Titel: Der Oehlgemäldedruk, erfunden und beschrieben von Jakob Liepmann. Berlin 1842. 4.
Fundstelle: Band 85, Jahrgang 1842, Nr. LVI., S. 228
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LVI. Der Oehlgemaͤldedruk, erfunden und beschrieben von Jakob Liepmann. Berlin 1842. 4. Liepmann's Oehlgemaͤldedruk. Endlich ist von Liepmann selbst eine Beschreibung seines vielbesprochenen Oehlgemäldedruks erschienen! Vor drei Jahren, als Liepmann mehrere hundert gleiche Abdrüke von der Copie eines Rembrandt'schen Kopfes lieferte, gab es Viele, welche von dieser Erfindung die kühnsten Erwartungen hegten; ja, es fehlte nicht an Enthusiasten, welche diese Erfindung der des Daguerre nicht allein an die Seite stellten, sondern sie noch weit über sie sezten. Nachdem ich die Beschreibung Liepmann's über den Oehlgemäldedruk aufmerksam durchgelesen habe, stehe ich an, dessen Verfahren eine neue Erfindung zu nennen, da sie in der Hauptsache mit dem von Aloys Sennefelder (dem berühmten Erfinder der Lithographie) erfundenen Mosaikdruk vollkommen übereinstimmt. Ich besize selbst von der Hand dieses Meisters mehrere kleine, nette Bilder auf Kartenpapier abgedrukt, welche Nachbildungen von verschiedenen Oehlgemälden darstellen, die einen Beweis abgeben, wie dieser Oehlgemäldeabdruk schon viel früher von Sennefelder vielfältig ausgeübt wurde. Sehr merkwürdig kommt es mir vor, daß Liepmann als Beispiel der Farbenbezeichnung und ihrer Behandlung gerade ein Auge gewählt hat, da mir Sennefelder in früherer Zeit denselben Gegenstand auf einer Mosaikpaste abgebildet zeigte, wie sie von ihm zum Oehlgemäldeabdruk verwendet wurde, auch in meiner Gegenwart Abdrüke davon machte. Indem ich die Neuheit der Liepmann'schen Erfindung widerstreite, gebe ich aber zu gleicher Zeit recht gerne zu, daß er durch seine vielfachen Bemühungen Manches in dieser Art der Bildererzeugung verbessert und Neues hinzugesezt habe; daß er der Erste sey, der Zeit und Geduld genug hatte, um größere Oehlgemälde durch Abdruk auf diese Weise zu vervielfältigen. Indem ich das Mühselige und Schwierige der Arbeit und die Geduld und den Fleiß, welche dazu gehören, um solchen Oehlgemäldedruk auszuführen, erwäge, zweifle ich sehr, ob Liepmann in seinen Bestrebungen, obschon er sein Verfahren bekannt gemacht hat, viele Nachfolger finden werde. Doch wir wenden uns zu dem Buche selbst, das ungeachtet der Zweifel, die wir über die Neuheit von Liepmann's Verfahren erhoben haben, doch viele interessante Erfahrungen und manche dem Liepmann eigenthümliche Kunstgriffe enthält. In der Vorrede, die nicht von dem Verfasser des Buches herrührt, muß es auffallen, daß bei Erwähnung früherer ähnlicher Bestrebungen der Mosaikdruk von Sennefelder ganz mit Stillschweigen übergangen wird, der doch der Erfindung Liepmann's am nächsten lag. Als Vorzüge der neuen Methode des Verfassers werden folgende Vortheile angeführt: 1) daß die Menge der erforderlichen Tinten und ihre Vertreibung kein Hinderniß ist für den Druk; 2) daß bei genau gearbeiteten Werkzeugen die Lage der Tinten in der ganzen Masse überall dieselbe ist, daß diese Masse, je nach der Länge der Bahn (so wird die Dike der Mosaikplatte genannt), in welcher sie angelegt wird, viele tausend Abdrüke zuläßt, ohne daß, wie bei Platten aller Art, eine Abnuzung eintreten könnte; 3) daß nach der genauen Vorzeichnung und der Auswahl der Tinten alles übrige eine rein mechanische Arbeit ist; 4) daß etwaige Fehler sich sehr leicht verbessern lassen. Die Behauptung in 2), nach welcher die Platten sich durch den Abdruk nicht abnüzen, bedarf wohl keiner Widerlegung, wahrscheinlich wollte der Vorredner sagen, daß, so lange die Platte zu Abdrüken hinreicht, die spätern Abdrüke durch die frühern nicht schlechter werden. In der darauf folgenden Beschreibung werden zweierlei Methoden des Drukverfahrens: mit harten Bildmassen und mit fließenden Farben angegeben. Als Einleitung zu beiden Theilen ist derjenige Abschnitt des ersten Theils anzusehen, welcher die Arbeiten des Künstlers enthält; die ihnen folgenden werden von dem Verfasser als solche beschrieben, die bloß handwerksmäßig ausgeübt zu werden brauchen, ohne daß irgend eine Kunst dabei nöthig ist. Die Arbeiten des Künstlers bestehen darin, daß zuerst eine genaue Zeichnung von dem Gemälde, nach welchem ein Oehlabdruk verfertigt werden soll, entworfen wird. Bei dieser Zeichnung hat sich Liepmann mehrerer Hülfsmittel bedient, vermöge welcher ihm nicht allein das Originalgemälde durch die Zeichnung beim weitern Verfolg seiner Arbeiten entbehrlich wird, sondern ihn noch mehr als dasselbe es thun könnte, dabei unterstüzt. Diese Zeichnung enthält gleichsam stenographisch alle Einzelheiten dargestellt, welche der Künstler bei Copirung des Gemäldes zu beobachten hat. Die Gränze jedes besondern Farbentons in dem Original wird durch seine Umrisse in der Zeichnung angedeutet und die ihm zukommende Farbe durch bestimmte Zahlen bezeichnet. Nach diesen Farbentönen, die im Gemälde vorkommen, werden eben so viele Farbenteige aus fein abgeriebenen Farben und Kuhpfotenöhl (Klauenfett) verfertigt und die gleichen Farbentöne mit den gleichen Nummern bezeichnet, wie sie in der Zeichnung vorkommen, in einem mit vielen Abtheilungen versehenen Kasten aufbewahrt. Dem Klauenfett wird bei Bereitung dieser Farbenteige vor dem Mohn- und Leinöhl deßhalb der Vorzug gegeben, weil dieses Oehl viel schwerer als jedes andere Oehl troknet. Sind die Hauptfarbentöne gemischt, so werden aus ihnen auch jene Farbentöne bereitet, welche aus einer Verschmelzung dieser verschiedenen Töne bestehen. Eine solche Verschmelzung der Töne auf der Zeichnung zu bezeichnen, werden in derselben alle Stellen, wo sie vorkommen, mit verschiedenfarbigen Tuschen illuminirt. Die Wahl der Farben ist hier gleichgültig. Die weiße Farbe bedeutet z.B. bei Liepmann die Umwandlung in 12 Töne, die gelbe in 10, die violette in 2, und die graue bedeutet, daß der mit ihr bedekte Raum nur einen Ton erhalten soll. Durch punktirte Linien wird in der Zeichnung die doppelte Anzahl von Tönen, als die Farbe andeutet, bezeichnet. Eben so werden in der Zeichnung alle diejenigen Stellen noch besonders bemerkt, welche stärker einpastirt oder aufgetragen erscheinen sollen, eben so die Stellen, wo ein Durchscheinen des Grundes in scharfen Linien sichtbar wird. Die auf solche Weise verfertigte Zeichnung wird zuerst mit recht hellem Pergamentleim und sodann mit Copalöhl oder auch Copalspiritus überzogen, um sie gegen Verunreinigung durch die bei der Bearbeitung der Masse öfters vorkommenden öhligen Farben zu schüzen. Als mechanische Einrichtungen, welche ihn bei seiner Arbeit unterstüzten, führt Liepmann folgende an. 1) Einen 1 1/2 Fuß hohen, mit einer eisernen Tischplatte versehenen Tisch, dessen beide längern Seiten Falzen sind. Auf dem Tische steht an einem Ende desselben auf einem 1 1/2 Fuß hohen Stative das Zeichenbrett, auf welchem die vorhin erwähnte Zeichnung aufgeklebt ist. 2) Aus einem winkelrechten Gestelle, welches so hoch als das Stativ des Zeichenbrettes ist, und in einer Nuth auf beiden Seiten auf den Falzen des Tisches hin- und hergeschoben werden kann. Oben auf diesem Gestelle (dem Schlittenhobel, wie er genannt wird) ist eine Kette angebracht, deren Glieder aus Blechstreifen bestehen, die mittelst zweier Scharniere miteinander verbunden sind. Das lezte Glied der Kette soll ein konisch geformtes Loch enthalten, an das entweder ein dünnes metallenes Stäbchen, oder ein Stükchen gewalztes Blei angelöthet ist, oder andere metallene verschieden geformte scharfe Instrumente eingepreßt werden können. Es werden noch mehrere Einrichtungen beschrieben, die ganz genau abgebildet sind, deren wesentlicher Nuzen uns bei der Bildung und Formung der einzelnen Farbenpasten, aus welcher die Mosaikplatte zum Abdruk hergestellt wird, gerade nicht einleuchtet. Ein viel einfacherer Apparat hätte uns bei der einfachen Arbeit, die mit ihm auszuführen ist, viel zwekmäßiger geschienen. Wahrscheinlich hat dieses Liepmann selbst gefühlt, denn über die Anwendung mancher Theile seines Apparats läßt er den Leser durchaus in Ungewißheit. Ja es scheint uns, als wenn er absichtlich die darauf folgende Beschreibung der Bildung der einzelnen Farbenpasten undeutlich gemacht hätte, damit niemand dadurch an den Mosaikdruk des Sennefelder erinnert werden solle. Später, wo er Einrichtungen beschreibt, die er von andern Gewerben entlehnt hat, werden diese als fremde, nie dagewesene Dinge erwähnt, ohne sie mit dem ihnen zukommenden Namen zu bezeichnen. Die Bearbeitung der Farbenmasse besteht nach Liepmann aus folgenden einzelnen Arbeiten: in der Mischung der Farben, der Anfeuchtung der Masse, der Auftragung trokner Farben, so wie in der Zusammenstellung der einzelnen Theile der Masse. Daß die Mischung der Farben von dem Künstler selber geschehen müsse, wurde schon oben erwähnt. Von Liepmann zuerst ausgeübt, scheint mir das Verfahren, nach welchem derselbe, um einen mehr oder minder starken Abdruk der Farbe zu erhalten, troknen, feingesiebten Formsand unter die Farbmasse mengt. Durch ein mehr oder minderes Hinzuthun dieses Sandes kann er an jeder Stelle seines künftigen Abdruks nach Belieben einen mehr oder minder stark einpastirten Abdruk einzelner Stellen des Gemäldes erlangen. Die Flüssigkeit, mit der die Masse bei der Bearbeitung angefeuchtet wird, besteht aus Kuhpfotenöhl und Eiweiß. Das Mischungsverhältniß beider zu einander ist verschieden und richtet sich nach den Farbstoffen. Zu nachfolgenden Farben kann man zu 1 Theil Eiweiß die hier angegebenen Theile Oehl nehmen: Weiß erfordert 2 Theile Oehl, Zinnober      – 3    –   – hell englisch Roth      – 4    –   – heller Oker      – 4    –   – dunkler Oker      – 5    –   – dunkel englisch Roth      – 5    –   – Umbra      – 5    –   – grüne Erde      – 5    –   – Blau      – 6    –   – Kölnischbraun      – 7    –   – Schwarz      – 7    –   – Diejenigen Farben, welche leicht spröde werden, müssen mit mehr Oehl behandelt werden; denjenigen hingegen, welche einen fettähnlichen Charakter haben, darf weniger Oehl zugesezt werden. Das Kuhpfotenöhl braucht nicht gerade von größter Reinheit zu seyn. Das dikere Oehl, welches sich nahe am Boden der Flasche befindet, wird zu den trokensten Farben, z.B. Schwarz, gebraucht. Das Eiweiß muß frisch seyn und vor dem Gebrauche geschlagen werden, indem es sonst beim Mischen mit Oehl leicht zähe wird. Zum Uebergehen der Fläche bedient man sich derjenigen Pinsel, welche ein hartes Haar haben, deren Breite, nach dem Raum, der durch sie angefeuchtet werden soll, ausgewählt wird. Das Uebergehen der Fläche mit dem Pinsel erfordert eine gewisse Leichtigkeit, um nicht die darunter befindliche Farbe aufzulokern. Das Auftragen der troknen Farben geschieht mittelst eines Löffels. Man schüttet die Farbe auf eine vorher eingeöhlte Stelle und breitet sie mit einem Pinsel so aus, daß sie überall gleichmäßig hinkommt. Die trokne Farbe saugt das Oehl an, und erlangt so einen gewissen Grad von Festigkeit, die immer mehr zunimmt, je öfter neue Farbe darüber ausgebreitet wird; dieß muß immerfort geschehen, bis das Einsaugen des Oehls durch die Farbe nur noch sehr langsam erfolgt, wozu häufig ein 6–8maliges Auftragen erforderlich. Wenn man beim jedesmaligen Ausbreiten der Farbe rasch, ehe zu viel Farbe sich ansezt, mit einem andern Ton wechselt, oder auch eine andere Mischung mit Formsand anbringt, so erlangt man hiedurch ein Uebereinanderlegen von verschiedenen Tönen, welche so dünn sind, daß sie im Durchschnitt für das unbewaffnete Auge völlig unsichtbar werden, und somit wird eine Verschmelzung der Töne möglich, wie sie nur die geschikteste Behandlung mit dem Pinsel hervorbringt. Der Raum, auf welchem auf solche Weise die Farbe aufgetragen wird, muß von allen Seiten eingeschlossen seyn, damit keine Farbe vorbeifallen kann. Bei Hintergründen endlich, oder bei sonstigen Flächen, bei welchen auf einem Raum von fast 1 Zoll kein Wechsel der Tinten vorkommt, kann man die Farbe für sich bis etwa zur Dike von 1/8 Zoll zubereiten, die Fläche der den Streifen in mehrere Stüke schneiden, und diese mit zwischen gefügter weicher Oehlfarbe, ähnlich der Mosaik, auflegen, wodurch das allerrascheste Vorschreiten erlangt wird. In der Beschreibung Liepmann's befindet sich hinsichtlich der Bildung der einzelnen Theile, aus welcher die Mosaikplatte zum Oehlabdruk zusammengesezt wird, insofern eine große Undeutlichkeit, als der Verfasser das Instrument, mit welchem die einzelnen Stüke der Mosaikmasse gebildet werden, ganz uneigentlich einen Hobel nennt. Wir glauben den Lesern das Verständniß dieser Sache sehr zu erleichtern, wenn wir sie dabei nur an die Durchschlageisen erinnern, mit welchen z.B. die Scheiben aus Kartenpapier für die Nachtlichter und ähnliche Dinge dieser Art verfertigt werden. Ein solches Instrument, mit welchem Liepmann aus der weichen Farbmasse ihrer Dike nach ein den Umrissen in der Zeichnung entsprechendes Stük aussticht auf gleiche Weise, wie es mit einem Durchschlageisen geschieht, nennt er einen Hobel! In dieses Instrument zum Ausstechen passend für jeden einzelnen Theil des Gemäldes, welcher einen besondern Farbenton verlangt, zu erhalten, wird dünnes Zinn- oder Eisenblech mit der Hand oder mit einer feinen Zange so lange gebogen, bis wenn man es mit seinen Kanten auf diejenigen Umrisse derjenigen Fläche stellt, die nachgebildet werden soll, es genau mit seinen Kanten die Umrisse dekt. Hat man sich für jede einzelne Stelle des Gemäldes, die in der Zeichnung mit Linien angedeutet ist, ein solches Durchschlageisen gebildet, so wird damit aus der entsprechenden Farbmasse ein darnach geformtes Stük herausgestochen. Hat man viele einzelner solche Stüke, aus welchen das Gemälde zusammengesezt werden soll, geformt, so wird es aus denselben mosaikartig zusammengesezt. Zur Unterlage desselben wird, um jedes Werfen, Zusammenziehen etc. zu verhüten, am besten eine metallene oder steinerne Platte genommen. Der Abdruk des Mosaikgrundes wird dadurch vorbereitet, daß man sie ebnet. Liepmann bedient sich dazu eines, dem Rasirmesser ähnlichen, scharfen Instrumentes. Vielleicht würde sich dazu am besten eine Ziehklinge eignen. Doch ehe das Ebnen geschieht, muß die Masse vorher hart genug geworden seyn und wenigstens 14 Tage gestanden haben. Zum Anfeuchten der Masse wendet Liepmann einen blechernen Kasten an, dessen obere Fläche der Drukfläche des abzudrukenden Mosaikgrundes wenigstens gleich kommen muß, und der einen Zoll hoch ist. Er hat in seiner innern Einrichtung Aehnlichkeit mit dem Sieb (Chassis), wie es in der Kattundrukerei angewendet wird. Im Innern desselben, etwa 1/4 Zoll über dem Boden, wird ein eisernes, mit vielen Löchern versehenes Blech angebracht. Auf diese durchlöcherte Metallfläche wird eine dike, glatte Filzpappe so angelegt, daß seitwärts an den Rändern derselben, womit sie an dem Kasten anliegt, keine Flüssigkeit von Unten durchdringen kann. Um dieses Durchdringen der Flüssigkeit an den Rändern der Pappe zu verhindern, können ringsum diese Ränder mit schmalen Streifen Staniol unterlegt und mit einem eisernen Schraublahmen angepreßt werden. Der Blechkasten wird, um die Filzpappe zu durchnezen, durch eine Röhre, die mit dem Boden des Kastens in Verbindung steht, mit Kuhpfotenöhl angefüllt. Der Rand des Kastens ist auf seinen vier Seiten mit Zapfen versehen, in welche genau die Löcher eines Rahmens passen, welcher eine angelöthete Zinkplatte einschließt, welche auf der einen Seite mit Tuchpapier (L. nennt so das velutirte Papier, welches in der Tapetendrukerei mit den Abgängen des Tuschscherers überdekt wird), überzogen ist. Der Rahmen ist so eingerichtet, daß, so wie er genau auf den Oehlkasten mit seinen Zapfenlöchern auf die Zapfen des Kastens eingepaßt ist, das Tuchpapier desselben die Filzpappe auf der obern Seite überall berührt. Das Auftragen des Oehls auf die Mosaikmasse geschieht, indem man der mit Tuchpapier überzogenen Rahmen auf den Kasten einpaßt und ihn so anpreßt, daß das Tuchpapier von der Filzpappe Oehl aufnehmen kann. Die Mosaikmasse muß, um vermittelst des Tuchpapierrahmens das Oehl auf sie überzutragen, in einem ähnlichen Rahmen eingefaßt und dieser zugleich mit ähnlich gestellten Zapfen, wie der Blechkasten, versehen seyn, so daß das Tuchpapier, wenn es sein Oehl an die Mosaikmasse abgeben soll, eben so genau auf dieser Masse, als wie vorher auf der durchnezten Filzpappe aufliegt. Zum Abdruk gebraucht man wieder einen ähnlichen Rahmen, als den, welcher mit Tuchpapier überzogen ist. Der Drukgrund, oder das Material, auf welches das Gemälde übergetragen werden soll, wird zwischen vier Leisten so eingerahmt, daß er sich während des Druks nicht im Geringsten verschieben kann. Das Material, welches den Drukgrund bildet, muß das Oehl rasch einziehen, einigermaßen nachgiebig seyn, und wenn es von dem Oehl durchdrungen ist, möglichst hell bleiben, so daß das Durchscheinen des lichten Grundes darstellbar wird, und endlich so dik seyn, daß alles Oehl beim Abdruken einschlägt, und die Farbe immer wieder matt erscheint. Diese Eigenschaften finden sich in der hellsten dünner Papp-Schrenz (weißen Schrenz); wenn kein starker Abdruk verlangt wird, ist auch starkes Papier brauchbar. Der mit einer solchen ausgespannten Pappe versehene Rahmen wird nun gleichfalls auf die Mosaikmasse genau aufgepaßt und entweder mit einer dazu eingerichteten Presse oder auch nur mittelst eines Pfropfens oder der bloßen Hand überall angedrükt. Der Mosaikgrund färbt sich durch den Druk auf der Pappe ab, jedoch nur so blaß, daß ein öfteres Darüberdruken nöthig wird, wobei aber vorher jedesmal das Oehl völlig eingezogen seyn muß. Wollte man der Masse durch stärkeres Einöhlen einen weicheren Charakter geben, so würde zwar sich mehr Farbe auf einmal abdruken, aber auch leicht ein unsicherer, weniger bestimmter Abdruk entstehen. Das einmalige Anfeuchten des Tuchpapiers reicht in der Regel für mehrmaliges Aufdruken auf die Masse hin. Zur Schärfe des Abdruks ist ferner erforderlich, daß die Masse, wenn ein oder mehrere Abdrüke von derselben gemacht sind, mit einem scharfen Instrumente immer wieder geebnet werde. Dieses ist vorzüglich, was Liepmann nicht angibt, bei einer Masse, die viel Formsand enthält, nöthig, weil dieser sich nicht wie die Farbe abdrukt. Um aber einen solchen Mosaikabdruk noch mehr dem Original ähnlich zu machen, müssen auch die dünnen Lasuren, weiche, so wie harte scharfe Linien, starke impastirte Stellen als aufgesezte Lichter im Druk noch angebracht werden. Um einen solchen mehrmaligen Ueberdruk auszuführen, muß die Farbe des Abdruks bereits troken geworden seyn. Das Klauenfett, welches zur Anfertigung der Masse genommen worden ist, verhindert aber das Abtroknen des Abdruks. Um schnell diesen Zwek zu erreichen, trägt man entweder auf die hintere Seite des Abdruks, nachdem das Oehl des Bildes vollständig in den Grund geschlagen ist, fo daß die Farben ganz matt erscheinen, möglichst gebleichten Leinöhlfirniß so stark auf, bis daß durch das allmähliche Eindringen desselben die Farben wieder glänzend werden, oder man überzieht den Abdruk, nachdem das Oehl der Farbe vollständig in den Grund eingedrungen ist, mit dem bekannten, sehr troknenden sogenannten französischen Spiritusfirniß. Man kann auch beide Manieren miteinander verbinden und trägt auf die eine Seite den Spiritusfirniß, auf die Rükseite dagegen den Leinöhlfirniß. Sollen auf einem solchen abgetrokneten Abdruk noch die Lasuren abgedrukt werden, so wird mosaikartig eine zweite Platte aus einer Farbmasse mit Lasurfarbe, die stellenweise viel Formsand beigemengt enthält, zusammengesezt. Da die Lasuren nur dünn zu seyn brauchen, so braucht auch die Lasurplatte nicht so dik zu seyn als die erste Platte. Statt des Rahmens mit überzogenem Tuchpapier bedient man sich beim Abdruk dieser zweiten Platte, welche die Lasuren geben soll, eines Rahmens, der eine mit Leder oder feinem Tuche überzogene Zinkplatte umschließt. Zum Abdruk weicher Linien kann eine zum größten Theil aus Formsand gebildete Masse gefertigt werden, in der die Linien fo sorgfältig bearbeitet sind, daß diese Linien vollkommen auf den vorher getrokneten Abdruk abgedrükt werden können. Eine sehr gute Art, weiche Linien auf den troknen Grund zu bringen, ist: diese Linien in einer aus Blechstreifen zusammengesezten Form darzustellen, und mittelst einer vorher dazu bereiteten Farbmasse und des Tuchrahmens die Form mit Farbe zu versehen, daß sie zum Abdruk derselben dienen kann. Auf Leder wird dann die Form abgedrukt, und dieser Abdruk dann erst auf das Bild übergetragen. Man sieht aus dieser Beschreibung Liepmann's, der wir so viel als möglich wörtlich gefolgt sind, daß dieses ganz diejenige Methode ist, wie sie mit Stippelformen beim Kattundruk ausgeführt wird. Der Ueberdruk der harten Linien geschieht unmittelbar mit der Form, die ich Stippelform nennen will und unterscheidet sich von dem Druk der weichen Linien durch die größere Schärfe, die durch den unmittelbaren Abdruk entsteht. Der Druk stark impastirter Lichter wird mit flüssiger Farbmasse bewirkt. Man nimmt dazu eine 1/2 Zoll starke und 3/4 Zoll lange Röhre, welche an ihrem einen Ende in der Art verschlossen ist, daß nur eine schmale Oeffnung von ungefähr einer halben Linie bleibt. Wenn man diese Röhre mit Oehlfarbe füllt, die aber etwas fließender seyn muß, als diejenige, welche gewöhnlich zum Oehlmalen benuzt wird, so kann man die Farbe durch diese Spalte immerfort abdruken. Um daher stark impastirte Lichter darzustellen, wird ein Brett, welches etwa 1/2 Zoll dik ist, nach der Vorschrift in der Zeichnung an den entsprechenden Stellen mit einem Centrumbohrer oder mit einer Säge ausgeschnitten. An dieses Brett wird sodann auf der untern Seite eine Blechplatte mittelst kleiner Stifte befestigt, so daß das Blech besonders an denjenigen Stellen, wo am Brette die Löcher angebracht sind, fest anliegt. Hierauf werden in das Blech mit einem schmalen scharfen Stahl die Formen für die Lichter ausgeschlagen, die man noch auf dem Abdruk anzubringen hat. Der auf der innern Seite entstehende Grat von Blech wird mit einer Feile weggenommen und die Spalten nach Erforderniß nachgebildet. Das Holz, damit es das Oehl der Farbe nicht an sich ziehen könne, wird inwendig, wo es durchbohrt ist, mit Schellakfirniß überzogen. Dieses Verfahren, den Druk stark impastirter Linien zu bewerkstelligen, ist nichts anders, als die Wiederholung eines von jeher ausgeübten Mittels, dessen sich die Zimmermaler und ähnliche Handwerker bedienen, um mit Hülfe von Patronen, die sie in Blech oder Pappe ausschneiden, allerlei Figuren, z.B. Guirlanden an den Wänden zu Stande zu bringen. Eine ähnliche Einrichtung, als die eben beschriebene, wendet Liepmann beim Abdruk mit fließenden Farben an. Mit solchen fließenden Farben wird zuerst ein Abdruk auf Sammt, der in einem Rahmen ausgespannt ist, bewerkstelligt, und dieser Abdruk dann auf den zum Abdruk bestimmten Grund übergetragen. Die Mündungen der Oeffnungen, durch welche die Farbe auf den Sammt gelangt, sind nach Oben gekehrt und die offenen durchbohrten Löcher im Brett, welche die Farbe enthalten, durch ein mit Wachstaffent überzogenes Brett, welches an das Farbenbrett fest angeschraubt ist, geschlossen. Die Beschreibung der Drukmaschine kann hier um so eher übergangen werden, da die Maschine von Liepmann selbst noch nicht gebraucht worden ist, und sie von einer gewöhnlichen Drukpresse zu wenig verschieden ist, als daß eine wesentliche Veränderung des Abdrukens dadurch nothwendig würde. Nach dieser Darstellung wird der Leser leicht beurtheilen können, was er von dem sogenannten Oehlgemäldedruk zu halten habe. Fabri. (Leuchs' polytechnische Zeitung. Jul. 1842, Nr. 28.)