Titel: Beschreibung eines einfachen Nivellirinstrumentes, nach der Construction der HHrn. T. v. Ertel und Sohn in München; von L. Seelinger, Fabrikdirector in Zweibrücken.
Autor: L. Seelinger
Fundstelle: Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXIV., S. 337
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LXIV. Beschreibung eines einfachen Nivellirinstrumentes, nach der Construction der HHrn. T. v. Ertel und Sohn in Muͤnchen; von L. Seelinger, Fabrikdirector in Zweibruͤcken. Mit Abbildungen auf Tab. VI. v. Ertel's einfaches Nivellirinstrument. Die bedeutenden Eisenbahnstreken, welche gegenwärtig theils projectirt, theils in Ausführung begriffen sind, erfordern eine große Anzahl von Ingenieuren, welche mit den bei Eisenbahnen vorkommenden technischen Arbeiten vollkommen vertraut seyn sollen. Unter diesen Arbeiten ist das Nivelliren eine der wichtigsten, weil von einem richtigen Nivellement die zwekmäßige Herstellung der Bahn hauptsächlich abhängig ist. Unter den vielen Baupraktikanten, welche jezt bei Eisenbahnen verwendet werden müssen, sind aber nur wenige, die früher Gelegenheit hatten, sich die nöthige Gewandtheit im Nivelliren anzueignen, noch weniger aber sich vollkommene Kenntnisse von dem Instrumente zu verschaffen, womit sie umgehen sollen; ja ich habe mich. selbst überzeugt, daß Manche mehrere Jahre hindurch nivellirten, ohne die genaue Behandlung ihres Instrumentes und dessen Rectification zu verstehen. Ich glaube daher Vielen einen Gefallen zu erweisen, wenn ich hier eine ausführliche Beschreibung der neuesten Constructionen von Nivellirinstrumenten mittheile, wie sie gegenwärtig in dem mathematisch-mechanischen Institut der HHrn. T. v. Ertel und Sohn in München verfertigt werden; dieselben sind zur Zeit als die besten und genauesten derartigen Instrumente anerkannt und am häufigsten im Gebrauche. Fig. 1 ist eine Längenansicht des Instrumentes; Fig. 2 eine Ansicht desselben von der Objectivseite; Fig. 3 ein verticaler Längendurchschnitt nach der Linie x y der Fig. 2. Fig. 4 ein verticaler Querschnitt nach der Linie m n der Fig. 1. Fig. 5, 6, 7 und 8 sind einzelne Theile des Instrumentes. In allen Figuren bezeichnen dieselben Buchstaben dieselben Stüke. Das Stativ des Instrumentes besteht aus der Platte A, welche zur Aufnahme der drei hölzernen Füße B mit Hohlkehlen versehen ist, in denen die Füße gleich einem Scharnier gedreht werden können. Der Stift a, welcher durch den Fuß und die Schraube b gestekt ist, dient als Achse, um die sich der Fuß dreht; durch Anziehen der Mutter c mit einem dem Stative angehängten Schlüssel kann der Fuß unverrükbar festgestellt werden. Diese Anordnung der Füße gewährt den Vortheil, daß das Instrument schnell und mit Leichtigkeit über einen bestimmten Punkt aufgestellt werden kann und bietet eine große Festigkeit dar. Die Stativplatte A ist in ihrer Mitte mit einem konischen Loche versehen, welches zur Aufnahme der Büchse C, die gleichsam den Fuß des Instrumentes bildet, dient. Eine Mutter D, welche an das Untertheil der Büchse C geschraubt werden kann, dient zur festen Verbindung des ganzen Instrumentes mit dem Stative und gewährt den Vortheil, das ganze Instrument schnell von seinem Stative trennen zu können. Die Mutter D ist zur bequemen Handhabung mit einem langen Halse versehen, welcher in der Richtung der Verticalachse des Instrumentes mit einem Loche durchbohrt ist, das zur Aufnahme der Schnur des Senkels E dient, mittelst dessen das Instrument genau über einem bestimmten Punkte aufgestellt werden kann. Das untere Ende des Verticalzapfens F, um den sich das Instrument in horizontaler Richtung bewegen läßt, trägt eine Kugel d, die zum Theil in die Büchse C und zum Theil in das eingeschraubte Stük e eingesenkt ist, und die dem Zapfen als Drehungs-Mittelpunkt dient. Der Zapfen F kann durch die vier Stellschrauben f vertical gestellt werden. Diese Stellschrauben, welche durch den obern dikern Theil der Büchse C gehen, drüken den Zapfen F an vier Stellen g, wo zu diesem Zweke kleine Flächen angefeilt sind, die zugleich eine Drehung des Zapfens um seine Achse verhindern. Auf dem genau rund gedrehten konischen Obertheile des Zapfens F sizt eine Büchse H von Metall, welche das Fernrohr nebst allem Zugehör trägt. Das Fernrohr hat an den Stellen, wo es in seinen Lagern liegt, zwei genau gedrehte Ringe h von Metall, die mit dem Rohre zu einem Ganzen verbunden sind. Die Lager I, I sind zur Aufnahme der Fernrohrringe h genau nach dem Durchmesser derselben ausgedreht. Um die Lager I unter einander zu verbinden, dient ein hohler Halbcylinder K von Messing, mit dessen an beiden Enden vorstehenden Rändern i die Lager I durch die Schrauben k verbunden sind, wodurch das Ganze eine große Steifigkeit erhält. In der Mitte des Bettes K befindet sich ein stärkerer Theil L, welcher zwei Schrauben l, l′ mit genau gedrehten feinen Spizen aufnimmt; die Spizen dieser Schrauben sizen in entsprechenden Vertiefungen der Büchse H und dienen dem Fernrohre, wenn es in verticaler Richtung bewegt Wird, als Achse. Die durch die Schrauben l, l′ gebildete Horizontalachse steht genau senkrecht auf der Verticalachse der Büchse H und zugleich im rechten Winkel zur Achse des Fernrohres. An dem Stüke L ist auf einer Seite ein Conus, genau concentrisch mit der Schraube l angedreht, welcher zur Aufnahme des Gradbogens M dient; der Gradbogen wird mit Hülfe der Mutter m an seiner Stelle festgehalten. Auf der dem Gradbogen entgegengesezten Stelle ist das Stük L. zur Aufnahme eines Hebels N cylindrisch abgedreht. Eine Mutter n dient, das freiwillige Zurükgehen der Schraube l′ zu hindern und hat zugleich den Zwek den Hebel N auf dem Stüke L. so zu halten, daß er sich noch mit sanfter Reibung bewegen läßt. Wir wollen nun sehen, auf welche Art die grobe und feine, horizontale und verticale Bewegung des Instruments bewerkstelligt wird. Auf das obere Ende der Büchse C ist ein Ring O, Fig. 7, aufgepaßt, welcher durch eine ringförmige Scheibe o so gehalten wird, daß er sich noch mit geringer Reibung um C drehen läßt. Eine Klemmschraube 1, welche auf ein Unterlagplättchen 2 drükt, dient dazu, den Ring O an jeder Stelle unverrükbar festzustellen. Der Klemmschraube 1 entgegengesezt befindet sich auf dem Ringe O ein vorstehender Zapfen 3, auf dessen eine Seite die Mikrometerschraube 4 und auf dessen andere Seite die Feder p drükt, welche an dem Untertheile P der Büchse H angebracht ist; siehe Fig. 6. Um das Fernrohr in horizontaler Ebene zu bewegen, löst man die Klemmschraube 1 des Ringes O, wodurch dieser Ring frei wird und sich mit dem ganzen Obertheile des Instrumentes um seine Achse drehen läßt. Hat man das Fernrohr auf einen Gegenstand aus dem Groben eingestellt, so zieht man die Schraube 1 an und stellt nun das Fadenkreuz mit Hülfe der Mikrometerschraube 4 genau auf den gewünschten Punkt ein. Da nämlich durch das Anziehen der Klemmschraube 1 der Ring O und auch der Zapfen 3 festgestellt worden ist, so wird, wenn die Mikrometerschraube 4 gedreht wird, mit Hülfe der Feder p der ganze Obertheil des Instrumentes und folglich auch das Fernrohr eine feine Horizontalbewegung annehmen. Da die feine Bewegung nur in gewissen Gränzen stattfinden kann, so weit es nämlich das Gewinde der Schraube 4 und die Wirkung der Feder p gestattet, so wird man sich bemühen, bei der groben Einstellung nicht zu viel fehlen zu lassen, so daß ein Theil eines Umganges der Schraube 4 ausreichend ist, um vollends genau einzustellen; überdieß würde es auch Verlust an Zeit seyn, wenn man größere Bewegungen mit Hülfe der Mikrometerschraube hervorbringen wollte. Das Ende des Armes von P, in welchen die Mutter der Schraube 4 eingeschnitten ist, ist aufgeschnitten und kann mit Hülfe der Schraube 5 zusammengeklemmt werden, um den todten Gang zu beseitigen, wenn sich die Schraube 4 einmal ausgelaufen haben sollte; siehe Fig. 1. Diese Anordnung der feinen Einstellung wurde meines Wissens von Hrn. v. Ertel zuerst angewandt und ist gegenwärtig hei allen seinen Instrumenten angebracht; sie gewährt den wesentlichen Vortheil vor allen frühern Einrichtungen, daß dadurch der todte Gang ganz beseitigt ist und daher die geringste Bewegung der Schraube durch das Fernrohr merkbar wird. Eine ähnliche Einrichtung wie die hier beschriebene dient auch zur groben und feinen Verticalbewegung. Der Hebel N, welcher den rund gedrehten Theil von L umfaßt, kann mit Hülfe der Klemmschraube 6 festgehalten werden. Löst man die Schraube 6, die ebenfalls auf ein Unterlagplättchen 7 drükt, damit sie keine Eindrüke auf dem runden Theile, worauf sich der Hebel dreht, zurüklassen kann, so läßt sich das Fernrohr beliebig um die Achse der beiden Schrauben l, l′ drehen, und aus dem Groben auf einen Gegenstand einstellen. Der Untertheil P der Büchse H ist auf einen Seite mit einem gabelförmigen Vorsprunge versehen, zwischen welchen das Ende des Hebels N mit seiner Feder q eintritt; eine Mikrometerschraube 8 drükt auf das Ende des Hebels N (Fig. 6); wenn daher die Klemmschraube 6 angezogen ist, so wird durch die Bewegung der Mikrometerschraube 8 der Hebel N, und dadurch das Fernrohr eine feine Bewegung in verticaler Richtung annehmen. Eine Schraube 9 dient auch hier, um die aufgeschnittene Mutter der Schraube 8 zusammenzuklemmen, wenn sie mit der Zeit sich ausläuft und die Schraube loker würde. Nachdem nun die Bewegungen des Instrumentes, so wie die Anordnungen der einzelnen Theile beschrieben sind, will ich zu den Berichtigungen, welche an denselben vor dem Gebrauche vorzunehmen sind, übergehen. Will man die Höhenunterschiede zweier oder mehrerer Punkte von einem Orte aus bestimmen, so ist es eine Hauptbedingung, daß die optische Achse des Fernrohres sich stets in einer und derselben Horizontalebene befinde, und daß man, wenn das Instrument an einem andern Orte aufgestellt wird, die optische Achse schnell und mit Sicherheit wieder horizontal stellen kann. Es ist bekannt, mit welchen Umständen es verknüpft ist, wenn man bei einem Instrumente, an welchem Fernrohr und Libelle feststehen, den richtigen Stand der optischen Achse untersuchen will, und wir werden sehen, wie einfach und schnell dieses bei dem hier beschriebenen Instrumente zu jeder Zeit und an jedem Orte ohne besondere Hülfsmittel geschehen kann. Das achromatische Fernrohr dieses Instrumentes hat eine Brennweite von 10 Zoll 10 Linien Oeffnung mit einem astronomischen Ocular. Wie schon oben erwähnt wurde, hat das Fernrohr zwei Metallringe h, h, die genau gleich dik und vollkommen cylindrisch abgedreht seyn müssen, und da das Fernrohr, auf diesen Ringen liegend, um seine Achse gedreht werden kann, so muß die optische Achse mit der gemeinschaftlichen Achse dieser Ringe zusammenfallen, wenn die optische Achse während der Drehung unverrükt bleiben soll. Um zu erkennen, ob ein anvisirter Punkt genau mit der optischen Achse zusammentreffe, dient ein Fadenkreuz, welches folglich so zu corrigiren seyn muß, daß es mit der Achse der Ringe h, h zusammenfällt. Das Fadenkreuz s aus dünnen Spinnenfäden bestehend, ist auf einem Diaphragma r von Stahl aufgezogen, welches mit seinem vorstehenden Rande auf der Fläche eines Ringes t aufliegt; die innere Oeffnung des Ringes t ist weiter als das kegelförmige Röhrchen des Diaphragma r, so daß das Diaphragma hin und her bewegt werden kann. Der Ring t ist in dem vordern Theile der Ocularröhre so angebracht, daß das Fadenkreuz in den Brennpunkt des Fernrohres gestellt werden kann. Vier symmetrisch gestellte Schräubchen 10, die ihr Gewinde in dem Ringe t haben, dienen zur Correction des Fadenkreuzes. Um das Fadenkreuz sowohl in den Brennpunkt des Fernrohres, als auch in die optische Achse zu bringen, suche man mit dem Fernrohre einen entfernten scharf begränzten Punkt auf und stelle den Durchschnittspunkt der Fäden genau darauf ein. Wenn die Fäden nicht in der richtigen Entfernung von der Ocularlinse stehen, so werden sie nur schwach und undeutlich erscheinen, auch wird der anvisirte Punkt, wenn man das Auge vor dem Ocular hin und her bewegt, sich ebenfalls bewegen; bleibt aber bei der Bewegung des Auges der Punkt unverrükt, so hat das Fadenkreuz seine richtige Stellung. Um die richtige Stellung möglich zu machen, muß das Diaphragma mit dem Ringe t und den vier Schrauben 10 in der Längenrichtung des Fernrohres verschoben werden können. Deßhalb hat das Ocularrohr an der Stelle, wo die vier Schrauben 10 durchgehen, längliche Schlize, die aber durch den aufgeschobenen Ring u bedekt sind; dieser Ring hat den Zwek, die Verschiebung des Fadenkreuzes zu erleichtern und zu sichern. Weicht der anvisirte Punkt bei der Bewegung des Auges vor dem Ocular in derselben Richtung, wie das Auge geht, ab, so muß das Fadenkreuz dem Ocularglase näher gebracht und im entgegengesezten Falle weiter von ihm entfernt werden. Dieses Verschieben muß übrigens mit einiger Vorsicht geschehen, damit dadurch nicht zugleich die Ocularröhre selbst verrükt wird. Wenn das Fadenkreuz auf diese Art richtig gestellt ist, so kann der Ring u, um jede zufällige Verrükung zu verhindern, durch Anziehen der Schraube 11 festgestellt werden (siehe Fig. 5). Diese Stellung ist nur für gleiche Augen die richtige und muß daher für jedes andere Auge wieder aufs Neue corrigirt werden, wobei nie vergessen werden darf, zuvor die Schraube 11 zu lösen. Um das Fadenkreuz in die optische Achse zu bringen, visirt man wie oben einen entfernten Punkt an und dreht das Fernrohr in seinen Lagern ungefähr um 180°; steht das Fadenkreuz alsdann noch auf dem Punkte, so steht es richtig, hat aber der Punkt eine andere Lage angenommen, so muß der Fehler zur Hälfte mittelst der vier Schrauben 10 und zur Hälfte mittelst der Mikrometerschrauben 4 und 8 corrigirt werden, bis der Punkt sich wieder im Durchschnitte der Fäden befindet. Würde man den Fehler gleich das erstemal richtig halbirt haben, so würde bei einer neuen Drehung des Fernrohres um seine Achse der Punkt im Fadenkreuze stehen bleiben; wäre dieses jedoch nicht der Fall, so müßte man diese Correction auf die angezeigte Weise so lange wiederholen, bis das Fadenkreuz bei der Drehung des Fernrohres um seine Achse unverrükbar auf dem anvisirten Punkte stehen bleibt. Wenn man eine der Schrauben 10 anziehen will, um das Fadenkreuz zu verrüken, so darf man nie vergessen die gegenüberstehende Schraube zuvor etwas zurükzuschrauben, weil man sonst das Diaphragma zusammendrüken würde. Die Bewegung der Schräubchen 10 geschieht mit Hülfe eines Stiftes, der in die in den Köpfen dieser Schräubchen gebohrten Löcher gestekt wird. Die Ocularröhre Q kann mit Hülfe der Zahnstange 12 und des in sie eingreifenden Getriebes 13 heraus- oder hineingeschoben werden, bis der anvisirte Gegenstand deutlich und scharf begränzt erscheint. Der wichtigste Theil eines Nivellirinstrumentes ist die Libelle, weil sie das einzige zuverlässige Mittel ist, den richtigen Stand des Instrumentes anzuzeigen; sie muß daher eine solche Einrichtung haben, und eine solche Stellung auf dem Instrumente einnehmen, daß jede Veränderung, auch die geringste, welche an dem Haupttheile des Instrumentes, dem Fernrohre, vorgeht, durch sie mit Bestimmtheit angezeigt wird; auch muß man sich jeden Augenblik und in der kürzesten Zeit überzeugen können, ob sie selbst keine Veränderung erlitten habe. Demgemäß kann die einzig richtige Stellung der Libelle nur diejenige seyn, wobei sie frei, ohne Zwang und ohne irgend eine Klemmung auf dem Fernrohre selbst angebracht ist.In der allgemeinen Bauzeitung von Ch. F. L. Foͤrster in Wien, 1 stes Heft 1840, befindet sich eine Beschreibung und Zeichnung eines von Hrn. Professor Stampfer entworfenen Nivellirinstrumentes; dort heißt es S. 24 : „Es kann entweder 1) die Libelle auf das Fernrohr aufgelegt werden, oder 2) die Libelle ist mit dem Fernrohr verbunden, oder 5) die Libelle wird nicht auf das Fernrohr gesezt und ist auch nicht mit dem Fernrohre verbunden; die leztere Art ist die vortheilhafteste und deßhalb bei dem Instrumente angewendet worden etc.“ Es moͤchte schwer halten zu beweisen, daß die unter 3) angeführte Art, die Libelle mit dem Instrumente zu verbinden, die beste sey. Die Libelle soll in jedem Augenblike anzeigen, ob in dem richtigen Stande der optischen Achse keine Veraͤnderung eingetreten ist; wenn aber die Libelle mit dem Fernrohrtraͤger verbunden ist, so zeigt sie nur an, wenn Veraͤnderungen unterhalb der Libelle vorgehen; was oberhalb, und folglich mit dem Fernrohre selbst vorgeht, verschweigt sie, und außerdem kann man sich bei dieser Anordnung nur durch ein umstaͤndliches Verfahren, bei welchem sich selbst wieder kleine Fehler einschleichen koͤnnen, von dem richtigen Stand der optischen Achse uͤberzeugen, waͤhrend man sich, wenn die Libelle frei auf dem Fernrohre ruht, schnell uͤberzeugen kann, ob eine Aenderung an dem Fernrohre oder an der Libelle selbst eingetreten ist.Anmerk. des Verf. Die Libelle R liegt auf schmalen Unterlagen von Staniol in einem halben Rohre S und wird in demselben durch die federnden Klammern r und die Schraube s festgehalten, ohne daß sie einen nachtheiligen Druk erleidet, welcher eine Biegung derselben verursachen könnte. An das halbe Rohr S sind zwei Füße T, T′ aufgeschraubt, die genau nach dem Umfange der Metallringe h, h des Fernrohres, auf welchen die Libelle ruht, ausgedreht sind. Das Innere der Glasröhre R bildet keinen Cylinder, sondern die Röhre ist wenigstens auf der Seite, wo sich die Blase zeigt, nach einem Kreisbogen ausgeschliffen, dessen Mittelpunkt in der Verticalebene liegt, die durch die optische Achse des Instrumentes gelegt werden kann, und dessen Radius um so größer ist, je größer die Empfindlichkeit der Libelle seyn soll. Wenn die Anzeigen der Libelle richtig seyn sollen, so wird erfordert, daß die Tangente, die an den Kreisbogen, nach welchem die Libelle im Innern ausgeschliffen ist, gelegt wird, parallel zur optischen Achse laufe, und daß auch die Achse der Libelle in einer und derselben Verticalebene mit der optischen Achse liege. Die erforderlichen Correctionen, um diese Bedingungen zu erhalten, können an den Füßen der Libelle mit Hülfe der Schrauben v, w, x, x′ vorgenommen werden. Wir wollen nun annehmen, das Instrument befinde sich noch in seinem Kasten und solle an irgend einem Orte aufgestellt und berichtigt werden. Man stelle zuerst das Stativ, ehe das Instrument daran befestigt ist, so auf, daß die Stativplatte ungefähr horizontal steht. Das Instrument ist in einem Kasten so verpakt, daß der Untertheil, das Fernrohr und die Libelle, jedes seinen eigenen Plaz einnimmt. Ehe man das Instrnment aus seinem Kasten hebt, betrachte man aufmerksam die Befestigung desselben und die Lage seiner einzelnen Theile in demselben, um es später wieder in derselben Ordnung aufbewahren zu können, weil sonst durch eine unrichtige Lage eines Theiles beim Zumachen des Dekels leicht Beschädigungen verursacht werden können. Nun steke man das Instrument mit dem konischen Ende der Büchse C durch die Stativplatte A und schraube unten die Mutter D vor. Mittelst der vier Correctionsschrauben f der Büchse C stelle man nun den Zapfen F beiläufig in die Mitte der Büchse, wodurch derselbe zugleich nahe vertical zu stehen kömmt, weil man vorher schon die Stativplatte nach dem Augenmaaße horizontal gestellt hatte. Man lege hierauf das Fernrohr behutsam in seine Lager, nachdem man zuvor diese, so wie die metallenen Ringe des Fernrohres, mit dem beigegebenen Pinsel oder mit einem reinen Tuche gereinigt hat; man reinige nun ebenfalls die Füße der Libelle vom Staube und seze sie auf die Metallringe des Fernrohres. An den Füßen der Libelle befinden sich die Zapfen z, z, welche in die Einschnitte a′ der Schließen y eintreten, wenn leztere geschlossen werden, und schüzen so die Libelle vor dem Herabfallen. Die Zapfen z dürfen in dem Einschnitt a′ nicht genau passen, sondern müssen der Libelle noch eine kleine seitliche Bewegung, so wie auch eine in der Längenrichtung gestatten, damit kein Theil der Libelle irgend eine Klemmung erleide. Vor allem hat man sich nun von der Richtigkeit der Libelle zu überzeugen. Zu diesem Zweke stelle man die Blase derselben mit Hülfe der Mikrometerschraube 8 genau in die Mitte, was an der auf der Glasröhre befindlichen Eintheilung leicht erkannt werden kann. Wenn die Blase zur Ruhe gekommen ist, so nehme man die Libelle weg und stelle sie nun in gerade entgegengesezter Richtung auf das Fernrohr; spielt die Blase nun wieder in der Mitte ein, so ist dieß ein Beweis, daß die Tangente des Kreisbogens der Libelle parallel mit der Achse der Fernrohrringe h steht; stellt sich die Blase aber nicht mehr in die Mitte, so muß dieser Fehler corrigirt werden, und zwar zur Hälfte mit Hülfe der Schrauben v, w des Fußes T und zur Hälfte durch die Mikrometerschraube 8, weil nur der halbe Fehler in der Libelle, die andere Hälfte aber in der unrichtigen Lage des Fernrohres zu suchen ist. Es sey z. B. beim Umschlagen der Libelle die Blase um acht Theilstriche über der Mitte derselben, und zwar gegen den Fuß T hin stehen geblieben, so ist dieß ein Beweis, daß der Fuß T zu hoch ist. Man schraube nun die Schraube v etwas zurük und ziehe w an, bis die Blase so weit zurükgegangen ist, daß sie nur noch vier Theilstriche über der Mitte steht, und stelle nun die Blase mit Hülfe der Mikrometerschraube 8 vollends in die Mitte. Hat man den Fehler genau halbirt, so wird beim nächsten Umschlagen der Libelle die Blase in der Mitte stehen bleiben; da dieses aber selten das erstemal gelingt, so muß man dieses Verfahren öfter wiederholen, wodurch der Fehler immer kleiner wird, bis zulezt die Blase beim Umschlagen wieder vollkommen dieselbe Stelle einnehmen wird. Hat man die Blase in die Mitte gestellt, so dreht man auch die Libelle ein wenig seitwärts, so weit es der Spielraum in dem Schlize a der Schließe y gestattet; bei dieser Drehung wird ebenfalls die Blase ihre Mitte verlassen, wenn die Achse der Libelle nicht in derselben Verticalebene mit der optischen Achse des Fernrohres liegt. Diesen Fehler corrigire man dann allein mit Hülfe der Schrauben x, x′. Stellt man sich z. B. so vor die Libelle, daß der Fuß T′ rechts steht und neigt nun die Libelle gegen sich, wobei die Blase, wie wir annehmen wollen, von links nach rechts laufen würde, so müßte man die Schraube x ein wenig lösen und x′ anziehen, bis bei jeder Wendung die Blase in gleicher Lage bleibt. Es ist gut, die Correction dieser beiden Fehler gleichzeitig vorzunehmen, weil meistens die Berichtigung des einen Fehlers den andern erzeugt. Nur wenn diese beiden Fehler vollständig berichtigt sind und daher die Blase sowohl beim Umschlagen, als beim Verwenden der Libelle die Mitte behauptet, ist die Libelle zum Gebrauche fertig. Wenn die optische Achse bei der Drehung des Fernrohres in horizontaler Richtung immer in einer und derselben Horizontalebene sich bewegen soll, so ist es nöthig, daß der Zapfen F vollkommen vertical stehe. Um diesen Zapfen vertical zu stellen, stellt man das Fernrohr so, daß seine Achse in der Richtung zweier Schrauben f der Büchse C steht und stellt die Blase der Libelle mit Hülfe der Schraube 8 in die Mitte, dreht dann, nachdem dieses geschehen ist, den Fernrohrträger um 180° um den Verticalzapfen F, so daß das Fernrohr und die Libelle in eine der erstern entgegengesezte Lage kömmt. Spielt nun die Libelle nicht wieder ein, so corrigire man die Abweichung der Blase theils durch die Horizontalschrauben f der Büchse C, theils durch die Stellschraube 8; dieses Verfahren wiederhole man so oft, als bei der Drehung um 180° noch eine Abweichung stattfindet. Nun drehe man das Instrument um 90° und corrigire den sich ergebenden Fehler allein mit den Stellschrauben f, f, bis die Blase der Libelle in der Mitte stehen bleibt, wenn auch das Instrument ganz im Kreise herumgeführt wird. Diese genaue Correction des Verticalzapfens F ist bei diesem Instrumente nicht durchaus nothwendig; man nimmt sie nur vor, wenn viele Punkte von einem Orte aus genommen werden sollen und unterläßt sie, wenn man bloß zwei oder drei Punkte zu nehmen hat. In lezterm Falle bringt man das Fernrohr in die zu nivellirende Richtung und spielt die Libelle mit der Schraube 8 ein; bringt man dann das Fernrohr in eine andere Richtung, so hat man nur wieder mit der Schraube 8 die Libelle einspielen zu lassen, um die optische Achse in dieselbe Horizontalebene zu bringen. Ein Fehler kann sich dabei nicht ergeben, weil die Horizontalachse der Schrauben l, l′ die Verticalachse des Zapfens F schneidet und die optische Achse stets parallel und in gleichem Abstande von der Horizontalebene bleibt, welche durch die Achse der Schrauben l, l′ gelegt werden kann. Dieses Verfahren kann jedoch bei der frühern Einrichtung nicht angewendet werden, weil sich daraus Fehler ergeben würden. Hat man die zulezt erwähnten Correctionen, so wie die weiter oben angeführten des Kreuzfadens vorgenommen, so ist das Instrument vollkommen berichtigt, nur ist dabei vorausgesezt, daß vom Verfertiger des Instruments die beiden Metallringe h, h des Fernrohres vollkommen gleich dik gedreht worden sind, so wie, daß die Achse der Schrauben l, l′ genau senkrecht auf die Achse des Zapfens F gestellt wurde. Ob ersteres der Fall ist, läßt sich leicht dadurch prüfen, daß man die Libelle genau einstellt, sie dann wegnimmt und das Fernrohr umlegt, so daß das Ocular auf die Seite kömmt, wo vorher das Objectiv war und die Libelle wieder aufsezt; wäre einer der beiden Ringe stärker als der andere, so würde die Libelle nicht mehr einspielen, wenn der Unterschied in der Dike auch nur äußerst gering wäre. Um sich von der richtigen Stellung der Schrauben l, l′ zu überzeugen, hänge man in einiger Entfernung von dem Instrumente an einem windstillen Orte einen Senkel auf und richte den Kreuzfaden des vollkommen rectificirten Instrumentes auf die Schnur des Senkels, öffne die Klemmschraube 6 und bewege das Fernrohr in verticaler Richtung auf und nieder; so muß der Durchschnittspunkt der Fäden immer im Senkelfaden bleiben, wenn die Schrauben l, l′ richtig stehen. Um allenfallsige Schwingungen des Senkels zu verhindern, hat man nur nöthig, denselben in ein Gefäß mit Wasser so einzuhängen, daß er keine Wand berührt. Der Gradbogen M des Instrumentes ist in Viertelgrade getheilt. Um den Nullpunkt richtig zu stellen, hat man nur nöthig das Instrument vollkommen horizontal zu stellen, dann die Mutter m zu lösen, wo sich dann der Gradbogen drehen läßt, den Nullpunkt in Uebereinstimmung mit dem Inder zu bringen und die Mutter wieder anzuziehen. Man sieht aus dem Gesagten, daß die Rectification dieser Instrumente höchst einfach ist und in jedem Zimmer, dessen Boden hinreichend fest ist, vorgenommen werden kann; ferner, daß man sich jeden Augenblik leicht überzeugen kann, ob sich nichts geändert hat, so daß diese Instrumente vor allen andern eine Sicherheit und Genauigkeit gewähren, die nichts zu wünschen übrig läßt. Zu bemerken ist noch, daß man sich hüten muß, die Libelle der Einwirkung der Sonne auszusezen, weil sich sonst der Schwefeläther, womit die Glasröhre gefüllt ist, zu sehr ausdehnt und den Boden der Libelle heraustreibt. Da bei der Einrichtung der gewöhnlichen Nivellirlatten der Gehülfe, welcher die Latte hält, dieselbe auch selbst abliest und den Stand aufschreibt, durch unrichtiges Ablesen sich aber häufig Fehler einschleichen, so hat Hr. v. Ertel in neuerer Zeit andere Nivellirlatten construirt, welche von dem Nivellirenden selbst abgelesen werden können und bei welchen das Verschieben einer Visirtafel ganz wegfällt und der Gehülfe nur nöthig hat die Latte senkrecht aufzustellen. Da durch diese Latten das Nivelliren sehr beschleunigt wird, indem man nicht mehr nöthig hat dem Gehülfen so lange zuzuwinken, bis die Visirtafel die richtige Höhe hat, sondern beim Anvisiren der Latte auch sogleich die Höhe des Punktes bekannt ist, so fanden dieselben großen Beifall und werden jezt sehr gesucht. Außer dem hier beschriebenen Instrumente werden noch acht andere von verschiedener Größe und Einrichtung bei Hrn. v. Ertel verfertigt, von welchen die größeren zugleich als Distanzenmesser dienen. Ich werde die Zeichnung und Beschreibung eines solchen nachfolgen lassen.

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Tafel Tab.
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