Titel: Coathupe's Instrumente zur genauen Graduirung der Glasröhren zu eudiometrischen und anderen Zweken.
Fundstelle: Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XXIX., S. 99
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XXIX. Coathupe's Instrumente zur genauen Graduirung der Glasröhren zu eudiometrischen und anderen Zweken. Aus dem Mechanics' Magazine, Mai 1841, S. 338. Mit Abbildungen auf Tab. II. Coathupe's Instrumente zur genauen Graduirung der Glasröhren. Das zunächst zu beschreibende Instrument dient zu dem Zwek, Glasröhren für eudiometrische Untersuchungen mit großer Leichtigkeit und ganz genau zu graduiren. Es besteht aus einer richtig ausgebohrten cylindrischen eisernen Röhre C, C, Fig. 43, in welche ein eiserner Kolben P genau paßt. In die Kolbenstange S wird zuerst ihrer ganzen Länge nach eine Schraube geschnitten; darauf wird diese in eine trianguläre Form gefeilt, welche an den abgerundeten Eken Schraubenstüke von hinreichender Größe übrig läßt, um einer eisernen Schraubenmutter eine sichere und freie Bewegung zu gestatten. Auf das obere Ende dieses eisernen Cylinders wird ein Dekel A, A von gleichem Metall und auf diesen Dekel ein eiserner Hahn B, B geschraubt. An diesen Hahn wird mit Hülfe einer eisernen Verbindungshülse F, F ein gläsernes Maaß G, woran sich eine kleine Schnauze befindet, geschraubt. Nahe an dem entgegengesezten Cylinderende wird eine eiserne ungefähr 1/4 Zoll dike Scheidewand D eingesezt und durch eine Seitenschraube oder einen Stift an der geeigneten Stelle befestigt. Durch diese Scheidewand ist ein dreiekiges Loch gearbeitet, durch welches die Kolbenstange S leicht und ohne Seitenschwankung auf- und nieder gleiten kann. Unterhalb der Scheidewand am Cylinderende wird die Schraubenmutter N, N eingefügt, deren Thätigkeit den Kolben P vorwärts bewegt und zurükzieht, ohne daß ein Abweichen des Kolbens selbst aus der geraden Linie möglich wäre. Diese Schraubenmutter tritt bis zu einer Tiefe von ungefähr 1/2 Zoll in den Cylinder C, C, und rings um diesen im Innern des Cylinders befindlichen Theil ist eine tiefe Rinne, deren Durchschnitt dem Buchstaben V gleicht, abgedreht, in welche die Spizen dreier stählerner, in gleichen Abständen durch die Cylinderwände gehender Schrauben greifen, so daß die Mutter frei umgedreht werden kann, ohne sich jedoch auf andere Weise verrüken zu lassen. Ein hervorspringender Theil der Schraubenmutter bildet eine Schulter O, O, welche in gleiche Grade eingetheilt ist; der Durchmesser dieses Theils kann größer seyn, als der Durchmesser des Cylinders. An der äußeren Cylinderwand ist ein Zeiger I befestigt, mit dessen Hülfe die Anzahl der Umdrehungen der Schraubenmutter oder irgend eine Anzahl gleicher Theile einer Umdrehung beobachtet werden kann. Um das in Rede stehende Instrument für den Gebrauch herzustellen, muß der Kolben in seine tiefste Stellung zurükgezogen und der Cylinder mit Queksilber (frei von Luftbläschen) gefüllt werden, indem man eine hinreichende Quantität dieses Metalls in das an den Hahn B, B befestigte Glas G gießt, und dann die Hahnlilie E umdreht, so daß das Queksilber in den Cylinder C, C fließen kann. Wenn nun der Cylinder voll ist, so daß noch einiges Queksilber in dem gläsernen Maaße G steht, so drehen wir den Hahn E zu und gießen das überflüssige Queksilber ab, worauf das Instrument so weit hergerichtet ist, daß wir die Graduirung irgend einer zu den Zweken des Laboratoriums dienlichen Röhre beginnen können. Angenommen nun, die zu graduirende Röhre sey am einen Ende geschlossen, und halte ungefähr 1/3 Zoll im Durchmesser, so öffnen wir die Communication zwischen dem Cylinder und dem Glasmaaß, und geben dem Kolben durch eine ganze Umdrehung der Schraubenmutter einen Impuls; darauf sperren wir die Communication zwischen dem Cylinder und dem Glasmaaß durch den Hahn ab. Jezt haben wir in dem Glasmaaße eine bestimmte Quantität Queksilber, welche, in die zu graduirende Röhre gegossen, den Raum für die erste Eintheilung abgibt. Dieser und die folgenden Zwischenräume können nun mittelst einer Diamantspize oder einer dreiseitigen Feile markirt werden, indem man diesen Proceß so lange wiederholt, bis die ganze Röhre eingetheilt ist.Der Cylinder des Graduators, welchen ich in meinem eigenen Laboratorium anwende, ist 7 Zoll lang, und der Durchmesser seiner Bohrung beträgt 5/4 Zoll. Die Länge des Kolbens ist 1 3/8 Zoll, die der Kolbenstange 6 Zoll. Der Cylinder ist aus dem Theil eines Gewehrlaufs verfertigt. Angenommen aber, die zu graduirende Röhre sey an beiden Enden der Luft zugänglich, ein eiserner Aufsaz mit Hahn sey an ihrem oberen Ende befestigt, und man wünsche sie von dem Stöpsel des Hahns an abwärts einzutheilen, so daß man die convexe Oberfläche des Queksilbers beibehält, wie sie sich beim nachherigen Gebrauch der Röhre unveränderlich darstellt, so kitte man zunächst einen Dekel von Buchsbaumholz an das untere Ende der Röhre, dessen begränzende Mündung auf die Schraube des Graduatorhahns paßt. Darauf fülle man die Röhre selbst mit reinem (von Luftbläschen freiem) Queksilber und schraube sie mittelst des Buchsbaumdekels fest auf den Hahn des Graduators. Der Graduator sollte ungefähr 1 Zoll hoch Queksilber enthalten, ehe er gebrauchshalber in aufrechter Stellung befestigt wird. Nachdem man diesen Punkt sich bemerkt hat, öffne man die Communication zwischen der einzutheilenden Röhre und dem Graduator und ziehe den Stöpsel aus dem oberen Hahn der einzutheilenden Röhre. Jezt schraube man den Kolben des Graduators hinauf, bis eine Queksilberhalbkugel in der querlaufenden Höhlung, aus welcher der Hahnstöpsel entfernt wurde, erscheint. Man bringe den Stöpsel wieder an seine Stelle, um das überfließende Queksilber zu verdrängen, und drehe ihn darauf so, daß in dem Verhältniß, als das Queksilber allmählich sich entfernt, Luft in die Röhre treten kann. Dadurch, daß man den Kolben des Graduators mittelst einer gewissen Anzahl von Umdrehungen der Schraubenmutter oder Theilen einer Umdrehung, welche durch einen außen am Cylinder angebrachten Zeiger bestimmt werden, zurükzieht, lassen sich gleiche Portionen Queksilber aus der Röhre schaffen. Es kann nun der Fall eintreten, daß der Raum der in Grade zu theilenden Röhre den cylindrischen Raum des Graduators übersteigt, woraus eine Schwierigkeit sich ergeben könnte, welcher indessen durch folgende Vorrichtung begegnet wird. Diese Vorrichtung besteht aus einem eisernen Behälter, der durch eine rechtwinkelig abgebogene eiserne Röhre mit einem Dreiwegehahn in Verbindung steht. Dieser Hahn muß zwischen dem graduirenden Cylinder und dessen eigenen oben erwähnten Hahn angeordnet seyn. Angenommen, der Cylinder des Graduators sey voll Queksilber und die in Grade zu theilende Röhre enthalte auch noch Queksilber. Man drehe die Lilie oder den Stöpsel E, Fig. 44, des Hahnes B, B, an welche die einzutheilende Röhre mit Hülfe des buchsbaumenen Dekels befestigt wurde, dergestalt, daß kein Queksilber mehr durch seine Durchbohrung entweichen kann. Darauf gebe man der Lilie des Dreiwegehahns eine solche Drehung, daß eine freie Communication zwischen dem Cylinder des Graduators und dem Queksilberbehälter R hergestellt wird. Drükt man nun den Kolben sanft aufwärts, so entweicht alles Queksilber aus dem Cylinder C, C und geht in das Reservoir über. Man drehe nun die Lilie des Dreiwegehahns zurük, so daß die Verbindung zwischen dem Reservoir und dem Cylinder abgesperrt, zwischen dem Cylinder und dem unteren Hahne B, B aber, woran die zu graduirende Röhre fest sizt, hergestellt ist; darauf stelle man die freie Communication zwischen der einzutheilenden Röhre und dem Dreiwegehahn wieder her und ziehe den Kolben um den für jeden Eintheilungsgrad vorher angenommenen Raum zurük, und fahre fort, die Röhre wie oben zu graduiren.Der Queksilberbehälter ist bei meinem Apparat von Gußeisen, hält 2 3/4 Zoll im innern Durchmesser und ist 2 1/2 Zoll tief. Er wurde aus der Schale einer gewöhnlichen Leimpfanne verfertigt. Fig. 45 ist eine Vorrichtung, um sich in successiver Folge bestimmte proportionale Eintheilungen eines Kubikzolls mit Genauigkeit zu verschaffen. Sie besteht aus dem von Fig. 44 getrennten Queksilberbehälter R, in dessen Boden ein eiserner Hahn geschraubt ist. Die Lilie dieses Hahns ist nicht ganz durchbohrt, sondern besizt nur eine zu dem Griff T, T rechtwinkelig liegende Höhlung C, welche so ausgeweitet wurde, daß sie, dem Behälter zugekehrt, ein wenig mehr faßt, als die Quantität Queksilbers, die sie in umgekehrter Stellung liefern soll. Die Höhlung reicht bis unter die Achse der Lilie. Durch diese Achse ist von dem Griff aus ein Loch bis in die Höhlung gebohrt, in welches ein stählerner Pflok P eingeschliffen ist. Dasjenige Ende des Stahlpfloks, welches in die Höhlung eindringt, ist abgerundet und polirt. Er wird mit Hülfe einer Schraube S in die Höhlung hineingetrieben. Der Zwek dieses Stahlpflokes ist, den Ueberschuß des Queksilbers, welchen die Höhlung C etwa noch über die abzumessende und zu liefernde Quantität enthält, zu entfernen. Soll z.B. die Höhlung dazu eingerichtet werden, 1/20 Kubikzoll zu messen und zu liefern, so bringe man die Hahnlilie an die ihr angewiesene Stelle, so daß die Mündung ihrer Höhlung C aufwärts gerichtet ist. Nachdem man darauf 171,26 Gran Queksilber genau abgewogen hat, gieße man es durch die obere Mündung des Hahnes B, B und drehe die Lilie so weit, bis der scharfe kreisrunde Rand ihrer Höhlung C den kreisförmigen Rand der Durchbohrung des Hahnes B, B kaum noch schneidet. Jezt schraube man die Schraube S hinein, bis der vorwärts getriebene Stahlpflok das Queksilber in der Höhlung so weit hinaufgedrängt hat, daß ein kleiner glänzender Streifen an der Durchkreuzungsstelle der Peripherie der Lilienhöhlung und des Communicationswegs des Hahnes sichtbar wird, womit die Adjustirung vollendet ist. Es kann sofort 1/20 Kubikzoll Queksilber aus dem Behälter R in Empfang genommen, und von der Hahnlilie so rasch als man es wünscht, geliefert werden, indem man nur den Hahn dergestalt in abwechselnde Bewegung sezt, daß seine Höhlung C zuerst aufwärts, um das Queksilber aus dem Behälter in Empfang zu nehmen, dann abwärts gerichtet ist, um dasselbe durch die Hahnmündung in die zu graduirende Röhre gelangen zu lassen.

Tafeln

Tafel Tab. II
Tab. II