Titel: Verbesserungen an Webestühlen für gemusterte Stoffe, worauf sich Robert William Sievier zu London, Henrietta-street, Cavendish-square, am 6. August 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XXXVI., S. 172
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XXXVI. Verbesserungen an Webestuͤhlen fuͤr gemusterte Stoffe, worauf sich Robert William Sievier zu London, Henrietta-street, Cavendish-square, am 6. August 1838 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of arts. Jun. 1842, S. 322. Mit Abbildungen auf Tab. V. Sivier's Webestühle für gemusterte Stoffe. Vorliegende Erfindung bezieht sich erstens auf Webestühle für gemusterte Stoffe im Allgemeinen, insbesondere aber auf solche Stühle, in welchen mehrere schmale Stüke gleichzeitig erzeugt werden; zweitens auf eine neue Methode erhabene Figuren auf Geweben hervorzubringen, ohne jene Stifte oder Drähte, welche man gewöhnlich beim Weben von Kutschenborten, Sammet und andern Artikeln mit erhabenem Dessin anwendet. Das wesentlich Neue am Webestuhl besteht in dem Heben und Niederdrüken des Brustbaumes und der Kette, so wie auch in dem Umstande, daß die Lade und die Schüzen entweder abgesondert oder zusammen gehoben oder niedergelassen werden können. Diese Verbesserungen sind nur auf solche Webestühle anwendbar, welche mit zwei oder mehreren in einer Lade übereinander liegenden Schüzenrinnen versehen sind, worin die Schüzen mit verschiedenem Einschlaggarn laufen. Durch folgende Bewegungen des Brustbaumes und der Kettenfäden, oder der Lade und der Schüzen kann die Kette nach Belieben in Verbindung mit einer oder der andern Schüzenreihe und ihrem Eintraggarn in Thätigkeit gebracht werden, um das Muster auf dem Fabricate zu erzeugen: entweder läßt man die Kette sich auf- oder niederbewegen, um den Eintrag der betreffenden Schüzenreihe in Empfang zu nehmen, wie es das Muster erfordert, oder man läßt die Lade und die Schüzen auf- und niedersteigen, so daß die lezteren ihren Eintrag dem Muster gemäß in die Kette schließen, oder man vereinigt beide Bewegungen in einem und demselben Webestuhle. Das wesentlich Neue an dem zu webenden Fabricate besteht darin, daß man das Fabricat zusammenschrumpfen läßt, wodurch die vorher glatt gewebten Figuren erhaben auf der Oberfläche des Stoffes erscheinen. Dieß geschieht dadurch, daß man die Mustertheile der Kette sich über zwei oder mehrere Schüsse Eintrag legen läßt, und zwischen den Fäden der Kette Kautschukfäden einzieht. Die Figuren des auf diese Weise erzeugten Fabricates liegen anfangs glatt auf dessen Oberfläche, durch Anwendung von Wärme jedoch schrumpfen die Kautschukfäden zusammen, ziehen dadurch die Kettenfaden in die Höhe, so daß auf der Oberfläche ein geripptes Muster erscheint, welches genau das Aussehen eines über Stifte oder Drähte gewebten gemusterten Fabricates besizt. Fig. 1 liefert den Frontaufriß eines zur Erzeugung von Geweben verschiedener Breite eingerichteten mechanischen Webestuhls, an welchem wegen der deutlicheren Einsicht in die Bewegungen des Mechanismus nur zwei Schüzenreihen dargestellt sind. Bei dieser Einrichtung heben und senken sich die Kettenfäden und der Brustbaum, während die Lade und die Schüzen ihre gewöhnlichen Bewegungen machen. Fig. 2 zeigt den Stuhl von der rechten Seite im Aufriß; Fig. 3 ist ein transversaler Verticaldurchschnitt und Fig. 4 ein Frontaufriß desselben. Fig. 5 ist der Durchschnitt eines Theils der Lade, nach einem größeren Maaßstabe genommen, worin zwei Reihen Schüzen sichtbar sind. A, A ist das gewöhnliche Webestuhlgestell; B das Geschirr (Harnisch) zum Oeffnen und Schließen der Kette, welches auf die gewöhnliche Weise von dem oben befindlichen Jacquardapparate durch das Kammbrett D herabgeht. Der Jacquardapparat selbst ist in den Abbildungen nicht mit dargestellt, da er mit den vorliegenden Verbesserungen nichts gemein hat. E ist die an den Schwertern oder Armen F aufgehängte Lade mit dem Riet und den Schüzen; sie wird durch die an der Hauptwelle H befindlichen Kurbeln und Lenkstangen G in Hin- und Herschwingungen versezt, um den Eintrag fest zu schlagen. Die Schüzenreihe I, I führt einen Einschlag, die andere Reihe K die übrigen Einschlagfäden. Diese Schüzen erhalten auf die gewöhnliche Weise ihre nöthigen Bewegungen mit Hülfe der langen Zahnstangen M und der Getriebe C, welche in andere an den Schüzen angebrachte Zahnstangen greifen. Die Zahnstangen M werden durch die Schnüre und Hebel N und O, welche vermittelst der an der Welle Q befindlichen Heblinge P abwechselnd gehoben und niedergedrükt werden, in hin- und hergehende Bewegung gesezt. Für jede Schüzenreihe sind ein Paar Heblinge P und Hebel N, O vorhanden. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Heblinge ist nach derjenigen der Kurbelwelle H einzurichten, damit zwischen jedem Schlage der Lade eine Bewegung der Schüzen erfolgen kann. Für zwei Schüzenreihen sind vier Hebel und Heblinge vorhanden; daher muß mit den Wellen Q und H die Anordnung so getroffen seyn, daß auf vier Umdrehungen der einen eine Umdrehung der andern kommt. R und S sind Kettenspulen, T die Kettenspule für die Sahlbänder. Alle betreffenden Ketten werden auf die gewöhnliche Weise in Spannung erhalten. V ist das an der Hauptwelle sizende Excentricum zur Bewegung des Jacquardmechanismus, welches auf eine an dem Hebel W befindliche Frictionsrolle wirkt. Das eine Ende dieses Hebels dreht sich um einen am Gestelle befestigten Zapfen, das andere steht durch die Stange X mit dem Jacquardapparate in Verbindung. Das Excentricum und der Hebel sind in Fig. 3 punktirt dargestellt. Die von den Spulen S und T herkommenden Ketten sind über den Baum a geleitet, die andere Kette geht über den kleineren Baum b. Der Baum a ruht in Armen, welche sich von dem Gestelle aus erstreken, wo sie sich in Lagern drehen, und trägt an hervorspringenden Armen den kleinen Baum b. An den Baum a ist das eine Ende der langen Hebel c, c befestigt, deren andere Enden den Brustbaum e und den Spannbaum e tragen; über diesen nimmt das Fabricat f, f seinen Weg nach den Zeugwalzen U, U*. Die Ketten und der Brustbaum werden zur gehörigen Zeit vermittelst folgender Vorkehrungen gehoben und niedergelassen. Der an der Welle Q befindliche doppelte Hebling g wirkt auf die Frictionsrolle des Hebels h, dessen Ende durch eine Stange i mit dem belasteten Hebelarm k des Schwingbaums I in Verbindung gesezt ist. In andere Arme m, m, die sich von dem Schwingbaum aus erstreken, sind die Stangen n, n eingehängt, welche mit dem Brustbaum d in Verbindung stehen, so daß, wenn der Hebel h durch den Hebling g niedergedrükt wird, der Brustbaum in die Höhe geht; sobald aber der Hebling die Frictionsrolle verläßt, kann sich der Brustbaum und die Kette senken. Das Gewicht des Brustbaumes d, e und der Hebel c wird theils durch die Spannung der Ketten und des gewebten Fabricates, theils durch das am Hebel k befindliche Gewicht balancirt. Die Stüke des gewebten Fabricates werden durch den gewöhnlichen, am Ende der Zeugwalze U* angeordneten Abnehmapparat Y vom Stuhle gezogen; von da gehen sie unter dem Fuß des Arbeiters hinweg über Stangen, um sodann, wie Fig. 3 zeigt, durch ein frei hängendes Gewicht angespannt zu werden. Um die Ketten in geeigneter Spannung zu erhalten, während sie in Folge des Auf- oder Niedersteigens des Brustbaumes gehoben oder niedergelassen werden, müssen die Stangen so angeordnet seyn, daß ihre Bewegungen sich gegenseitig compensiren. Wenn der Webestuhl nur mit zwei Schüzenreihen versehen ist, so bedarf es nur einer geringen auf- und abwärtsgehenden Bewegung der Kette; daher kann man diesen Theilen die in den Figuren dargestellte Einrichtung geben, d.h. der Hebel c trägt die Bäume d und e vermittelst Querstüken, die sich an ihren Enden befinden. Wenn aber drei oder mehrere Schüzenreihen am Webestuhl in Anwendung gebracht sind, so erhalten die Bewegungen der Kette und des Brustbaumes eine größere Ausdehnung, und die Theile sollten dann die in der Skizze Fig. 6 angegebene Construction besizen, bei welcher der Hebel c nur den Brustbaum d trägt; von diesem aus erstrekt sich eine Stange p nach dem Hebel q, mit dem sie scharnierartig verbunden ist, und an diesem Gelenke ist die Stange e angebracht; das andere Ende des Hebels q hat seinen Stüzpunkt im Gestell, und an dieser Stelle befindet sich der Baum r, von dem aus das Fabricat auf irgend eine Weise weiter geleitet werden kann. Die Bewegungen der Theile q, p, c sichern den Ketten und den Geweben denselben Grad der Spannung; der Abstand der Bäume r, e und d bleibt sich zu jeder Zeit gleich, deßwegen können die Ketten auf die für drei oder mehrere Schüzen erforderliche Distanz gehoben oder niedergelassen werden, ohne daß man nöthig hat, die Spannung der Kette oder des Gewebes zu ändern. Die Bewegung der Theile des Webestuhls zum Abnehmen des Einschlages von einer oder der andern Schüzenreihe ist folgende. Angenommen, die Ketten befänden sich den Reihen der Schüzen I gegenüber, unmittelbar nachdem die Schüzen durch die Oeffnung der Kette gegangen sind, so läßt man sie, wenn sie den Schüzen K gegenüber gehoben worden sind, durch die gewöhnlichen Bewegungen des Webestuhls sich schließen oder öffnen. Dieß geschieht mit Hülfe eines der Heblinge g, welcher gegen den Hebel h in Thätigkeit kommt und Brustbaum und Kette auf die oben beschriebene Weise hebt; die Ketten sind nun geöffnet und befinden sich der Schüzenreihe K gegenüber; diese schießen sogleich ihren Eintrag zwischen den Ketten hindurch, welche sich sofort über dem Eintrag schließen und beim Niedersteigen sich wieder öffnen, indem der Hebling g den Hebel h verläßt. Wenn die Ketten den Schüzen I gegenüber anlangen, so sind sie bereits geöffnet, um einen neuen Einschuß aufzunehmen u.s.w. Wie man sieht, sind es die Heblinge g, welche die Kette veranlassen, abwechselnd den Einschlag von den Schüzen aufzunehmen. Es können übrigens mehrere für verschiedene Zeitintervalle eingerichtete Heblinge auf der Welle Q angeordnet seyn, so daß der Eintrag in Verschiedenen Verhältnissen von den Schüzenreihen genommen wird. Fig. 6 zeigt eine andere Anordnung der Theile zur Erzielung der auf- und niedergehenden Bewegung der Ketten für zwei oder drei Schüzenreihen. In diesem Falle werden die Ketten durch eine auf den Hebel c wirkende Daumenwelle s gehoben und niedergelassen. Bedient man sich nur zweier Schüzenreihen, so mag die Daumenwelle direct auf einen von dem Hebel c hervorspringenden Stift t wirken; kommen jedoch drei Schüzenreihen in Anwendung, so muß zwischen den Däumlingen s und den Hebeln c irgend eine Vorrichtung angebracht werden, welche die gehobenen Hebel und Ketten in der Höhe erhält, so daß sie mit der höheren Schüzenreihe arbeiten und von derselben auf diese Weise die geeignete Anzahl Schüsse in Empfang nehmen, wie es eben das Muster verlangt. 1 ist ein Hebel, an dessen Ende sich ein Daumen befindet, welcher durch die Welle s in Wirksamkeit gesezt ist. Die Theile sind in derjenigen Lage dargestellt, welche sie annehmen, wenn sie mit der unteren und mittleren Schüzenreihe arbeiten; wenn aber die Kette mit der oberen Schüzenreihe in Wirksamkeit gesezt werden soll, so werden die Hebel c in Folge der Thätigkeit des Jacquardapparates durch die Stange 3 gehoben. Dieß kann durch eines der Kartenblätter geschehen, welches ein Loch zur Aufnahme eines Hakens besizt und auf diese Weise das Steigen der Hebel c und der Musterpappen veranlaßt. Sobald der Jacquardmechanismus die Hebel c und die Ketten gehoben hat, wird der Fanghaken 7 durch feine Feder 8 unter das Ende des am Hebel c befindlichen Vorsprunges t gedrükt, wodurch die Ketten in der Höhe gehalten werden, um mit der oberen und mittleren Schüzenreihe in Wirksamkeit zu treten. Zur gehörigen Zeit veranlaßt ein Loch in einem der Kartenblätter die Hebung des Drahtes 9 und vermittelst des Winkelhebels 10 das Wegziehen des Fangstüks 7 unter dem Theile t, worauf die Hebel c und die Ketten in ihre frühere Lage wieder zurükfallen und nun mit der unteren Schüzenreihe arbeiten. Die Art, wie drei oder mehrere Schüzenreihen in einer Lade in Thätigkeit gesezt werden können, läßt sich aus Fig. 7 abnehmen, welche den Durchschnitt einer Lade mit drei Reihen von Schüzen A, B, C darstellt; leztere werden durch eine auf Rollen b, b laufende Zahnstange a, a in Wirksamkeit gesezt. Diese Zahnstange dreht die Getriebe c, c, welche in Zahnstangen d an der unteren Schüzenreihe greifen, und denselben dadurch die nöthige Bewegung ertheilen. Die Achsen der Getriebe c drehen sich in der Lade in Lagern, und tragen andere größere Getriebe e, die mit andern Getrieben f in Eingriff stehen; leztere sizen an den Achsen der Getriebe g, welche zu der mittleren Schüzenreihe B gehören; die hinteren Getriebe f greifen ferner in andere Getriebe h und diese sezen die Getriebe i der obersten Schüzenreihe in Bewegung. Obgleich alle Schüzenreihen zugleich in Bewegung sind, so liefert doch immer nur eine, diejenige nämlich, welche eben in Gemeinschaft mit der Kette wirkt, den Eintrag. Das Heben und Senken der Lade mit den Schüzen kann dadurch bewerkstelligt werden, daß man die Zapfen ihrer Schwerter oder Arme F in Schlizen lagert und zur gehörigen Zeit mit Hülfe von excentrischen Scheiben und Hebeln hebt oder niederläßt. Wie dieser Zwek erreicht werden kann, zeigt der partielle Durchschnitt eines Webestuhles Fig. 8. Die Achse a des Schwertes F ruht in dem am obersten Theile des Gestelles angebrachten Schlizlager b: c ist eine der beiden Stangen, wovon an jeder Seite des Stuhles eine angebracht ist und die in geeigneten Führungen d gleiten. Diese mit den Enden der Schwertachse a verbundenen Stangen tragen an ihren unteren Enden Frictionsrollen e, welche durch excentrische Scheiben f in Thätigkeit gesezt werden, die an der längs des Stuhles sich erstrekenden Welle g befestigt sind. Diese Welle wird durch ein geeignetes Räderwerk in Bewegung gesezt. Die Excentrica f sind so gestaltet, daß sie auf die Stangen c wirken und die Schwerter mit der Lade heben. Wenn aber die Schnüre n, welche die Zahnstangen der Schüzen in Thätigkeit sezen, wie im obigen Falle an den Hebel N befestigt wären, so würden dieselben beim Erheben der Lade schlaff werden und den Schüzen nicht die erforderliche Bewegung ertheilen können. Um diesem Mißstande zu begegnen, sind an das Schwert F der Lade und an die Enden der Hebel N, N Schnüre i, i befestigt, so daß nun die Schnüre n beim Steigen oder Sinken der Lade nicht schlaff werden können. Fig. 9 liefert den Querschnitt einer Lade mit einer Methode, die drei darin enthaltenen Schüzenreihen zu heben oder niederzulassen, so daß die eine oder die andere Reihe den Eintrag in die Kette schießen kann, ohne daß es nöthig ist, die Kette oder die Lade aus ihrer gewöhnlichen Lage zu bewegen. A, B, C sind die Schüzenreihen in ihrem Behälter, welcher sich innerhalb der Lade E vermittelst einer daran befestigten Stange F auf- und niederbewegen läßt; diese Stange wird mit Hülfe von excentrischen Scheiben gehoben und niedergelassen. Der Schüzenbehälter wird durch Leitungsstangen G, welche durch die an der Rükseite des Behälters befindlichen Löcher H gehen, in seiner geeigneten Lage erhalten. Die Schüzen werden auf die gewöhnliche Weise vermittelst Schläger oder Flieger in Thätigkeit gesezt. Der Patentträger nimmt hinsichtlich dieses Zweiges seiner Erfindung die Methode in Anspruch, dem Brustbaum und den Ketten oder der Lade und den Schüzenreihen durch irgend einen zwekdienlichen Mechanismus die auf- und niedersteigende Bewegung zu ertheilen, um die Kette je nach dem verlangten Muster mit der einen oder der anderen Schüzenreihe in Thätigkeit zu bringen. Um auf dem Gewebe Figuren ohne Anwendung von Nadeln oder Drähten zu erzeugen, kann man sich entweder des oben beschriebenen oder eines gewöhnlichen Webestuhls bedienen, indem man Kautschukfäden in die Kette einzieht. Zu dem Ende schneidet man zuerst den Kautschuk vermittelst eines gewöhnlichen Schneidapparats in Fäden von entsprechender Dike, legt dieselben in warmes Wasser und ertheilt ihnen durch Aufwinden auf einen Haspel oder eine Trommel die größtmögliche Spannung; nach Verfluß von 24 Stunden wird man finden, daß sie diesen Zustand der Ausdehnung beibehalten. Sie werden hierauf von der Trommel oder dem Haspel abgewikelt und auf einer Maschine mit Seide oder einem anderen Filament übersponnen, um sie gegen das Abreiben während des Webens zu schüzen. Die auf solche Weise zubereiteten Kautschukfäden werden endlich auf kleine Spulen gewikelt, in den Webestuhl eingesezt und als ein Theil der Kette in das Fabricat eingewoben. Die Kette für jedes Stük kann aus den Fäden von fünf besonderen Spulen zusammengesezt werden, wie Fig. 10 zeigt. Die Spule a führt die Kautschukfäden, die Spule b Fäden, wenn anstatt eines ebenen Sahlbandes eine runde Kante verlangt wird; die Spule c enthält die zur Bildung der erhabenen Figur dienliche Kette, die Spule d dasjenige Kettengarn, woraus die Rükseite des Fabrikats besteht; die Spule e endlich diejenigen Theile der Kette, welche zur Bindung des Gewebes dienen. Sämmtliche Spulen sind hinten am Stuhle in einem Gestell angeordnet, und sämmtliche Theile der Kette werden durch den Jacquard-Mechanismus oder auch durch einen Ziehjungen gehoben und niedergelassen. Das Weben der erhabenen Figuren selbst, ohne Anwendung von Nadeln und Drähten geht auf folgende Weise vor sich, 1) Es wird eine Hälfte, d.h. jeder abwechselnde Faden der Kette für die Rükseite des Fabricats mit jedem abwechselnden Faden der Bindungskette gehoben, der Schüze mit dem Eintrag durch die Kette geworfen; diese Ketten werden sodann niedergelassen. 2) Dieselbe Hälfte der Bindungskette muß jezt mit der einen Hälfte, d.h. mit den abwechselnden Fäden der Figurenkette gehoben werden; nach erfolgtem Einschuß wird sodann die Kette, wie vorher, niedergelassen. 3) Die andere Hälfte der hinteren und der Bindungskette wird nun gehoben, der Schüze mit dem Eintrag durchgeworfen und die Kette niedergelassen; 4) dieselbe Hälfte der Figuren- und der Bindungskette, welche unter 2 und 3 erwähnt wurde, geht nun in die Höhe; der Schüze wird durch die Oeffnung der Kette geworfen und leztere geschlossen. Mit dieser Operation ist eine Musterreihe vollendet. So wird fortgearbeitet, nur mit dem Unterschiede, daß die Hälfte der Musterkette oder derjenige Theil, welcher für die Figur nöthig ist und welcher bisher unten lag, jezt eben so oft gehoben wird, wie die vorige Hälfte der Figurenkette. Dieser Wechsel zwischen der einen und der anderen Hälfte der Figurenkette findet abwechselnd auch mit den anderen oben beschriebenen Ketten statt, bis das Stük gewebt ist. Die Kautschukkette hebt und senkt sich, so daß der Einschuß unter und über derselben hinweggehen muß, um zwischen den beiden Theilen, welche die Oberfläche und Rükseite des Gewebes bilden, eingewebt zu werden. Das so gebildete Gewebe ist fest und compact, die Kautschukfaden liegen linienweise zwischen der Vorder- und Rükseite und den Bindungsfäden, die Figurenkette liegt auf der Vorderfläche je über zwei Eintragfäden. Derjenige Theil der Figurenkette, welcher zu der Bildung der Figur auf der Vorderseite des Gewebes nichts beiträgt, liegt mit dem Kautschuk zwischen der Vorder- und Rükseite. In Betreff dieses Theiles seiner Erfindung nimmt der Patentträger die Methode in Anspruch, mit Kautschuk- und anderen Fäden dergestalt zu weben, daß durch die einfache Einwirkung der Wärme auf den Kautschuk eine erhabene Figur entsteht, wodurch sich das Gewebe zusammenzieht und nun einem über Nadeln oder Drähten gewebten gemusterten Zeuge gleicht.

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