ein hoͤheres Interesse zu verleihen. Da die Holzfaser, das Gummi, das Staͤrkmehl, der Zuker, die fast in allen Vegetabilien enthalten sind, eine beinahe gleiche oder wenigstens hoͤchst aͤhnliche Zusammensezung haben, so wuͤrden sich immer aͤhnliche oder gleiche Quantitaͤten Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff ergeben haben. Der Gehalt an Wasser wurde dagegen sorgfaͤltig bestimmt; und da der Stikstoffgehalt immer an Substanzen gepruͤft wurde, die laͤngere Zeit uͤber bei der Temperatur des siedenden Wassers getroknet wurden, so konnte vergleichsweise der Stikstoffgehalt der getrokneten und der nicht getrokneten Nahrungsstoffe berechnet werden. Zur Bestimmung des Stikstoffgehaltes wurde das von Dumas angegebene Verfahren gewaͤhlt; die Resultate, zu denen Hr. Boussingault hienach gelangte, erhellen aus folgender Tabelle, so daß also nur mehr zu erforschen bleibt, ob diese Resultate keinen Modificationen unterliegen. Textabbildung Bd. 64, S. 226 Substanzen; Verlust an Wasser waͤhrend des Troknens bei 100°; Gehalt an Stikstoff in dem getrokneten Nahrungsstoffe; Gehalt an Stikstoff in dem ungetrokneten Nahrungsstoffe; Theoretische Aequivalente; Praktische Aequivalente; Gewoͤhnliches Heu; Rother, in der Bluͤthe geschnittener Klee; Gruͤner Klee; Luzerner Klee; Gruͤner Luzerner Klee; Getroknetes Wikenkraut; Weizenstroh; Haferstroh; Gerstenstroh; Kartoffeln; Erdbirnen oder Topinambours; Kohl- oder Krautkoͤpfe; Gelbe Ruͤben; Runkelruͤben; Weiße Ruͤben; Feldbohnen; Gelbe Erbsen; Weiße Bohnen; Linsen; Ruͤbsamenkuchen; Mais; Heidekorn; Weizen; Roggen; Gerste; Hafer; Weizenmehl; Gerstenmehl Unter den angefuͤhrten Substanzen befinden sich mehrere, die beinahe ausschließlich zur Nahrung der Menschen angewendet werden. Um auch diese Stoffe in Hinsicht auf ihren Gehalt an Stikstoff leichter mit einander vergleichen zu koͤnnen, hat Hr. Boussingault folgende Tabelle, der er noch eine groͤßere Ausdehnung zu geben gesonnen ist, entworfen. Er nahm hiebei das Weizenmehl als Basis, und sezte dessen Aequivalent auf 100. Da die Wurzeln, Knollen und Blaͤtter, wenn sie bei 100°C. getroknet worden sind, gemahlen werden koͤnnen, so sind deren trokene Stoffe als Mehle bezeichnet. Textabbildung Bd. 64, S. 227 Aequivalente; Weizenmehl; Weiße Bohnen; Weizen; Linsen; Gerstenmehl; Weißkraut; Gerste; Kohlmehl; Roggen; Kartoffeln; Heidekorn; Kartoffelmehl; Mais; Gelbe Ruͤben; Feldbohnen; Gelbes Ruͤbenmehl; Gelbe Erbsen; Weiße Ruͤben