Titel: Ueber eine Methode zur Verhütung des widerlichen Geräusches, welches durch die eisernen Räder auf den Eisenbahnen erzeugt wird. Von Hrn. John Rivington jun. in Sydenham.
Fundstelle: Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XXII., S. 94
Download: XML
XXII. Ueber eine Methode zur Verhütung des widerlichen Geräusches, welches durch die eisernen Räder auf den Eisenbahnen erzeugt wird. Von Hrn. John Rivington jun. in Sydenham. Aus dem Mechanics' Magazine No. 819, S. 36. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Ueber Rivington's Verhuͤtung des Geraͤusches der eisernen Raͤder auf den Eisenbahnen. Zu den Unannehmlichkeiten, über welche sich die auf Eisenbahnen Reisenden beklagen, gehört vorzüglich das unangenehme Geräusch, welches dadurch erzeugt wird, daß Eisen auf Eisen läuft. Zur Abhülfe gegen dieses Uebel erlaube ich mir folgenden Vorschlag zu machen. Die in Fig. 36 gegebene Zeichnung zeigt den Umfang eines für Eisenbahnwagen bestimmten Rades im Durchschnitte. A ist der gußeiserne Radkranz, an welchem sich der Randvorsprung B befindet. C ist der Reifen, welcher aus zähem, dichtfaserigen, gegen die Faser geschnittenen Holze bestehen soll. Das Holz dieses Reifens soll mit seinen Fasern beinahe senkrecht, jedoch in einer schwachen Neigung gegen den Randvorsprung auf dem Radkranze stehen. Dessen Befestigung hätte mit Bolzen D zu geschehen, und diese Bolzen müßten durch einen bei E im Durchschnitte ersichtlichen Ring, der den ganzen Radkranz begleitet und concentrisch mit ihm ist, sezen. Außerdem würde ihnen aber auch noch eine andere an den Randvorsprung gegossene rings herum laufende Leiste größere Festigkeit geben. Die Locomotiven selbst müssen freilich, um gehörig einzugreifen, eiserne Reifen haben; allein an den Rädern der Personenwagen und Waggons würde durch meine Räder gewiß einer Unannehmlichkeit, über die sich die auf Eisenbahnen Fahrenden, noch mehr aber die an solchen Wohnenden häufig beklagen, abgeholfen werden. Abgesehen hievon, dürfte aber auch noch der Vortheil daraus erwachsen, daß die Erschütterungen und mithin auch die Abnuzung der Wagen vermindert werden. Wie ich glaube, wird das Holz den Druk wahrscheinlich aushalten; doch kann nur die Erfahrung hierüber entscheiden. Wenn die Hölzer mit Maschinen und vollkommen gleichmäßig geschnitten werden, so lassen sie sich nicht nur leicht auswechseln, im Falle sie schadhaft werden, sondern der durch sie bedingte Kostenaufwand wird auch nicht bedeutend seyn. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit auch noch einige andere Uebelstände in Anregung zu bringen; und zwar zuvörderst den üblen Geruch, den das zum Schmieren verwendete Oehl verbreitet, wenn es sich bei dem schnellen Laufe der Wagen erhizt. Gibt die Chemie kein Mittel hiegegen an die Hand? Ein geringer Kostenaufwand in dieser Beziehung würde, so wie Alles, was den Verkehr auf den Eisenbahnen erleichtert und angenehmer macht, gewiß nur zu allseitigem Vortheile ausschlagen. Unsere Omnibus haben, wie Jedermann weiß, das Unangenehme, daß man wegen der Schwierigkeiten, womit man sich dem Wagenlenker verständlich machen kann, gewöhnlich 50 bis 100 Yards von seinem Ziele entfernt abgesezt wird. Ein passendes Signal für das Anhalten scheint mir daher höchst wünschenswerth und ein solches dürfte vielleicht folgendes seyn. Es soll dicht unter der Deke und längs ihrer Mitte von einem Ende zum anderen eine Schnur gespannt und zur Unterstüzung durch drei oder vier Ringe gezogen werden. An dem der Thüre zunächst gelegenen Ende wäre diese Schnur an dem Hebel eines Hammers zu befestigen, welcher auf eine über der Deke angebrachte Gloke zu schlagen hätte. Eine Feder müßte den Hammer in einer solchen Stellung erhalten, daß er nur dann auf die Gloke schlüge, wenn an der Schnur gezogen wird. – Nicht minder unangenehm ist das Geklapper, welches die Fenster oder Laden der Omnibus und Miethkutschen verursachen, selbst wenn man sie mit Daumenschrauben in den Falzen, in denen sie sich schieben, zu fixiren sucht. Abzuhelfen wäre vielleicht, wenn man zu beiden Seiten aus dem oberen und unteren Ende des Schiebfensters und zwar in einer Fläche mit dem Glase horizontal einen kurzen eisernen Zapfen hervorragen ließe; und wenn diese Zapfen genau zwischen messingene, in den Rahmen eingelassene Führer einpassen würden. Man brauchte dann keine Falzen, und wie sich auch die Schiebfenster schwingen möchten, so wird sich ihnen nichts darbieten, wodurch ein Geklapper entstehen könnte. Der einzige Vorwurf, der dieser Einrichtung gemacht werden kann, dürfte vielleicht der seyn, daß derlei Fenster gegen die Unbilden der Witterung minder gut schüzen. – Es erschien neuerlich auf den Straßen Londons ein Omnibus, welcher aussieht, als bestünde er aus zwei Wachhäusern, die unten durch eine Platform, auf welcher der Conducteur steht, und oben durch zwei Stangen mit einander verbunden sind. Beide Räderpaare laufen, wie es scheint, um diese Kasten durch, weßhalb ihren Böden eine runde Gestalt gegeben ist. Die Achsen sind unten durch Stangen mit einander verbunden. Die ganze Einrichtung mag gut seyn; allein sie macht in dieser Art keinen angenehmen Eindruk auf das Auge. Es nimmt mich Wunder, daß in unserer Zeit, wo man so sehr auf Neuerungen und Verbesserungen erpicht ist, die gleichräderigen Omnibus des Hrn. Adams, welche einfacher, leichter, bequemer, leicht zu fahren und sicher sind, bisher noch nicht mehr Eingang fanden.

Tafeln

Tafel Tab. II
Tab. II