Titel: Ueber Hobelmaschinen und Drehbänke; von Edward Sang.
Fundstelle: Band 67, Jahrgang 1838, Nr. LXVII., S. 243
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LXVII. Ueber Hobelmaschinen und Drehbaͤnke; von Edward Sang. Aus dem Edinburgh philosophical Journal. Januar 1858, S. 262. Sang, uͤber Hobelmaschinen und Drehbaͤnke. Ich beabsichtige im Folgenden eine kurze Beschreibung der neuesten Verbesserungen an den Hobelmaschinen und Drehbaͤnken zu geben. Die Hobelmaschine dient zur Verfertigung gerader und ebener Flaͤchen; eine breite schwere Platte bewegt sich daher genau geradlinig auf einem Gestelle oder einer Leitung; uͤber der Platte ist eine zweite Leitung angebracht, welche das Schneideeisen haͤlt. Der zu bearbeitende Koͤrper wird auf der unteren Platte befestigt und unter dem Schneideeisen weggezogen, welches einen Theil des Stoffes von demselben wegschneidet; ist der Koͤrper am anderen Ende angelangt, so muß das Schneideeisen aufgehoben und der Koͤrper zuruͤkbewegt werden, worauf das Schneideeisen demselben wieder genaͤhert und ein wenig zur Seite verschoben wird, so daß ein zweiter Schnitt genau neben dem ersten erfolgt u.s.f. Bei dieser Einrichtung ist die Ausstellung zu machen, daß waͤhrend der Zuruͤkbewegung des Koͤrpers Zeit und Kraft verloren geht. Hr. Whitworth in Manchester hat eine sinnreiche Einrichtung ersonnen, um diesem Uebelstande zu begegnen; er befestigt naͤmlich das Schneideeisen in einem cylindrischen Haͤlter, welcher nach jedem Hingange oder Hergange der unteren Platte um einen halben Kreis gedreht wird, wobei natuͤrlich die gehoͤrige Verschiebung des Schneideeisens zur Seite erfolgt. Bei diesem Verfahren kann also ohne Unterbrechung fortgearbeitet werden, was fuͤr Gegenstaͤnde, die nicht den aͤußersten Grad von Genauigkeit erfordern, ein sehr großer Vortheil ist; fuͤr sehr zarte Gegenstaͤnde ist diese Verfahrungsart aber nicht vorwurfsfrei, denn da nach entgegengesezten Richtungen geschnitten wird, so muß abwechselnd an den einzelnen Stellen Zusammendruͤkung und Ausdehnung eintreten und folglich ein Fehler verursacht werden, welcher von dem Grade der Biegsamkeit des Materiales abhaͤngt. Ein anderer Uebelstand, welcher lange bei den Hobelmaschinen Statt fand, bestand darin, daß in Folge des Drukes der sehr schweren Platte eine ganz enorme Reibung verursacht wurde, welche oft einen groͤßeren Widerstand darbot, als die Trennung der Theile des zu hobelnden Koͤrpers; dieser wurde dadurch beseitigt, daß man unter der Platte Reibungsrollen anbrachte; freilich wird dadurch auch die Maschine in ihrer Wirkung weniger zuverlaͤssig, indem es nun viel schwieriger ist, eine vollkommen geradlinige Bewegung der Bodenplatte zu erhalten. Gewoͤhnlich dient zur Bewegung der Platte eine uͤber eine Welle aufgewundene Kette; bei Whitworth's Maschine hingegen ist dazu eine Schraube angewandt. Damit die Maschine mit einer hinreichenden Geschwindigkeit arbeiten kann, muß jedoch die bewegende Schraube sehr steile Gaͤnge besizen; bei denselben wird aber der die Reibung verursachende Druk sehr groß, und es wurden daher vier Reibungsrollen, naͤmlich zwei an jeder Seite der Schraube angebracht; die Reibung wird dadurch so vermindert, daß ein sehr schwacher Druk hinreicht, um das Instrument in Bewegung zu sezen, und bei diesem Mechanismus ist auch die Umkehrung der Bewegung sehr erleichtert. Die Drehbaͤnke. Beim Handdrehen wird das Ende des Drehstahls mit dem sich schnell drehenden Koͤrper in Beruͤhrung gebracht; der Stahl wird mit der Hand in seiner Lage erhalten, und die groͤßere oder geringere Genauigkeit, mit welcher ein kreisfoͤrmiger Schnitt des abzudrehenden Koͤrpers erhalten wird, haͤngt bloß von der festen Lage der haltenden Hand ab. Daß diese namentlich bei langsamer und lange andauernder Bewegung nicht beibehalten werden kann, geben selbst die geuͤbtesten und geduldigsten Kuͤnstler zu; daher ist die Einfuͤhrung des Supportes bei Drehbaͤnken, durch welche der Drehstahl in fester Leitung erhalten und wobei er nur durch eine von der Hand bewegte Schraube weiter fortgefuͤhrt wird, eine Verbesserung, wodurch die Fertigung genauer Koͤrperformen erst moͤglich wurde. Wenn man der Bewegungslinie des Drehstahls im Support die erforderliche Kruͤmmung gibt, so kann man ohne weiteres Nachmessen alle durch Umdrehung einer Curve entstehenden Koͤrperformen drehen. Der Uebergang von dem Support zur mechanischen Drehbank, der Drehmaschine, ist sehr einfach; es braucht naͤmlich nur die Fortbewegung des Stahls im Support mit der drehenden Bewegung der Spindel in Zusammenhang gebracht zu werden, und die Drehbank bewegt sich dann ohne Beihuͤlfe des Arbeiters. Vergleicht man die Handdrehbank mit der mechanischen Drehbank, so zeigt sich, daß der Arbeiter beim Handdrehen seine Drehstaͤhle zur Hand liegen hat, und einen nach dem anderen dem zu drehenden Stuͤke eben so geschwind anlegt, als er einen neben demselben hinbewegt, waͤhrend der Arbeiter bei der mechanischen Drehbank viel Zeit zum Einsezen und Justiren eines einzelnen Schneidestahls braucht; ist dieß aber einmal geschehen, dann ist im lezten Falle die Guͤte des Productes unabhaͤngig von der Geschiklichkeit des Arbeiters, waͤhrend im ersten Falle diese allein die Guͤte des Productes bestimmt. Wenn also mehrere Stuͤke nach gleichem Modell oder gleicher Zeichnung zu drehen sind, so wird der Handdreher viel Zeit und Muͤhe aufwenden muͤssen, um den ersten Stuͤken die verlangte Form genau zu ertheilen, die folgenden Stuͤke wird er aber, obgleich mit einem gewissen Aufenthalte fuͤr das Nachmessen, doch schneller als die ersten fertigen koͤnnen. Der Arbeiter am mechanischen Drehstuhle muß anfangs allerdings Muͤhe und Zeit zur Fertigung der gehoͤrigen Fuͤhrungslinie und zur einmaligen Adjustirung des Schneidestahls aufwenden, allein dann arbeitet die Maschine auch ohne weitere Stoͤrung fort und bedarf nur der geringen Zwischenzeit, um ein neues abzudrehendes Stuͤk einzuspannen. In Bezug auf die Quantitaͤt des Products wird also der Vortheil jedenfalls auf Seite der mechanischen Drehbank seyn, namentlich wenn alle zu drehenden Stuͤke nach einander der gleichen Operation unterworfen und so also alle gleichzeitig fertig werden. Hinsichtlich der Qualitaͤt des Productes hat nur in dem einzigen Falle, wo eine doppelt gekruͤmmte Oberflaͤche gedreht werden soll, das Handdrehen den Vortheil vor dem mechanischen Drehen, daß die lezte genaue Abrichtung besser durch die Hand als durch bloße Maschinenbewegung gegeben werden kann, indem der Arbeiter mit einem Schleifsteine und Polirpapiere die kleinen Absaͤze zwischen den einzelnen Schneidebahnen, moͤgen sie auch noch so unbedeutend seyn, besser zu entfernen vermag. Durch die mechanischen Drehbaͤnke kommen allerdings aber auch einzelne Fehler in die Dreharbeiten, welche beim Handdrehen vermieden werden; sie beruhen auf folgenden Umstaͤnden: Das Ende des Drehstahls nuͤzt sich ab, und zwar desto mehr, je laͤnger die Arbeit fortdauert, folglich entsteht eine Abweichung von der vorgeschriebenen Form. Um diesem vorzubeugen, dreht man erst alle Theile von gleichen Dimensionen aus dem Rohen so weit, daß sie ziemlich die ihnen bestimmte Dimension erhalten, und dreht sie dann noch ein Mal nach, wobei eine bei weitem geringere Abnuͤzung der Drehstaͤhle und folglich ein geringerer Fehler verursacht wird, als bei dem Rohdrehen. Einen anderen Fehler verursacht die Biegsamkeit sowohl des zu bearbeitenden Koͤrpers, als auch der einzelnen Theile der Drehbank. Um das Eindringen des Stahles, in den abzudrehenden Koͤrper zu bewirken, muß ein betraͤchtlicher Druk ausgeuͤbt werden, und dieser preßt den Koͤrper und die Drehbank aus einander; bei Koͤrpern aus gleichfoͤrmiger Masse koͤnnte gleich anfaͤnglich auf dieses Auseinanderdraͤngen Ruͤksicht genommen werden; aber die meisten Koͤrper sind nicht von so gleichfoͤrmiger Structur, daß Biegsamkeit und Haͤrte an allen Punkten gleich waͤren; hieraus muß also ein nicht ganz zu verbessernder Fehler entstehen. So weit die Ursache an den Drehstaͤhlen liegt, laͤßt sich allerdings dadurch einigermaßen vorbeugen, daß man den Staͤhlen und ihrer Fuͤhrung eine Gestalt gibt, die einer seitlichen und nach Unten gerichteten Pressung gehoͤrigen Widerstand leistet; aber einen anderen Theil der Schuld traͤgt der abzudrehende Koͤrper selbst, weil er theils zusammengewunden, theils zur Seite gedruͤkt wird.