Titel: Maschinerie um schwere Lasten schnell zu wiegen, worauf sich Robert Willis, Professor an der Universität zu Cambridge, am 12. Aug. 1840 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XX., S. 98
Download: XML
XX. Maschinerie um schwere Lasten schnell zu wiegen, worauf sich Robert Willis, Professor an der Universitaͤt zu Cambridge, am 12. Aug. 1840 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Okt. 1840, S. 217. Mit Abbildungen auf Tab. II. Willi's Maschinerie um schwere Lasten schnell zu wiegen. Der Zwek meiner Erfindung geht darauf hinaus, verschiedene Artikel mit großer Geschwindigkeit zu wiegen. Fig. 6 ist ein Grundriß der Maschine. Fig. 8 ein senkrechter Durchschnitt nach der Linie k, g des Grundrisses. Fig. 7 zeigt einen Aufriß der Maschine. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen diesen Figuren gleiche Gegenstände. A, B, a, b ist ein rektangulärer Rahmen, welcher den Waagebalken bildet. Dieser besteht aus zwei gleichen Stüken A, B und a, b, deren Gestalt in Fig. 8 sichtbar ist. Durch Stüzen oder sonstiges Gestellwerk werden diese Stüke z.B. bei c, d in gehörigem Abstande von einander gehalten, auch spielen sie bei E, e auf messerartigen Schneiden. Das Maschinengestell besteht aus zwei gleichgestalteten parallelen Platten F, G, f, g, deren Form aus Fig. 8 ersichtlich ist; diese Platten sind mit Hülfe horizontaler Stüzen oder anderer wohlbekannter Vorrichtungen z.B. bei h, H in geeignetem Abstände von einander befestigt, und das Ganze kann etwa mit einer Diehle oder sonstigen Basis fest verbunden seyn. Die Messerschneiden E, e ruhen in Vertiefungen oder Einschnitten, welche an den Gestellplatten angebracht und auf die bei den Waagenverfertigern gebräuchliche Weise gestaltet sind, so daß der Waagbaum frei darauf spielen kann. Bei B, b ist der Baum mit andern Messerschneiden oder mit einer gewöhnlichen zur Aufnahme der Schale dienenden Hängvorrichtung Versehen. Auf diese Schale, welcher irgend eine als tauglich befundene Form gegeben werden mag, kommen die abzuwiegenden Artikel zu liegen. Die in den Figuren dargestellte Waagschale, welcher ich den Vorzug gebe, ist unter dem Namen „Medhurst-Schale“ bekannt. Die in Anwendung kommenden Gewichte sind bei L, l, M, m, N, n, P, p, Q, q, zu sehen. Der Einfachheit wegen habe ich in der Zeichnung nur fünf Gewichte angedeutet, doch läßt sich eine größere oder geringern Anzahl derselben verwenden. Ich gebe der langen und schmalen Form dieser Gewichte den Vorzug, und richte dieselbe gewöhnlich so ein, daß die Gewichte der Leichtigkeit der Verfertigung wegen in einer Drehbank abgedreht werden können. An jedem Ende der Gewichte, von denen eines in Fig. 9 separat dargestellt ist, sind zwei Kehlen a, b und c, d angebracht. Die Platten des Gestells besizen eine Reihe gekrümmter Einschnitte 1, 2, 3, 4, 5 Fig. 8, deren Breite etwas größer ist, als, die Durchmesser der Gewichtenden (a, d, Fig. 9); die Gewichte, wenn sie nicht im Gebrauch sind, liegen in diesen Einschnitten und ruhen auf ihrem Boden, nach der in den Figuren angegebenen Weise. An der oberen Kante befinden sich auf jeder Seite des Waagbaums winkelige Kerben I, II, III, IV, V, von denen je ein Paar einem der Gewichte entspricht, und so gestellt ist, daß, wenn der Waagbaum in die Höhe geht, jedes Paar gegenüberliegender Kerben der Reihe nach unter das ihm zugehörige Gewicht gelangt, und dasselbe mit Hülfe der bereits genannten für diesen Zwek vorgerichteten Einkehlungen hebt. Die Wirkung der Maschine wird wohl durch ein Beispiel am deutlichsten werden: sie sey dazu eingerichtet, das Gewicht jedes Artikels in Unzen zu messen. In diesem Falle muß die Schwere eines jeden Gewichts zu dem Abstand der Kerben von dem Stüzpunkte oder den centralen Schneiden in einem solchen Verhältniß stehen, daß seine mechanische Wirkung auf der Waagschale einer Unze gleichkommt. Wenn ein zu wiegender Körper weniger als eine in die Waagschale gelegte Unze wiegt, so geht das Ende B des Waagbalkens nieder und das entgegengesezte Ende steigt in die Höhe, bis das erste Kerbenpaar I gegen das ihm entsprechende Gewicht L, l stößt. Bevor nun der Waagbalken sich weiter bewegen kann, muß das Gewicht gehoben werden; da jedoch die auf die Waagschale reducirte Wirkung des leztern einer Unze gleich ist, der Körper aber weniger als eine Unze wiegt, so wird der Waagbaum mit seinen Kerben in Berührung bleiben. Wiegt ein Körper mehr als eine und weniger als zwei in die Schale gelegte Unzen, so wird das erste Gewicht gehoben, und das zweite Kerbenpaar II wird mit dem Gewichte M, m in Berührung kommen; in dieser Lage bleibt alsdann der Waagbaum. Wiegt ein Körper mehr als drei und weniger als vier in die Schale gelegte Unzen, so werden die drei Gewichte L, l, M, m, N, n eines nach dem andern gehoben und das Kerbenpaar IV wird mit dem vierten Gewicht P, p in Berührung kommen u.s.w. Eine Zeigerplatte kann mit dem Waagbalken auf irgend eine Weise in Verbindung stehen, indem man sie z.B. an dem Ende des Waagbalkens bei R, S anbringt, und ihre Kante mit demselben concentrisch macht. Einer jeden Stellung des Waagbalkens gegenüber werden Striche eingravirt und Zahlen beigefügt, um das entsprechende Gewicht anzuzeigen. Legt man nun irgend einen Artikel auf die Schale, so wird der Waagbalken unmittelbar darauf eine dem Gewichte des Artikels entsprechende Stellung annehmen, indem er auf die so eben beschriebene Weise die erforderliche Anzahl von losen Gewichten aufhebt. So gibt er mit großer Geschwindigkeit das Gewicht des Artikels in Unzen, Pfunden oder irgend einer andern angenommenen Gewichteinheit an, oder in einer Reihe von Gewichten, denen die separaten losen Gewicht äquivalent gemacht worden sind. Nicht ohne Wichtigkeit dürfte ferner die Bemerkung seyn, daß meiner Erfindung gemäß die Gewichte, wenn sie von dem Waagbalken aufgenommen werden, so lange sie auf demselben liegen, gerade so wirken, als wäre jedes derselben ein Theil des Waagbalkens selbst, wobei weder ein Schwingen noch eine Einwirkung des Gewichtes in Rüksicht auf den Waagbalken stattfindet. Anstatt die Gewichtswerthe auf die Zeigerplatte zu graviren, kann man auch den dem fraglichen Gewichte des Artikels entsprechenden Preis darauf verzeichnen, z.B. das Briefporto, wenn die Maschine zum Abwiegen der Briefe eingerichtet werden soll; auch kann Gewicht und Preis zugleich auf einer Scale markirt werden, worauf ich jedoch keine Ansprüche begründe. Im Allgemeinen adjustire ich das Gewicht des Waagbalkens so, daß ein dem ersten Gewichte des Systems äquivalentes Gewicht nöthig ist, um ihn aus der tiefsten Lage zu heben und mit dem ersten beweglichen Gewichte in Berührung zu bringen, ein wiewohl nicht wesentliches Verfahren, wodurch ein Gewicht der Reihe erspart wird. Da in den Figuren fünf bewegliche Gewichte angegeben sind und der Waagbalken als im Uebergewicht befindlich angenommen ist, so ist es einleuchtend, daß jede Last, welche über sechs Unzen beträgt, das lezte Gewicht Q, q noch heben wird, und daß das Gewicht eines Artikels, welcher über sechs Unzen schwer ist, nicht mehr gemessen werden kann. Nehmen wir an, ein Kerbenpaar T, t sey an irgend einer geeigneten Stelle des Waagbalkens angebracht und ein Gewicht in dasselbe gelegt, welches gemeinschaftlich mit dem Gewichte des Waagbalkens auf die Waagschale einen mechanischen Effect von sechs Unzen ausübt, so wird ein mehr als sechs und weniger als sieben Unzen betragendes Gewicht den Waagbalken in seine nächstfolgende Stellung heben und die Kerben mit dem ersten beweglichen Gewichte in Berührung bringen, und auf ähnliche Weise wird das Gewicht einer weniger als zwölf Unzen betragenden Last durch dieselbe Maschine gemessen werden können. Durch Anordnung mehrerer solcher Hülfsgewichte läßt sich die Gewichtreihe, welche der Apparat zu messen im Stande ist, nach Belieben vergrößern. Ich habe zu bemerken, daß, wenn man der vollkommnen Wirkung der Waage versichert seyn will, die Linie, welche die Mittelpunkte der Bewegung B und E der Waagschale und des Waagbalkens verbindet, sowohl durch den Schwerpunkt eines jeden Gewichts, wenn es in den Kerben des Waagbalkens liegt, als auch durch den Schwerpunkt des Waagbalkens selbst gehen muß. Die Ordnung, in welcher die Gewichte gehoben werden, ist gleichgültig, wenn das Heben nur der Reihe nach erfolgt; so kann also das äußerste Gewicht Q, q zuerst gehoben werden u.s.w. Das Gestell kann ferner innerhalb des Waagbalkens liegen, so daß dieser auf die sich verjüngenden Enden a, d Fig. 9 eines jeden Gewichts, und das Gestell selbst auf die dazwischen liegenden Kehlen c und b wirkt; und so lassen sich noch verschiedene andere Veränderungen in Anordnung und Form der Maschine anbringen, worauf die Waagenmacher und Mechaniker von selbst geleitet werden. Ich halte mich deßwegen keineswegs an eine bestimmte Form oder Einrichtung. Bisweilen gebe ich der Maschine die durch Fig. 10 erläuterte Form. C, A, B stellt einen gewöhnlich gestalteten Waagbalken vor, dessen Mittelpunkt in A liegt, und von dessen Ende B eine Waagschale oder ein anderes ordinäres Behältniß herabhängt. Von dem entgegengesezten Ende des Waagbalkens hängt eine andere, in der Seitenansicht dargestellte Waagschale D, E herab, welche zur Beseitigung der Schwingungen, wie die gewöhnliche Medhurst-Waagschale, unten mit einem Lenker f, g versehen ist. Eine Reihe wie Fig. 9 gestalteter Gewichte a, b, c, d, e, f ruhen in einem Gestell, welches an dem soliden Maschinengestell befestigt iß, und die zwei einander gegenüber liegenden Seiten der Waagschale D, E besizen jede eine Reihe ekiger Kerben, von denen je ein gegenüberliegendes Paar unter einem der Gewichte liegt. Wenn nun die Waagschale D, E in Folge der Wirkung eines auf die entgegengesezte Schale gelegten Gegenstandes in die Höhe geht, so stoßen diese Kerben gegen die Gewichte, und nehmen der Reihe nach so viele von denselben auf als zur Gegenbalance erforderlich sind, ganz auf die bei der ersten Maschine beschriebene Weise. Ich hielt es nicht für nöthig, das Gestell darzustellen, welches den Stüzpunkt des Waagbalkens und die als Träger der Gewichte dienenden Platten trägt. Bei dieser Art der Maschine können zum Heben der Gewichte zwei oder mehrere Schalen eine über der andern angebracht werden, oder die Schale, welche diese Gewichte aufnimmt, kann auf verschiedene Weise gestaltet seyn. Ferner kann man die Gewichte quer zum Waagbalken stellen, wie in der Figur, oder dieselben parallel zum Waagbalken oder auf irgend eine andere Weise anordnen, indem es nur wesentlich ist, daß sie in einem gewissen Abstand von einander horizontal und vertical gestellt seyen, daß sie der Reihe nach von den Waagschalen in Empfang genommen, und wenn sie aufgenommen worden sind, in Beziehung auf den Waagbalken als unbewegliche angesehen werden können. Ich mache keinen Anspruch auf das Princip, durch den Waagbalken oder den hängenden Rahmen Gewichte der Reihe nach heben zu lassen, indem zu diesem Zweke schon vorher verschiedene Vorrichtungen in Anwendung gekommen waren. Dagegen mache ich Anspruch: erstens auf die Methode, Waagen zu construiren, bei welchen der Waagbalken genöthigt ist, eine Reihe von Gewichten nach einander dergestalt aufzuheben, daß nach erfolgtem Heben bei keinem Gewicht ein Schwingen oder eine Einwirkung in Rüksicht auf den Waagbalken stattfindet. Zweitens mache ich Anspruch auf die Construction von Waagen, bei welchen eine Reihe von Gewichten, welche getrennt von einander vertical und horizontal angebracht sind, nach einander von einer Waagschale aufgehoben werden, worin sie liegen bleiben, ohne in Beziehung auf dieselbe eine Schwingung oder sonstige Bewegung zu veranlassen.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    II
Tab. II