Titel: Vortheilhaftes Verfahren zur Bereitung des chlorsauren Kalis; von Prof. Graham.
Fundstelle: Band 81, Jahrgang 1841, Nr. XXXVII., S. 129
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XXXVII. Vortheilhaftes Verfahren zur Bereitung des chlorsauren Kalis; von Prof. Graham. Aus dem Philosophical Magazine. Jun. 1841, S. 518. Graham's Verfahren zur Bereitung des chlorsauren Kalis. Das gewöhnliche Verfahren, dieses wichtige Salz zu bereiten, ist bekanntlich mit einigen praktischen Schwierigkeiten verknüpft. Wenn man einen Strom Chlorgas durch eine concentrirte Auflösung von kohlensaurem Kali leitet, wird das Gas schnell und vollständig absorbirt, bis die Hälfte des kohlensauren Alkalis zersezt ist; auf den zurükbleibenden Theil desselben aber, welcher sich in dem Zustande eines Bicarbonats befindet, geht die Einwirkung nicht so leicht vor sich. Um lezteres Salz vollständig zu zersezen, muß Chlor im Ueberschuß angewandt werden, und die Zersezung ist, wie von Hrn. Detmer dargethan wurde, von der Bildung freier unterchloriger Säure begleitet. Die Flüssigkeit ist gegen das Ende stark bleichend und enthält viel unterchlorigsaures Kali. Das zur Umwandlung des lezteren Salzes in chlorsaures Kali und Chlorkalium nöthige Kochen verursacht nach Hrn. Morin einen beträchtlichen Verlust an Sauerstoff und verringert auf diese Weise das Product an chlorsaurem Salz. Wird aber eine concentrirte Lösung von Aezkali anstatt des kohlensauren Kalis bei diesem Verfahren angewandt, so findet die Chlorabsorption ohne Unterbrechung statt; allein die gesättigte Flüssigkeit bleicht stark vermöge des gebildeten unterchlorigsauren Salzes. Ein lange fortgeseztes Kochen ist nothwendig, um diese Eigenschaft völlig aufzuheben und wenn dabei Sauerstoff entweicht, muß auch das Product an chlorsaurem Salze in entsprechendem Verhältniß weniger werden. Die von dem Verf. empfohlene Bereitungsart, welche von keinem dieser Uebelstände begleitet ist, besteht darin, daß man kohlensaures Kali mit einer äquivalenten Menge trokenen Kalkhydrats innig mengt und dieses Gemenge dem Chlorgas aussezt. Dieses, wenn gleich trokene, Gemenge absorbirt das Gas ungemein stark, die Temperatur steigt weit über 80° R., und das Wasser wird dabei frei. Nach der Sättigung kann man es mäßig erwärmen, wodurch die bloße Spur darin enthaltenen unterchlorigsauren Salzes zerstört wird. Aller Kalk findet sich in dem Zustand eines kohlensauren Salzes wieder und das Kali als chlorsaures Salz und Chlorkalium. Die Auflösung dieser beiden lezteren Salze verhält sich neutral, ohne alle bleichende Eigenschaft und frei von Kalk. Das chlorsaure Kali kann auf gewöhnliche Weise durch Krystallisation daraus geschieden werden. Kohlensaures Kali absorbirt, wenn es befeuchtet und ohne Kalkhydrat dem Chlor ausgesezt wird, das Gas mit großer Begierde und ist ohne Zweifel geeigneter zur Sättigung mit Chlor, als eine concentrirte Auflösung desselben Salzes; allein die Absorption geht träger vor sich, wenn das Salz einmal in dem Zustande des Bicarbonats ist, und in Folge davon erzeugt sich eine große Menge des bleichenden unterchlorigsauren Kalis. Bei der oben beschriebenen neuen Bereitungsart hat man keine Ursache anzunehmen, daß das kohlensaure Kali von dem trokenen Kalkhydrat zersezt werde, ehe das Chlor zu dem Gemenge tritt; dann aber wirkt, während der Kalk die Kohlensäure anzieht, das Chlor zu gleicher Zeit auf das Kali, und das kohlensaure Kali wird so leicht zersezt. Dasselbe Princip, eine secundäre Einwirkung hervorzurufen, um eine Verbindung zu befördern, kann auch in vielen anderen Fällen benuzt werden. Eine nicht unwichtige ist die Vermittelung der Absorption des Schwefelwasserstoffs von Kalkhydrat durch den Einfluß anderer Salze. So hört das Kalkhydrat, im trokenen oder etwas befeuchteten Zustande, lange vor seiner Sättigung schon auf, Schwefelwasserstoffgas zu absorbiren; wird es aber mit einem Aequivalent hydratischen schwefelsauren Natrons gemengt, so findet die Absorption mit weit größerer Begierde statt und geht so lange fort, bis zwei Aequiv. Schwefelwasserstoff auf ein Aequiv. Kalk verschlukt sind. Hier zersezt aber das Kalkhydrat unter Beihülfe des Schwefelwasserstoffs das schwefelsaure Natron; es bildet sich schwefelsaurer Kalk, während das Aeznatron sich mit dem Schwefelwasserstoff verbindet. Der Verf. fand, daß das leztere Gemenge durch seine große Absorptionskraft mit Vortheil zur Reinigung des Steinkohlengases angewendet werden könnte, wo der höchste Grad der Reinigung wünschenswerth ist und die Producte, nämlich der schwefelsaure Kalk und das schwefelwasserstoffsaure Schwefelnatrium, nuzbar verwendet werden können. Er empfiehlt, dasselbe in den lezten der mit trokenem Kalk beschikten Reinigungsapparate zu bringen.