Titel: Ueber einen Aräometer für Brennöhle, insbesondere Rübsamenöhl; von Girardin, Person und Preisser.
Fundstelle: Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XII., S. 48
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XII. Ueber einen Araͤometer fuͤr Brennoͤhle, insbesondere Ruͤbsamenoͤhl; von Girardin, Person und Preisser. Aus dem Journal de Pharmacie, Nov. 1842, S. 397. Girardin, uͤber einen Araͤometer fuͤr Brennoͤhle. Das Rübsamenöhl (Lewat- oder Colzaöhl) wird (in Frankreich) häufig mit werthloseren Oehlen, dem Fischthran, Leinöhl, Rapsöhl verfälscht. Die Chemie ist wohl im Stande, kleine Beimischungen von Thran zu erkennen, jene der Pflanzenöhle aber erkennt sie nicht mit völliger Sicherheit. Um diesen immer zunehmenden Verfälschungen zu begegnen, unternahm Hr. Laurot auf Ansuchen der Käufer unraffinirten Colzaöhls in Paris viele Versuche und lieferte ihnen endlich zu diesem Zwek ein Instrument, den Oleometer, welches wie folgt, beschaffen ist. Ein Kännchen von Weißblech dient als Wasserbad; in dasselbe wird ein hohler Cylinder von Weißblech gestellt, in welchen das zu prüfende Oehl kommt. Wird das Wasser zum Sieden gebracht, so wird auch das Oehl bald erhizt, dessen Temperatur aber 100° C. nicht übersteigen kann. – Ein in das Oehl gesenkter kleiner Aräometer gibt die Dichtigkeit desselben an; da er aber mit einem höchst dünnen Stiel oder Röhrchen versehen ist, so werden die geringsten Abweichungen im specifischen Gewichte merkbar. Diese Röhre ist in 200 gleiche Theile über und in 20–25 Theile unter 0° eingetheilt. Ein Thermometer endlich, welcher in das Gefäß gestekt wird, zeigt an, wenn das Oehl 100° C. erreicht hat. Hr. Laurot hat beobachtet, daß die Oehle beim Siedegrad des Wassers bei weitem nicht gleiche Dichtigkeit haben, und daß die dünne Röhre des Aräometers bei dem einen Oehle nur unbedeutend, bei einem anderen wieder bedeutend einsinkt. Beim Colzaoͤhl bleibt der Araͤometer stehen auf Beim Leinoͤhl   –     –    – 210 Beim Mohnoͤhl   –     –    – 124 Beim Fischthran   –     –    – 83 Beim Hanfoͤhl   –     –    – 136 Bei diesen so bedeutenden Unterschieden zeigt der Aräometer es durch minderes Einsinken sogleich an, wenn das Colzaöhl z.B. mit 5 oder 10 Proc. eines anderen Oehls vermischt ist. Dem Instrumente ist eine Tabelle beigefügt, mit den Graden des Aräometers bei einer Beimischung von 10, 15, 20 etc. Proc. Thrans oder eines anderen Oehls. In reinem Colzaöhl fanden wir den Oleometer bei 100° C. constant auf 0° stehen bleibend; beim geringsten Zusaz eines schweren Oehls aber steigend. Ein einziges der bekannten Oehle wurde leichter befunden als das Colzaöhl; das Instrument sinkt in demselben bis 25° über 0; es ist dieß nämlich das Talgöhl (die Oehlsäure oder der Rükstand von der Stearinkerzenfabrication). Wird dieses dem Colzaöhl zugesezt, so verträgt dasselbe, wie theoretisch zu schließen war und das Experiment auch bestätigte, die Zumischung ordinärer Oehle von größerer Dichtigkeit, wodurch also Oehlgemische bereitet werden könnten, in welchen der Aräometer doch nur 0° anzeigen würde. Es gelang uns auf diese Weise mittelst des Talgöhls das Rübsamen-(Colza-) Oehl mit 30 bis 40 Proc. Lein- oder Mohnöhl oder Thran zu verfälschen, ohne daß der Aräometer dieß angegeben hätte. Hier also versagt das Instrument seinen Dienst; doch kann diesem Uebelstande leicht begegnet werden, indem die Oehlsäure so unterscheidende Merkmale hat, daß ihre Gegenwart in Oehlen, wenn auch in kleiner Quantität, leicht zu entdeken ist. Uebrigens wird sie schon durch ihren widerlichen Geruch erkannt. Reines Rübsamenöhl, selbst wenn es ranzig ist, röthet das Lakmuspapier nicht; enthält es aber 4 bis 5 Proc. Oehlsäure, so wird angefeuchtetes Lakmuspapier, wenn man es hineintaucht und dann zwischen Löschpapier preßt, sehr merklich roch gefärbt. Drittens tritt das Oehlgemisch, wenn es mit Weingeist von 36° geschüttelt wird, an denselben beinahe alle Oehlsäure ab, welche dann durch Verdunstung des Weingeistes an allen ihren Merkmalen erkannt werden kann. Es gibt zwar noch ein Oehl, den Pottfischthran, welches minder dicht ist als das Rübsamenöhl; doch ist dieses im Handel sehr wenig verbreitet und außerdem durch das so einfache Verfahren Fauré's (polyt. Journal Bd. LXXVII. S. 350) sehr leicht zu erkennen; man leitet etwas Chlorgas in das Oehl, wo es dann, wenn jenes zugegen ist, sich sogleich schwarz färbt. Der Olëometer ist demnach für die Wissenschaft sowohl als für den Handel eine schäzbare Requisition. Er gestattet eine entschiedene Beurtheilung des nicht raffinirten Rübsamenöhls. Man bedient sich desselben, nachdem man sich durch das Lakmuspapier überzeugt hat, daß kein Talgöhl vorhanden war. Bleibt er nicht auf 0° stehen, so ist auf die Verfälschung des Oehls sicher zu schließen und es kann die Menge des zugesezten Oehls genau ermittelt werden. Allerdings kann hiedurch die Art des zugesezten Oehls nicht angegeben werden; doch hat Hr. Laurot auch hiefür Reagentien entdekt, deren Prüfung wir uns aber noch vorbehalten; für den Käufer des Rübsamenöhls ist dieß übrigens ohne Belang, wenn er nur weiß, ob Verfälschung stattgefunden hat oder nicht.