Titel: Metallbohrer von verbesserter Form.
Fundstelle: Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XCIII., S. 415
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XCIII. Metallbohrer von verbesserter Form. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Metallbohrer von verbesserter Form. Dieser, zum Einsezen in die Brustleier oder in die Bohrkurbel bestimmte Bohrer gehoͤrt zu derjenigen Art, bei welcher die von einer Seite durch eine schraͤge Flaͤche (Facette) zugeschaͤrften Schneiden von der andern Seite durch eine dort ausgefeilte Hohlkehle noch duͤnner und schaͤrfer gemacht werden. Da solche Bohrspizen uͤberall vorkommen, und keinem Arbeiter fremd sind, so wird ihre Beschaffenheit hier als bekannt vorausgesezt, wonach sich die Zeichnungen des neuen Bohrers leicht erklaͤren lassen. Fig. 15 zeigt denselben von der breiten Seite, Fig. 16 von der schmalen Seite, Fig. 17 ist die Ansicht von der Spize aus, Fig. 18 ein Durchschnitt nach der punktirten Linie x von Fig. 15. Bei den gewoͤhnlichen Bohrern laufen die beiden Zuschaͤrfungsflaͤchen in eine gerade stumpfwinklige Kante zusammen, welche in Bezug auf die Dike des Werkzeugs schraͤg steht, und der erste in das Metall eindringende Theil desselben ist. Eine eigentliche Mittelpunktsspize mangelt also diesen Bohrern, weßhalb leztere leicht in ihrem Gange von der geraden Richtung abweichen, d.h. sich verlaufen. Ueberdieß schneidet jene Kante sehr unvollkommen, da sie nicht scharf genug ist. Beiden Umstaͤnden ist an dem neuen Bohrer abgeholfen. Die zwei Facetten a, a sind wie gewoͤhnlich angelegt; die ihnen gegenuͤberstehenden Hohlkehlen aber, naͤmlich b, c und d, c, laufen gegen das Ende des Bohrers nicht gerade aus, sondern wenden sich gegen einander, und sind zulezt nur durch eine duͤnne, Sfoͤrmige Schneide c von einander getrennt, welche die schraͤgen, geradlinigen Schneiden r, s (Fig. 15) durch einen sanften Uebergang mit einander verbindet. Die erwaͤhnte Schneide c ist auch in der Weise bogenfoͤrmig, daß in der Mitte (in der Achse des Bohrers) ein hoͤchster Punkt entsteht, von welchem aus die Schneide nach allen Seiten hin abfaͤllt. Man bemerkt diesen Umstand sowohl in Fig. 15 als in Fig. 16, und der Nuzen hievon besteht darin, daß der Bohrer, weil er wie durch eine Mittelpunktsspize gefuͤhrt wird, sich nicht verlaͤuft, sondern stets in der geraden Richtung bleibt. Zudem erleichtert die große Schaͤrfe der erwaͤhnten runden Schneide bei c sehr das Eindringen des Bohrers. Dagegen sind die Facetten a, a weniger schraͤg (mehr der rechtwinkligen Lage sich naͤhernd) an die breiten Flaͤchen angesezt, daher die Schneiden r, s nicht so spizwinklig, als man sie sonst zu machen pflegt; leztere erlangen dadurch groͤßere Festigkeit. Ferner neigen sich die Kanten r, s staͤrker als gewoͤhnlich (und selbst noch mehr als Fig. 15 angibt) gegen einander; d.h. der Winkel r, c, s ist sehr stumpf; dadurch entsteht groͤßere Festigkeit, und groͤßere Wirksamkeit des auf den Bohrer angewendeten Drukes. Von f an bis zur Spize c neigen sich die breiten Flaͤchen gegen einander, so daß der Bohrer regelmaͤßig an Dike abnimmt (s. Fig. 16). Zu bemerken ist endlich, daß die schmalen Seiten t, w und v, u in paralleler Richtung schraͤg gefeilt sind, wodurch die Kanten t und u schneidig werden, wie am besten die Vergleichung der Fig. 15 mit Fig. 19 ergibt. Ich habe ein Paar Bohrer von der so eben beschriebenen Art durch die Guͤte des Hrn. Professors J. Schneider in Braunschweig erhalten, nach dessen Bericht dergleichen in einigen Werkstaͤtten daselbst mit Vortheil angewendet werden. Man schaͤzt sie, weil sie sich nicht verlaufen, vorzuͤglich gut schneiden, und ein besonders schoͤnes, reines Loch machen. Die ersten Exemplare sind vor mehreren Jahren aus Paris gebracht worden. Bei den hier auf meine Veranlassung vorgenommenen Versuchen hat sich die Trefflichkeit derselben zum Bohren in Messing vollkommen bewaͤhrt; auf Eisen scheint jedoch die duͤnne bogenfoͤrmige Schneide c sich zu bald abzustumpfen. (Karmarsch in den Hannov. Mittheil. a. a. O.)