Titel: Auszug aus dem Berichte des Hrn. Baron Séguier über die Verbesserungen, welche Hr. Careau an seiner mechanischen Lampe anbrachte.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XC., S. 408
Download: XML
XC. Auszug aus dem Berichte des Hrn. Baron Séguier uͤber die Verbesserungen, welche Hr. Careau an seiner mechanischen Lampe anbrachte.Man vergleiche uͤber diese Lampen den fruͤheren, von Hrn. Francoeur erstatteten Bericht im polytechn. Journal Bd. LXI, S. 24. A. d. R. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Januar 1838, S. 15. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Careau's Verbesserungen an seinen mechanischen Lampen. Der Mechanismus dieser Lampe besteht aus einer Trommel, einem Getriebe, zwei Excentricis von 6 Linien im Durchmesser, zwei Kurbeln, von denen jede eine Oeffnung von 6 Linien Breite auf 11 Linien in der Laͤnge hat, und aus einer Pumpe, welche mit 4 Blasen aus gedoppelten Goldschlaͤgerhaͤutchen arbeitet. Die von Hrn. Careau vorgenommenen Verbesserungen beruhen 1stens auf der Unterdruͤkung des Steges, auf dem das freie Ende des Getriebes ruht, der beiden Kurbeln mit Doppelhebel, des Fußes und der Achse, worauf sich die Kurbeln bewegen, der vierekigen, zur Aufnahme des unteren Endes der Kurbeln dienenden Stuͤke, und der vier abgedrehten Kolben; 2tens auf einer Verminderung des Durchmessers und der Hoͤhe der Trommel, des Durchmessers der Excentrica, der Ausdehnung des Rahmens, an welchem die große Platte fixirt ist, und dieser Platte selbst, so wie endlich in einer Verminderung des Durchmessers der Pumpe. Durch Ersezung der Kolben durch Blasen aus Goldschlaͤgerhaͤutchen umging der Erfinder den schwierigsten Theil der Zusammensezung seiner Lampe, so wie auch das Ausbohren und Ausreiben der Pumpenstiefel wegfaͤllt. Anderer Seits ist es ihm auch, da er keine so bedeutende Kraft zur Ueberwindung des wechselnden Widerstandes der Kolben braucht, gestattet, eine viel schwaͤchere Feder anzuwenden. Eben so wenig ist er jezt gezwungen, jede Lampe zu probiren, bevor er sie in den Handel bringt. Indem er die Excentrica direct auf die Pumpe wirken laͤßt, erzielt er ferner eine sanftere und regelmaͤßigere Bewegung. Das neue System gestattet endlich nicht nur die Dauer der Brennzeit der Lampen von 10 auf 12 Stunden zu erhoͤhen, sondern es bedingt auch eine solche Erniedrigung der Preise, daß Hr. Careau nunmehr die einfachen mechanischen Lampen von jeder Hoͤhe fuͤr 35 Fr. zu liefern im Stande ist. Nachfolgende Tabellen deuten den Gang der neuen Lampe unter verschiedenen Umstaͤnden an. Gang der aufgezogenen, aber nicht angezuͤndeten Lampe, von 6 Uhr 25 Minuten Morgens angefangen und bei einer Temperatur von 13,5° Cels. Umgaͤnge der   Trommel. Stunde, zu welcherjeder Umgang derTrommel beendigt            war. Zeit, welche zu jedem   Trommelumgange    verbraucht wurde. Atmosphaͤrische   Temperatur.    St.    Min.      St.    Min.    Grade      1ster      7     –      0    45    13,50      2ter      7    57      0    57    13,50      3ter      8    49      0    52    12,60      4ter      9    44      0    55    12,50      5ter    10    38      0    54    13      6ter    11    36      0    58    12,50      7ter    12    38      1      2    13      8ter      1    48      1    10    13,50      9ter      3      9      1    21    13,75    10ter      4    57      1    48    13    11ter      6    52      1    55    13 Gang der aufgezogenen und um 5 Uhr 30 Minuten Morgens angezuͤndeten Lampe. Umgaͤnge der   Trommel. Stunde, zu welcherjeder Umgang derTrommel beendigt            war. Zeit, welche zu jedem   Trommelumgange    verbraucht wurde. Temperaturdes Oehles.    St.    Min.      St.    Min.    Grade      1ster      6    25      0    55    12,25      2ter      7    20      0    55    12,75      3ter      8    17      0    57    13      4ter      9    15      0    58    13,50      5ter    10    16      1      1    14      6ter    11    25      1      7    14,50      7ter    12    35      1    10    15      8ter      1      25    1    27    15,50      9ter      3    25      1    23    16    10ter      4    51      1    26    16 Lezterer Versuch, bei dem bestaͤndig ein Thermometer in das Oehl untergetaucht blieb, und bei dem die aͤußere Temperatur, welche anfangs 12° betrug, endlich auf 13,50° gestiegen war, endigte um 4 Uhr 51 Minuten Nachmittags. Um diese Zeit war der Docht, der 8 Linien Hoͤhe hatte, noch gar nicht verkohlt, und die Verbrennung hatte 11 Stunden 21 Minuten gedauert. Vergleicht man diese beiden Tabellen, so ergibt sich, daß die Trommel derselben Lampe, wenn diese nicht angezuͤndet war, zum zehnten Umgange 1 Stunde 48 Minuten brauchte; wenn die Lampe angezuͤndet war aber nur 1 Stunde 26 Minuten. Dieß ruͤhrt davon her, weil das Oehl, welches vom Brenner in den Oehlbehaͤlter zuruͤkfaͤllt, die Temperatur des in diesem enthaltenen Oehles erhoͤht; und weil die Bewegung hiedurch beschleunigt wird: zum Beweise, daß die abnehmende Kraft der Feder durch die allmaͤhliche Temperaturerhoͤhung ausgeglichen wird. Tabelle der Kraft der Feder der der Gesellschaft zur Pruͤfung uͤbergebenen Lampe. Bei dem ersten Umgange betrug deren Kraft die mittlere Dauer des Ganges nach Tab. I. 40°; 0 St. 45 Min. zweiten 39 0 – 57   – dritten 32 0 – 52   – vierten 27 0 – 55   – fuͤnften 24 0 – 54   – sechsten 21 0 – 58   – siebenten 18 1 –   2   – achten 16 1 – 10   – neunten 14 1 – 21   – zehnten 11 1 – 48   – eilften   7 1 – 55   – Hieraus ergibt sich, daß die Kraft der Feder rascher abnimmt, als die Geschwindigkeit der Bewegung; und dieß deutet an, daß das von Hrn. Careau in Anwendung gebrachte Moderirsystem beinahe wie ein Flugrad wirkt: d.h. eine gegebene Kraft macht das Oehl nicht mit einer Geschwindigkeit, welche doppelt so groß ist, als die mit einer um die Haͤlfte geringeren Kraft zu erzielende in die Oehlkammer der Moderatoren ein- oder austreten. Was den Verbrauch an Oehl betrifft, wenn die Lampe eben angezuͤndet worden und mit aller moͤglichen Intensitaͤt des Lichtes brennt, so betraͤgt er 10 Quentchen fuͤr die erste Stunde. Diese Quantitaͤt nimmt fortschreitend ab, so daß sie nach 8 Stunden nur mehr 7 1/2 Quentchen betraͤgt. Schneidet man um diese Zeit jedoch den Docht ab, so steigt der Verbrauch wieder auf 10 Quentchen in der Stunde. Wenn man, um die Oehltropfen, welche die Lampe innerhalb einer bestimmten Zeit liefert, zu zahlen, das Oehl tropfenweis und mittelst eines Eisendrahtes von einer Linie im Durchmesser herabfallen laͤßt, so ergibt sich, daß 1400 Tropfen eine Unze ausmachen. Da nun der Verbrauch in einer Stunde 10 Quentchen betraͤgt, so fallen in der Stunde 1575 oder in der Minute 26 Tropfen herab. Wenn der Verbrauch geringer geworden, d.h. wenn man ihn nach achtstuͤndigem Brennen der Lampe zu einer Unze in einer Stunde annimmt, so gibt dieß dann 1400 Tropfen auf die Stunde oder 23 auf die Minute. Die Lampe Careau's liefert aber unangezuͤndet nach   7stuͤndigem Gange 75 Tropfen in der Minute   9stuͤndigem     – 65     –   –    – 10stuͤndigem     – 50     –   –    – so daß sie also nach zehnstuͤndigem Gange immer noch zwei Mal so viel Oehl liefert, als fuͤr den Bedarf noͤthig ist, und zwar ohne daß je irgend eine Unterbrechung hiebei eintritt. Fig. 1 ist ein Aufriß des Triebwerkes von Vorne, von der Seite der Pumpe genommen. Fig. 2 ein senkrechter Durchschnitt der Pumpe nach der Linie A, B, Fig. 4. Fig. 3 ein seitlicher Aufriß des Triebwerkes. Fig. 4 eine Ansicht desselben von Oben. Fig. 5 eine Ansicht der Pumpe von Unten, woran die Platten mit den Saugventilen weggelassen sind. Fig. 6 eine Ansicht derselben mit der Dekplatte und den Ventilen. Fig. 7 ein senkrechter Querdurchschnitt des Triebwerkes nach der Linie C, D in Fig. 2. An allen diesen Figuren sind gleiche Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Die große Platte A traͤgt die Trommel oder das Federhaus und die Pumpe. Die Pfeiler B, B verbinden die Trommel mit dem Mechanismus der Pumpe. C ist der Traͤger des Endes der Treibwelle R: D der Pumpenstiefel. In den Kurbelstuͤken E, E, welche die Kolbenstangen tragen, spielen die Excentrica F, F zum Behufe der Erzeugung der Hin- und Herbewegung der Kolben. Die Kolbenstangen sieht man bei G, G. Die zur Pumpe gehoͤrigen, aus Zinn bestehenden Stuͤke H werden mittelst der Schrauben a, a zwischen den Seitenwaͤnden I, I festgehalten; und zwischen diesen Stuͤken H wird der Umfang der Goldschlaͤgerhaͤutchen befestigt, an deren Mitte die Kolbenstangen mittelst metallener Scheiben und einer Schraubenmutter fest gemacht sind. Die Hoͤhlungen M gestatten den aus den Goldschlaͤgerhaͤutchen gebildeten Blasen oder Balgen Spielraum. N, N sind die Canaͤle fuͤr das aufgesaugte oder getriebene Oehl. Die am Grunde der Pumpe befindlichen vier Ventile sieht man bei O, O. In die Trommel P sind 140 Zaͤhne geschnitten; und unter dieser Trommel befindet sich ein Getrieb Q mit 10 Fluͤgeln, welches in Fig. 3 durch einen der unteren Pfeiler des Gehaͤuses verfielt ist. Dieses Getrieb ist an dem Ende der Treibwelle R aufgezogen, waͤhrend das andere Ende dieser Welle in der Unterlage C ruht. An dieser Welle sind auch die Excentrica F, F angebracht. An die Muͤndung S ist das Steigrohr fuͤr das Oehl geloͤthet. Die horizontalen Canaͤle T communiciren mittelst der Muͤndungen b, b mit dem Pumpenstiefel. Die Muͤndungen c, c fuͤhren das Oehl in das Steigrohr. Das durch eines der Ventile O aufgesaugte Oehl gelangt, indem es durch den Canal T, N und durch die Muͤndung b fließt, in den entsprechenden Pumpenstiefel; wenn es in diesem getrieben wird, so gelangt es durch denselben Canal zuruͤk an die Muͤndung c, wo sich ein Ventil befindet, welches sich oͤffnet, waͤhrend sich gleichzeitig das Ventil O schließt, um den Ruͤktritt des Oehles in den Oehlbehaͤlter zu verhuͤten. In Fig. 7 sind d die Punkte, an denen die Kolbenstangen festgemacht sind; e, e Fugen oder Falzen zur Verhuͤtung des Ausweichens der Kurbelstuͤke E: f ein hohler Raum, in welchem sich das von der Pumpe gelieferte Oehl ansammelt.