Titel: Robert M'Ewen's doppeltes Queksilber-Sicherheitsventil für Dampfkessel.
Fundstelle: Band 81, Jahrgang 1841, Nr. IV., S. 18
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IV. Robert M'Ewen's doppeltes Queksilber-Sicherheitsventil für Dampfkessel. Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Mai 1841, S. 154. Mit Abbildungen auf Tab. I. M'Ewen's doppeltes Queksilber-Sicherheitsventil. Zwei Uebel sind es, gegen welche bei der Construction eines Apparates zur Vorbeugung der Explosion bei Dampfkesseln nothwendiger Weise specielle Vorkehrungen getroffen werden müssen, nämlich die Möglichkeit, daß der Dampfweg, in der Absicht eine außerordentliche Spannung zu erreichen, vorsäzlich abgesperrt werde, und ein Fehler in der Selbstthätigkeit des Apparates in Folge einer zufälligen Unordnung seiner Theile. M'Ewens Apparat besteht aus einem Paar offener Röhren, deren Enden in Queksilber eingetaucht sind, welches in Schalen enthalten ist, die durch eine Röhre mit dem Dampfkessel in Verbindung stehen. An der Vereinigungsstelle der lezteren Röhre mit den nach beiden Schalen gehenden Seitenröhren befindet sich ein Dreiwegehahn, dessen Durchbohrungen zu den Oeffnungen der Seitenröhren so gestellt sind, daß der Dampf weder von beiden Schalen zugleich abgesperrt, noch in beide zugleich zugelassen werden kann. Die Länge der Queksilberröhren ist nach dem größten Dampfdruk, welchen der Kessel noch mit Sicherheit aushalten kann, berechnet. Sollte daher der Druk diese Gränze überschreiten, so wird das Queksilber aus der betreffenden Röhre in die oben angebrachte Kuppel hinaufgetrieben und fällt von da durch die andere Röhre in die leere Schale herab, während der Dampf durch eine am höchsten Punkt der Kuppel befindliche Röhre ausströmt.Hr. M'Even beabsichtigt, an dieser Oeffnung eine Alarmpfeife anzubringen und gedenkt den Apparat mit Hülfe graduirter, in den Queksilberröhren angebrachter Schwimmer zugleich als Instrument zu benüzen, um die Veränderungen des Dampfdruks anzuzeigen Wenn der Dampfdruk sich hinreichend vermindert hat, so kann der Hahn gedreht werden, worauf die zulezt gefüllte Schale in Wirksamkeit kommt. Am 7. April untersuchte eine von der Societät der Künste gewählte Commission die Wirksamkeit des in Rede stehenden Queksilberventils. Der Apparat wurde an dem im Etablissement der HHrn. Fairbairn und Murray zu Mill Wall befindlichen Dampfkessel befestigt. Man ließ den Dampf unter einem Druk von 5 Pfd. auf den Quadratzoll auf das Queksilber wirken; sobald er die der Röhrenlänge entsprechende Spannung, nämlich 7 Pfd. Druk erreicht hatte, wurde das Queksilber ohne irgend einen Verlust in die Kuppel ausgetrieben, und fiel in die leere Schale herab, während der Dampf durch die an der obersten Stelle der Kuppel befindliche Röhre ausströmte und in einem zum Behuf des Versuchs eigens vorgerichteten Behältniß condensirt wurde. Bei näherer Untersuchung des in diesem Gefäß enthaltenen Wassers fand sich keine Spur von Queksilber darin. Dieses Resultat bewies zur Genüge die Wirksamkeit der Röhre, welche sich wie der Durchschnitt Fig. 30 zeigt, noch etwas abwärts in die Kuppel erstrekt, um dem Aussprizen des Queksilbers mit dem Dampfstrom vorzubeugen. Da die Thätigkeit dieses Apparates einfach auf einem physikalischen Princip, nämlich auf dem Widerstand beruht, welchen eine Queksilbersäule der Elasticität des Dampfes entgegensezt, ohne Zwischenkunft irgend eines mechanischen Hindernisses, so kann seine Wirkung nie ausbleiben, sobald der Dampfdruk die der Röhrenlänge entsprechende Gränze übersteigt. Die Neuheit der Erfindung beruht auf der Anwendung einer Queksilberröhre als Sicherheitsventil. Solcher Röhren bediente man sich seither lediglich als Indicatoren des Dampfdruks, wobei sie lang genug waren, um dem Dampf zu gestatten, eine gefährliche Spannung zu erreichen, ohne jedoch diese Spannung zu vermindern oder irgend eine andere Notiz von dem Thatbestand zu geben, als die, welche man sich durch das Auge verschaffen konnte. Fig. 30 stellt den ganzen Apparat im Durchschnitte dar. A ist die mit dem Dampfkessel in Verbindung stehende Röhre; B der Dreiwegehahn; C die Seitenöffnung, durch welche der Dampf in den Raum D gelangt, und auf das Queksilber drükend dasselbe in die Rohre E hinaufzusteigen nöthigt, bis sein Gewicht mit dem Dampfdruk im Gleichgewicht steht. Die Röhre E öffnet sich in die Kuppel F, zu welcher die atmosphärische Luft durch den Hals G freien Zutritt hat. Wenn daher irgend einmal der Dampf den durch die Länge der Röhre E in Gränzen gewiesenen Druk überschreiten sollte, so wird er alles Queksilber vor sich her die Röhre hinauf in die Kammer F treiben, und durch den Hals G entweichen; zugleich wird das Queksilber durch das kleine Loch I in die andere Röhre H und durch diese in die zweite Schale J herabfließen. Hierin wirkt es sofort wieder als Sicherheitsventil, sobald der Maschinist den Hahn B mittelst des Handgriffs K umgedreht, dadurch die Communication des Dampfes mit dem Behältniß D abgesperrt und die mit dem Behältniß J geöffnet hat. Da die Construction auf beiden Seiten des Apparates ganz symmetrisch ist, indem die Röhre E gleichfalls eine Oeffnung L zur Aufnahme des Queksilbers aus der Kammer F besizt, so kann diese Operation so oft wiederholt werden, als die Dampfentweichung es nöthig macht. Der Boden der Kammer F ist, wie die unter F befindliche krumme Linie andeutet, gewölbt, um das Queksilber dem Loche I oder L, welches eben der thätigen Röhre gegenüber liegt, zuzuleiten. Der Deutlichkeit wegen ist in Fig. 30 nur eine Seitenöffnung des Hahns wahrnehmbar. Er besizt indessen stets drei Oeffnungen, C, M und N, Fig. 31, wodurch es offenbar unmöglich ist, mehr als eines der beiden Behältnisse D oder J zugleich abzusperren. Der Ingenieur hat es daher durchaus nicht in seiner Gewalt, den Dampf mittelst des Hahns ganz abzusperren; eben so erfolglos würde ein Versuch seyn, diesen Zwek durch Verstopfen des Kuppelhalses zu erreichen, indem das Material der Kuppel nicht stark genug ist, um einen eben so hohen Dampfdruk auszuhalten, wie der Kessel.

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Tafel Tab. I
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