Titel: Untersuchung einer sogenannten Mineralseife oder künstlich bereiteten Walkerde; von Hrn. Lassaigne.
Fundstelle: Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XVIII., S. 65
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XVIII. Untersuchung einer sogenannten Mineralseife oder kuͤnstlich bereiteten Walkerde; von Hrn. Lassaigne. Aus dem Journal de Chimie médicale. Nov. 1838, S. 499. Lassaigne's Untersuchung einer sogenannten Mineralseife. Die Anwendung gewisser Thone, der sogenannten Walkerde, zum Reinigen der Tuche von dem Oehle, womit das Wollengarn getraͤnkt ist etc., fuͤhrte ohne Zweifel auf die Idee, die Walkerde zur Darstellung einer Art Seife zu verwenden, welche gegenwaͤrtig zu niedrigem Preise im Handel vorkommt. Dieses neue Product bereitet man seit einiger Zeit in einer Fabrik bei Paris, welche es in aͤhnlichen Parallelopipeden wie die gewoͤhnliche Seife in den Handel bringt. Das Fabricat sieht wie Seife aus, besonders an der Oberflaͤche, welche glatt und weich ist; es hat eine graue, etwas blaͤuliche Farbe, ist geruchlos, geschmaklos und klebt etwas an der Zunge, wie die Thone. Vor dem Loͤthrohr oder in einem Platinloͤffel erhizt, wird es ein wenig braun, ohne einen merklichen Geruch von sich zu geben, oder an Umfang abzunehmen; in anhaltender Rothgluͤhhize wird es aber weiß und sieht dann wie gebrannte Pfeifenerde aus. In kaltem Wasser blaͤht es sich auf, wird halbdurchsichtig und bleibt ganz unaufloͤslich; reibt man sich in diesem Zustande die Haͤnde damit, so verhaͤlt es sich wie eine weiche seifenartige Masse, macht die Haut geschmeidig und reinigt sie sehr leicht von darauf befindlichen Fettigkeiten und Schmuz. Mit Oehl oder Fett beflekte Leinewand kann mittelst dieses Fabricates und lauwarmen Wassers auch gereinigt werden. Um dieses Product zu analysiren, sezte ich es zuerst der Kirschrothgluͤhhize aus, worauf der Gewichtsverlust seinen Wassergehalt ergab; es wurde dann mit seinem doppelten Gewichte Aezkali in einem Platintiegel gegluͤht und die Masse hierauf in Salzsaͤure aufgeloͤst; es ergab sich, daß diese Verbindung wasserhaltige kieselsaure Thonerde ist und in 100 Theilen besteht aus: Wasser   23,3 Kieselerde   49,4 Thonerde   26,0 Eisenoxyd und Bittererde     1,3 ––––– 100,0 Dieser Thon naͤhert sich also, abgesehen von einer geringen Menge Thonerde und Eisenoxyd, welche ihm beigemengt sind, in seiner Zusammensezung sehr einem Bisilicat von Thonerdehydrat (Al Si² + Aq), waͤhrend die gewoͤhnlichen Thone 3 oder 4 Atome Kieselerde auf 1 Atom Thonerde enthalten. Ohne Zweifel muß man der uͤberschuͤssigen Thonerde seine Eigenschaft nach Art der Seift zu wirken, zuschreiben.