Titel: Ueber den Einfluß heißer und kalter Gebläsluft auf die Eigenschaften des Roheisens.
Fundstelle: Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXVII., S. 294
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LXVII. Ueber den Einfluß heißer und kalter Geblaͤsluft auf die Eigenschaften des Roheisens. Ueber den Einfluß heißer und kalter Geblaͤsluft auf die Eigenschaften des Roheisens. 1. Ueber die Staͤrke des kalt geblasenen Eisens in Vergleich mit dem heiß geblasenen. In einer der vorjaͤhrigen Versammlungen der British association ward von Hrn. Hodgkinson bekanntlich eine Abhandlung uͤber die vergleichsweise Staͤrke von Eisen, welches mit kalter oder mit heißer Geblaͤsluft ausgebracht worden ist, so wie uͤber die weiteren Einfluͤsse der Temperatur der Geblaͤsluft, vorgetragen. Die Beobachtungen und Versuche wurden seither fortgesezt, und Hrn. Fairburn verdanken wir einen Bericht hieruͤber, welcher bei Gelegenheit der dießjaͤhrigen Versammlung der genannten Gesellschaft in der zweiten von der Section fuͤr Mechanik gehaltenen Sizung vorgetragen wurde.Athenaeum No. 518. Das Wesentlichste hieraus, so wie aus den hiedurch veranlaßten Debatten duͤrfte in Folgendem bestehen: Es ward bei weiterer Verfolgung der erwaͤhnten Versuche fuͤr noͤthig erachtet, die dem Versuche unterliegenden Metalle verschiedenen Arten von Gewalt auszusezen, deren Formen abzuaͤndern, und durch verschiedene Veraͤnderungen sowohl die ihnen eigenthuͤmlichen Eigenschaften, als auch dieselben im Vergleiche mit einander zu ermitteln. Sie wurden erstlich durch directe Spannung zerrissen; sie wurden zweitens in kuͤrzeren und laͤngeren Stuͤken durch directen Druk zerdruͤkt; und sie wurden drittens bei verschiedenen Durchschnittsformen und verschiedenen Temperaturen durch eine quer auf sie einwirkende Gewalt zerbrochen. Zehn Staͤbe von heiß und kalt geblasenem Eisen wurden auch von 112 Pfd. an bis nahe an die zum Brechen noͤthige Last mit verschiedenen Gewichten belastet, und mehrere Monate lang so beschwert gelassen, um zu sehen, welcher Zeitraum noͤthig ist, um den Bruch zu bewirken. Alle diese Staͤbe mit Ausnahme eines einzigen tragen noch jezt nach Ablauf von 6 Monaten Ihre Lasten, und nach dem dermaligen Aussehen zu schließen, duͤrften sie diesen Versuch noch lange Zeit aushalten. Zum Behufe des Versuches uͤber quer einwirkende Gewalten wurden Model von verschiedenen Groͤßen und Formen angefertigt, und in diese sowohl heiß als kalt geblasenes Eisen gegossen. Da jedoch die Guͤsse, was deren Groͤße betrifft, gewoͤhnlich eine Abweichung von den Modeln zeigen, so wurden die Staͤbe an den Bruchstellen genau gemessen, und die Masse dann auf jene der Model reducirt, wobei angenommen ward, daß sich die Staͤrke rechtekiger Staͤbe wie die Breite und das Quadrat ihrer Tiefe verhalte, und daß bei gleichbleibender Laͤnge die aͤußerste Abbiegung sich umgekehrt wie die Tiefe verhalte. Bei der Vergleichung zweier Eisensorten wurde mit groͤßter Sorgfalt darauf gesehen, daß sie so viel als moͤglich einer und derselben Behandlung ausgesezt waren. Eine Reihe von Versuchen betraf die Bestimmung der Staͤrke von heiß und kalt geblasenem Eisen bei verschiedenen Temperaturen von 32° F. (0° R.) an bis zum Siedepunkte hinauf. Die zu zerbrechenden Eisenstaͤbe wurden zu diesem Zweke in einem gußeisernen Troge mit Schnee oder mit Wasser, welches durch Dampf auf einer beliebigen Temperatur unterhalten wurde, bedekt, und bis zum erfolgenden Bruche immer mehr und mehr belastet. Eben so wurde auch die Staͤrke von Eisenstaͤben, welche bis zum Rothgluͤhen erhizt worden, erprobt, wobei sich wider Erwarten zeigte, daß dieselben in einem hohen Grade ihre Zaͤhigkeit und die Kraft, Lasten zu widerstehen, beibehalten. Die Verminderung der Kraft eines Stabes von einem Zoll im Gevierte betrug bei einem Temperaturwechsel von 32° F. bis zur Rothgluͤhhize etwas mehr denn 1/6; die Abbiegung eines Stabes von 2 Fuß 3 Zoll Laͤnge betrug hiebei 1 1/2 Zoll. Die Resultate einiger dieser Versuche erhellen aus Folgendem: Schottisches Carron-Eisen Nr. 2. Das kalt geblasene Eisen zu 1000 angenommen war die quere Staͤrke des heiß geblasenen im mittleren Durchschnitte 979,8; die Kraft, dem Druke zu widerstehen, hingegen 1038,9. Mithin verhielt sich bei Anwendung verschiedener Durchschnittsformen an der angegebenen Eisensorte die quere Staͤrke des kalt geblasenen zu jener des heiß geblasenen Eisens beinahe wie 100 zu 98. Devon-Eisen Nr. 3. Die quere Staͤrke des kalt geblasenen verhielt sich zu jener des heiß geblasenen Eisens bei verschiedenen Durchschnittsformen und nach einem aus 13 Versuchen gezogenen mittleren Durchschnitte wie 1000 zu 1409. Das Verhaͤltniß der Widerstandskraft gegen directen Druk war wie 1000 zu 2742. Dieses Eisen ist aͤußerst hart und hat ein eigenthuͤmliches Aussehen; der mittlere oder mehr koͤrnige Theil der Bruchstellen war mit einem Kreise, der wie gehaͤrteter Stahl aussah, umgeben. Buffery-Eisen Nr. 1, aus dem Staffordshire. Die quere Staͤrke des kalt geblasenen Eisens verhielt sich im mittleren Durchschnitte zu jener des heiß geblasenen wie 1000 zu 925. Das Verhaͤltniß der Widerstandskraft gegen directen Druk war an beiden wie 1000 zu 965. Das heiß geblasene Eisen dieser Sorte ist also in jeder Beziehung schwaͤcher. Coed Talon-Eisen Nr. 2, aus dem Nord-Wallis. Das Verhaͤltniß der queren Staͤrke des kalt geblasenen zu jener des heiß geblasenen Eisens ist nach mehreren Versuchen wie 1000 zu 1014; das Verhaͤltnis der Widerstandskraft gegen directen Druk wie 1000 zu 1219. Der Modulus der Elasticitaͤt fuͤr einen Stab von einem Zoll im Gevierte berechnet sich in Pfunden fuͤr kalt geblasenes Eisen 14,680,00013,947,000 14,313,500 Pfd. heiß geblasenes Eisen 15,810,00012,835,000 14,322,500 Pfd. Kalt geblasenes Eisen von Elselear Nr. 1, mit heiß geblasenem von Melton Nr. 1 verglichen, gab fuͤr die quere Staͤrke das Verhaͤltniß von 1000 zu 809; fuͤr die Kraft directem Druke zu widerstehen ein Verhaͤltniß von 1000 zu 858. Die Versuche uͤber die quere Staͤrke von heiß und kalt geblasenem Eisen bei verschiedenen Temperaturen gaben folgende Resultate: Kalt geblasenes Eisen hatte bei 32° F. im Durchschnitte eine Staͤrke von 946,6; heiß geblasenes eine solche von 919,7. Das Verhaͤltniß von ersterem zu lezterem war also wie 1000 zu 977,5. Das Verhaͤltniß in Bezug auf die Widerstandskraft gegen directen Druk war wie 1000 zu 1039. Bei einer Temperatur von 191° hingegen verhielt sich die Staͤrke von kalt geblasenem zu jener von heiß geblasenem Eisen wie 748,1 zu 823,6. Nach diesen Versuchen schien es, daß die Staͤrke des kalt geblasenen Eisens von 32° F. an bis zu einer im Dunkeln kaum bemerkbaren Rothgluͤhhize hinauf von 949,6 bis auf 723,1 sank; waͤhrend beim heiß geblasenen Eisen die Abnahme der Staͤrke geringer war, indem sie von 917,7 nur bis auf 829,7 sank.Es liegt in diesen Ziffern offenbar ein Widerspruch mit den obigen; worin der Berichterstatter irrt, wird sich ergeben, wenn die Abhandlung des Hrn. Fairburn ein Mal ausfuͤhrlich im Druke erscheint.A. d. R. Bei allen fruͤheren Versuchen uͤber die quere Staͤrke des Gußeisens ward angenommen, daß dessen Elasticitaͤt bis zu dem dritten Theile des zum Bruche erforderlichen Gewichtes hinauf unbeeintraͤchtigt bleibt. Im Verfolge der hier erwaͤhnten Versuche zeigte sich jedoch eine bedeutende Abweichung von diesen allgemein angenommenen Resultaten; denn es ergab sich, daß 1/7 und in manchen selbst 1/8 des den Bruch erzeugenden Gewichtes hinreicht, um eine bleibende Veraͤnderung hervorzubringen. Dieß veranlaßte viele Versuche zur Ermittelung der Last, welche eine bleibende Veraͤnderung zu bewirken im Stande ist, und zur Loͤsung der Frage, ob diese Last bei unbestimmt laͤnger Einwirkung den Stab zum Bruche bringt. Es ist von groͤßter Wichtigkeit zu wissen, ob eine Last, wenn sie ein Mal die Elasticitaͤt beeintraͤchtigt hat, bei laͤnger fortgesezter Einwirkung die Abbiegung erhoͤht oder nicht. Die Frage war also: bis zu welchem Grade hinauf kann Gußeisen ohne Beeintraͤchtigung der Sicherheit belastet werden? Um diese Frage zu loͤsen wurden 10 verschieden belastete Staͤbe aus heiß und kalt geblasenem Gußeisen auf einen Rahmen gebracht, um den Grad der Abbiegung in bestimmten Zeitperioden zu ermitteln, und um zu bestimmen, was noͤthig war, um die Staͤbe mit ihren Lasten zum Bruche zu bringen. An kalt geblasenem, mit 280 Pfd. belastetem Eisen stieg die Abbiegung in 103 Tagen von 1,025 bis 1,033 Zoll. An heiß geblasenem      –        1,173  –   1,197  – An kalt geblasenem, mit 336 Pfd. belastetem Eisen stieg die Abbiegung in 105 Tagen von 1,344 bis 1,366 Zoll. An heiß geblasenem      –        1,573   –   1,627  – An kalt geblasenem, mit 392 Pfd. belastetem Eisen stieg die Abbiegung in 108 Tagen von 1,786 bis 1,843 Zoll. An heiß geblasenem        1,891  –   1,966  – Kalt geblasenes, mit 448 Pfd. belastetes Eisen bekam eine immer groͤßere und groͤßere Abbiegung, und brach endlich nach 35 Tagen unter dieser Last. Saͤmmtliche heiß geblasene Staͤbe hingegen brachen unmittelbar, nachdem sie mit diesen 448 Pfd. belastet worden waren. Saͤmmtliche Eisen waren aus denselben Materialien und unter gleichen Umstaͤnden bereitet worden. Die Versuche betrafen 50 verschiedene Sorten. Hr. Cottam bemerkte, daß die Staͤrke des Materiales nach Young und Tredgold Schaden leidet, wenn man es uͤber seine Elasticitaͤtskraft hinaus belastet, und stellte daher die Frage, ob die Belastungen uͤber oder unter 350 Pfd. auf den Fuß betrugen. Hr. Fairburn erwiederte hierauf, daß die Belastung in einigen Faͤllen groͤßer, in anderen geringer war; und daß eine Last von 280 Pfd. an einem Stabe von einem Zoll im Gevierte eine bleibende Biegung veranlaßte. Ferner bemerkte er, daß das heiß geblasene Eisen biegsamer war, aber dem direkten Druke besser widerstand; daß jedoch alle in lezterer Beziehung erlangten Resultate nach Berechnungen, die auf kalt geblasenes Eisen gegruͤndet waren, zum Vorscheine kamen. Saͤmmtliche Versuche betrafen Gußeisen; keiner ward mit Schmiedeisen vorgenommen; uͤber den beim Umschmelzen eintretenden Verlust fehlen die Beobachtungen. Ueber das Aussehen der Bruchstellen entspann sich eine laͤngere Discussion. Hr. T. Robinson bemerkte, daß, wenn ein rechtekiger Stab entweder gebrochen oder auch nur einer temporaͤren Abbiegung ausgesezt wird, das Aussehen ein aͤhnliches ist, wie dieß aus den mit Glas und polarisirtem Lichte angestellten Versuchen bekannt ist. Hr. Fairburn stimmte bei, und sagte, daß die Krystalle am Rande stets compacter sind, als in der Mitte. Auf einige an ihn gerichtete Fragen erwiederte er, daß das Elasticitaͤtsgewicht stets geringer war, als der dritte Theil des Bruchgewichtes; und daß das schottische heiß geblasene Eisen eine groͤßere Staͤrke zeigte als das kalt geblasene. Mit Eisen aus dem Suͤdwallis wurden keine Versuche angestellt. 2. Ueber die chemische Zusammensezung des kalt geblasenen Eisens in Vergleich mit dem heiß geblasenen. Ueber diesen Gegenstand entstand in einer Sizung der British association eine lebhafte DiscussionLiterary Gazette, No. 1081., und das Resultat war, daß alle Versuche, welche mitgetheilt wurden, so schaͤzbare Materialien sie auch bieten doch zu keiner bestimmten Folgerung fuͤhren koͤnnen; es scheint, daß die Guͤte des erzielbaren Roheisens sehr von der Beschaffenheit des Eisenerzes abhaͤngt, indem manches bei kaltem und anderes bei heißem Geblaͤse ein besseres Product liefert. Dr. Thomson, welcher in Auftrag der Gesellschaft die vergleichende chemische Analyse des kalt und heiß geblasenen Roheisens uͤbernommen hatte, untersuchte zuerst eine Menge Proben von dem bei Glasgow vorkommenden Eisenerz, woraus in der Nachbarschaft dieser Fabrikstadt jaͤhrlich gegen 200,000 Tonnen Gußeisen fabricirt werden. Das schwerste Eisenerz, welches ihm vorkam, hatte 3,380 spec. Gew.; das gehaltreichste Erz aber 3,056 und enthielt kohlensaures Eisen 85,44 kohlensauren Kalk   5,94 Kohle   3,03 Eisenoxyd   0,23 kohlensaure Bittererde   3,71 Silicium   1,40 Aluminium   0,03 oder nahe 83 1/2 Proc. Eisen. Einige Proben Eisenerz enthielten bis 45 Proc. Silicium und Aluminium und in einem Eisenerz bei Johnstone fand er 85 Proc. Eisen und 12 1/2 Proc. Aluminium und Silicium. Das leichteste Eisenerz, welches ihm vorkam, hatte 2,285 spec. Gew. und enthielt nur 39 Proc. Eisen. Das Erz wird, (bei Glasgow), ehe es in den Hohofen kommt, immer geroͤstet um die Kohlensaͤure auszutreiben, wodurch es 35 Proc. an Gewicht verliert. Als Flußmittel wird ihm Kalk zugeschlagen und der reinste Kalkstein, welchen man hiezu anwendet, enthaͤlt 24 1/2 Proc. Calcium. Die als Brennmaterial dienende Steinkohle gibt 10 Proc. Asche; sie ist selten ganz frei von Schwefelkies, wodurch Schwefel in das Gußeisen kommt. Fruͤher waren 10 Tonnen Steinkohlen erforderlich, um eine Tonne Eisen zu reduciren; im Jahre 1823 aber, wo man anfing heiße Luft (von der Temperatur des schmelzenden Bleies) in die Hohoͤfen einzublasen, brauchte man dazu nur 2 Tonnen und 19 Cntr.; die 19 Cntr. dienten zum Erhizen der Luft, ferner der Kessel der angewandten Dampfmaschine. Abgesehen von der großen Ersparniß an Brennmaterial gewaͤhrte dieses Verfahren auch noch den Vortheil, daß weniger Flußmittel erforderlich war und ein Ofen innerhalb einer gewissen Zeit mehr Gußeisen lieferte. Die Carron-Compagnie, welche den Ruf hat sehr gutes Roheisen zu fabriciren, versah Dr. Thomson mit Mustern von ihrem Eisen Nr. 1, sowohl kalt als heiß geblasenem. Das kalt geblasene Gußeisen hat ein geringeres specifisches Gewicht als das heiß geblasene. Proben von Gußeisen Nr. 1, aus verschiedenen Oefen, kalt geblasen, zeigten folgende specifische Gewichte: 5 Muster von Muirkirk 6,410 – 6,435 – 6,493 – 6,579 – 6,775; eines von Pyrites 6,99; eines von der Carron-Gießerei 6,988 und eines von den Clyde-Eisenwerken 7,008. Alle diese Gußeisenproben enthielten außer Eisen noch andere Substanzen. Mangan war fast in allen in geringer Menge; in einem betrug es zwar 7 Proc., im Durchschnitt jedoch nur 2 Proc. Silicium fehlte nie und betrug im Durchschnitt 1 1/2 Proc., obgleich manches Eisen 3 1/2 und anderes wieder nur 1/3 Proc. enthielt. Das Aluminium betrug im Durchschnitt 2 Proc., bisweilen stieg es auf 4 1/2 Proc., in anderen Faͤllen machte es dagegen nur den 1000sten Theil des Eisens aus. Calcium und Magnesium waren ebenfalls in geringer Menge vorhanden, aber kein Phosphor. Folgende Tabelle zeigt wie viel von allen diesen Substanzen die verschiedenen analysirten Proben enthielten: Mkirk. Deßgl. Deßgl. Pyrit. Carr. Clyde. Mittel. Eisen 90,98 90,2 91,38 89,4 94,01 90,82 91,15 Kupfer   0,28 Mangan   7,14   2,00   0,62   2,46   2,03 Schwefel   0,04 Kohlenstoff   7,40   1,71   4,88   3,6   3,1   2,46   3,85 Silicium   0,46   0,8   1,1   3,2   1,0   0,45   1,17 Aluminium   0,48   0,16   3,77   1,03   4,6   1,65 Calcium   0,01   0,2 Magnesium   0,34 Auffallend ist der große Unterschied im Kohlenstoffgehalt bei diesen Gußeisenproben, selbst solchen von dem naͤmlichen Hohofen. Von heiß geblasenem Eisen wurden fuͤnf Proben untersucht, zwei von den Carron- und drei von den Clyde-Eisenwerken. Ihr specifisches Gewicht betrug 7,0028 – 7,072 – 7,102 – 7,16; also im Mittel 7,062. Folgende Tabelle zeigt ihre Zusammensezung: Clyde. Carron. Carron. Clyde. Clyde. Eisen 97,09 90,42 96,09 94,96 94,34 Mangan   0,332   0,336   0,41   0,16   3,12 Kohlenstoff   2,46   2,4   2,48   1,56   1,41 Silicium   0,28   1,82   1,42   1,32   0,52 Aluminium   0,38   0,48   0,26   1,37   0,59 Magnesium   0,79 Im Mittel enthielten sie also 95 1/2 Proc. Eisen und man sieht daß heiß geblasenes Eisen offenbar reiner als kalt geblasenes ist. Hr. Guest, welcher woͤchentlich 300 Tonnen heiß geblasenes Eisen ausschmilzt, hat neun Oefen mit kaltem Geblaͤse in Gang und fand immer, daß bei der Verwandlung des Roheisens in schmiedbares Eisen mittelst des Raffinirens, von dem heiß geblasenen viel mehr verloren geht als von dem kalt geblasenen, daß dagegen beim Puddeln der Verlust ziemlich gleich ist, beilaͤufig 2 1/2 Entr. auf die Tonne. Die Erfahrung hat ergeben, daß man bei heißem Geblaͤse 5 Proc. Eisen mehr gewinnt als bei kaltem; uͤbrigens geben kalt und heiß geblasenes Roheisen von demselben Erze immer ein Schmiedeisen von gleicher Staͤrke. Nach Faraday hat die verschiedene Zeit, in welcher das Roheisen erkaltet, keinen Einfluß auf seine chemische Zusammensezung; das weiße und graue Roheisen unterscheidet sich zwar in der Zaͤhigkeit von einander, aber nicht in der Zusammensezung. Der beste Stahl wird in Glasgow von Tennent fabricirt und besteht nach Thomson's Analyse (wobei sich immer ein Gewichtsuͤberschuß ergab) aus: Eisen 99,83 Mangan   0,190 Kohlenstoff   0,388 3. Theorie der Wirkung der heißen Geblaͤsluft in den Hohoͤfen. Die HH. Martens, Cauchy und Hemptinne haben der Akademie der Wissenschaften in Bruͤssel einen Bericht uͤber die Anwendung der heißen Geblaͤsluft bei den belgischen Hohoͤfen uͤbergeben, worin sie auch die hiedurch erzielte Brennmaterialersparniß zu erklaͤren suchen.Recueil industriel. No. 43. Wir reihen ihre Bemerkungen hier an, weil dadurch Berthier's im polytechnischen Journal Bd. LIX. S. 44 mitgetheilte Theorie in einem wesentlichen Punkte ergaͤnzt wird. Damit ein Koͤrper in der Luft brennen kann, sind bekanntlich zwei Bedingungen erforderlich: 1) muß eine hinreichende Menge Sauerstoff zugegen seyn, und 2) muß die Temperatur hoch genug seyn, damit die Vereinigung des Brennmaterials mit dem Sauerstoff Statt finden kann. Daraus folgt, daß sich die Verbrennung auf zweierlei Art beschleunigen laͤßt, entweder indem man dem Brennmaterial in einer gegebenen Zeit mehr Sauerstoff liefert oder indem man seine Temperatur auf einem so hohen Grade erhaͤlt, daß die Verbrennung niemals unterbrochen wird. Wenn man zur Beschleunigung der Verbrennung in irgend ein Feuer einen Luftstrom leitet, wird dieser aber natuͤrlich viel wirksamer seyn, wenn er heiß, als wenn er kalt ist; denn in lezterem Falle erniedrigt er die Temperatur des Brennmaterials in dem Augenblik, wo er mit ihm zusammentrifft. Offenbar wird also die Temperatur eines mit heißer luft gespeisten Hohofens viel hoͤher seyn als die eines mit kalter Luft gespeisten, ganz abgesehen von dem uͤberschuͤssigen Waͤrmestoff, welchen die heiße Luft mit sich bringt. Woraus entspringt nun aber die Ersparniß an Brennmaterial? Ohne Zweifel liefert eine und dieselbe Menge Brennmaterial bei ihrer vollstaͤndigen Verbrennung nicht immer gleichviel Hize, ohne Unterschied ob sie rasch oder langsam erfolgt; sondern da dieselbe Quantitaͤt Hize bei rascher Verbrennung in kuͤrzerer Zeit erzeugt wird, als bei langsamer, so muß natuͤrlich im ersteren Falle der Waͤrmeverlust durch die Beruͤhrung der umgebenden Koͤrper geringer seyn, als im lezteren, so daß also schon deßwegen die Speisung der Oefen mit heißer Luft eine Ersparniß an Brennmaterial bedingt. Die Hauptursache der Brennmaterialersparniß bei Anwendung heißer Luft zur Reduction und zum Ausschmelzen der Eisenerze in den Hohoͤfen liegt jedoch darin, daß sie an Statt der Kohks, Steinkohlen anzuwenden gestattet. Ein Kilogramm Steinkohlen erzeugt bei vollstaͤndiger Verbrennung immer weit mehr Hize als ein Kilogramm Kohls, weil der in großer Menge in der Steinkohle enthaltene Wasserstoff bei seiner Verbrennung drei Mal so viel Waͤrme liefert als sein gleiches Gewicht Kohlenstoff. Daraus folgt, daß wenn man die fette Steinkohle vollstaͤndig zu verbrennen im Stande ist, man mit einer viel geringeren Menge Brennmaterial dieselbe Hize hervorbringen wird, als bei Anwendung von Kohks; nun ist es aber hoͤchst wahrscheinlich, daß man durch Beschleunigung der Verbrennung der Steinkohlen mittelst eines Stromes heißer Luft den in ihnen enthaltenen Wasserstoff fast vollstaͤndig verbrennen kann. Wenn man die Hohoͤfen mit heißer Luft speist und anstatt der Kohks Steinkohlen anwendet, wird also einerseits durch dieselbe Menge Brennmaterial mehr Hize erzeugt und andererseits geht wegen der raschen Verbrennung weniger Waͤrme durch die Beruͤhrung der umgebenden Koͤrper verloren, waͤhrend uͤberdieß das reducirte Eisen schneller in Fluß kommt. Daraus, daß die große Brennmaterialersparniß bei Anwendung heißer Luft von der Ersezung der Kohks durch Steinkohlen herruͤhrt, darf man jedoch keineswegs schließen, daß sich diese beiden Brennmaterialen mit eben so großem Vortheil beim Betrieb der Hohoͤfen mit kalter Luft vertauschen lassen, denn wenn man durch Verbrennung von Steinkohlen allen Waͤrmestoff, den sie hervorbringen koͤnnen, gewinnen will, ist es durchaus noͤthig, daß ihr Wasserstoff vollstaͤndig verbrannt wird und nicht zum Theil als Kohlenwasserstoffgas oder Oehldampf entweicht, ohne zur Verbrennung beigetragen zu haben. Lezteres geschieht aber immer, wenn die Steinkohlen nicht sehr rasch verbrennen. Bekanntlich entweicht bei den besten Argand'schen Lampen, selbst den mit einer Schornsteinroͤhre versehenen, obgleich sie beim Brennen keinen Geruch oder Rauch verbreiten, doch noch viel Kohlenwasserstoff unverbrannt und das Brennmaterial kann nur dadurch bestens benuzt werden, daß man die Flamme so viel als moͤglich gegen alle Erkaͤltung schuͤzt; deßwegen geben auch die Argand'schen Lampen mit zwei concentrischen kreisfoͤrmigen Dochten, worin die innere Flamme viel hoͤher wird und viel lebhafter brennt als wenn sie isolirt waͤre, eine so große Hize. Man begreift folglich, daß in einem mit kalter Luft gespeisten Hohofen Steinkohlen keine so großen Vortheile gewahren koͤnnten wie Kohks, weil die oͤhligen Bestandtheile jener großen Theils unverbrannt entweichen wuͤrden und uͤberdieß die Steinkohlenstuͤke, indem ihre Verbrennung nicht rasch genug erfolgt, Zeit haben sich zu erweichen und zusammenzubaken, wodurch der Durchzug des Luftstromes gehindert und somit der Verbrennungsproceß beeintraͤchtigt wird. Ein Hohofenbesizer, Hr. Huart, hat durch zahlreiche Versuche im Großen sich uͤberzeugt, daß 2 Kilogramme Steinkohlen, welche durch einen Strom auf 322° erhizter Luft gespeist werden, beinahe eben so viel Eisenerz reduciren als 7 Kilogr. Kohks bei Anwendung kalter Luft.