Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LI., S. 247
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LI. Miszellen. Miszellen. Parkes, uͤber die Verdampfung des Wassers in den Dampfkesseln. Hr. Josiah Parkes hat der Institution of Civil Engineers zu London in der Versammlung vom 6. Maͤrz 1838 eine Abhandlung vorgetragen, welche dem London Journal zu Folge einen klaren Ueberblik des dermaligen Standes unseres Wissens bezuͤglich der Kraft der Steinkohlen Dampf aus dem Wasser zu erzeugen gibt. Wir entnehmen demnach das Wesentlichste aus dem Berichte, den das angefuͤhrte Journal uͤber diese Abhandlung enthaͤlt. – Aus den Versuchen, welche man anstellte, theils um den durch das Entweichen großer Rauchmassen bedingten Verlust zu verhuͤten, theils um die daraus erwachsenden Unannehmlichkeiten zu beseitigen, ergab sich, daß die zur Verbrennung des Rauches bestimmte Luft direct und ehe sie noch durch das Hinstreichen uͤber entzuͤndetes Brennmaterial verdorben worden, an denselben abgegeben werden muß, und zwar da, wo die staͤrkste Hize stattfindet, indem zur Entzuͤndung des Rauches wenigstens die Gluͤhhize erforderlich ist. Hr. Parkes will daher die Luft an dem Stege des Ofens eingeleitet wissen. – Bei aufmerksamer Pruͤfung verschiedener Feuerungsmethoden fand er, daß bei seltnerer Feuerung weniger Rauch entwikelt wird, als bei haͤufigerer; daß in ersterem Falle bei gleicher Menge Brennmaterial mehr Wasser verdampft wird; und daß sich eine geringere Menge Schlaken bildet. Von diesem Principe ausgehend, will er, daß des Tages nur zwei Trachten Kohlen eingetragen werden sollen: eine des Morgens, und eine des Mittags. Die hiedurch bedingte große Ersparniß an Brennmaterial steigert sich noch hoͤher, wenn man die Oefen so vergroͤßert, daß sie die fuͤr einen ganzen Tag erforderliche Menge Brennstoff fassen. Bei diesem Systeme war nach Parkes von 7 Uhr Morgens an kein Rauch mehr sichtbar; die Register wurden stark niedergezogen, und der Dampf wechselte viele Stunden hindurch um keinen Achtelzoll. Um Mittag wurden die Register so fest geschlossen, als es mit Sicherheit geschehen konnte, und eine große Menge Wasser nachgetragen. Waͤhrend der Nacht, waͤhrend der die Maschine still stand, wurde wieder Wasser nachgetragen. Auf diese Weise wurde die Hize der Feuerzuͤge zu Nuzen gebracht, und da die Kessel eine gute Verkleidung hatten, so ging die Nacht uͤber nur wenig Hize verloren. – Hr. Parkes beschreibt hierauf im Detail die von ihm als die beste befundene Feuerungsmethode, bei der es ihm gelang, mit Einem Pfunde Steinkohlen 10,2 Pfd. Wasser bei einer Temperatur von 212° F. zu verdampfen, waͤhrend nach dem gewoͤhnlichen Systeme auf eine gleiche Menge Steinkohlen nur 7 Pfd. Wasser kommen. Die groͤßte Verdampfung war bei 212° F. 18 1/2 Cubikfuß Wasser mit 112 Pfd. Steinkohlen. Wenn man wohlfeil Dampf erzeugen will, so darf die Wasserflaͤche im Kessel nicht unter 10 Quadratfuß auf die Pferdekraft betragen; im Lancashire gestattet man gewoͤhnlich nur 7 1/2 Quadratfuß, und Boulton und Watt beschraͤnkten sich gar auf 5 Fuß. Die an den waggonfoͤrmigen Kesseln der Hize ausgesezte Oberflaͤche betraͤgt, die inneren Feuerzuͤge nicht mitgerechnet, beinahe das Doppelte. Dieses System, auf welches ein Patent genommen wurde, ward an mehr als 500 Oefen angebracht, kam jedoch großen Theils wieder in Verfall, und zwar einfach aus dem Grunde, weil dabei viel auf den Heizer ankommt, und weil man sich nicht die Muͤhe geben wollte, sich der Ersparniß einiger Kohlen wegen damit vertraut zu machen. Hr. Parkes geht hierauf auf einige Punkte uͤber, mit denen wir bisher noch gaͤnzlich unbekannt geblieben, obschon sie fuͤr die Praxis von hoͤchster Wichtigkeit sind. Hiezu gehoͤrt: ein Maaß fuͤr die absolute Menge des in einem Pfunde Steinkohlen oder eines anderen Brennstoffes enthaltenen Waͤrmestoffes; das Verhaͤltniß, in welchem sich Luft und Brennstoff waͤhrend der Verbrennung miteinander verbinden; die Verhaͤltnisse zwischen dem Brennstoffe und dem Traͤger der Verbrennung; die relative Heizkraft der festen und gasartigen Bestandtheile der Steinkohlen, und zwar vom Anthracite angefangen bis zur Cannelkohle, welche bekanntlich 85 Procent Gas gibt. Ebenso fehlen uns noch Versuche uͤber die relative Heizkraft von Steinkohle und Kohks. Hr. Parkes fand, daß 75 Pfd. aus 100 Pfd. Steinkohle von St. Etienne gewonnener Kohks eben soviel Wasser verdampfen, als 100 Pfd. dieser Kohle. Die Erklaͤrung hiefuͤr ergibt sich, wenn man erwaͤgt, daß die Hize der Verbrennung nicht bloß von dem Brennstoffe, sondern auch von der Menge Sauerstoff, die sich mit ihm verbindet, abhaͤngt. – Von den Tabellen, welche der Abhandlung beigegeben sind, enthaͤlt die erste die Resultate zahlreicher Versuche, welche in London und im Lancashire an gewoͤhnlichen oder waggonfoͤrmigen Dampfkesseln mit dem gewoͤhnlichen Feuerungssysteme und jenem des Hrn. Parkes angestellt wurden. Sie gibt das Gewicht der Kohle an, welche verbraucht wurde, um das Wasser auf 212° F. zu erhizen und von diesem Punkte aus in Dampf zu verwandeln; und ebenso deutet sie an, welcher Nuzeffect dem gasfoͤrmigen und kohligen Bestandtheile zugeschrieben werden muß. – In der zweiten Tabelle findet man die Wassermenge, welche in den lezten 8 Monaten von Cornwalliser Kesseln an den United mines verdampft wurde. Die groͤßte Menge ist 15,3, die geringste 9,6 und die mittlere 11,8 Pfd. Wasser von 212° F. per Pfund Steinkohle. Nach Herwood's Angaben betrug die Quantitaͤt 14 Pfd. Wasser per Pfund Steinkohle. – Die dritte auf die Versuche de Pambour's gegruͤndete Tabelle gibt die in Locomotivkesseln verdampfte Wassermenge an. Im mittleren Durchschnitte kommen hier 5 bis 6 Pfd. Wasser auf ein Pfund Steinkohle, vorausgesezt, daß 8/10 Pfd. Kohks an Kraft einem Pfunde Steinkohle gleichkommen. – Die vierte Tabelle enthaͤlt eine vergleichende Zusammenstellung, aus welcher hervorgeht, daß nach mittleren Durchschnitten auf 112 Pfd. Steinkohle bei den Versuchen in Cornwallis 24, in Warwik 18 1/2, in London 14, im Lancashire 13 1/2 und an den Locomotiven 40 Cubikfuß verdampftes Wasser von 212° F. kommen. – Endlich gibt Hr. Parkes auch noch den Verlust an, der erwachst, wenn die Kessel und Dampfroͤhren keine Bekleidung erhalten. Schluͤßlich fordert er alle, die sich mit Versuchen uͤber diesen Gegenstand beschaͤftigen, auf, jedesmal folgende Punkte anzugeben: die Form und Dimensionen der Kessel; den Flaͤchenraum des Rostes; die der Hize ausgesezte Oberflaͤche, wobei jener Flaͤchenraum, der die ausstrahlende Waͤrme aufnimmt, zu unterscheiden ist; die Temperatur des in die Kessel eintretenden Wassers; das Gewicht der verbrannten Kohlen; das Gewicht oder das Maaß des verdampften Wassers und die Dauer des Versuches. Explosion des Kessels einer Locomotive auf der Liverpool-Manchester-Eisenbahn. Am 12. Novbr. 1838 Abends begegnete dem von Liverpool nach Manchester abgefahrenen Transporte beim Ansteigen einer schiefen Flaͤche ein Unfall, der dem Maschinisten und dem Heizer das Leben kostete. Der Zug bestand aus 13 Waggons, die von zwei Maschinen gezogen und von zwei anderen Maschinen geschoben wurden. Der Zug stieg die schiefe Flaͤche, deren Gefall 1 in 90 Fuß betraͤgt, ruhig und langsam hinan, als die Maschine der ersten Locomotive mit einem Knalle explodirte, den man auf eine engl. Meile Entfernung hoͤrte. Die Maschine machte sich von dem Wagenzuge los, und flog 200 bis 400 Yards weit auf der Bahn pfeilschnell fort. Die Personen auf den anderen Wagen erlitten keine Beschaͤdigung, indem der Munitionswagen der explodirten Locomotive gleichsam eine Schuzmauer bildete. Die geborstene Locomotive haͤtte 5 Jahre lang Dienste geleistet; ihr Kessel haͤtte 1/4 Zoll Metalldike, und sollte der Berechnung nach einen Druk von 50 Pfd. auf den Quadratzoll aushalten. Das Heizende des Ofens war weggerissen. Es scheint nicht, daß die Explosion durch Wassermangel im Kessel hervorgebracht wurde, denn in diesem Falle waͤren die Metallpfroͤpfe geschmolzen und das Feuer ausgeloͤscht worden. Dagegen scheint es wahrscheinlich, daß der Maschinist das Ventil uͤberlud, indem er, wie sich aus den Zeugenaussagen ergab, oͤfter auf dessen Hebel zu druͤken pflegte. Auf den beiden lezteren Maschinen fuͤhlte man gar nichts von den Wirkungen der Explosion. (Civil Engineer and Architects Journal. Decbr. 1828.) Field's Versuche uͤber die Menschenkraft. Hr. Joshua Field stellte mehrere Versuche an zur Ermittlung der Kraft, welche ein an der Kurbel eines Krahnes angestellter Mann ausuͤbt, und zwar vergleichsweise, je nachdem die Arbeit nur kurze oder laͤngere Zeit anwahrt. Der Apparat, ein gewoͤhnlicher roh gearbeiteter Krahn, welcher auf keine Weise zu den Versuchen vorbereitet worden, bestand aus zwei Raͤdern zu 92 und 41 Zahnen und aus zwei Getrieben zu 11 und 10 Zahnen. Der Durchmesser der Trommel betrug bis zur Mitte der Kette 11 5/4, jener der Kurbel 36 Zoll. Das Verhaͤltniß des Gewichtes zur Kraft war 105 zu 1. Das Gewicht wurde in allen Faͤllen 16 1/2 Fuß hoch gehoben, und bei den verschiedenen Versuchen so proportionirt, daß es den Armen des Arbeiters einen Widerstand von 10, 15, 20, 25, 30 und 35 Pfunden plus der Reibung des Apparates bot. – Um die Versuche miteinander vergleichen zu koͤnnen, mußten die Resultate auf ein gemeinsames Maaß reducirt werden, wozu sich, wie zur Schaͤzung der Pferdekraͤfte, am besten die Zahl der Pfunde eignete, welche innerhalb einer Minute einen Fuß hoch gehoben wurden. Diese Zahl ward z.B. bei dem ersten Versuche auf folgende Weise erhalten. Hier wurden naͤmlich 1050 Pfd. in 90 Secunden 16 1/2 Fuß hoch gehoben; dieß ist aͤquivalent mit 1050 × 16,5 = 17,325 Pfd., welche in 90 Secunden einen Fuß gehoben werden; und dieß ist wieder aͤquivalent mit 11,550 Pfd., die in einer Minute einen Fuß hoch gehoben werden, so daß also in diesem Falle die Manneskraft 11,550 ist. Hienach wird folgende Tabelle verstaͤndlich: Textabbildung Bd. 71, S. 249 Statistischer Widerstand an der Kurbel; Gehobenes Gewicht; Zeit in Secunden; Zeit in Minuten; Bemerkungen; Manneskraft; Leicht von einem starken Englaͤnder; Ziemlich leicht von demselben; Nicht leicht von einem starken Irlaͤnder; Schwer von einem starken Englaͤnder; Schwer von einem Londoner; Mit groͤßter Schwierigkeit von einem großen Irlaͤnder; Mit groͤßter Schwierigkeit von einem Londoner, demselben wie bei Versuch V; Mit aͤußerster Anstrengung von einem großen Irlaͤnder; Mit großer Anstregung von dem bei Versuch III verwendeten Irlaͤnder; Mit der aͤußersten Anstrengung von einem Walliser; Der Versuch ward von dem Irlaͤnder aufgegeben Der Versuch IV kann annaͤherungsweise als das Maximum der Kraft, die ein Arbeiter durch 2 1/2 Minuten hindurch auszuuͤben im Stande ist, betrachtet werden; denn bei allen spaͤtern Versuchen war der Arbeiter so erschoͤpft, daß er nicht mehr im Stande war, das Gewicht herabzulassen. Der groͤßte Nuzeffect ergab sich bei Versuch VI; er kommt, die Reibung der Maschine mit in Anschlag gebracht, einer Pferdekraft oder 33000 Pfd., die in einer Minute einen Fuß hoch gehoben werden, gleich. Es scheint demnach, daß ein sehr kraͤftiger Mann bei der aͤußersten Anstrengung durch 2 Minuten eben soviel leistet, wie ein Pferd bei einer Tagarbeit von 8 Stunden. (Transactions of the Institution of Civil Engineers Vol. II.) Das erste englische Dampfboot. Das erste Dampfboot, welches Will. Symington fuͤr den sel. Miller von Dalswinton baute, welches auf dem Forth und Clyde-Canale gebraucht wurde, und von dem Fulton die Idee der Einfuͤhrung von derlei Booten auf den amerikanischen Fluͤssen entnahm, ward kuͤrzlich mit verschiedenem alten Geraffel zum Ausfuͤllen eines kleinen, in der Naͤhe des genannten Canals gelegenen Flußbettes verwendet! (Mechanics' Magazine, No. 794.) Mechanische Flachspinnerei in Frankreich. Jedermann weiß, daß Napoleon in einem Decret vom 7. Mai 1810 dem Erfinder der besten Maschine zum Hanfspinnen eine Million Fr. versprach. Er that es aus Haß gegen England, um dem Beduͤrfnisse von Baumwollenwaaren durch eine wohlfeilere Bereitung der Leinwand entgegenzuarbeiten, aber die Aufgabe ist seitdem von den Englaͤndern in ihrem Interesse geloͤst worden, und der Augenblik einer neuen Revolution in der Fabrication eines der verbreitetsten Erzeugnisse von Europa ist jezt auch fuͤr den Continent gekommen. Die Hanfspinnereien sind im Begriff, die lezte haͤusliche Manufactur zu zerstoͤren, was ein wahres Ungluͤk fuͤr die ganze laͤndliche Bevoͤlkerung von Europa ist, und die Sache ist namentlich fuͤr Deutschland von einem sehr großen Interesse. Es ist daher wohl der Muͤhe werth zu sehen, wie die Sache in Frankreich, das in dieser Ruͤksicht mit Deutschland in derselben Lage ist, steht, und welche Schritte die Regierung thun zu muͤssen glaubt. Die Production von Linnen ist von großer Ausdehnung in Frankreich, und man rechnet, daß etwa 180,000 Hectaren mit Hanf und Flachs besaͤet werden, welche an Pachtgeld und Arbeitslohn 115 Millionen Fr. jaͤhrlich kosten, 125 Mill. Pst. Product liefern, das einen Werth von etwa 175 Will. Fr. hat. Man sieht daraus, daß Linnen noch immer ein wichtigerer Artikel geblieben ist als Baumwolle, von der nur 80 Mill. Pfd. jaͤhrlich verbraucht werden, obgleich die Baumwollenmanufacturen die Aufmerksamkeit der Regierung und des Publicums weit mehr auf sich ziehen, weil sie in den Haͤnden großer und concentrirter Etablissements sind, welche ihre Klagen leicht vorbringen koͤnnen, waͤhrend die Cultur und Manufactur von Linnen eine vereinzelte haͤusliche Industrie ist. Aber doch haben die Klagen derselben seit einiger Zeit so zugenommen, daß man sich genoͤthigt sah, darauf Ruͤksicht zu nehmen. Der von Napoleon ausgesezte Preis haͤtte naͤmlich bald die Erfindung von Flachsspinnmaschinen zur Folge, die in mehreren Orten eingefuͤhrt wurden, ohne jedoch eine namhafte Ersparniß an Material und Arbeitslohn hervorzubringen; aber die Englaͤnder erfanden gegen das Jahr 1825 eine Art, den Flachs vor dem Spinnen so zu bereiten, daß er sich so leicht als Baumwolle und in bei weitem einfacheren Maschinen spinnen laͤßt. Namentlich Marshall in Leeds uͤberwand die Schwierigkeiten, welche das dem Flachs eigene Harz dem Spinnen entgegensezte, so vollkommen, daß sich bald eine große Menge Fabriken dieser Art erhoben.Man vergleiche uͤber dessen Manufactur das polyt. Journal Bd. LXVI. S. 75. Leeds allein besizt deren gegenwaͤrtig 113, und ganz England 178, und so große, daß eine einzige Fabrik in Leeds 2100 Arbeiter beschaͤftigt. Die Vortheile der Maschinenspinnerei uͤber Handspinnerei sind sehr bedeutend: die Maschine spinnt wohlfeiler und gleicher; sie spinnt das Werg eben so sein als den Flachs selbst, und auf eine Art, die es selbst einem geuͤbten Fabrikanten schwer macht, den Faden von Werg von dem andern zu unterscheiden; dieser lezte Vortheil allein ist so groß, daß er bei dem großen Abgange, den fruͤher das Werg gab, die Handspinnerei verdraͤngen wuͤrde. Eine Zeit lang wurde aller Flachs, der auf diese Art gesponnen ward, in England selbst verbraucht, und die Spinnereien dehnten sich auf Irland und Schottland aus, wo in Belfast und Dundee große Etablissements dieser Art entstanden. Aber nach und nach sing die Concurrenz im Innern an zur Ausfuhr anzutreiben, und im Jahre 1830 erhielt Frankreich zum erstenmal 6000 Pfd. flaͤchsenes Maschinengarn; im Jahre 1831 stieg die Quantitaͤt auf 21,000 Pfd., im Jahre darauf auf 112,000 Pfd. Dieß erlegte die Aufmerksamkeit des Handelsrathes, der sogleich nach alter beliebter Sitte sein Universalrecept eines Prohibitivzolls darauf anzuwenden bereit war, und den ehemaligen Zoll von 12 Fr. per Centner auf 50 Fr. zu erhoͤhen vorschlug. Der Minister wollte ihn jedoch nur auf 25 Fr. erhoͤhen; die Commission der Kammer wollte nur 15 zugeben, und am Ende geschah gar nichts; denn die Ideen von Handelsfreiheit hatten schon angefangen, einen Eindruk zu machen. In der alten guten Zeit, vor 30 oder 20 Jahren, haͤtte man mit dem Verbote der Einfuhr angefangen, um die Errichtung einheimischer Fabriken hervorzurufen, aber diese Zeiten sind vorbei, und in der Deputirtenkammer ließen sich Stimmen hoͤren, daß man einen Versuch machen muͤsse, die neue Industrie ihrem eigenen Gange zu uͤberlassen, und daß die kuͤnstlich hervorgerufenen und durch Prohibitionen erhaltenen Industrien besser ganz unterblieben. Dieses erwachende Vertrauen von Frankreich auf seine eigenen Kraͤfte war ein ungeheurer Fortschritt, der aber unter dem hohlen Laͤrmen gewoͤhnlicher politischer Streitigkeiten unbeachtet voruͤberging. Die Sache blieb daher beim Alten, d.h. der Zoll blieb auf 12 Fr. vom Cntr. Flachsgarn, und 7 Fr. vom Cntr. Werggarn – eine Unterscheidung, die seit der Vervollkommnung der mechanischen Spinnerei keinen Sinn mehr haͤtte, und deren Folge war, daß fast alles Garn als Werggarn eingefuͤhrt wurde. Unter diesen Umstaͤnden nahm die Einfuhr schnell zu: im Jahre 1833 stieg sie auf 836,000 Pfd.; im Jahre 1834 auf 1,654,000 Pfd.; im J. 1835 auf 2,590,000 Pfd.; im J. 1836 auf 3,802,000 Pfd.; im J. 1837 auf 6,400,000 Pfd., und im J. 1838 muß sie, so viel man aus den Douanentabellen der acht ersten Monate sehen kann, 12,000,000 Pfd. uͤberstiegen haben. Die noͤrdlichen Provinzen, welche hauptsaͤchlich Flachs und Hanf bauen, klagten nun, daß die Einfuhr von Maschinengarn die Concurrenz des franzoͤsischen Akerbaues und der Handspinnerei unmoͤglich mache, daß die Englaͤnder russischen Flachs wohlfeil kaufen und als Garn in Frankreich einfuͤhren, daß daher die Produktion in Frankreich abnehme, und daß besonders die ganze weibliche Bevoͤlkerung von der Bretagne, Normandie und Picardie durch die Concurrenz des Maschinengarnes unendlich leide, indem das Handspinnen so gut als gar nicht mehr bezahlt werde, und eine Spinnerin den ganzen Tag nur 2 Sous verdiene. Die armen Leute in der Bretagne glauben, es gehe mit Hexerei zu, und daß eine boͤse Fee, genannt la mère Canique (la mécanique), die sieben Faͤden zugleich spinne, ihnen das Brod nehme. Die Regierung veranstaltete nun eine Enquete, deren Bericht dem Geseze zur Basis dienen sollte, das der Kammer in der gegenwaͤrtigen Sizung vorgelegt werden soll, und diese Enquete, so wie der Bericht, der darauf gefolgt ist, sind einer der erfreulichsten Beweise, daß gesunde Ideen uͤber Nationaloͤkonomie in die Hauptcitadelle des Prohibitivsystems eingedrungen sind. Die Commission erklaͤrt, daß der Akerbau kein Recht zu klagen habe, indem der Boden von Frankreich der Flachscultur vollkommen angemessen sey, und daß jede Ausdehnung des Gebrauchs von Linnen, welche durch wohlfeileres Spinnen herbeigefuͤhrt werde, am Ende dem Akerbau zu gut kommen muͤsse, und daß an keine directe Huͤlfe fuͤr ein voruͤbergehendes Uebel, das am Ende sich nothwendig in einen großen Gewinn fuͤr den Akerbau selbst verwandeln muͤsse, zu denken sey. Die Roth der Spinnerinnen wurde in der Commission mit herzbrechenden Farben geschildert, und diese erkennt an, daß der Zerfall dieser Industrie ein großes Ungluͤk sey, daß es aber kein Mittel gebe, sie gegen die Macht der Maschinen zu retten, eben so wenig als sich die bisherigen franzoͤsischen Spinnmaschinen gegen die neueren halten lassen. Diese Maschinen, sagt die Commission, machen wiederholtes Kaͤmmen noͤthig, das viel Abfall gibt; sie erfordern eine Spinnerin zu je 28–36 Spindeln, waͤhrend in Leeds Eine Person 132 Spindeln besorgt. Ein Fabrikant, der bisher nach diesem Systeme gesponnen haͤtte, ging aus Veranlassung der Enquête nach England, wo er uͤber die Resultate der dortigen Spinnereien erstaunte. Er schrieb von Leeds, daß es ihm unbegreiflich sey, daß er so lange habe in der Unwissenheit dessen bleiben koͤnnen, was bei seinen Nachbarn geschehe, und sich mit einem Systeme von Maschinerie beholfen habe, dessen Maͤngel ihm der erste Anblik einer englischen Spinnerei gezeigt habe. Aber, sagt er, es ist umsonst, uͤber das Geschehene zu klagen, ich muß anfangen, auf eine neue Art zu arbeiten, und will und muß mir die vollkommensten Maschinen verschaffen. Daher rathet die Commission den Besizern alter Spinnereien, sich die Vervollkommnung ihrer Industrie angelegen seyn zu lassen, indem sie fuͤr ihre bisherige keine Aussicht auf Schuz haben. Alles concentrirt sich daher auf die Frage, was fuͤr die Errichter von Spinnereien nach dem neuen Systeme geschehen soll. Die Commission erkennt an, daß ihre Lage sehr delicat sey, ihre Maschinen koͤnnen bis jezt noch nicht in Frankreich in hinlaͤnglicher Menge gebaut werden, sie muͤssen sie daher aus England kommen lassen, wo ihre Ausfuhr verboten ist, und 70–100 Proc. fuͤr die heimliche Ausfuhr bezahlen. Die Maschinen sind bei der Einfuhr in Frankreich einer neuen Auflage von 15 Proc. unterworfen, und brauchen englische Arbeiter zur ersten Einrichtung. Der Fabrikant muß seine Arbeiter erst bilden, seine Steinkohlen theurer bezahlen, und mit einer schon ausgebildeten und reichen Industrie concurriren. Die Fabrikanten haben daher einen Einfuhrzoll von wenigstens 30 Proc. verlangt. Dieß waͤre noch vor nicht sehr vielen Jahren maͤßig erschienen, und Tuchfabrikanten, Baumwollenspinner, Eisenhuͤttenbesizer etc. wuͤrden es auf diesen Tag als ihren augenbliklichen Ruin ansehen, wenn sie nicht besser beschuͤzt waͤren. Aber die Commission hat ihnen geantwortet, daß es unmoͤglich sey, die Einfuhr von Maschinengarn durch einen hohen Zoll auch nur temporaͤr zu unterbrechen, daß viele Fabrikstaͤdte bloß durch diese Einfuhr (wie z.B. Chottel, Lisieux, Vilmoutiers u.s.w.) ihre Industrie wieder gehoben haͤtten, daß der Verbrauch linnener Stoffe sich seit zwei Jahren um ein Drittheil vermehrt habe, bloß weil die mechanische Spinnerei eine Reduktion der Preise von etwa 25 Proc. hervorgebracht habe und so die Anwendung dieser Zeuge anstatt baumwollener zu einer Menge von Zweken erlaube, wo fruͤher baumwollene troz ihrer geringen Dauer vorgezogen worden seyen, daß bei hohen Zoͤllen auf Maschinengarn an Ausfuhr von Linnen gar nicht mehr zu denken waͤre, und somit England vollends alle Markte in Besiz nehmen wuͤrde, und endlich, daß die franzoͤsische Industrie offenbar keiner so uͤbertriebenen Beschuͤzung beduͤrfe, um im Spinnen mit der englischen zu concurriren. Denn auf den bisherigen Zoll hin seyen nicht nur schon vier große Spinnereien entstanden, sondern vier neue werden in diesem Augenblike eingerichtet, und die Einrichtung von noch sechs anderen sey beschlossen; die bisherigen haben nicht nur mit den Englaͤndern concurrirt, sondern verkaufen ihre Garne um 10 Procent theurer, als die englischen, weil sie mit besserem Flachs arbeiten als die englischen, welche ihn aus Rußland in mittelmaͤßiger Qualitaͤt einfuͤhren. Der Anstoß sey gegeben, die Fabriken koͤnnen nicht liefern, so viel man von ihnen verlange, und es sey in diesem Augenblik ein großes Etablissement in Paris bloß fuͤr Erbauung der, Maschinen zu Flachsspinnereien im Gange, dessen Preise schon gegenwaͤrtig nur 20 Proc. hoͤher als die englischen seyen, und das die sichere Hoffnung gebe, daß sie bald zu denselben Preisen werden geliefert werden. Die franzoͤsischen Fabriken seyen in der Mitte der Gegenden, welche das Material hervorbringen, und wenn sie noch in irgend einem Nachtheile stehen, so sey die bisherige Beschuͤzung durch einen Zoll, der auf 15 Proc. berechnet sey, wehr als hinlaͤnglich. Dagegen erkennt die Commission an, daß die Einfuhr der Maschinen erleichtert werden muͤsse, und schlaͤgt vor, daß der Zoll auf Einfuhr der Spinnmaschinen aufgehoben werde, bis England die Ausfuhr derselben erlaube. Ferner erkennt sie an, daß die Unterscheidung des Zolls zwischen Garn aus Flachs und aus Werg wegfallen muͤsse, indem diese beiden Produkte nicht mehr unterschieden werden koͤnnen, und schlaͤgt daher vor, anstatt der respectiven Zoͤlle von 7 und 12 Fr. per Centner das Garn von Flachs und Werg in den Nummern 1–20 mit 10 Fr., in den Nummern 20–40 mit 30 Fr., in den hoͤhern mit 50 Fr. zu belegen, d.h. mit hoͤchstens 10 Proc. Die Commission sezt hinzu: „Man wird sagen, dieß sey eine kleine Beschuͤzung und ein unbedeutender Zoll auf eine Waare, die Frankreich hervorzubringen ein so großes Interesse habe; aber wir glauben, daß in unserer Zeit die Industrie in Frankreich hinlaͤnglich Vertrauen auf sich selbst hat, hinlaͤngliche Fortschritte gemacht hat, hinlaͤnglich auf verbreitetere wissenschaftliche Kenntnisse und auf groͤßere Consumtion zaͤhlen kann, als daß sie noch der Huͤlfe beduͤrfte, welche ihr die Gesezgebung ehemals gewaͤhrte.“ Wenn man bedenkt, daß diese Phrase von dem franzoͤsischen Handelsministerium ausgeht, so wird man darin den baldigen und gaͤnzlichen Ruin des Prohibitivsystems, dieses groͤßten Irrthums neuerer Zeit, erkennen, denn wenn es hier faͤllt, so wird man nirgends mehr versuchen, es zu vertheidigen. (Augsb. Allgem. Zeitung.) Prof. Airy, uͤber die Correctionsmittel fuͤr die Compasse auf den eisernen Dampfbooten. Der koͤnigl. Astronom, Professor Airy, richtete unterm 21. Aug. 1833 ein Schreiben an die British Association folgenden wesentlichen Inhaltes: „Ich beschaͤftige mich in Auftrag der Admiralitaͤt mit einer Reihe von Beobachtungen und Versuchen uͤber die Correction der localen magnetischen Wirkung, welche an dem eisernen Dampfboote „the Rainbow“ auf den Compaß Statt findet. Der Compaß ward in der Nahe des Verdekes an vier verschiedenen Stationen, und beilaͤufig 13 Fuß uͤber dem Verdeke gleichfalls an vier Stationen untergebracht. Das Schiff wurde fuͤr jede dieser Stationen umgedreht, und die Abweichung dann in verschiedenen Stellungen beobachtet. Die Abweichungen waren selbst an den oberen Stationen noch bedeutend, an den unteren waren sie sehr groß, und an der dem Hintertheile zunaͤchst gelegenen Station enorm. Der Gesammtbetrag war 100° (von – 50 bis + 50°), in einem Falle, in welchem das Fahrzeug um 14° gewendet worden, bewegte sich die Nadel um 74° nach der entgegengesezten Richtung. Es waͤre mit schwierig gewesen, dieß auf Geseze zuruͤkzufuͤhren, wenn ich nicht fruͤher einige Beobachtungen uͤber die horizontale Intensitaͤt an den vier unteren Stationen bei verschiedenen Stellungen des Schiffes angestellt haͤtte. Nach diesen gelang es mir zu ermitteln, wie viel von der Abweichung auf Rechnung des permanenten Magnetismus des Fahrzeuges und wieviel auf Rechnung des indirecten Magnetismus zu sezen sey, und danach die Correctoren zu verfertigen. Diese Correctoren gaben an der Station am Hintertheile bei dem ersten Versuche eine beinahe vollkommene Correction, indem die aͤußerste Abweichung, welche fruͤher uͤber 100° betrug, mit dem Corrector kaum 1° uͤberstieg Fuͤr die anderen Stationen haͤtte ich noch nicht Zeit, den Apparat zu adjustiren; allein ich hoffe auch an ihnen dasselbe guͤnstige Resultat zu erlangen: ein Resultat, welches von großem praktischen Nuzen seyn duͤrfte. Auch einige theoretische Resultate, die ich nicht, erwartet haͤtte, ergaben sich mir hiebei. An dem Hintertheile wird die Abweichung beinahe gaͤnzlich durch den permanenten Magnetismus hervorgebracht, da auf den inducirenden Magnetismus nur 1/25 der Gesammtwirkung kommt. Gegen den Vordertheil hin nimmt die Wirkung des permanenten Magnetismus ab, waͤhrend jene des inducirenden zunimmt, bis leztere ungefaͤhr 1/3 der Gesammtwirkung betraͤgt.“ (Mechanics' Magazine, No. 790.) Nachtraͤgliches uͤber Daguerre's Erfindung die Bilder der Camera obscura zu fixiren. Wir fuͤgen der im vorhergehenden Hefte S. 173 enthaltenen Notiz uͤber Daguerre's Erfindung, nachdem der Bericht Arago's daruͤber im Compte rendu der Pariser Akademie (Echo du monde savant, No. 404) erschienen ist, noch Folgendes bei: Aus den Tafeln des Hrn. Daguerre produciren sich die Bilder wie eine Tuschzeichnung; man unterscheidet darauf nur Weiß, Schwarz und Grau, nur Licht, Dunkelheit und Halbschatten. Die Formen der aͤußeren Gegenstaͤnde werden aber durch das Licht auf den praͤparirren Tafeln mit einer fast mathematischen Genauigkeit producirt; die photometrischen Verhaͤltnisse der verschiedenen weißen, schwarzen und grauen Theile sind genau beibehalten) aber Halbschatten repraͤsentiren das Roth, Gelb, Gruͤn etc. Die zur Ausfuͤhrung eines Gemaͤldes noͤthige Zeit ist, wenn man kraͤftige Toͤne erzielen will, nach der Lichtstaͤrke und folglich nach der Tages- und Jahreszeit verschieden. Im Sommer und Mittags reichen in unserem Klima acht bis zehn Minuten hin; in anderen Klimaten aber, z.B. in Aegypten, koͤnnte man sich wahrscheinlich auf zwei oder drei Minuten beschraͤnken. Hr. Daguerre mußte, um seinen Zwek zu erreichen, nicht nur eine Substanz entdeken, welche gegen die Einwirkung des Lichts empfindlicher als alle diejenigen ist, womit sich die Physiker und Chemiker schon beschaͤftigt haben; sondern er mußte auch ein Mittel ausfindig machen, wodurch man ihr diese Eigenschaft jeden Augenblik wieder benehmen kann, und dieß gelang ihm auch, denn feine Zeichnungen koͤnnen, nachdem sie fertig sind, der Sonne ausgesezt werden, ohne sich dadurch im Geringsten zu veraͤndern. Das von Hrn. Daguerre benuzte Praͤparat unterscheidet sich jedoch nicht bloß durch feine außerordentliche Empfindlichkeit von dem Chlorsilber. Lezteres ist bekanntlich vor ihm schon zum Zeichnen von Silhouetten benuzt worden; es ist weiß und das Licht schwaͤrzt es; der weiße Theil der Bilder wird also auf der Chlorsilberschichte schwarz, waͤhrend im Gegentheile die schwarzen Theile weiß bleiben. Auf Daguerre's Tafeln wird aber die Zeichnung dem Gegenstande ganz aͤhnlich; denn das Weiß entspricht dem Weiß, die Halbschatten den Halbschatten, das Schwarz dem Schwarz. Daguerre's Entdekung ist keineswegs ein unerwarteter gluͤklicher Fund, sondern die Frucht langjaͤhriger Versuche. Schon auf dem jezigen Standpunkte derselben laͤßt sich voraussehen, daß sie nicht ohne wichtige Folgen fuͤr Kunst und Wissenschaft bleiben wird. Die Darstellung der Gegenstaͤnde ist so vollkommen, daß die Bilder, wenn man sie mit dem Vergroͤßerungsglase untersucht, selbst die kleinsten Details zeigen, die dem bloßen Auge verborgen bleiben. Man erhaͤlt also keine Nachahmung mehr, sondern die absolute und vollkommene Wahrheit, und ein Reisender braucht kuͤnftig nicht mehr zeichnen zu koͤnnen, um bessere Bilder von Monumenten und Ansichten von Gegenstaͤnden mitzubringen, als der groͤßte Maler sie haͤtte liefern koͤnnen. Bei Landschaften hat die Methode den Nachtheil, daß die Baͤume etwas undeutlich werden, theils weil die gruͤnen Lichtstrahlen die Materie, womit die Platte bedekt ist, weniger zu afficiren scheinen, theils weil die Blaͤtter immer etwas vom Winde bewegt werden, was natuͤrlich den Eindruk verwischt; aber fuͤr Gebaͤude, fuͤr Kunstwerke, fuͤr Gebirge, fuͤr Perspektive ist sie unvergleichlich. Fuͤr Portratiren hat sie den Nachtheil, daß die Augen des Modells sich immer etwas bewegen und daher undeutlich werden; aber fuͤr Copien von Gemaͤlden ist sie vortrefflich. Die erste Anwendung, die auf wissenschaftliche Gegenstaͤnde gemacht werden wird, besteht ohne Zweifel im Fixiren der Bilder, welche das Mikroskop gibt, und man kann bei Hrn. Daguerre mikroskopisch vergroͤßerte und so fixirte Insekten sehen, welche ahnen lassen, welche Erleichterung seine Erfindung den Physiologen gewahren muß, die bisher mit so vieler Muͤhe und mit Aufopferung ihrer Augen nach dem Mikroskop zeichnen mußten. Seignette's Methode thierische und vegetabilische Stoffe aufzubewahren. Die Beschreibung des Patentes, welches Hr. Louis Elisée Seignette, Kaufmann zu London, am 21. Maͤrz 1836 auf Verbesserungen im Aufbewahren thierischer und vegetabilischer Stoffe nahm, und welches ihm von einem Auslaͤnder mitgetheilt worden, enthaͤlt mehrere zu dem fraglichen Zweke empfohlene Methoden, welche jedoch saͤmmtlich auf einem und demselben Principe, naͤmlich auf Abhaltung des Sauerstoffes von den auszubewahrenden Substanzen beruhen. Nach dem ersten Verfahren soll das Fleisch entweder roh oder zum Theile gesotten, je nach der Groͤße des Stuͤkes, 4 bis 12 Stunden lang in eine Aufloͤsung von Kochsalz und Salpeter gelegt, und hierauf in blechene Buͤchsen gepakt werden, aus denen die Luft mit einer Luftpumpe oder auf andere Weise ausgepumpt wird, waͤhrend man das gebildete partielle Vacuum mit Salzaufloͤsung ausfuͤllt. Diese Buͤchsen sollen umgestuͤrzt in ein mit Salz und Wasser gefuͤlltes Gefaͤß gebracht werden, worauf man dann kohlensaures Gas in die Buͤchsen eintreten laͤßt, bis die in ihnen befindliche Salzaufloͤsung wieder ausgetrieben wurde. Endlich muͤssen die Buͤchsen luftdicht verschlossen werden. – Bei dem zweiten Verfahren, welches vortheilhafter seyn soll, braucht kein Vacuum mit der Luftpumpe erzeugt zu werden, sondern es genuͤgt, die Blechbuͤchsen, in welche das Fleisch gepakt worden, mit Salzlake zu fuͤllen, dann in ein mit Salzlake gefuͤlltes Gefaͤß umzustuͤrzen, und kohlensaures Gas in sie einzuleiten. Zu noch groͤßerem Schuze gegen die Wirkung des Sauerstoffes will der Patenttraͤger oben in den Buͤchsen ein Beutelchen mit Eisenfeilspaͤnen oder anderen kleinen Eisenstuͤken angebracht wissen, damit diese den wegen seiner Leichtigkeit in den Buͤchsen emporsteigenden Sauerstoff an sich saugen. – Bei dem dritten Verfahren soll anstatt der Salz- und Salpeteraufloͤsung Essig angewendet werden; die weitere Behandlung bleibt aber dieselbe. Nebst dem Eisen kann man nach des Patenttraͤgers Meinung in dem oberen Theile der Buͤchsen auch etwas gegluͤhte Kohle anbringen, welche die allenfalls entwikelten uͤblen Geruͤche beseitigen soll. Fische sollen nur schwach gesalzen werden. Vegetabilische Stoffe muͤssen zuerst mit heißem Wasser gebruͤht werden, damit sie sowohl ihre Form als ihre Farbe behalten. (London Journal, Novbr. 1838, S. 103.) Leversidge's Surrogat fuͤr Senegal-Gummi fuͤr Calico-Drukereien. Hr. Walter Leversidge von Dorchester im Staate Massachusetts, nahm am 30. Mai 1837 ein Patent auf eine Composition, welche er als Surrogat des Senegal-Gummi beim Calicodruk verwendet haben will, und welche er unter dem Namen „kuͤnstliches Senegal-Gummipulver“ in den Handel bringt. Die Composition besteht aus Sago, Kartoffelstaͤrke und Kalk. Als das beste Mischungsverhaͤltniß wird Folgendes angegeben. Man vermengt 40 Theile Sago, 55 Theile Kartoffelstaͤrke und 5 Theile Aezkalk, verwandelt das Ganze in ein seines Pulver, und unterhalt dieses in einem offenen Gefaͤße so lange auf einer Temperatur, die nicht uͤber 81° R. betragen darf, bis es alles bei dieser entweichende Wasser verloren und eine leichte Faͤrbung erlangt hat. Damit die Einwirkung des Feuert gleichmaͤßig stattfinde, muß die Masse fortwaͤhrend umgeruͤhrt werden. Wenn das Gefaͤß hierauf so verschlossen worden, daß nur fuͤr das Entweichen der Daͤmpft und zum Behufe des Herausnehmens von Proben mit einer Spatel eine kleine Oeffnung gestattet ist, so steigert man die Temperatur allmaͤhlich bis auf 261° R., wozu 3 1/2 bis 4 Stunden Zeit erforderlich sind, und wodurch die Masse eine dunkel orangebraune Farbe erlangt. Ist dieser Zustand erreicht, so dekt man das Gefaͤß ad, ruͤhrt die Masse gut um, bedekt sie abermals, verstopft die kleine Oeffnung, welche man fruͤher im Dekel ließ, mit einem Pfropfe, und unterhaͤlt die angegebene Temperatur, ohne sie merklich zu steigern. In Folge der hiebei eintretenden Reaction, wird die Masse etwas klebrig und sie bekommt ein Aussehen, als waͤre sie zum Theile in Fluß gerathen. Man uͤberzeugt sich hievon, indem man von Zeit zu Zeit den Pfropf, luͤftet und mit der Spatel etwas herausnimmt. In dem angegebenen Zustande breitet man die Masse auf einem Brette aus, aus dem man sie so lange umkehrt, bis sie kuͤhl geworden. Sie wird dann gemahlen, durch ein seines Sieb getrieben, und in den Handel gebracht. Man bedient sich ihrer ganz auf dieselbe Weise, wie des wahren Senegal-Gummi. Zuweilen nimmt der Patenttraͤger nur Kartoffelstaͤrke allein ohne Sago, zuweilen nur Sago allein; er erzielt dadurch nach dem angegebenen Verfahren ein Praͤparat, welches zwar nicht ganz so gut ist, wie das zuerst beschriebene, welches aber doch in vielen Faͤllen mit Vortheil anwendbar ist. (Franklin Journal, Jun. 1838.) Soll man die Runkelruͤben zur vollkommenen Reife gelangen lassen oder nicht? In Betreff dieser wichtigen Frage enthaͤlt die France industrielle einen kurzen Artikel, der wenigstens einiger Beachtung wuͤrdig zu seyn scheint, und den wir daher auch unseren Lesern zur Einsichtsnahme vorlegen. „Es ist nicht bloß unnuͤz,“ heißt es naͤmlich, „wenn man zur Ernte der Runkelruͤben ihre vollkommene Reife abwartet, sondern es ist selbst weit vortheilhafter, wenn man die Runkelruͤben einsammelt, sobald sie 3/4 ihrer Reife erlangt haben. Die gar große Entwikelung der Runkelruͤbe traͤgt nichts mehr zur Erhoͤhung ihrer fuͤr den Zukerfabrikanten schaͤzbaren Eigenschaften bei; und die gewoͤhnliche Aufbewahrung derselben, die nicht einmal jeder Zeit sicher ist, erhoͤht diese Eigenschaften gewiß nicht. Wenn man schon fruͤhzeitig wissen will, welche Resultate man von einer Runkelruͤbensaat zu erwarten hat, so braucht man nur einige Pflanzen, sobald sich die Runkelruͤbe daran gebildet hat, auszuziehen, und deren Wurzeln zu analysiren. Denn man erhaͤlt hiebei dasselbe Verhaͤltniß an Wasser, Zuker, Eiweiß und Holzfaser, welches sich spaͤter bei der Analyse der reifen Runkelruͤben ergeben wird. (Man vergl. S. 128 im vorhergehenden Hefte dieses Journals.) Aus dem Gesagten ergibt sich fuͤr die Praxis Folgendes: H) Man kann viel fruͤher als bisher zur Runkelruͤbenernte schreiten, weil das vollkommene Ausreifen nicht noͤthig ist. 2) Die Silos sind entbehrlich und unnuͤz, indem man die Ernte und die Zukergewinnung in eine fruͤhere Zeit verlegen kann. 3) Man kann die Runkelruͤben viel dichter saͤen, weil deren Volumen ihre Guͤte nicht erhoͤht, und weil man bei der fruͤhzeitigen Ernte die Fabrication im Maaße derselben leiten kann, ohne daß man fuͤr die Aufbewahrung viel zu sorgen braucht.“ Ueber einige Benuzungen des Dammarharzes. In neuerer Zeit kamen mit den ersten Lieferungen Dammarholz, welche in England aus dem indischen Archipel einliefen, und welche man hauptsaͤchlich zu Mastbaͤumen zu verwenden gedenkt, bedeutende Quantitaͤten des aus der Dammar-Fichte ausschwizenden Harzes an. Man wußte dieses Harz, welches im Handel unter dem Namen Dammarharz, Gummi-Kauri, Gummi-Cowdee vorkommt, bisher nur wenig zu benuzen. Nach den von Prideaux angestellten Versuchen eignet es sich aber wegen seiner Haͤrte, wegen seines angenehmen Geruches, seines Glanzes, seiner Weiße und seiner Aufloͤslichkeit in Alkohol ganz trefflich zur Bereitung von Weingeistfinissen. Es ist haͤrter, weißer, zehnmal wohlfeiler und beinahe ebenso aufloͤslich wie Mastix. Aus seiner Haͤrte, seinem angenehmen Geruͤche, seiner Entzuͤndbarkeit und seiner Eigenschaft in der Waͤrme weich zu werden schloß Hr. Prideaux auf dessen Brauchbarkeit zur Siegellakfabrikation. Er fand diese auch wirklich bewaͤhrt; doch muß das Dammarharz zu diesem Zweke mit Gummilak und Terpenthin verbunden werden. Das beste Mischungsverhaͤltniß ist angeblich auf eine Unze Dammarharz eben so viel Gummilak, 3/4 Unzen Pech, 1/2 Unze Terpenthingeist, und 1 Unze Zinnober. Man puͤlvert die drei ersten Ingredienzien, sezt dann den Zinnober und endlich den Terpenthingeist zu, worauf man das Ganze einige Stunden lang in einem bedekten Gefaͤße digeriren, und endlich uͤber einem sehr gelinden Feuer zerfließen laͤßt. Der einzige Vorwurf, den man diesem Siegellake machen kann, ist der, daß es manchmal nicht fest genug an dem Papiere haͤlt, und daß dieß an ihm oͤfter der Fall ist, als an dem gewoͤhnlichen Siegellake. – Endlich kann man aus dem Dammarharze noch sehr gutes Leuchtgas bereiten, wenn dasselbe in hinreichender Menge und zu billigen Preisen geliefert werden wird. Die zur Bereitung des Oehlgases dienenden Apparate beduͤrfen zu diesem Zweke nur einer geringen Modification. (Journal de l'académie de l'Industrie.) Ueber die Anwendung von Messingdraht in der Schuhmacherkunst. Hr. Sellier, der Besizer eines Patentes auf lederne, mit Metalldraht genaͤhte Schlauche fuͤr Feuersprizen, dehnte in den lezten Jahren die Anwendung des Messingdrahtes auch auf die Fabrication von Stiefeln und Schuhen aus. Er behauptet, daß bei dieser Art von Naht, die weder groͤßere Muͤhe, noch groͤßere Kosten verursacht, als die gewoͤhnliche Naht mit gewichstem Faden, weder Feuchtigkeit, noch Staub in die Stiefel eindringe, und daß das Oberleder nie vom Rahmen loslaͤßt. Ein Mitglied der Société d'encouragement hat sich im Laufe von 18 Monaten, waͤhrend denen es Stiefel des Hrn. Sellier trug, von der Richtigkeit dieser Angaben uͤberzeugt, und auf dieses Zeugniß hin empfahl der Berichterstatter, Hr. Labarraque, die Naht der Sohlen mit Messingdraht. Ueber die Originalitaͤt dieses Verfahrens spricht der Bericht, den man im Bulletin der genannten Gesellschaft, Sept. 1838, findet, nicht ab; doch wird bemerkt, daß schon vor 30 Jahren ein Schuhmacher in Toulouse die Sohlen mit Draht genaht haben soll. In Deutschland datirt unseres Wissens diese Naht noch von weit aͤlteren Zeiten her.