Titel: Verbesserungen an den Cabriolets, worauf sich William Stedman Gillett, von Guilford-Street, und John Chapman, Mechaniker von Paddington, beide in der Grafschaft Middlesex, am 21. Decbr. 1836 ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. XXXIV., S. 118
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XXXIV. Verbesserungen an den Cabriolets, worauf sich William Stedman Gillett, von Guilford-Street, und John Chapman, Mechaniker von Paddington, beide in der Grafschaft Middlesex, am 21. Decbr. 1836 ein Patent ertheilen ließen. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. November 1837, S. 272. Mit Abbildungen auf Tab. III. Gillett's und Chapman's Cabriolet. Unsere Erfindungen beruhen: 1) Auf der Anbringung eines Bokes fuͤr den Kutscher an dem Ruͤken solcher zweiraͤderiger einspaͤnniger Fuhrwerke, in welche man von Vorne einzusteigen pflegt. 2) Auf einer eigenen Art von Fenstern fuͤr Cabriolets. 3) Auf einem Sicherheitsapparat fuͤr derlei Fuhrwerke. 4) Auf einer eigenen Methode die Federn an ihnen anzubringen. 5) Endlich auf der Ausstattung der Cabriolets mit einem Instrumente, welches andeutet, welche Wegstreke man in irgend einer Zeit zuruͤkgelegt hat. Die beigefuͤgten Zeichnungen sollen alle diese Erfindungen anschaulich machen. In Fig. 8 ist ein Cabriolet, an welchem einige unserer Verbesserungen angebracht sind, von der Seite abgebildet. Fig. 9 gibt eine Ansicht desselben vom Ruͤken her. Fig. 10 ist ein Grundriß, welcher zum Theil im Durchschnitte dargestellt ist. Fig. 11 ist ein Durchschnitt eines Theiles des Kastens des Fuhrwerkes, und in Fig. 12 sieht man einen Theil desselben von Vorne betrachtet. An allen diesen Figuren sind zur naͤheren Bezeichnung dieselben Buchstaben beibehalten. a ist eine gewoͤhnliche abgekniete Achse, an der sich die Raͤder befinden, denen wir in Folge mehrerer von uns getroffenen Anordnungen große Dimensionen geben koͤnnen. An dieser Achse sind auch die beiden seitlichen Federn c, c befestigt; leztere stehen mit den eisernen Traͤgern d, d, die einerseits an dem Kasten, andererseits hingegen an dem von uns sogenannten Sicherheitsrahmen e, e festgemacht sind, in Verbindung. Dieser Rahmen, dessen Wirksamkeit sich kund gibt, wenn ein Rad abgeht, oder wenn das Pferd faͤllt oder sich baͤumt, traͤgt die Gabeldeichseln und eine Platform, auf die man beim Einsteigen tritt. Sowohl er selbst, als die Gabel, der Kasten und der Kutscherbok wird von den Federn getragen, f, f sind zwei Thuͤrchen, welche sich gegen die Raͤder zu oͤffnen sollen, und die also beim Einsteigen Schuz gewaͤhren, damit man die Kleider nicht an den Raͤdern beschmuzen kann. Ein zu weites Oeffnen dieser Thuͤrchen ist mittelst entsprechender Baͤnder zu verhuͤten. An dem unteren Theile des Kastens bemerkt man bei g einen hoͤlzernen Vorsprung, an welchem die Feder K festgemacht ist. Der fuͤr den Kutscher bestimmte Bot ist mit j bezeichnet; mit den Fuͤßen ruht der Kutscher aber sowohl beim Sizen, als auch beim Stehen auf einem kleinen Kasten i, welcher mit Stroh oder Heu gefuͤttert seyn kann. Die Zuͤgel lassen sich in die Haken k, k haͤngen, und laufen vorne uͤber den Traͤger l. Man hat bei dem Bau dieser Art von Fuhrwerk besonders darauf zu achten, daß die moͤglich geringste Last auf dem Pferde ruht, und daß der Wagen demnach, wenn der Kutscher seinen Plaz eingenommen hat, beinahe im Gleichgewicht ist. Dieser Umstand ist von großer Wichtigkeit, wenn man das Pferd schonen und mit großer Geschwindigkeit fahren will. Die Tritte, auf welche der Kutscher beim Aufsteigen fußt, sieht man bei l', l'. In dem Dekel des Kastens bei m ist ein Loch angebracht, durch welches die Personen im Cabriolete mit dem Kutscher communiciren koͤnnen und umgekehrt. Bei diesem Baue der Cabriolets haben die Passagiere nicht nur vollkommen freie Aussicht, sondern das Ein- und Aussteigen kann auch viel leichter geschehen, als wenn sich der Bok fuͤr den Kutscher wie dermalen uͤber dem vorderen Theile des Kastens befindet. n, o sind zwei verglaste Fensterrahmen, von denen sich der obere n zu beiden Seiten des Kastens an entsprechenden Gewinden bewegt. An dem einen seiner Enden befindet sich eine Kurbel, mit der der Kutscher diese Fenster n, o von Außen oͤffnen und schließen kann. Da die beiden Rahmen, wie die Zeichnung andeutet, durch ein Angelgewinde miteinander verbunden sind, so kann man sie zusammenklappen. Zu beiden Seiten des Kastens befindet sich eine gebogene Schraͤgflaͤche p, auf der der Vorsprung q des Rahmens o ruht, wenn dieser herabgelassen ist. Beim Zusammenklappen der beiden Rahmen hingegen gleiten die Vorspruͤnge q laͤngs der erwaͤhnten Schraͤgflaͤchen, bis die an dem Rahmen o befestigten Arme r mit den innen an dem Dache des Kastens befindlichen Bogenflaͤchen s in Beruͤhrung kommen. Auf diese Weise werden, wenn man die Kurbel in der durch einen Pfeil angedeuteten Richtung umdreht, die beiden Rahmen n, o in den Wagen nach Oben zuruͤkgeschlagen. und in dieser Stellung erhalten, indem der an der Kurbel befindliche Zapfen t von der Feder v oder irgend einem anderen entsprechenden Faͤnger erfaßt wird. Der im Cabriolet Sizende kann aber die Fenster n, o auch von Innen oͤffnen und schließen, indem der Faͤnger, der die weitere Bewegung der Kurbel verhindert, leicht nachgibt, wenn man mit der Hand von Innen auf den Rahmen o wirkt, oder wenn der Kutscher von Außen die Hand an die Kurbel legt. Damit der Wagen, wie schon oben erwaͤhnt wurde, gehoͤrig balancirt auf seiner Achse ruhe, ist die gekniete Achse so geformt, daß die Federn in horizontaler Richtung angebracht werden koͤnnen, und daß die gekniete Achse unter einem Winkel davon absteht. Wie aber die Achse auch immer gestellt seyn mag: senkrecht, wie beim Kutschiren von Ruͤkwaͤrts aus, oder unter einem Winkel, wie beim Kutschiren von einem vorne oder am Dache des Kastens befindlichen Boke aus, so sind die Federn so anzuordnen, daß sich die seitlichen und Hinteren Federn uͤber dem Size des Fahrenden befinden, indem dieß wesentlich Zur Bequemlichkeit des Lezteren beitraͤgt. Wir bemerken uͤbrigens, daß wir uns, obschon wir die hier abgebildete und beschriebene Art von Kasten, Achsen, Raͤdern, Federn und Deichseln fuͤr die beste halten, doch keineswegs an diese Formen binden, indem sich dieselben verschieden modificiren lassen. Wir gehen nun auf die Beschreibung des fuͤnften Theiles unserer Erfindung, der sich wie gesagt auf einen Apparat zum Messen der von dem Cabriolete durchlaufenen Wegstreke bezieht, uͤber. Man siebt in Fig. 13 einen Theil der Achse eines Cabriolets und der Nabe des Rades vom Ruͤken betrachtet, und mit einem Theile jener Vorrichtung ausgestattet, durch die ein Raͤderwerk in Folge der Bewegung der Wagenraͤder in Bewegung versezt wird. Fig. 14 gibt einen Grundriß der in Fig. 13 abgebildeten Theile. Fig. 15 ist ein Durchschnitt der Achse und einiger Theile des Apparates. Fig. 16 ist ein Durchschnitt des Sizes, auf dem der Reisende sizt, und unter dem sich das zum Messen der Distanz dienende Instrument befindet. Fig. 17 zeigt eben diesen Siz von Hinten her betrachtet. Fig. 18 ist ein Grundriß des Instrumentes, dessen Stellung unter dem Size aus Fig. 14 erhellt. In Fig. 19 sieht man das Zifferblatt, von welchem die durchlaufene Streke abgelesen werden kann. Der ganze Apparat ist unter dem Size des Reisenden angebracht, und so unter Verschluß gehalten, daß er dem Kutscher unzugaͤnglich ist. Er besteht aus einem Radelwerke, dessen Einrichtung wohl bekannt ist, und nicht mit zu unserer Erfindung gehoͤrt. Diese beschraͤnkt sich naͤmlich auf die Art und Weist, auf welche dieses Raͤderwerk durch die Bewegung des Wagens in Bewegung gesezt wird, in welch verschiedener Entfernung sich der Kasten des Fuhrwerkes und folglich auch der Siz des Reisenden in Folge des Spieles her Federn von der Achse der Wagenraͤder befinden mag. An der Nabe des einen der Raͤder und einen der Reifen dieser Nabe bildend ist ein Excentricum A befestigt. An der Achse und an der seitlichen Feder des Fuhrwerkes sind die Baͤnder B, B angebracht. Die Schiebstange C hat an ihren beiden Enden eine solche Biegung, daß sie stets mit dem Excentricum A in Beruͤhrung steht und von demselben in Bewegung versezt wird; sie hat aber außerdem auch noch eine solche Biegung, daß sie der geknieten Achse der Wagenraͤder nicht im Wege liegt. Hieraus erhellt, daß beim Umlaufen des Wagenrades die Stange C hin und her geschoben wird, und daß hiedurch eine Bewegung entsteht, die durch die weiter unten zu beschreibenden Vorrichtungen zum Behufe des Messens der von dem Wagen durchlaufenen Streke an das Raͤderwerk fortgepflanzt wird. Der Hebel D, der seinen Drehpunkt in D' hat, umfaßt mit seinem gabelfoͤrmig gebildeten Ende, wie Fig. 14 zeigt, die an der Schiebstange C befestigte Platte E, die eine Biegung hat, damit fuͤr die durch das Herabdruͤken der Feder entstehende Verlaͤngerung dieser Spielraum gestattet ist. Die Feder F haͤlt den Hebel fortwaͤhrend angedruͤkt. An dem anderen Ende des Hebels ist durch ein Stiftgelenk die Verbindungsstange G befestigt, welche an ihrem anderen Ende durch ein aͤhnliches Gelenk mit dem Arme der in entsprechenden Zapfenlagern umlaufenden Spindel H in Verbindung steht. An derselben Spindel befindet sich ferner aber auch noch ein zweiter Arm I, dessen plattenfoͤrmiges Ende eine schiefe Flaͤche und einen Kreisbogen bildet, der, indem er sich unter dem Kurbelende des Treibers K bewegt, das 60zaͤhnige Sperrrad L um einen Zahn umtreibt, so oft das Wagenrad, welches 5 Fuß im Durchmesser mißt, einen Umlauf vollbracht bat. An der Welle dieses Sperrrades befindet sich ein Getrieb mit 20 Zaͤhnen, welches in das 56zaͤhnige Rad M eingreift; und an der Achse dieses lezteren ist eine Schraube N aufgezogen, die das 90zaͤhnige, an dem Zeiger des Zifferblattes befestigte Rad O umtreibt. Die Befestigung des Zifferblattes, dessen Graduirung fuͤr 45 engl. Meilen bemessen ist, erhellt so deutlich, daß es in dieser Hinsicht keiner weiteren Beschreibung bedarf. Wuͤnscht man ein Zifferblatt, welches dem Auge des Reisenden zugaͤnglich ist, so ziehen wir an der Achse des Rades M einen Kamm P auf, der durch sein Umlaufen den um Q' beweglichen Hebel Q in Bewegung sezt. Mit dem anderen Ende dieses Hebels verbinden wir durch ein Stiftgelenk die Verbindungsstange R, die eine Biegung haben muß, damit sie am Ruͤken des Wagens und unter der Fuͤtterung desselben in einer Roͤhre liegen kann. Das andere Ende dieser Verbindungsstange befestigen wir mittelst eines Armes an der in entsprechenden Lagern umlaufenden Achse des doppelten Hebeltreibers S. Hieraus folgt, daß die von der Stange R aus mitgetheilte Auf- und Niederbewegung den Treiber 8 in Thaͤtigkeit versezt und ihn veranlaͤßt abwechselnd auf die Zahne des an der Achse V befindlichen Rades T zu wirken. Zugleich mit diesem lezteren Rade bewegt sich das an ihm befestigte Sperrrad W, welches durch die Sperrkegel X verhindert wird, sich in mehr denn einer Richtung umzudrehen. Diese Sperrkegel X sind an der Welle V befestigt und bewegen sich demnach zugleich mit ihr, indem sich die Raͤder T, W an dem die Sperrkegel fuͤhrenden Rade reiben; dagegen bewegen sich die Raͤder T, W in Unabhaͤngigkeit von der Achse, indem sie durch die Bewegung des Fuhrwerkes in Thaͤtigkeit versezt werden. Das Zifferblatt Y, welches sich in dem Bereich des Gesichtskreises des Reisenden befindet, und unter Glas gehalten ist, damit es nicht beruͤhrt werden kann, ist an der Welle V befestigt und kann sich zugleich mit ihr bewegen; allein bei dieser Bewegung werden die Raͤder T, V von dem Hebeltreiber zuruͤkgehalten; selbst das Zifferblatt laͤßt sich nur zuruͤkdrehen, damit der Reisende beim Einsteigen den Zeiger auf Null stellen kann. Das Vordrehen des Zifferblattes ist durch die Sperrkegel und Hebeltreiber verhuͤtet, so daß der Kutscher den Reisenden nicht betruͤgen kann. Z ist ein dem Kutscher zugewendetes Zifferblatt, an welchem sich ein an der Welle V befestigter Zeiger befindet, den der Kutscher beim Abfahren auf Null stellt. Um die Zifferblaͤtter nicht hinter Null zuruͤkstellen zu koͤnnen, ist wie die Abbildung andeutet, ein entsprechender Aufhaͤlter angebracht. Die abgebildeten Zifferblaͤtter sind fuͤr 10 Meilen eingerichtet; es versteht sich uͤbrigens von selbst, daß das Raͤderwerk je nach der Groͤße der Wagenraͤder verschieden modificirt werden muß, wenn die von dem Pferde durchlaufene Streike dadurch gemessen werden soll. Auch kann man, ohne von unserer Erfindung abzugehen, verschiedene Abaͤnderungen in den Anordnungen der Theile vornehmen; denn unsere Erfindung betrifft hauptsaͤchlich die Verbindung der Theile, welche das Raͤderwerk in Bewegung sezen, welche Entfernung auch zwischen der Achse und dem Meßinstrumente bestehen mag. Wir nehmen keinen der einzelnen Theile fuͤr sich allein in Anspruch.

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