Titel: Versuche über das Abdampfungsvermögen verschieden construirter Kessel oder Pfannen. Von C. W. Williams Esq. (Aus einem Vortrage desselben in der polytechn. Gesellschaft zu Liverpool.)
Fundstelle: Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XXX., S. 191
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XXX. Versuche uͤber das Abdampfungsvermoͤgen verschieden construirter Kessel oder Pfannen. Von C. W. Williams Esq. (Aus einem Vortrage desselben in der polytechn. Gesellschaft zu Liverpool.) Aus dem Mechanics' Magazine. Okt. 1841, S. 337. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Williams' Versuche über das Abdampfungsvermögen etc. Die Versuche erstrekten sich auf drei Abdampfungspfannen. In jede Pfanne wurden 22 Pfd. Wasser gegossen; ein weiter Gasbrenner lieferte die Hize. Auf jede Pfanne wurden in 2 Stunden 40 Minuten 30 Kubikfuß Gas verwendet. Fig. 19 ist eine ebene Pfanne, welche 4 Pfd. 14 Unzen Wasser verdampfte. Fig. 20 eine Pfanne mit einfachen, d. h. in den Feuercanal allein hineinragenden LeiternMan vergl. die Patentbeschreibung im polyt. Journal Bd. LXXXII. S. 1.; diese Pfanne verdampfte 7 Pfd. 14 Unzen. Fig. 21 zeigt eine Pfanne mit doppelten, d. h. sowohl in den Feuercanal abwärts als auch in das Wasser aufwärts ragenden Leitern; sie verdampfte 8 Pfd. 5 Unzen Wasser. Dieses Resultat ist sehr merkwürdig, indem es beweist, wie sich das Abdampfungsvermögen einer gegebenen Oberfläche erhöhen lasse, ohne die Oberfläche selbst zu vergrößern. Das Gasconsum, die Quelle der Wärme und der Flächeninhalt des Feuerzugs waren hier gleich; der einzige Unterschied lag in der Anordnung der Leiter, durch deren Einfluß eine größere Wärmemenge dem Wasser zugeführt und von demselben absorbirt wurde. Diese Beweise von der Ausführbarkeit der Idee, das Abdampfungsvermögen irgend einer gegebenen Dampfkesselfläche zu erhöhen, zeigen, wie unstatthaft es ist, den praktischen Werth irgend eines Dampfkessels nach den Dimensionen oder der Oberfläche des Ofens oder Feuercanals zu beurtheilen. Folgende Versuchdetails mit den oben erwähnten drei Dampfkesseln bieten einige merkwürdige Resultate in Betreff des in Thätigkeit gebrachten Wärmeleitungsvermögens dar. Die Wärme des Wassers und die durch den Rauchfang entweichende Wärme wurde durch zwei Thermometer gemessen. So ergab sich denn, daß beim größten Wärmeverlust das Abdampfungsvermögen am geringsten war, zum Beweis, wie wichtig es ist, bei allen Versuchen über Abdampfung die Temperatur der entweichenden Gase wohl zu berüksichtigen. Pfanne ohne Leiter, Fig. 19. Gasconsum. Wasserwaͤrme. Entweichende Waͤrme. 58 Grad F. 62 Grad F. 5 Kubikfuß 120 382 10 152 390 15 162 395 20 164 396 25 166 402 30 166 406 Es verdampften 4 Pfd. 14 Unzen. Pfanne mit einfachen Leitern, Fig. 20. Gasconsum. Wasserwaͤrme. Entweichende Waͤrme. 58 Grad F. 62 Grad F. 5 Kubikfuß 143 257 10 160 280 15 172 385 20 178 392 25 186 300 30 188 320 Es verdampften 7 Pfd. 13 Unzen. Pfanne mit doppelten Leitern, Fig. 21. Gasconsum. Wasserwaͤrme. Entweichende Waͤrme. 58 Grad F. 62 Grad F. 5 Kubikfuß 152 248 10 174 273 15 178 276 20 182 278 25 186 282 30 188 284 Es verdampften 8 Pfd. 5 Unzen. Dieses führt uns nothwendig zu dem Schluß, daß, wenn die Brennkraft des Gases und das Leitungsvermögen der Feuerplatte nicht in harmonischem Verhältnisse stehen, d. h. wenn sie nicht in Betreff der Zeit-Entfernung und Oberfläche mit einander übereinstimmen, der vollständige Nuzeffect aus dem Brennstoffe nicht gewonnen werden kann. Hr. Durance, Ingenieur der Manchester-Liverpool-Eisenbahn, bemerkt, daß er bei einem der stationären Dampfkessel, welche bisher nicht Dampf genug geliefert hatten, das Princip in Anwendung gebracht, und daß der Erfolg höchst interessant und befriedigend sich herausgestellt habe. Er habe als Wärmeleiter 105 Pflöke angebracht, seitdem stehe ihm der Dampf in vollem Maaße zu Gebot. Hr. Williams bemerkte ferner, daß er das Princip an dem Dampfkessel einer Maschine von 6 Pferdekräften angewendet habe. Es habe sich das Resultat herausgestellt, daß jeder Zoll Wassertiefe, der vorher 28 Minuten zur Verdampfung erforderte, jezt in 20 Minuten verdampfte, was einer Vermehrung des Abdampfungsvermögens von 28 Proc. entspricht. Er zeigte mehrere Eisenpflöke vor, welche in den Boden des erwähnten Dampfkessels eingelassen und der größten Hize ausgesezt worden waren; sie hatten nicht im mindesten gelitten. Hieraus folgerte er, daß für die in den Feuercanal hineinragenden Pflöke ungefähr 3 Zoll die passendste Länge sey. Wie weit sie in das Wasser hineinragen dürfen, dieß hängt von der Bequemlichkeit ab. Obgleich indessen eine Länge von 2 bis 3 Zoll äußerst günstige Resultate darbot, so war doch der Vortheil immer noch bedeutend, selbst wenn, wie bei der Pfanne Fig. 20, gar keine inneren Hervorragungen vorhanden waren. Eine solche Anordnung ist ganz besonders da zu empfehlen, wo im Innern eine Incrustation oder Krystallisation stattfindet, wie bei Salzpfannen. Diese Untersuchungen führen zu einer wichtigen Modification in der Construction der Dampfkessel, indem man die Seiten oder Verticalflächen den oberen oder Horizontalflächen gleich macht; sie gestatten ferner die Erhöhung des Abdampfungsvermögens einer Kesselplatte von gegebenem Flächeninhalte, ohne daß man nöthig hat, diese Fläche zu erweitern. Hieraus folgt, daß man im Stande ist, einem kleinen Dampfkessel ein eben so großes Abdampfungsvermögen als einem größeren zu geben.

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Tafel Tab.
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Tab. IV