Titel: Verbesserte Methode verschiedene Verzierungen, Devisen und Farben auf Glas auszuführen, worauf sich William Cooper, Glashändler und Fabrikant farbiger Gläser, am Picardy-Place in Edinburgh, am 10. Januar 1837 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XLV., S. 213
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XLV. Verbesserte Methode verschiedene Verzierungen, Devisen und Farben auf Glas auszufuͤhren, worauf sich William Cooper, Glashaͤndler und Fabrikant farbiger Glaͤser, am Picardy-Place in Edinburgh, am 10. Januar 1837 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. September 1837, S. 359. Cooper's Methode Verzierungen auf Glas auszufuͤhren. Der Patenttraͤger glaubt eine Methode ausfindig gemacht zu haben, nach der man verschiedene Verzierungen und Devisen auf eben so wohlfeile als genaue Weise auf Glas auftragen kann. Er beschreibt sein Verfahren wie folgt. Das Glas wird zuerst nach derselben Methode und mit denselben Materialien, auf die sich Davenport am 4. Julius 1806 ein Patent ertheilen ließ, mit einem halbdurchsichtigen Ueberzuge oder Ueberfange versehen. Dieser Ueberzug besteht aus einer kieseligen oder glasigen Substanz, welche in unfuͤhlbares Pulver verwandelt und in solchem Maaße mit irgend einer plastischen Substanz vermengt worden ist, daß sie mit Leichtigkeit in einer duͤnnen Schichte auf der Oberflaͤche des Glases ausgebreitet werden kann. Wenn die waͤsserigen Theilchen, womit die Masse angemacht worden ist, verduͤnstet sind, so findet man das Glas gleichmaͤßig mit einem ihm anklebenden Ueberzuge bedekt, der mittelst einer Buͤrste oder eines aus Holz, Bein, Horn oder Stahl bestehenden Schabinstrumentes leicht wieder beseitigt werden kann. Hr. Davenport fuͤhrte die Verzierungen oder Zeichnungen, die auf dem solcher Maßen vorbereiteten Glase anzubringen sind, mit freier Hand und beinahe auf dieselbe Weise aus, auf welche ein Zeichner den Zeichenstift zu fuͤhren pflegt; nach der neuen Methode hingegen soll dasselbe viel schneller und mit noch groͤßerer Genauigkeit durch Anwendung des sogenannten Pantographen erzielt werden. Wenn der zu zeichnende oder zu copirende Gegenstand in gehoͤrige Stellung gebracht worden ist, so wird die Glastafel, auf die die Zeichnung uͤbergetragen werden soll, laͤngs desselben hingelegt. Zum Zeichnen von Verzierungen, die aus Kreisen bestehen, und namentlich zum Zeichnen von Borduren, soll man sich dem Patenttraͤger gemaͤß der sogenannten geometrischen Feder von Swabi bedienen, mit der man, ohne daß sie irgend einer Fuͤhrung mit der Hand bedarf, eine beliebige Anzahl von aufgewikelten, einander durchschneidenden Curven beschreiben kann. Zum Ziehen von Parallellinien, sie moͤgen gerade oder krumm seyn, empfiehlt der Patenttraͤger das allen Zeichnern bekannte Parallellinien-Instrument. Eine weitere Erfindung des Patenttraͤgers besteht in der Anwendung von Papier-, Pergamente-, Messing-, Blech- und anderen duͤnnen Metallstreifen, in welchen ein bestimmtes Muster ausgeschnitten worden ist, und die man auf aͤhnliche Weise zu benuzen hat, wie man dergleichen duͤnne Metallstuͤke bei der sogenannten Patronenmalerei anwendet. Der Patenttraͤger bemerkt, daß jede Art von Pantograph zu dem fraglichen Zweke dienen kann; er fuͤr seine Person gibt jedoch dem den Vorzug, den Hr. Prof. Wallace in Edinburgh erfunden hat, den er jedoch nicht ausfuͤhrlich zu beschreiben fuͤr noͤthig haͤlt, da im sechsten Bande der Encyclopaedia britannica eine ausfuͤhrliche Beschreibung davon zu finden ist. Was die Anwendung dieses Instrumentes betrifft, so gibt der Patenttraͤger folgende Aufklaͤrungen daruͤber. Das mit dem kieseligen oder glasigen Ueberzuge versehene Glas wird auf einen flachen Tisch gelegt, und mit Wachs oder einem anderen Bindungsmittel an seinen Eken darauf befestigt. Auf aͤhnliche Art wird die zu copirende Zeichnung auf der Tafel befestigt, wo man dann den Stuͤzpunkt des Pantographen zwischen beiden anbringt. Nachdem diese Vorkehrungen getroffen worden sind, muß eine der Zeichenspizen mit groͤßter Sorgfalt und Genauigkeit uͤber saͤmmtliche Linien des Originals gezogen werden, damit der andere auf der Oberflaͤche des Glases aufruhende Zeichenstift von dieser den auf sie aufgetragenen Ueberzug in Linien entferne, die den Linien des Originales vollkommen entsprechen. Nach diesem einfachen Verfahren koͤnnen Zeichnungen verschiedener Art, so wie auch Landkarten copirt, verkleinert oder vergroͤßert auf das Glas uͤbergetragen werden, wobei man sich wie gesagt noch außerdem zum Ziehen von Parallellinien an beliebigen Stellen des erwaͤhnten Parallellinien-Instrumentes, und zum Verzeichnen von Borduren und anderen aus krummen Linien bestehenden Verzierungen der erwaͤhnten geometrischen Feder bedienen kann. Zur Anfertigung einer einzigen verzierten Glastafel kann man daher auch entweder nur ein einziges oder auch saͤmmtliche der genannten Instrumente anwenden. Wenn man es fuͤr noͤthig findet, so kann man die uͤbergetragene Zeichnung auch mit der Hand und mit einem aͤhnlichen Grabstichel, wie ihn die Kupferstecher beim Radiren anwenden, retouchiren. Man wird uͤberhaupt nicht verkennen, daß die neue Methode mit dem Radiren der Kupferstecher große Aehnlichkeit hat; denn waͤhrend der Kupferstecher seine Platte mit einer aus Wachs zusammengesezten Composition uͤberzieht, und in diese mit dem Grabstichel die auf der Kupferplatte zu erzeugende Zeichnung eingraͤbt, entfernt bei der neuen Methode der Zeichenstift des Pantographen von dem der Glasplatte gegebenen Ueberzuge jene Stellen, die der Zeichnung entsprechen sollen. Was die Verzierung von Glas mittelst der erwaͤhnten ausgeschnittenen Papier-, Pergament-, oder Metallblechstreifen betrifft, so legt man die Patronen auf die entsprechenden Stellen des Glases, befeuchtet oder erweicht die zu beseitigenden Stellen des Ueberzuges durch Anhauchen, und entfernt endlich an den ausgeschnittenen Stellen den aufgetragenen Ueberzug mit Huͤlfe einer Buͤrste. Wenn es noͤthig erachtet werden sollte, kann dann auch hier durch Retouchiren mit freier Hand eben so nachgeholfen werden, wie es oben bei Anwendung des Pantographen angedeutet wurde. Der Hauptvortheil, welcher aus diesem Verfahren erwaͤchst, beruht auf der großen Geschwindigkeit, mit der irgend ein Dessin copirt werden kann; denn, waͤhrend der aͤlteren Methode gemaͤß die Umrisse zuerst ganz genau auf das Glas verzeichnet werden mußten, und waͤhrend der Kuͤnstler dann erst alle uͤberfluͤssigen Theile des Ueberzuges mit einem aus Holz, Horn, Bein oder Elfenbein bestehenden Schaber beseitigte, braucht man nach der neuen Methode nur seine Patronen auf die Oberflaͤche des Glases zu legen, und die in deren Oeffnungen bemerkbaren, uͤberfluͤssigen Theile des aufgetragenen Ueberzuges mit der Buͤrste zu entfernen: wobei nur darauf zu achten ist, daß sich die Wirkung der Buͤrste nicht weiter erstreke, als genau auf die ausgeschnittenen Stellen der Patronen. Diese Patronen finden hauptsaͤchlich bei der Erzeugung von Borduren ihre Anwendung, doch kann man sich ihrer auch zur Anlage der Zeichnung bedienen. Denn, wenn in den Patronen die Umrisse ausgeschnitten worden sind, so kann man deren ausgeschnittene Stellen entweder mit der Hand oder auch mit Huͤlfe des Pantographen ausfuͤllen. Die Fixirung der uͤbergetragenen Zeichnung oder Devise auf dem Glase geschieht, indem man das Glas einer Hize aussezt, bei der der kieselige oder glasartige Ueberzug ganz oder zum Theile schmilzt und dem Glase incorporirt wird, waͤhrend jene Stellen, an denen der Ueberzug auf irgend eine der erwaͤhnten Methoden entfernt worden ist, glaͤnzend und durchsichtig bleiben. Das Auftragen der Farben geschieht durch Auflegen von Patronen, an denen jene Stellen, die Farbe zu empfangen haben, ausgeschnitten sind. Man druͤkt naͤmlich die Patronen, nachdem man sich Farben von gehoͤriger Qualitaͤt und Consistenz zubereitet hat, fest an das Glas an, und traͤgt sie sachte mit einer Buͤrste auf den verglasbaren Ueberzug des Glases auf, wobei man besonders ein Abreiben dieses Ueberzuges waͤhrend des Auftragens zu verhuͤten hat. Die Patrone muß auch stets fest angedruͤkt erhalten werden, damit nichts von der Farbe unter sie hineinlaufen, und auf solche Weise die Zeichnung verunreinigen kann. Manchmal muͤssen die Farben erst dann aufgetragen werden, wenn der verglasbare Ueberzug vorher mittelst der Patronen an diesen Stellen weggebuͤrstet worden ist; und zuweilen kann man die Farben theilweise auf solche Stellen, die den verglasbaren Ueberzug noch besizen, und theilweise auf solche, an denen er abgebuͤrstet worden ist, anbringen. Manchmal muͤssen die Farben auch auf beide Seiten des Glases aufgetragen werden; und auch in diesem Fall koͤnnen beide Seiten, oder nur eine derselben, oder gar keine mit dem verglasbaren Ueberzuge versehen seyn. Die Anwendung und Handhabung der Patronen, so wie sie hier beschrieben wurde, hat die groͤßte Aehnlichkeit mit dem Verfahren bei der Kartenmalerei; auch hat man den Farben beinahe dieselbe Consistenz zu geben, wie sie bei dieser uͤblich ist. Es versteht sich jedoch von selbst, daß der Kuͤnstler den Farben, wenn sie in das Glas eingebrannt werden sollen, die hiezu erforderlichen Eigenschaften geben muß. Haͤlt man die Farbe fuͤr zu duͤnn, so kann man sie mir etwas feinem, klarem Gummischleim, oder mit Zukeraufloͤsung oder nur irgend einer anderen durchsichtigen klebrigen Substanz verdiken. Wenn es sich um Auftragung mehrerer verschiedener Farben handelt, so geschieht, dieß mittelst mehrerer verschiedener, jedoch saͤmmtlich einander entsprechender Patronen. Um sich diese zu verschaffen, empfiehlt der Patenttraͤger folgendes Verfahren. Wenn die Zeichnung mittelst des Pantographen auf den verglasbaren Ueberzug des Glases uͤbergetragen worden ist, befestigt man den Pappendekel oder uͤberhaupt jene Substanz, aus der man die Patrone verfertigen will, genau an demselben Orte und in derselben Stellung, in welcher sich die Glasplatte befand, um dann jenen Theil der Zeichnung, den die Patrone vorzustellen hat, auf sie zu verzeichnen. Auf diese Weise verschafft man sich so viele Patronen als Farben noͤthig sind, wobei sorgfaͤltig darauf zu achten ist, daß saͤmmtliche Patronen genau in einander passen und einander vollkommen entsprechen. Der Patenttraͤger bereitet sich seine Patronen gewoͤhnlich nach der in der Kartenfabrication uͤblichen Methode: d.h. er weicht starken Pappendekel in gesottenes Leinoͤhl und laͤßt ihn dann zwischen staͤhlernen Walzen stark pressen. Man kann jedoch auch aus Seiden-, Baumwoll- und Leinenstoffen, so wie auch aus irgend anderen Zeugen Patronen verfertigen, wenn man sie vorher auf aͤhnliche Weise, wie bei der Wachstuch-Fabrication wasserdicht gemacht hat. Das Ausschneiden selbst geschieht mittelst eines scharfen spizigen Federmessers. Die Uebertragung von undurchsichtigen Linien, Fleken oder anderen undurchsichtigen, farbigen, z.B. schwarzen, blauen, purpurfarbenen etc. Zeichen u. dergl., auf den verglasbaren Ueberzug bewerkstelligt der Patenttraͤger dadurch, daß er die in diesen Farben gewuͤnschten Zeichnungen mit Kupfer-, Zink- oder Stereotypenplatten, oder auch mit Holzbloͤken auf Druk- oder irgend ein anderes taugliches Papier abdrukt, um diesen Abdruk dann, waͤhrend die Farbe noch feucht und klebrig ist, auf den verglasbaren Ueberzug des Glases zu legen, und ihn zum Behufe der Uebertragung der Zeichnung auf der Kehrseite mit einem Leinen- oder Baumwolltuche zu betupfen. In diesem Zustande hat dann Alles einige Stunden lang, naͤmlich bis zur vollkommenen Abtroknung des Papieres zu verbleiben: ausgenommen man beschleunigt dieses Abtroknen durch Benuzung kuͤnstlicher Waͤrme. Nach vollendeter Troknung wird man bei Abnahme des Papieres den Abdruk oder die Zeichnung auf den verglasbaren Ueberzug uͤbergetragen finden. Soll diese Zeichnung eingebrannt werden, so muͤssen natuͤrlich die Farben eine aͤhnliche Zubereitung erleiden, wie man sie ihnen bei der Uebertragung von Zeichnungen auf Fayence und Porzellan zu geben pflegt. Zur Erzeugung von gewoͤhnlicheren Artikeln, keineswegs aber zu feineren und geschmakvolleren Kunstgegenstaͤnden, kann man den Uebertragungsproceß auch auf Lithographien anwenden. Zu bemerken ist, daß die beschriebenen Verfahrungsweisen auch auf gewoͤlbte Oberflaͤchen anwendbar sind. Da hiebei jedoch Alles dasselbe bleibt, so ist keine weitere Beschreibung noͤthig; nur so viel wollen wir erinnern, daß die uͤbergetragenen Zeichnungen, Abdruͤke und Lithographien zuweilen mit der Hand retouchirt werden muͤssen. In einigen Faͤllen ist es wuͤnschenswerth, daß einige Theile der Uebertragung ganz oder zum Theil colorirt werden. Dieß bewerkstelligt der Patenttraͤger durch Anwendung der oben beschriebenen Patronen. Um z.B. eine Landschaft zu erzeugen, kann die Zeichnung auf Kupferstichpapier gedrukt, und dann auf die oben beschriebene Weise uͤbergetragen werden. Wenn aber gewisse Theile einer anderen Zeichnung zur Verschoͤnerung dieser Zeichnung beitragen koͤnnten, so muß man diese mittelst des Pantographen aufzeichnen. Die Colorirung einzelner oder saͤmmtlicher Theile kann dann mit Patronen, welche zu diesem Zweke eingerichtet sind, geschehen, waͤhrend sich die Borduren mittelst des Parallellinien-Instrumentes oder der geometrischen Feder anfertigen lassen: je nachdem sie aus gerad- oder krummlinigen Figuren bestehen.