Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXXVIII., S. 409
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LXXVIII. Miszellen. Miszellen. Preisaufgabe fuͤr das beste Mittel zur Vertilgung des Heuwurms. Zu den schaͤdlichsten Insekten, die in Weinlaͤndern vorkommen, gehoͤrt der Heuwurm oder Sauerwurm (Tinea uvae der Naturforscher), den man in seinen verschiedenen Verwandlungen als Ei, Raupe, Puppe und Schmetterling genau kennen lernen muß, um die zwekmaͤßigsten Mittel zu seiner Vertilgung aufzufinden. 1. Das Ei legt der Schmetterling ungefaͤhr 14 Tage vor Beginnen der Bluͤthe auf die kleinen Knospen der Gescheine. Sie sind so klein, daß sie dem unbewaffneten Auge kaum sichtbar werden, weßhalb sich auch eine genaue Beschreibung ihrer Gestalt und Farbe nicht entwerfen laͤßt. Eben so wenig kann man sagen, wie lange sie in diesem Zustande verharren. Es scheint, daß dieses lediglich von der Gunst der Witterung abhaͤngt und mit der Entfaltung der Bluͤthen in Uebereinstimmung ist, denn so wie die Bluͤthenknospen aufbrechen, erscheinen auch die Raupen. 2. Die Raupe ist im Anfang aͤußerst klein, kaum sichtbar, erreicht aber in sehr kurzer Zeit ihre vollendete Groͤße, die 2/8–3/8 Zoll betraͤgt. Der Kopf ist dunkelbraun, mit 2 großen, zur Seite liegenden Augen und 2 starken Freßzangen, mit welchen das kleine Thier unglaublich scharf zu nagen vermag; auch besizt es unter dem Kopfe Schleimdruͤsen, aus welchen es einen Faden spinnen kann, der ihm, waͤhrend seiner kurzen Lebenszeit, oft sehr nuͤzlich wird. Der Koͤrper besteht aus 12 Ringen, deren jeder auf beiden Seiten 4 helle durchscheinende Punkte und oben einen kleinen Haarbuͤschel hat; nach Unten ist auf beiden Seiten eine Naht, zwischen welcher der Bauch der Laͤnge nach gestreift ist, der Schwanz hat eine dunkelbraune harte Bedekung. Die Raupe hat 7 Paar Fuͤße, die vorderen 3 Paar sind hart, beweglich, mit 2 Klauen versehen, die hinteren 4 Paar sind weich und unbeweglich, und dienen nur zu dem wurmartigen Fortbewegen des Hinterkoͤrpers. Diese Raupe ist es, die von den rheinischen Weinbauern der Heuwurm genannt wird. Ihre Nahrung ist die Bluͤthe selbst, deren sie 3–4 mir Faͤden umspinnt und von Innen heraus um sich frißt, bis sie aufgezehrt sind und die naͤchstehenden Knospen oder Bluͤthen auf dieselbe Weise behandelt und zerstoͤrt werden. Ihre Lebensdauer ist ungleich und von der Witterung abhaͤngig; bei trokenem warmem Wetter spinnen sie sich schon nach 10–12 Tagen ein, bei kuͤhler und feuchter Witterung, welche die Dauer der Weinbluͤthe verzoͤgert, lebt auch der Heuwurm laͤngere Zeit. 3. Die Puppe findet man nach beendigter Bluͤthe in den Rizen der aufgesprungenen Rinde, in den Spalten der Weinbergspfaͤhle und Latten, und vielleicht zum Theil auch unter den obern Erdschollen zunaͤchst an den Weinstoͤken. Sie ist lichtbraun, laͤnglich rund, hat mehrere Ringe und deutlich sichbare Augenpunkte, und ist von einem weichen, weißen, seidenartigen Gespinnste von laͤnglichrunder Form umgeben. In diesem Zustande beharrt sie nur 10–14 Tage, welche zur Ausbildung des Schmetterlings hinreichen, der nun seiner Huͤlle entflieht. 4. Der Schmetterling oder die Motte hat die Groͤße einer kleinen Fliege, sein Koͤrper ist duͤnn und lang, zunaͤchst am Kopfe gelblich, außerdem grau. Er hat zwei rothe Augen und zwei Fuͤhlhoͤrner, 6 Fuͤße und 4 Fluͤgel; die unteren sind grau, sehr duͤnn und zum groͤßten Theil nezartig, die oberen Fluͤgel sind gelblich, gegen den Koͤrper Heller, an den Raͤnden dunkler. Quer uͤber die Fluͤgel zieht sich ein dunkelgrauer Streifen, der nach dem aͤußern Rande hin breiter wird. Der Schmetterling kommt gewoͤhnlich in der zweiten Haͤlfte des Julius vor und lebt 6–8 Wochen; er legt seine Eier zunaͤchst am Stiele in die zu dieser Zeit sehr kleinen Traubenbeere, deren noch weicher Kern bei ihrer weiteren Entwikelung der in ihr liegenden, aus dem Ei kommenden Made die erste Nahrung gibt. Diese Made wird am Rhein der Sauerwurm genannt. Sie kriecht, wenn die Beere zu reifen beginnt, aus derselben heraus, hat ganz das Aussehen der oben (bei 2) beschriebenen Raupe, und naͤhrt sich von Beeren, deren sie oft an einem Tage 3–4 zunaͤchst am Stiele durchsticht und sich bis in den Kern hinein frißt, waͤhrend sie zugleich die Beeren umspinnt und mit ihrem Kothe bedekt. Sie lebt bei warmer, trokener Witterung nicht laͤnger als die oben beschriebene, bei feuchtem und kuͤhlem Wetter aber findet man sie bis Ende Oktober, in welcher Zeit sie sich verpuppt und in denselben Schlupfwinkeln, die fruͤher angegeben wurden, uͤberwintert, bis nach den ersten warmen Naͤchten und milden Fruͤhlingsregen der Schmetterling erscheint und seine Eier legt, die oben bei 1. beschrieben wurden. Demnach erscheint dieses Insekt zu zwei ganz verschiedenen Zeiten, und wird eben dadurch so schaͤdlich, weil es in der ersten Generation die Bluͤthen und in der zweiten die noch uͤbrig gelassenen Beeren der Trauben zerstoͤrt. Ungeachtet aller Bemuͤhungen hat es bisher nicht gelingen wollen, ein zuverlaͤssiges und leicht anwendbares Mittel aufzufinden, welches zur Vertilgung oder doch zur Verminderung desselben mit genuͤgendem Erfolge beigetragen haͤtte. Es wurde daher in der lezten allgem. Versammlung des landwirthschaftlichen Vereins fuͤr das Herzogthum Nassau dem eine Belohnung von fuͤnfundzwanzig Ducaten zugesichert, der ein solches Mittel anzugeben vermag und folgende Bedingungen einzugehen geneigt ist. a) Das Mittel muß leicht und allgemein anwendbar seyn; b) es darf weder den Reben, noch auch in der Anwendung dem Menschen schaͤdlich seyn; c) dasselbe muß in seinem Erfolge unter den verschiedenen Verhaͤltnissen, als zur Vertilgung des Heuwurms bewaͤhrt erscheinen; d) dessen Anwendung wird, von Seiten des Vereinsdirectoriums, besonderen Commissionen nach einer eigenen Instruktion zur Pruͤfung uͤbertragen, deren Verhandlungen beizuwohnen dem Erfinder unbenommen ist; e) die Mittheilung wird fruͤhzeitig genug erwartet, um den Versuch noch zu gehoriger Zeit ausschreiben zu koͤnnen, und hat der Erfinder, wenn es einer eigenen unbekannten Composition bedarf, das zu den Versuchen noͤthige Quantum an Material zu liefern; f) sollten die Resultate in dem ersten Jahre nicht genuͤgend ausfallen, so wird ein zweiter Versuch im naͤchsten Jahre vorbehalten. Alle, die sich um einen Preis bewerben wollen, werden hiemit eingeladen, ihre schriftliche Eingabe vor Ende dieses Jahres an uns einzusenden und in einem verschlossenen Blatte Namen und Wohnort beizufuͤgen. Wiesbaden, den 12. Januar 1839. Directorium des landwirthschaftlichen Vereins. Graf v. Walderdorff. W. Albrecht. Anwendung des Elektro-Magnetismus als Triebkraft zur Schifffahrt. Bekanntlich war im September vorigen Jahrs auf Veranlassung des Ministers des oͤffentlichen Unterrichts eine Commission, bestehend aus dem Vice-Admiral v. Krusenstern, den Akademikern: Fuß, Ostrogradskij, Kupffer und Lenz, dem Obersten Sobolewski und dem Oberstlieutenant Bouratschock von den Marineingenieurs, niedergesezt worden, zur Leitung und Unterstuͤzung der vom Professor Dr. Jacobi anzustellenden Versuche, die Benuzung des Elektro-Magnetismus zur Bewegung von Maschinen betreffend. Da dieser Gegenstand von allgemeinem Interesse ist, so geben wir einen Auszug aus dem oben genannten Berichte, der sich vollstaͤndig im Journal des Ministeriums des oͤffentlichen Unterrichts abgedrukt befindet. Es wird dadurch auch fuͤr das groͤßere Publicum der Standpunkt zugaͤnglich seyn, auf welchem sich der Gegenstand befindet. – Die Commission hatte waͤhrend des Ganges ihrer Arbeiten, dem allerhoͤchsten Befehle gemaͤß, ihr Hauptaugenmerk auf die Anwendung dieser Kraft zur Schifffahrt gerichtet, und die ihr gestellte Aufgabe, vorlaͤufig ein Boot in Bewegung zu sezen, ist in so fern als geloͤst zu betrachten, als am 13. September der erste Versuch auf der Newa angestellt, und in den naͤchsten Tagen und Wochen fortgesezt worden ist. Da alles daran gelegen seyn mußte, den oͤffentlichen Versuch noch in diesem Jahre anzustellen, um die besondern Beduͤrfnisse kennen zu lernen, die bei der praktischen Benuzung dieser Kraft vorkommen, damit hierauf besonders ein Augenmerk gerichtet werden koͤnne, so konnte kein zu diesen Versuchen besonders construirtes Boot angewendet werden. Durch Vermittelung des Vice-Admirals von Krusenstern wurde, Seitens des Marine-Departements, der Commission die Benuzung einer achtruderigen Schaluppe gestattet, von der Art, wie sie bei der hiesigen Marine gebraͤuchlich ist, 26 Fuß lang, 8 1/2 Fuß breit. Dieselbe wurde mit Schaufelraͤdern nach Art der Dampfschiffe ausgeruͤstet und die Bewegungsmaschine nebst dem galvanischen Apparate darauf angebracht. Obgleich die ganze Anordnung sehr viele Unbequemlichkeiten darbot und man die Nachtheile mancher getroffenen Constructionen erst auf dem Boote selbst kennen lernte, so konnte man mit diesen Versuchen, in so ferne es die allerersten waren, zufrieden seyn. Denn waͤhrend man fruͤher dieselben nur im stillen Wasser anzustellen beabsichtigt hatte, so gelang es jezt, die Newa zu befahren und selbst gegen den Strom aufzukommen, da, wo derselbe nicht zu reißend ist. Die Geschwindigkeit des Bootes betrug bei einem Versuche im stillen Wasser uͤber 3 Fuß in der Sekunde, was etwa eben so viel Werste in der Stunde ausmacht, sie war aber im Mittel aus den verschiedenen Versuchen zwischen 2 bis 3 Fuß, und wirklich war eine Tour von etwa 7 Werste auf der Newa und in den Canaͤlen in 2 bis 3 Stunden vollendet worden. Die Geschwindigkeit des Bootes waͤre unstreitig groͤßer gewesen, wenn man die Last auf demselben gleichmaͤßiger haͤtte vertheilen koͤnnen. Statt dessen mußte groͤßtentheils das Vordertheil des Fahrzeuges in Anspruch genommen werden, das fuͤr seine Groͤße unverhaͤltnißmaͤßig, naͤmlich 2 1/2 Fuß tief ging. Die Maschine nimmt auf dem Boote selbst nur den geringen Raum von 1 1/4 Fuß Breite und 2 1/12 Fuß Laͤnge ein. Die Batterien, die aus 320 Plattenpaaren bestanden, konnten bequem laͤngs den Seitenwaͤnden angeordnet werden, so daß sich außerdem zwoͤlf Personen mit Bequemlichkeit auf dem Schiffe befanden. Indeß konnte die Maschine mit einer so starken Batterie nur eine kurze Zeit hindurch arbeiten, weil einige unwesentliche Fehler, welche aber nicht auf der Steile reparirt werden konnten, die Anwendung der vollen Kraft hinderten. – Bei diesen Maschinen sind bekanntlich die galvanischen Batterien das eigentlich bewegende Princip. Ihre Construction unterlag von jeher großen Schwierigkeiten. Diese sind zum groͤßten Theile gluͤklich uͤberwunden, so daß die auf dem Boote angewandten Apparate, in Bezug auf ihre Kraft und Bestaͤndigkeit, sich vollkommen bewaͤhrten. Es war erfreulich, wie sie Tage lang in ununterbrochener und gleichmaͤßiger Thaͤtigkeit erhalten worden sind. Indessen ist in dieser Beziehung noch Manches zu thun, namentlich was die Bequemlichkeit der Manipulation betrifft, diese wird sich aber, wie es bei vielen technischen Gegenstaͤnden der Fall ist, viel leichter im Großen als im Kleinen bewirken lassen. Bei der urspruͤnglichen Aufgabe, welche der Commission gestellt war, kam es hauptsaͤchlich auf die zu producirende Kraft an, von dem Aufwande, welchen die Unterhaltung erfordert, war vorlaͤufig nicht die Rede. Es ist keine Frage, daß dieser bis jezt vernachlaͤssigte Punkt in der Folge um so entschiedener hervortreten muß, je mehr es sich um die Benuzung im Großen handelt. Deßhalb ist es gewiß ein wichtiger und gluͤklicher Umstand, daß bei diesen Maschinen die Zinkconsumtion, welche dem oͤkonomischen Aufwande proportional ist, aͤußerst gering ausfaͤllt. Zwar laͤßt sich noch nicht genau in Zahlen die Quantitaͤt Zink angeben, welche bei einer Maschine von einer Pferdekraft in einem Tage z.B. consumirt oder vielmehr in Zinkvitriol verwandelt wird, indessen ist hier das Factum anzufuͤhren, daß bei allen bisherigen Versuchen, die seit 2 bis 3 Monaten angestellt worden, immer dieselben Zinkplatten im Gebrauch waren, und daß sie oft Tage lang in ununterbrochener Thaͤtigkeit sich befanden. Nach Beendigung der Versuche wurden diese Platten, deren Gewicht urspruͤnglich 400 Pfd. betrug, wieder gewogen, und es ergab sich fuͤr 96 Quadratfuß Oberflaͤche nur ein Verlust von 24 Pfd., und selbst ein Theil dieses geringen Verlustes ist hiebei noch zufaͤlligen Umstaͤnden zuzuschreiben. Der Gesichtspunkt, welcher die Commission waͤhrend ihren Arbeiten leitete, und der schon durch die Art und Weise ihrer Zusammensezung bedingt ist, war offenbar der, daß, wie auch die praktischen Ergebnisse sich gestalten moͤgen, dennoch die wissenschaftlichen Resultate der bisherigen Arbeiten von großer Wichtigkeit seyn wuͤrden, indem sie sich auf einem beinahe ganz unbearbeiteten Boden bewegen. Dieser wissenschaftlichen Seite der Arbeiten, welche zugleich den Kern fuͤr jede kuͤnftige praktische Anwendung bilden, haben sich die HHrn. Lenz und Jacobi mit gegenseitig sich foͤrderndem Eifer unterzogen, so daß die Resultate der von ihnen angestellten Untersuchungen einen wesentlichen Fortschritt zur Erkenntniß der quantitativen Beziehungen des Elektro-Magnetismus bilden. Ein Theil dieser Arbeiten ist bereits im Bulletin sientifique der Akademie abgedrukt; fuͤr die Redaction des anderen Materials hat es aber noch an Zeit gemangelt. Die Resultate der bisherigen Arbeiten der Commission lassen sich in folgende drei Hauptmomente zusammenfassen. 1) Die Commission hat die Hauptfrage, ob der Elektro-Magnetismus als Treibkraft anwendbar sey, dadurch entschieden, daß es ihr gelungen ist, unter sonst nicht guͤnstigen Umstaͤnden, ein ansehnliches zehnruderiges Boot durch diese Kraft in Bewegung zu sezen. 2) Die wissenschaftlichen Arbeiten der Commission haben entschiedene und wichtige Resultate geliefert, welche nicht allein den kuͤnftigen praktischen Arbeiten zum Grunde gelegt werden koͤnnen, sondern welche auch wesentliche Fortschritte unserer bisherigen Kenntnisse uͤber Magnetismus und Elektricitaͤt herbeigefuͤhrt, und die Gesichtspunkte uͤber diese Kraͤfte erweitert, geordnet und festgesezt haben. 3) Die bei dieser Gelegenheit von der Commission gebrauchten und erfundenen Batterien von besonderer Construction vereinigen die bei diesen Apparaten bisher unerreichten Eigenschaften, naͤmlich große Energie der Wirkung, Bestaͤndigkeit und Wohlfeilheit der Unterhaltung, so daß hiedurch der Wissenschaft sowohl, als der Industrie, ein neues, zu den mannigfaltigsten technischen Zweken und wissenschaftlichen Untersuchungen brauchbares Werkzeug geliefert worden ist. (St. Pet. Ztg.) Ueber die Staͤrke eiserner Taue im Vergleiche mit haͤnfernen enthaͤlt der zweite Theil von Dr. Ure's schaͤzbarem Dictionary of arts, manufactures and mines folgende interessante Notiz.        Eiserne Taue.Durchmesser des Eisenstabes             in Zollen.   Hanfene Taue.   Umfang des Taues         in Zollen.   Widerstand            in       Tonnen.                0 7/8               9            12                1             10            18                1 1/8             11            26                1 1/4             12            32                1 5/16             13            35                1 3/8             14 bis 15            38                1 1/2             16            44                1 5/8             17            52                1 3/4             18            60                1 7/8             20            70                2             22 bis 24            80 Es waͤre unklug, hanfene Taue einer staͤrkeren Gewalt auszusezen, als in dieser aus Brunton's Versuchen entnommenen Tabelle angegeben ist; dagegen werden die eisernen Taue eine doppelt groͤßere Gewalt aushalten, ohne zu brechen, obwohl man sie dessen ungeachtet in gewoͤhnlichen Faͤllen keiner groͤßeren Gewalt aussezen soll. Ein fuͤr Schiffe von einer gewissen Tonnenzahl bestimmtes Tau soll nie fuͤr Schiffe von groͤßerer Tonnenzahl verwendet werden; nur dann wird man sich immer darauf verlassen koͤnnen, und dann wird es auch laͤnger dauern, als das Schiff selbst. Der entschiedene Vorzug, der den eisernen Tauen vor den hanfenen gebuͤhrt, ist unstreitig großen Theils der von Brunton erfundenen Form zu verdanken. Denn nach wiederholten Versuchen besizen dessen Taue eine doppelt groͤßere Staͤrke als die Eisenstaͤbe, aus denen sie verfertigt sind: eine Thatsache, aus der hervorgeht, daß keine staͤrkere Form erfunden werden kann, oder auch nur moͤglich ist. Fahrzeuge, die mit derlei Tauen ausgestattet waren, wurden dadurch aus den drohendsten Gefahren gerettet. In den von der Admiralitaͤt abgeschlossenen Lieferungscontracten von Kettentauen fuͤr die englische Marine ist festgesezt: „daß das dazu verwendete Eisen auf die beste Weise aus Roheisen, welches nur aus Eisenstein ausgeschmolzen und von bester Qualitaͤt ausgewaͤhlt worden, und dem man bei den nachfolgenden Behandlungen nichts von den bei der Eisenfabrication erzeugten Schlaken oder Oxyden zugesezt hat, erzeugt werden soll; daß es ferner nach der besten Methode auf eisernem Boden puddlirt, wenigstens drei Mal bei verschiedenen Schweißhizen ausgezogen, und endlich wenigstens zwei Mal gehoͤrig gebuͤndelt worden seyn soll.“ Folgende Tabelle zeigt die Proben der Kettentaue und des zu deren Verfertigung dienenden Eisens, so wie auch die Probe, welche die Ketten fuͤr die koͤnigl. großbrit. Marine aushalten muͤssen. Groͤße der  Bolzen. Probe der Bolzen. Probe der Ketten Probe der Ketten fuͤr die Marine.    Zoll. Tonnen. Cntr. Tonnen. Cntr.      Tonnen.      1/2      5     7       8   11        4 1/2      5/8      8     7     13     4        5 1/2      3/4    12     1     19     5      10 7/8      7/8    16     4     26     5      13 3/4   1    21     8     34     5      18   1 1/8    27     2     48   15      22 3/4   1 1/4    33   10     53   11      28 1/2   1 3/8    40   10     65    –      34   1 1/2    48     4     77    –      40 1/2   1 5/8    56   11     90   10      47 1/2   1 3/4    65   12   105    –      55 1/8   1 7/8    75     6   120   10      63 1/4   2    85   14   137    –      72   2 1/8    96   15   155    –      81 1/4 Das Dampfschiff Liverpool. Die Fahrten des Dampfschiffes Liverpool, welches zu den groͤßten gehoͤrt, da seine Maschinen 467 Pferdekraͤfte geben, duͤrften einige Aufschluͤsse uͤber die Ersparniß an Brennmaterial bei groͤßeren Seefahrten liefern. Die erste Versuchsfahrt des Liverpool nach New-York lief bekanntlich ungluͤklich ab, denn er war gezwungen, nach mehrtaͤgiger Fahrt nach Cork zuruͤkzukehren, indem er stuͤndlich eine bedeutend groͤßere Menge als die berechnete an Brennmaterial verbrauchte. Der Grund hievon scheint darin zu liegen, daß man bei der ersten Fahrt die Expansionsventile nicht in Anwendung brachte. Die zweite Fahrt von Cork nach New-York ward gluͤklich in 16 Tagen 17 1/2 Stunden vollbracht. Hiebei wurden 464 Tonnen 17 Cntr. Steinkohlen verbraucht, so daß 23 1/4, Cntr. auf die Stunde kamen. Merkwuͤrdig in Hinsicht auf die Ersparniß an Dampf und mithin auch an Brennmaterial war die Anwendung der Expansionsventile, bei denen die Expansion zwischen 42 und 24 Zoll wechselte. Folgender Auszug aus dem Logbuche duͤrfte hienach von großem Interesse seyn. Verbrauchtes Brennmaterial.   Stunden. Seemeilen der Beobachtung      nach.   Taͤglichedurchschnittl.   Expansion. Tonnen Cntr. Ors. Novbr.   6      3    2   2     2 1/2          20     42 Zoll.   –   7.    29 18   –   24        180     41   –   8.    21    8   –   24        184     34 1/4   –   9.    27    8   –   24        216     35   – 10.    27 18   –   24        207     39   – 11.    28 12   –   24        228     42   – 12.    28 16   –   24        242     42   – 13.    27 13   –   24        140     42   – 14.    27 11   –   24        144     34   – 15.    24 17   –   24        144     31   – 16.    24 12   –   24        151     35   – 17.    24    8   –   24        202     34   – 18.    25    8   –   24        175     28   – 19.    26    8   –   24        212     25   – 20.    26 12   –   24        176     25   – 21.    28 16   –   24        200     24   – 22.    30    4   –   24        165     24   – 23.    24    6   –   15        170     24 –––––––––––––––––––– –––––––––      ––––––––– 464 T 17 C. 2 Q. 423 1/2 St.      3156 Seem. Auf dem Ruͤkwege legte der Liverpool 3239 Seemeilen in 348 1/2 Stunden zuruͤk, und zwar mit einem Verbrauche von 445 Tonnen 9 Cntr. an Steinkohlen. Er hatte bei seiner Ankunft noch fuͤr 11 Tage oder 2456 Seemeilen Kohlenvorrath an Bord. Seine (Zylinder haben 75 Zoll Durchmesser, 7 Fuß Kolbenhub. Bei obigen Fahrten hatte er mit Gegenwind und heftigen Stuͤrmen zu kaͤmpfen. (Civil Eng. and Archit. Journal. Januar 1839.) Dericquehem's Taschen-Geodesimeter. Der von Hrn. Dericquehem der Académie des sciences vorgelegte Taschen-Geodesimeter hat einige Aehnlichkeit mit einem gewoͤhnlichen Theodoliten, an dem der Sucher weggelassen ist, und der anstatt eines ganzen Kreises nur ein Segment bildet, dessen Bogen in 90 Grade getheilt ist. Die Flaͤche dieses Segmentes gelangt in horizontale Stellung, wenn mittelst dreier Schrauben die zwei kleinen Wasserwaagen, welche senkrecht gegen einander an dem Gradbogen angebracht sind, horizontal gestellt worden. Die Alhidade, an deren Ende sich ein halbe Minuten zeigender Vernier befindet, bewegt sich um den Mittelpunkt der Graduirung des Gradbogens, und bewegt eine kleine kreisrunde Scheibe mit sich, auf der sich eine Platte befindet. Auf lezterer ist ein Fernrohr fixirt, welches sich in einer gegen den Gradbogen senkrechten Ebene bewegt. Wenn sich die Scheibe so um ihre Achse dreht, daß sie eine Horizonttour beschreibt, so theilt sie dem Fernrohre dieselbe Angularbewegung mit: eine Bewegung, die man mit der um die Scheibe herum angebrachten Eintheilung und dem dazu gehoͤrigen Vernier auf eine Minute schaͤzen kann. Um einen zwischen zwei irdischen Objecten befindlichen horizontalen Winkel zu messen, bringt man, wenn das Instrument gehoͤrig gestellt worden ist, die Fiduciallinie der Alhidade auf das Zero der Eintheilung, und richtet das Fernrohr auf eines der Objecte. Hierauf fixirt man das Fernrohr mit einer Drukschraube an der Alhidade, und bewegt die frei gemachte Alhidade so lange, bis die optische Achse des Fernrohrs durch das andere Object geht. Der Bogen, welchen die Fiduciallinie auf dem Gradbogen durchlaufen, gibt dann genau das Maaß des gesuchten Winkels, wenn der Gradbogen selbst durch die dem Fernrohre gegebene Bewegung keine Stoͤrung erlitten hat, wovon man sich leicht mittelst eines Suchers uͤberzeugen koͤnnte. – Der Geodesimeter gibt auch Hoͤhen- und Depressionswinkel. Wenn naͤmlich das Fernrohr mittelst der kleinen, daran angebrachten Sezwaage horizontal gestellt worden, so muß der an seinem Rotationsmittelpunkte befindliche Zeiger dem Zero der Graduirung des kleinen senkrechten, an dem Supporte des Fernrohrs fixirten Sectors entsprechen; und wenn man dann die optische Achse auf irgend ein Object richtet, so deutet der Zeiger den Hoͤhen- oder Depressionswinkel desselben an. – Das Instrument des Hrn. Dericquehem ersezt bei der Messung von Akerland von geringer Ausdehnung sehr gut das Winkelmaaß der Feldmesser, wo es dann nur die horizontalen Winkel mißt. Es wird mit einer kleinen Perpendikelsezwaage und drei auf seine Supportachse wirkenden Schrauben horizontal gestellt. (Comptes rendus des séances de l'Académie des sciences, 1838, No. 3.) Ueber die Glasgewebe des Hrn. Dubus-Bonnel in Paris ward der Académie de l'Industrie von Hrn. Odolant-Desnos ein Bericht erstattet, den man im Novemberhefte des von der Akademie herausgegebenen Journales abgedrukt findet. Payen schrieb im Jahr 1835, daß man versucht habe, Zeuge aus Glasfaͤden zu weben. Das naͤchste Jahr erschien Hr. Olivi von Venedig in Paris mit glaͤsernen, aus Glas geflochtenen Guͤrteln und anderen derlei Gegenstaͤnden. Im Jahr 1837 endlich nahm Hr. Dubus von Lille ein Patent auf seine Zeuge, welche ganz oder zum Theile aus Glas gewebt sind, und welche in lezter Zeit sehr in Gunst zu kommen anfingen. Die Fabrike dieses lezteren, welche seit kurzer Zeit nach Paris verlegt ist, arbeitet bereits mit 30 Stuͤhlen, worunter auch einige Jacquards. Die Rohstoffe bereitet der Erfinder allein zu, nur mit Huͤlfe seiner drei Kinder. Die Glasfaͤden werden auf aͤhnliche Weise ausgezogen, wie dieß schon Réaumur angab; nur hat Hr. Dubus die dabei gebraͤuchlichen Methoden in hohem Grade vervollkommnet. Das Wesentlichste seiner Erfindungen beruht jedoch darin, daß er den Glasfaͤden vermoͤge einer eigenthuͤmlichen Behandlung derselben mit Dampf eine solche Biegsamkeit zu geben weiß, daß sie zu einem vollkommenen Knoten geschlungen und als Einschuß mit der Lade eingeschlagen werden koͤnnen ohne zu brechen. Durch Vermischung der weißen oder gefaͤrbten Glasfaͤden mit Seiden- oder anderen Faͤden liefert Hr. Dubus façonnirte Zeuge, welche sich durch den Reichthum ihrer Dessins, durch die Frische ihrer Farben, und vor allem durch ihren bisher unerreichten Glanz auszeichnen. Manche seiner Fabrikate wetteifern mit den schoͤnsten Gold- und Silber-Vrocaten, vor denen sie noch das voraus haben, daß sie nicht anlaufen, wenn sie mit schwefelwasserstoffhaltigen Gasen in Beruͤhrung kommen. Demnaͤchst werden auch Glassammte, von denen er sich einen außerordentlichen Effect verspricht, aus seiner Fabrike hervorgehen. Eines seiner vorzuͤglichsten Producte sind Tapeten von der schoͤnsten Art, dergleichen auch fuͤr den englischen und den russischen Hof in Commission gegeben sind. Bei ihrer Wohlfeilheit koͤnnen sie sehr leicht mit den Lyoner Damasten und Brocaten in Concurrenz treten; und es duͤrfte kaum einem Zweifel unterliegen, daß namentlich der Orient in Kuͤrze ein nahmhafter Abnehmer werden wird. Ueber Clay's Verbesserungen in der Eisenfabrication. Das Civil Engineer and Architects Journal, Januar 1839, enthaͤlt eine Beschreibung der Verbesserungen in der Eisenfabrication, auf welche Hr. N. Clay im vorigen Jahre ein Patent genommen, welches unseren Lesern aus dem Polyt. Journal Bd. LXXI, S. 52 bekannt ist. Der Patenttraͤger hat dieser Beschreibung einige Bemerkungen beigefuͤgt, aus denen wir noch Folgendes nachtragen. „Der Huͤttenmeister duͤrfte meinem Verfahren vielleicht den Vorwurf machen, daß es nicht schwunghaft genug sey, indem meine Retorten nur Centner, seine großen thurmfoͤrmigen Retorten dagegen Tonnen fassen. Dieser Einwurf waͤre von einigem Gewichte, wenn es sich um die Erzeugung von Roheisen handelte. Mein Verfahren betrifft aber hauptsaͤchlich die Erzeugung von Schmiedeisen, bei der selbst der groͤßte Fabrikant das langweilige Geschaͤft des Puddlirens, bei dem alle zwei Stunden nur einige 100 Pfd. Eisen geliefert werden koͤnnen, abwarten muß. Meine Retorten haben also nur soviel Material zu liefern, als noͤthig ist, um einen nach dermaligem Systeme eingerichteten Puddlirofen in Gang zu erhalten; und in dieser Hinsicht liehe sich der Beweis fuͤhren, daß ein Ballofen nach dem neuen Systeme bedeutend mehr producirt, als ein gewoͤhnlicher Puddlirofen. – Was die Qualitaͤt meines Eisens betrifft, so steht es dem besten gewoͤhnlichen Eisen in keiner Beziehung nach; in einigen Eigenschaften kommt es selbst dem mit Holzkohlen gewonnenen schwedischen Eisen gleich. Bei vier Versuchen, die mit zoͤlligen Kettengliedern angestellt wurden, brach keines mit weniger als 26 Tonnen; eines konnte sogar nur mit 28 Tonnen 12 1/2 Cntr. zum Bruche gebracht werden, waͤhrend sonst 16 Tonnen als das Probegewicht fuͤr Ketten von dieser Staͤrke angenommen sind. Bei einem Versuche, welcher am 24. November vorgenommen wurde, und wobei man 150 Pfd. Eisenerz von Ulverstone und 40 1/4 Pfd. nasse Kohks, die beim Troknen 12 1/2 Proc. verloren, 65 Stunden lang in einer Gasretorte in rothgluͤhendem Zustande oder auf der gewoͤhnlichen Gaserzeugungshize erhielt, bekam man durch Reduction des geroͤsteten Erzes innerhalb 34 Stunden zwei Eisenklumpen, welche zusammen 58 Pfd. wogen. – Das Resultat des Betriebes eines Cupoloofens mit einem Gemenge aus Anthracit und Kohks und mit Kohks allein, warf sich nach wiederholten Versuchen folgendermaßen heraus: Alte Methode mit Kohks allein. Kohks- Gicht 6 Cntr. 0 Qurs.   0 Pfd. Kalk   – 0  – 2  –   0 – Eisen   – 5  – 0  –   0 – Kohks   – 0  – 1  – 20 – Eisen   – 3  – 2  –   0 – Es wird so lang als noͤthig mit je 1/4 Cntr. 20 Pst. auf 3 1/2 Cntr. Eisen fortgefahren. Neue Methode mit Kohks und Anthracit. Kohks- Gicht   2 Cntr. 0 Qurs. 0 Pfd. Anthracit   –   2  – 2  – 0 – Kalk   –   0  – 2  – 0 – Eisen   – 45  – 0  – 0 – Kohks   –   0  – 1  – 0 – Anthracit   –   0  – 4  – 0 – Eisen   –   8  – 0  – 0 – Es wird so lang als noͤthig mit je 1/4 Cntr. Kohks und 1/4 Cntr. Anthracit auf 8 Cntr. Eisen fortgefahren. Die Ersparniß an Brennmaterial betraͤgt hienach gegen 50 Proc. Der Cupoloofen, welcher nach diesem Systeme betrieben wird, hat 8 Fuß Hoͤhe und 2 Fuß 2 Zoll innere Weite. Die Geblaͤsluft, welche nicht erhizt ist, erhaͤlt er durch eine Form von 6 1/2 Zoll Durchmesser. Das Eisen gewinnt durch das Umschmelzen mit Anthracit unstreitig an Guͤte.