Titel: Ueber Stoklak, Lac Dye etc., von Faber.
Fundstelle: Band 82, Jahrgang 1841, Nr. XVI., S. 62
Download: XML
XVI. Ueber Stoklak, Lac Dye etc., von Faber. Faber, über Stoklak, Lac Dye etc. Die Artikel Schellak, Lac in granis, Lac Dye und Stoklak haben kürzlich viele Aufmerksamkeit auf sich gezogen; die beiden ersten wegen der jezt bestehenden so niedrigen Preise, Lac Dye wegen des zunehmenden Consums zugleich mit Cochenille, während Stoklak über alle Verhältnisse theuer bleibt. Folgende Bemerkungen über diese Artikel dürften vielleicht jezt willkommen seyn. Der Artikel, aus welchem die ersteren drei Lake erzeugt werden, ist: Stoklak. Dieser wird hervorgebracht durch den Stich eines weiblichen Insectes (Coccus Lacca oder Ficus Lacca genannt) auf den Zweigen mehrerer Pflanzen, welche in Siam, Assam, Pegu und Bengalen wachsen. Das Weibchen ist roth, rund und flach und von der Größe einer Laus, das Männchen doppelt so groß, und es werden 5000 von den ersteren auf 1 Männchen gerechnet. Im November und December kriechen die jungen Insecten 20 bis 30 an der Zahl aus den Eiern, welche unter der todten Mutter liegen, bewegen sich aber nicht weit, sondern befestigen sich bald an der Rinde der Zweige, aus welchen sie einen milchigen Saft ziehen, welcher ihnen als Nahrung dient und bald hochroth colorirt erscheint. Zu gleicher Zeit erscheint auf den Zweigen eine durchsichtige gummöse Flüssigkeit, welche eine Inkrustirung formirt und die Insecten so zu sagen befestigt. Das Insect sieht nun einem ovalen Sak ähnlich, ohne Leben und von der Größe einer Cochenille. Später zeigen sich dann die Eier, und lange ehe die junge Brut Leben erhält, ist es die gehörige Zeit, die Zweige zu brechen und sie an der Sonne zu troknen; denn ist selbe einmal entschlüpft, so enthalten die zurükgebliebenen leeren Zellen nur wenig Farbstoff, welcher in einem spätern Processe Lac Dye gibt. Die getrokneten Zweige formiren somit den Stoklak, und je mehr gewonnen wird, desto weniger Wahrscheinlichkeit ist vorhanden für eine künftige starke Sammlung, denn 1) jene PflanzenPflaznen, welche von einer zu großen Zahl Insecten angestochen werden, verlieren allen Saft, troknen aus und sterben. 2) Da der Stoklak mit den unformirten Bruten gesammelt wird, so wird durch eine starke Sammlung das Insect selbst zerstört. 3) Je mehr Pflanzen und Insecten zerstört werden, desto kostspieliger ist die Sammlung in den darauf folgenden Jahren, da die Distanzen der Sammlung natürlich ungemein vergrößert werden. – Der beste Stoklak kömmt von Siam, welcher sehr dik und ziemlich frei von Stielen ist. Die von Bengalen kommende Sorte ist dagegen dünn, matt und voll Stiele. Dieser Artikel wird vorzüglich nach Nordafrika exportirt, wo er statt Schellak verwendet zu werden scheint. Lac Dye. Der auf erwähnte Weise gewonnene Stoklak wird gestoßen und von den Stielen befreit, sodann in großen Behältern in warmem Wasser stundenlang bewegt, wo sich der darin befindliche Farbestoff auflöst. Dieses Wasser wird nun in Kesseln (zuweilen an der Sonne in flachen Gefäßen) evaporirt, und der auf diese Weise erhaltene Farbstoff in flache Quadratkuchen von 1/2 Zoll Dike formirt und nun Lac Dye genannt. Das zurükgebliebene zerstoßene und von Farbstoff befreite Harz hingegen liefert den Lac in granis, der aber gewöhnlich in Schellak verwandelt wird, und zwar auf folgende Weise: Der Lac in granis wird in Säken von Baumwolle über ein Kohlenfeuer gehalten; so wie der Lac flüssig wird, wird der Sak in entgegengesezten Richtungen gedreht, das durchfließende Harz läuft auf die glatten Blätter der Musa Paradisi, welche 6–10 Fuß lang sind, und formirt nun Schellak. Wird dieser zu frisch gepakt, so entsteht daraus leicht Bloklak, wozu die Hize jener Gegenden viel beiträgt. Lac Dye wird sehr häufig nach den Marken der verschiedenen Erzeuger geschäzt und gekauft. Das äußere Ansehen und die äußere Farbe ist niemals ein verläßliches Kennzeichen der Qualität, welche ungemein variirt und größtentheils wohl von der Fabrication, zum Theil aber auch von der Zeit abhängt, zu welcher der Stoklak gewonnen worden. Ist also irgend ein Muster Lac Dye zu untersuchen, so muß man ein Stük Tuch damit färben und die producirte Farbe mit erprobten und bekannten Qualitäten vergleichen. Verschiedene Färber wenden verschiedene Proportionen an; die Hauptsache aber liegt darin, daß, wenn man einmal eine Proportion gewählt hat, man bei dieser Proportion bleibe, sowohl in Bezug auf den Farbstoff als das zu färbende Tuch, denn behandelte man zwei Muster auf eine verschiedene Weise, so würde dieß zu einem ganz irrigen Resultate führen. Dieß wird aber praktisch gar häufig übersehen. Die Untersuchung mag geschehen wie folgt: man nimmt feines ungefärbtes Tuch, welches wie gewöhnlich durch die Walker zum Färben vorbereitet worden, schneidet es in dreizollige Quadratstüke von ganz gleichem Gewicht, circa 1 Scrupel. Diese Stüke dienen dann für alle zukünftigen Proben. Man wirft nun 5 Grane fein gestoßenen weißen Weinstein in eine rein gewaschene florentiner Oehlflasche und gießt 5/8 Pfd. reines Wasser darauf, welches über einer Lampe heiß gemacht wird, und wenn es heiß ist, wird das oben erwähnte Tuch hineingelegt und das Wasser dann zum Sieden gebracht. In der Zwischenzeit hat man 5 Gr. von dem zu untersuchenden ganz fein pulverisirten Lac Dye mit 10 Granen ganz neu bereiteter salzsaurer Zinnauflösung in einem Mörser wohl zusammengerieben, und diese Mischung, der man etwas Wasser beimischen mag, um sie besser aus dem Mörser herauszubekommen, gießt man nun in das Wasser, welches bereits mit dem Weinsteine und dem Tuche gesotten hat. Die ganze Mischung läßt man nun neuerdings 10 bis 20 Minuten sieden, je nachdem es eine feine oder geringe Sorte Lac Dye ist. Die feinen Sorten erfordern nur 10 bis 12, andere Sorten 15–20 Minuten. Das Tuch, welches durch einen Faden suspendirt war, wird nun aus der Flasche gezogen, in kaltem Wasser gewaschen, langsam getroknet und dann mäßig gepreßt. Die meisten Färber wenden nebst dem Weinstein auch Schmal an, und zwar 2 Proportionen Schmak auf 5 Proportionen Weinstein. In der That muß Jeder, der eine bestimmte Qualität Lac Dye anzuwenden gewohnt ist, die Proportionen, welche für diese Qualität am meisten tauglich sind, selbst ausfinden. Die Schwierigkeit, mit welcher die Färber beim Ankauf dieses Farbstoffs stets zu kämpfen haben, hat einen Londoner Farbehändler veranlaßt, stets nur eine Qualität Lac Dye und zwar fein gepulvert zu verkaufen, so daß der Färber, ohne erst den Lac Dye untersuchen zu müssen, ihn gleich in den ihm bekannten Proportionen verwenden kann. Anstatt an eine Qualität Lac Dye im Ankauf gebunden zu seyn, kann dieser Farbehändler alle billigen Partien, welche vorkommen, verwenden. Er pulverisirt sie dann ganz fein und mischt sie in verschiedenen Proportionen, bis er die Proportion findet, welche dieselbe Farbe gibt, die er sich zum Maaßstabe angenommen hat. Er verkauft diese Waare zu 2 Sh. 2 P. das Pfund; man sagt aber, daß die Qualität nicht stets vollkommen gleich ausfällt. (Archiv der Pharmacie, Bd. XXV. S. 96.)