Titel: Ueber eine Verbesserung an den Scott'schen Bodensazcollectoren für Dampfkessel. Von Hrn. R. Armstrong, Civilingenieur in Manchester.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. II., S. 4
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II. Ueber eine Verbesserung an den Scott'schen Bodensazcollectoren fuͤr Dampfkessel. Von Hrn. R. Armstrong, Civilingenieur in Manchester. Im Civil Engineers and Architects Journal, aus des Verfassers Werk uͤber Dampfmaschinen. Armstrong, uͤber verbesserte Bodensazcollectoren fuͤr Dampfkessel. Der Grad des Siedens im Kessel ist nothwendig einem bedeutenden Wechsel unterworfen. Er wird am heftigsten seyn, wenn der Bedarf an Dampf am groͤßten ist; und unter diesen Umstaͤnden kann man annehmen, werden auch die ungebundene Kohlensaͤure, die atmosphaͤrische Luft und die uͤbrigen, durch das Sieden austreibbaren Gase in geringerer Menge, als zu irgend einer anderen Zeit vorhanden seyn, so daß sich kohlensaurer Kalk abscheidet und den Gesezen der unaufloͤslichen Niederschlaͤge unterliegt. Es sammelt sich also dieser kohlensaure Kalk aus demselben Grunde in den Collectoren an, aus welchem sich thonige oder andere Niederschlaͤge in denselben bilden. Der kohlensaure Kalk ist allerdings ein chemischer Niederschlag; allein er wird im Augenblike seiner Bildung ein mechanischer; nur erheischt er wegen seiner feinen Zertheilung zum Behufe der Ansammlung ein Gefaͤß, welches weniger Bewegungen ausgesezt ist, als jenes, dessen man sich zum Aufsammeln der groͤberen mechanischen Niederschlaͤge bedient. Die Hauptschwierigkeit ist ihn in dem Sammelgefaͤße oder Collector zu erhalten; dieser Zwek ward jedoch durch einen Apparat, den ich im Jahre 1829 in Anwendung brachte, erreicht. Ich gab naͤmlich dem oberen Theile des Collectors eine trichterfoͤrmige Gestalt, und verband ihn mit einem unteren, vollkommen wasserdichten Theile oder Behaͤlter, von dem eine Roͤhre aus dem Kessel hinausfuͤhrte. Durch diese Roͤhre, die mit einem Ventile ausgestattet war, wurde der Inhalt des Behaͤlters, so oft als es noͤthig war, entleert. Diese Vorrichtung verband das Princip, auf welches die HH. Maudsley und Field im Jahre 1824 ein Patent nahmen, mit jenem, auf welches Hr. Scott im J. 1827 ein Patent erwirkteMan, findet dieses Patent im polyt. Journal Bd. XXXI. S. 101.A. d. R.; und der Zwek derselben war auf deren Anwendung an den Dampfbootkesseln gerichtet. Damit aber der Kessel vollkommen rein und frei von Incrustationen aus kohlensaurem Kalke erhalten werde, muß man sich des fraglichen Apparates auch gehoͤrig bedienen; denn belaͤßt man den Niederschlag zu lange in dem Behaͤlter, so wird er durch allenfallsige uͤberschuͤssige Kohlensaͤure wieder aufgeloͤst, um sich dann neuerdings wieder abzuscheiden. Diesem Uebelstande kann uͤbrigens durch oͤfteres Ausblasen des Niederschlages vorgebaut werden. Der Apparat bewahrte sich, in so fern ein neuer Apparat schon Alles leisten kann, an dem Dampfboote Shamrock; er sammelte die dike, durch Verdampfung des Seewassers gebildete Salzlake, welche beim Ausblasen zum Theil krystallisirte. Die Entleerung geschah, indem man den Dampf ploͤzlich auf den Inhalt des Behaͤlters druͤken ließ, so daß er ihn durch eine in der Seitenwand des Fahrzeuges fixirte Roͤhre austrieb. Durch eben diese Roͤhre koͤnnen auch groͤßere Koͤrper nach Art einer Dampfkanone ausgetrieben werden. Eine der eben beschriebenen aͤhnliche Modification der Scott'schen Collectoren in Verbindung mit einem Agitator, der durch eine kleine Spindel, welche durch eine Stopfbuͤchse aus dem Kessel tritt, in Bewegung gesezt wird, entspricht gleichfalls sehr gut, indem sie die Anwendung von Kartoffeln oder irgend eines anderen, die Ansezung von Gyps verhindernden Mittels zulaͤßt. Die Oeffnungen, welche in den Sammelgefaͤßen dieses Apparates angebracht sind, sind so klein, daß sie beinahe allen kohlensauren Kalk, so wie auch jeden anderen Bodensaz, auffangen. Das Angesammelte wird von Zeit zu Zeit und ohne Unterbrechung der Thaͤtigkeit des Kessels oder der Maschine entleert. Man nennt diesen verbesserten Apparat eine Maschine, obwohl er eigentlich keine solche ist, und obwohl er sich von allen eigentlichen Maschinen dadurch unterscheidet, daß er seine Hauptverrichtungen waͤhrend seines Stillstandes vollbringt. Er wird nur zwei oder drei Mal des Tages zum Behufs des Ausblasens in Bewegung gesezt, und auch da nur je nach der Quantitaͤt des angesammelten Bodensazes fuͤr weniger denn eine halbe Minute. Er unterliegt bei so bewandten Umstaͤnden keiner Abnuͤzung und kommt auch nicht hoch zu stehen. Ich habe in Folge eines mit dem Patentraͤger getroffenen Verstaͤndnisses bereits einige Hunderte dieser Kesselreinigungs-Apparate gesezt; und die damit ausgestatteten Kessel bedurften einige Jahre hindurch keiner anderen Reinigung. In Manchester allein sind dermalen 170 solcher Apparate in Thaͤtigkeit; und ich glaube, daß man bei deren Anwendung die bisher zum Einsteigen in die Kessel getroffenen Einrichtungen ganz umgehen kann.