Titel: Ueber Schüzenbach's Neues Verfahren krystallisirten Zuker aus Runkelrüben darzustellen.
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXXVIII., S. 458
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LXXXVIII. Ueber Schuͤzenbach's Neues Verfahren krystallisirten Zuker aus Runkelruͤben darzustellen. Schuͤzenbach's Verfahren krystallisirten Zuker darzustellen. Ueber Schuͤzenbach's neues Verfahren in der Ruͤbenzukerfabrication, welches fuͤr die deutschen Oekonomen hoͤchst wohlthaͤtig zu werden verspricht und diesen Fabricationszweig erst zu einem rein industriellen umgestaltet, koͤnnen wir unseren Lesern Folgendes mittheilen: Die Anlage einer Fabrik, in welcher jaͤhrlich eine gegebene Menge krystallisirter Zuker erzeugt werden soll, kostet nach der neuen Methode weniger als nach den bis jezt bekannt gewordenen franzoͤsischen Verfahrungsarten und die Kosten der Verarbeitung einer gegebenen Menge Runkelruͤben auf krystallisirten Zuker sind unter ganz gleichen Umstaͤnden, durchschnittlich berechnet, bei Anwendung des neuen Verfahrens nicht groͤßer, als nach den aͤlteren Methoden. Das neue Verfahren ist ferner zuverlaͤssiger und liefert eine weit groͤßere Ausbeute an krystallisirtem Zuker als die besten aͤlteren Verfahrungsarten, wie aus Folgendem zu entnehmen ist: Hundert Gewichtstheile Ruͤben von mittelmaͤßiger tadelfreier Beschaffenheit, deren Saft 7 bis 8° Baumé wiegt, geben sechszehn Gewichtstheile trokene Ruͤben, welche 10 bis 11 Gewichtstheile bis zum Krystallisationspunkt eingedikten Syrup liefern und von lezterem bleibt hoͤchstens ein Sechstel als Melasse, d.h. als Zuker zuruͤk. Ruͤben von vorzuͤglicher Beschaffenheit geben 20 und mehr Procent trokene Ruͤben und in gleichem Verhaͤltniß mehr Zukermasse und mehr krystallisirten Zuker. Der nach der neuen Methode erhaltene Ruͤbenzuker ist besser und reiner von Geschmak als der franzoͤsische Ruͤbenzuker. Die getrokneten Ruͤben koͤnnen Flaͤchen des ganzen Jahres mit dem gleichen Erfolge auf krystallisirten Zuker verarbeitet werden. Bei Anwendung des neuen Verfahrens wird den Ruͤben aller Zuker rein entzogen, und alle uͤbrigen nahrhaften Bestandtheile bleiben als Ruͤkstand; lezterer enthaͤlt keine der Gesundheit der Thiere schaͤdliche Substanz und kann folglich mit Nuzen zur Fuͤtterung des Viehes verwendet werden. Neu ist bei Schuͤzenbach's Verfahren: 1) daß er, waͤhrend die Fabrikationskosten nicht groͤßer sind, als bei den besten bisher bekannten Methoden (namentlich derjenigen des Hrn. Crespel Delisle und des Hrn. v. Utzschneider) aus frischen Ruͤben von den Species Beta alba im Minimum sieben bis acht Proc. krystallisirten Rohzuker von der vorzuͤglichsten Beschaffenheit erzeugt; 2) daß der von ihm gewonnene Saft oder Extract schon vor der Laͤuterung durchsichtig und klar ist; 3) daß dieser Saft gleich anfangs so concentrirt erscheint, daß er 40 bis 50 Proc. Zuker enthaͤlt, also drei Mal so stark mit Zuker gesaͤttigt ist, als der aus rohen Ruͤben erhaltene Saft. Diese in der Fabrikation des Runkelruͤbenzukers neuen Resultate beruhen nun besonders darauf: a) daß er den Ruͤben mit einer besonderen Maschine ohne nachtheilige Verlezung des Zellengewebes die entsprechende Verkleinerung gibt; b) daß er die so zerkleinerten Ruͤben nach dem allerdings bekannten Princip der Troknung mit warmer Luft, jedoch nach einem neuen, bisher noch niemals im Großen gelungenen Verfahren fabrikmaͤßig und in beliebiger Ausdehnung so troknet, daß der darin enthaltene krystallisirbare Zuker durchaus nicht veraͤndert wird und Jahre lang zur Verarbeitung auf Zuker aufbewahrt werden kann.Ueber die mannigfaltigen und nuͤzlichen Anwendungen, welche die Trokenmethode des Hrn. Schuͤzenbach noch zu anderen Zweken gestattet, findet man einige Andeutungen im Polyt. Journal Bd. LXI. S. 483. c) daß er die so getrokneten und zerriebenen Ruͤben mittelst verschiedener Fluͤssigkeiten extrahirt, die den Zuker nicht veraͤndern, ihn vollstaͤndig aufnehmen und die schleimigen Theile dem groͤßten Theite nach zuruͤklassen.