Titel: Harris' neuer Schiffscompaß.
Fundstelle: Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXVII., S. 349
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LXVII. Harris' neuer Schiffscompaß. Aus dem Mechanics' Magazine. Jan. 1842, S. 17. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Harris' neuer Schiffscompaß. Im Jahre 1825 entdekte Arago den hemmenden Einfluß metallischer Körper auf die Schwingungen der Magnetnadel; er zeigte, daß die Weite der Schwingungsbögen, wenn die Nadel innerhalb eines Metallringes oscillirt, merklich vermindert werde, und die Nadel rasch dem Zustande der Ruhe zustrebe. Er entdekte ferner, daß ein um ein feines Centrum balancirender Magnet, wenn er der Oberfläche einer schnell rotirenden Metallscheibe genähert wird, bald eine bedeutende Störung erleidet, zu oscilliren beginnt, und, wenn die Scheibe rasch genug rotirt, mit dieser im Kreise herumgeführt wird. Diese Erscheinungen wurden näher untersucht von John Herschel, Babbage und Harris, welcher die Versuche im luftleeren Raume wiederholte; ihre Untersuchungen führten zur Enthüllung neuer Thatsachen von bedeutenden praktischen Folgen. Faraday hat seither mit dem ihm eigenthümlichen Aufwande physikalischen Scharfsinnes gezeigt, daß die auf die magnetische Oscillation hemmend sich äußernde Kraft nicht das Resultat einer gewöhnlichen magnetischen Thätigkeit sey, sondern von der Erzeugung elektrischer Ströme abhänge, welche von dem Magnet während seiner Bewegung in dem Metallringe inducirt werden; diese Erscheinung nannte er magneto-elektrische Induction, indem zwischen den Körpern im ruhenden Zustande keine Attractivkraft bemerkbar war. In Folge dieser Entdekungen ist man nun im Stande jene unangenehmen Oscillationen des Compasses an Bord der Schiffe dergestalt zu beschränken, daß derselbe so nahe als möglich seine natürliche Richtung beibehält, ohne im geringsten an Empfindlichkeit zu verlieren, und daß dadurch die störende, durch das Schlenkern des Schiffes veranlaßte Bewegung der Compaßnadel beseitigt ist. — Auf obiges Princip nun gründet sich der von Harris erfundene Compaß. Die Compaßnadel besteht aus einem ungefähr 7 Zoll langen, ½ Zoll breiten und ⅛ Zoll diken geraden Stab A, B, Fig. 22, welcher aus feinem, seiner ganzen Länge nach gehärtetem und angelassenem Stahl verfertigt ist. Er steht auf seiner schmalen Kante und balancirt aufs genaueste auf einer Spize C, welche auf dem Centrum eines Achats spielt. Anstatt der gewöhnlichen Windrose ist an die untere Kante des Stabs eine durchsichtige, kreisrunde Scheibe von Glimmer (Marienglas) befestigt, worauf die verschiedenen Punkte u. s. w. in transparenten Farben gemalt sind, so daß das Ganze durchsichtig ist. Um nun die horizontale Stellung des Ganzen zu jeder Zeit und an jedem Orte zu sichern und zu reguliren, sind zwei kleine, messingene Schieber d, d, Fig. 25, unterhalb des Centrums und zu beiden Seiten desselben so vorgerichtet, daß sie sich mit Hülfe zweier an denselben befindlichen Schlize und zweier Stellschräubchen mit Friction in jede beliebige Richtung verschieben und drehen lassen. Der Compaßstab, mit seiner Kreisscheibe aus Marienglas, wird nun in den Mittelpunkt eines Ringes aus geschlagenem oder gewalztem Kupfer, Fig. 26, so eingesezt, daß die über die Windrose ein wenig hervorstehenden Pole des Stabes ungefähr ⅛ oder ¼ Zoll von dem Innern des Ringes abstehen. Dieser kupferne Ring ist ungefähr 1¼ Zoll breit, und ⅜ Zoll dik, und in einer Drehbank vollkommen kreisrund abgedreht. Das Centralstük M, Fig. 22, auf welchem die Nadel spielt, wird von einer an den Ring befestigten Querstange m, n, Fig. 26, getragen; der Mittelpunkt c ist in der Drehbank genau adjustirt worden. Das Ganze wird endlich in ein gläsernes oder anderes Gehäuse eingesezt, je nachdem der Compaß von Unten oder von Oben Licht empfangen soll, und dann auf die gewöhnliche Weise aufgehängt. Wegen der vollkommenen Durchsichtigkeit der Marienglasscheibe wird die Compaßrose vollkommen deutlich, wenn dieselbe von Unten erleuchtet wird. Dieser Compaß besizt bei allen Arten von Bewegung eine merkwürdige Stetigkeit. Er wurde der Probe wegen bereits auf einigen Schiffen mit großem Erfolg eingeführt.

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