Titel: Verbesserungen in der Fabrication von Bleiweiß und anderen Bleisalzen, worauf sich Homer Holland von Massachusetts in den Vereinigten Staaten ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 70, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIV., S. 381
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LXXXIV. Verbesserungen in der Fabrication von Bleiweiß und anderen Bleisalzen, worauf sich Homer Holland von Massachusetts in den Vereinigten Staaten ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Franklin Journal. Mai 1838. Holland's Fabrication von Bleiweiß. Die Erfindung beruht auf zwei Punkten: 1) auf einer verbesserten Methode metallisches Blei durch gemeinschaftliche Wirkung der Reibung, der Luft und des Wassers in ein feines Pulver oder in ein breiartiges Bleioxyd zu verwandeln, aus welchem dann salpetersaures und essigsaures Blei erzeugt werden. 2) in der Verbindung dieses Oxydes mit Kohlensaͤure durch Zusaz von kohlensaurem Natron oder einem anderen kohlensauren Alkali, um auf diese Weise Bleiweiß zu gewinnen. Der Patenttraͤger bringt, um das Blei zu oxydiren, grobe Schrote oder andere Stuͤke unlegirten Bleies in einen bleiernen Cylinder oder Behaͤlter von vier Fuß Laͤnge und drei Fuß Durchmesser, welcher in horizontaler Richtung um eine Welle umlaͤuft. Diesen Cylinder, in dem an den Enden in der Nahe der Welle zum Behufe des Eintrittes der Luft Loͤcher gebohrt sind, und in den soviel weiches Wie v. Bonsdorff gezeigt hat, ist es unumgaͤnglich noͤthig, bei diesem Verfahren chemisch reines (destillirtes) Wasser anzuwenden, damit sich Bleioxyd-Hydrat und Blei-Hydrocarbonat bilden kann. (Polytechn. Journ. Bd. LXVIII. S. 38.)A. d. R. Wasser gebracht wird, daß die Schrote oder Bleistuͤke davon bedekt sind, umgibt er mit einem starken, gut schließenden, hoͤlzernen Gehaͤuse. Umgetrieben wird der Cylinder durch irgend eine Triebkraft mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 20 Umgaͤngen in der Minute. Durch die aus der Reibung erwachsende elektro-chemische Wirkung, durch die Luft und das Wasser, wird das Blei in feines, breiartiges Oxyd umgewandelt, welches man bei einem an der Seite der Kammer angebrachten Spunde auf ein Sieb laufen laͤßt, durch welches es in den zu dessen Aufnahme bestimmten Behaͤlter gelangt. Es verbindet sich in diesem Zustande, wenn man das Wasser gehoͤrig davon ablaufen ließ, mit Essigsaͤure leicht zu Bleizuker und mit Salpetersaͤure zu salpetersaurem Blei. Um Bleiweiß zu fabriciren wird ein aͤhnliches Verfahren eingeschlagen; nur wird dem Wasser, welches man in den Cylinder bringt, auf 10 Pfd. immer 12 bis 16 Loth kohlensaures Natron zugesezt. Zur Erzeugung des zur Bereitung des Bleizukers und des salpetersauren Bleies bestimmten Oxydes muß der Cylinder oder Behaͤlter mehrere Stunden lang umlaufen; das kohlensaure Blei oder das Bleiweiß dagegen kann erst nach 12 bis 16 Stunden auf das Sieb gebracht werden. Man laͤßt es aus dem Siebe in ein mit einem Agitator versehenes Gefaͤß laufen, in welchem man es, um es von allem anhaͤngenden Alkali zu befreien, ein- oder zweimal mit reinem Wasser auswaͤscht. Es braucht, nachdem dieß geschehen, nur mehr getroknet zu werden, um als Bleiweiß in den Handel zu kommen.Bekanntlich hat Hr. Director Prechtl in Wien dieses Verfahren zuerst zur Bleiweißbereitung vorgeschlagen. Man vergl. polytechn. Journal Bd. LXIII, S. 217.A. d. R. Da bei diesem Verfahren keine Essigsaͤure in Anwendung kommt, so leidet die Gesundheit der Arbeiter nicht so sehr durch die bleihaltigen Essigdaͤmpfe. Der umlaufende Behaͤlter kann cylindrisch, vierekig oder auch vielseitig seyn, und eine beliebige Groͤße und Laͤnge haben. Zur Ausfuͤtterung eines hoͤlzernen Cylinders kann man auch Bleiblech nehmen. Die Cylinder sind von Zeit zu Zeit, wenn sie sich ausgerieben haben, zu erneuern. Ihre Anzahl, ihr Gewicht, und die Ladung, die man ihnen gibt, haͤngt von der zur Verfuͤgung stehenden Kraft und von der Ausdehnung der Fabrik ab. Jeder Cylinder, d.h. jeder Behaͤlter, kann gegen 600 Pfd. wiegen. Als Eintrag kann man 100 bis 150 Pfd. Bleistuͤke und das noͤthige Wasser mit kohlensaurem Natron nehmen. Das Blei laͤßt sich in Schroten, in Spaͤnen von Bleiblech, oder in Stuͤken anwenden, die man erhaͤlt, wenn man geschmolzenes Blei durch einen Seiher in Wasser gießt. Wenn die im Handel vorkommenden Bleischrote Spießglanz oder andere Metalle beigemengt enthalten, wie dieß oͤfter der Fall ist, so eignen sie sich nicht zu dieser Fabrication. Das breiartige Oxyd laͤßt sich auch dadurch mit Kohlensaͤure verbinden, daß man es in dem mit dem Agitator versehenen Gefaͤße, in welches es bei seinem Austritte aus dem Cylinder gelangt, mit Kohlensaͤure in Verbindung bringt, die man entweder durch Verbrennung von Holzkohle, oder durch Gaͤhrung, oder durch Zersezung von kohlensaurem Kalke mit Schwefelsaͤure oder Salzsaͤure entwikelt. Um dem kohlensauren Blei die gelbliche Farbe, welche es auch in reinem Zustande oͤfter hat, zu nehmen, kann man ihm in dem Abwaschgefaͤße eine ganz geringe Menge Indigo oder Schmalte zusezen. (!)