Titel: Einiges über das Plattiren mit Platin.
Fundstelle: Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XI., S. 47
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XI. Einiges uͤber das Plattiren mit Platin. Aus dem Echo du monde savant, 1838, No. 43. Einiges uͤber das Plattiren mit Platin. Das einzige Hinderniß, welches der allgemeinen Anwendung von Platingefaͤßen in der Chemie sowohl, als auch in den Kuͤchen entgegensteht, ist der hohe Preis derselben. Da es keinem Zweifel unterliegt, daß der Gesellschaft und den Wissenschaften ein großer Dienst geleistet waͤre, wenn man Gefaͤße herzustellen vermoͤchte, denen die guten Eigenschaften der ganz aus Platin gearbeiteten zukaͤmen, und die doch nicht so gar kostspielig waͤren, so unternahm Hr. Melly mehrere Versuche, um das Platin auf andere Metalle aufzulegen oder damit zu plattiren. Er schlug zu diesem Zweke drei sehr verschiedene Methoden ein. Die erste beruhte auf Anwendung eines starken Drukes, gleichwie man auf diese Weise Gold und Silber auf Kupfer oder Messing auflegt. Hr. Melly bediente sich hiezu einer hydraulischen Presse, welche einen Druk von 30 Atmosphaͤren gab. Er nahm eine sehr duͤnne vierekige Platinplatte, schnitt aus Kupfer eine aͤhnliche, aber etwas groͤßere und bedeutend dikere Platte aus, legte beide, nachdem sie vorher moͤglichst blank gemacht worden waren, auf einander, und umwand sie, nachdem er sie mit einer starken Klemme an einander gedruͤkt, spiralfoͤrmig mit einem duͤnnen Kupferstreifen: eine Vorsicht, welche durchaus noͤthig ist, damit sich das Kupfer nicht auf der inneren Flaͤche oxydire. Hierauf erhizte er das Ganze rasch bis zum Rothgluͤhen, um es in diesem Zustande in die Presse zu bringen. Beide Metalle verbinden sich hiedurch durch eine Art von Schweißung. Besser gelingt das Verfahren, wenn man mehrere, auf die angegebene Weise zubereitete Plattenpaare zugleich in die Presse bringt, indem dann der Druk gleichmaͤßiger und die Plattirung regelmaͤßiger ausfaͤllt. Der Stoß und Druk eines Balanciers erzeugt zwar, wenn man ihn unter aͤhnlichen Umstaͤnden auf die Plattenpaare wirken laͤßt, gleichfalls eine Adhaͤsion zwischen beiden Platten; allein die Wirkung des Drukes scheint doch vorzuͤglicher zu seyn als jene des Stoßes. Die durch das Pressen vereinigten Platten gaben beim Auswalzen sehr schoͤnes und sehr duͤnnes plattirtes Kupferblech. Der einzige Vorwurf, den man ihm machen kann, ist der, daß es das Haͤmmern nicht vertraͤgt, indem sich die beiden Metalle hiebei von einander abloͤsen. Man muͤßte also, um auf diese Weise hohle Geraͤthe zu verfertigen, abgerundete Patronen oder eigens dazu gearbeitete Matrizen anwenden. Man kann nach diesem Verfahren Gefaͤße fabriciren, an denen sich das Platin zu dem als Unterlage dienenden Metalle wie 1 zu 30 verhaͤlt. Das Platin wiegt bei dieser Dike nur 350 Milligramme auf den Quadratzoll. Eine Schale, welche 40 Quadratzoll Oberflaͤche hat und gegen 15 Unzen Wasser faßt, wuͤrde demnach hoͤchstens auf 30 Fr. kommen, waͤhrend man sie ganz aus Platin, wie duͤnn dieses auch seyn moͤchte, nicht unter 200 Fr. anzuschaffen vermoͤchte. Das zweite von Hrn. Melly versuchte Verfahren beruht auf der Anwendung eines Amalgames. Er zerbroͤkelte zu diesem Zweke zwischen den Fingern einen Platinschwamm, der, um ihn von geringer Consistenz zu erhalten, bei niederer Temperatur erzeugt worden, beutelte das Pulver durch ein Seidensieb und vermengte es mit Queksilber, so daß auf 5 bis 10 Theile Platin 100 Theile Queksilber kamen. Dieses Gemenge ließ er unter einem gut ziehenden Kamine in einem blanken eisernen Moͤrser eine halbe Stunde lang gut abreiben, wodurch er ein weiches, teigiges Amalgam erhielt, welches die Eindruͤke des Fingers annahm, und aus dem man durch ein Rehfell einen Theil des Queksilbers auspressen konnte. Mit diesem Amalgam nun versuchte Hr. Melly auf die beim Vergolden uͤbliche Weise mehrere Metalle zu Plattiren. Eisen und Kupfer verweigerten hiebei hartnaͤkig die Annahme des Amalgames, Silber und Messing dagegen bedekten sich ziemlich leicht mit einem Platinuͤberzuge. Das nach diesem Verfahren aufgetragene Platin ist jedoch dunkel von Farbe, poroͤs, und schwer zu poliren; auch haͤngt es, wenn man gelinde Waͤrme wirken ließ, nicht fest genug an, waͤhrend es bei einem hoͤheren Hizgrade in das Metall eindringt, und anstatt einen Ueberzug auf demselben zu bilden, sich in dessen Innerem damit verbindet. Das dritte Verfahren endlich, welches Hr. Melly probirte, ist die Plattirung auf nassem Wege, bei der, wenn sie gelingen soll, folgende Vorsicht noͤthig ist. Die Platinaufloͤsung muß 1) neutral oder alkalisch, 2) sehr verduͤnnt seyn; 3) eine Temperatur von beilaͤufig 60° Cent. haben; 4) muß das zu plattirende Metall vollkommen polirt seyn; 5) darf die Aufloͤsung nur sehr kurze Zeit uͤber damit in Beruͤhrung stehen; 6) endlich muß der plattirte Gegenstand alsogleich in reinem Wasser abgewaschen werden. Ohne diese Vorsicht schlaͤgt sich das Platin als ein schwarzes, schwach anhaͤngendes Pulver nieder, welches sich sogleich abreibt und keine Politur annimmt. Um sich die Aufloͤsung zu bereiten soll man 25 Theile feine Platindraͤhte in 100 Theilen Koͤnigswasser, welches man aus 2 Theilen Salzsaͤure von 15° B. und einem Theile Salpetersaͤure von 35° B. zusammensezte, aufloͤsen, die Aufloͤsung in einer Porzellanschale zum Sieden bringen und hierauf allmaͤhlich mit kohlensaurem Natron, welches zuerst concentrirt und dann sehr verduͤnnt tropfenweise zugegossen wird, neutralisiren. Man sezt so lange von dem Alkali zu, bis die Fluͤssigkeit, nachdem sie einige Minuten lang gekocht hat, schwach alkalisch reagirt und einen Schiller bekommt. Um sich der Aufloͤsung zu bedienen, muß man sie mit ihrem sechsfachen Volumen Wasser verduͤnnen, und dann allmaͤhlich bis auf 55 bis 60° C. (40 bis 48° R.) erwaͤrmen. In diesem Zustande taucht man die zu plattirenden Metalle, nachdem sie vorher gehoͤrig polirt worden sind, fuͤr einige Augenblike in die Aufloͤsung. Einige Secunden reichen bei dieser Temperatur hin, damit auf der ganzen eingetauchten Oberflaͤche ein metallischer Niederschlag sich bilde. Das aus der Aufloͤsung genommen Stuͤk muß sogleich in reinem Wasser abgewaschen und rasch mit einem Stuͤke ganz trokenen Leders abgerieben werden, wo man es dann auf seiner ganzen Oberflaͤche plattirt und zugleich auch polirt finden wird. Aus den angestellten Versuchen ergab sich, daß das Platin nur auf einigen Metallen die ihm eigene Farbe und seinen Glanz beibehaͤlt. Bei den mit Eisen, Zink, Blei, Kupfer, Silber, Stahl, Weißblech, Messing und Argentan wiederholten Versuchen gab gut polirtes Messing stets die besten Resultate; mit diesem mißlingt die Plattirung nie, und die auf dieselbe aufgetragene Schichte hat einen starken Glanz. Mit Kupfer, Stahl und Argentan gelingt die Plattirung auch noch gut; minder gut dagegen mit den uͤbrigen der angegebenen Metalle. Es bedarf kaum der Erinnerung, daß in dem Maaße, als sich die Fluͤssigkeit durch Verduͤnstung concentrirt, von Zeit zu Zeit auch Wasser nachgegossen werden muß, und daß man umgekehrt die Stuͤke laͤnger in ihr zu belassen hat, wenn die Fluͤssigkeit durch den Gebrauch aͤrmer an Platin geworden. Die Plattirung gelingt nicht nur mit reinem Platinchlorid, sondern auch mit einem unreinen Praͤparate, wie man es mit dem rohen Platin, welches 4 bis 5 andere Metalle enthaͤlt, darstellen kann. Hr. Melly glaubt daher, daß man die bei der Behandlung der Platinerze sich ergebenden Ruͤkstaͤnde zur Plattirung benuzen koͤnnte. Von den drei hier erwaͤhnten Methoden ist die erste die kostspieligste, aber auch die sicherste, und jene der zur Verfertigung chemischer Geraͤthschaften unbedingt der Vorzug gegeben werden muß. Die leztere kommt dagegen am wohlfeilsten und ist am leichtesten ausfuͤhrbar; sie eignet sich aber nicht zu chemischen Zweken, weil das Platin nicht fest genug anhaͤngt und den staͤrkeren Saͤuren nicht hinreichend widersteht. Zu verschiedenen Kuͤchengeschirren duͤrfte sie allerdings mit Vortheil anwendbar seyn. Die zweite Methode, welche auch nicht hoch kommt, laͤßt noch viel zu wuͤnschen uͤbrig.