Titel: Ueber Antimonwasserstoffgas, nebst Bemerkungen über Marsh's Probe auf Arsenik; von L. Thompson.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XXIV., S. 126
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XXIV. Ueber Antimonwasserstoffgas, nebst Bemerkungen uͤber Marsh's Probe auf Arsenik; von L. Thompson. Aus dem Philosophical Magazine. Mai 1837, S. 353. Thompson, uͤber Antimonwasserstoffgas. Ich habe eine bisher noch unbekannte Verbindung von Antimon und Wasserstoff entdekt, welche in vieler Hinsicht dem Arsenikwasserstoffgase sehr aͤhnlich ist. Um mir dieses Gas in vollkommen reinem Zustande zu verschaffen, schmelze ich gleiche Gewichtstheile von Antimon und Zink zusammen, und behandle die Legirung dann mit verduͤnnter Schwefelsaͤure. Das Antimonwasserstoffgas ist farblos, brennbar und explodirt heftig, wenn man es mit seinem gleichen Volum Sauerstoff, Chlor oder atmosphaͤrischer Luft vermischt, durch den elektrischen Funken oder ein Kerzenlicht entzuͤndet; es hat einen eigenthuͤmlichen Geruch, dem des Arsenikwasserstoffs sehr aͤhnlich; wenn man einen Strom desselben an freier Luft entzuͤndet, brennt es mit einer blassen, blaͤulichgruͤnen Flamme, einen dichten weißen Dampf verbreitend, welcher sich an kalte Koͤrper, die man uͤber die Flamme haͤlt, als ein halbkrystallinisches Oxyd anlegt; haͤlt man hingegen ein Stuͤk von kaltem Glas oder Porzellan in die Flamme selbst, so sezt sich eine metallische Kruste darauf ab, und wenn man eine Glasroͤhre anwendet, bildet sich das Metallhaͤutchen an dem der Flamme zunaͤchst befindlichen Theile der Roͤhre und das weiße Oxyd um ihn und uͤber ihm. Dieses Verhalten ist dem des Arsenikwasserstoffs offenbar ganz aͤhnlich; und obgleich ein geuͤbtes Auge einigen Unterschied zwischen den Krusten erkennen mag, indem die vom Antimon mehr die Farbe und den Glanz des Silbers hat, so ist derselbe jedenfalls nicht bedeutend, denn ein duͤnnes Haͤutchen von Antimon sieht eher wie Arsenik als wie Antimon aus, und eine dike Kruste von Arsenik hat das metallische Ansehen des Antimons. Leitet man uͤber die Oxyde dieser Metalle Schwefelwasserstoffgas, so wird das Antimonoxyd dunkler gelb als die arsenige Saͤure; dieß ist aber ebenfalls taͤuschend, denn eine geringe Menge Antimon liefert ein Gelb, welches nicht dunkler als Operment ist, und wenn die arsenige Saͤure metallischen Arsenik enthaͤlt, bildet sich etwas Realgar, so daß das Product in Orange sticht. Durch schwefelsaures Ammoniakkupfer lassen sich Antimonoxyd und arsenige Saͤure auch nicht wohl von einander unterscheiden, denn eine große Menge Antimonoxyd bringt einen weißlichgruͤnen Niederschlag hervor, der fuͤr Scheele's Gruͤn genommen werden koͤnnte. Um die beiden Metalle sicher von einander zu unterscheiden, bringt man einen Tropfen Salpetersaͤure auf die Krusten; sie werden dadurch sogleich oxydirt, und wenn man dann zur Trokne abdampft, hinterlaͤßt jedes ein weißes Pulver; uͤbergießt man dieses nun mit einer verduͤnnten Aufloͤsung von salpetersaurem Silber, und haͤlt einen mit Ammoniak befeuchteten Glasstab daruͤber, so wird die Antimonaufloͤsung einen dichten weißen Niederschlag, die Arsenikaufloͤsung hingegen canariengelbe Floken absezen; ich ziehe die salpetersaure Silberloͤsung dem salpetersauren Ammoniaksilber vor, denn der geringste Ueberschuß von Ammoniak zerstoͤrt die Farbe, waͤhrend man bei Anwendung von Ammoniakdaͤmpfen leicht die erforderliche Menge von diesem Alkali treffen kann. Um eine Probe auf Antimon zu machen, ist es uͤbrigens nicht noͤthig, die oben erwaͤhnte Legirung herzustellen, denn das Gas, welches man von einem Gran Brechweinstein oder irgend einem anderen Salz oder Oxyd des Antimons nach der Versezung desselben mit ein wenig verduͤnnter Schwefelsaͤure und Zink erhaͤlt, liefert reichliche metallische KrustenMan bedient sich zur Entbindung des Antimonwasserstoffgases aus kleinen Quantitaͤten einer Antimonaufloͤsung am besten des Apparates, welchen Hr. Marsh bei seinen Arsenikproben benuzt; er ist im Polyt. Journal Bd. LXIII. S. 448 beschrieben.A. d. R.; ein einziger Tropfen von gewoͤhnlichem Antimonweine liefert schon ein sehr deutliches Haͤutchen. Die sinnreiche Probe auf Arsenik, welche Hr. Marsh vorschlug, kann daher nur solchen Personen, welche chemische Manipulationen mit Umsicht und Genauigkeit anzustellen gewohnt sind, anvertraut werden, wenn sie unzweifelhafte Resultate geben soll.