Titel: Ueber Thermographie, oder die Kunst, Kupferstiche und Abdrüke jeder Art von Papier auf Metallplatten zu copiren; so wie über Moser's neue Entdekung der Bilder-Erzeugung im Dunkeln; von Robert Hunt, Secretär der Royal Cornwall Polytechnic Society.
Fundstelle: Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LIV., S. 200
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LIV. Ueber Thermographie, oder die Kunst, Kupferstiche und Abdruͤke jeder Art von Papier auf Metallplatten zu copiren; so wie uͤber Moser's neue Entdekung der Bilder-Erzeugung im Dunkeln; von Robert Hunt, Secretaͤr der Royal Cornwall Polytechnic Society. Aus dem Philosophical Magazine, Decbr. 1842, S. 462. Hunt, uͤber Thermographie, oder die Kunst, Kupferstiche von Papier auf Metallplatten zu copiren. Das Journal der Académie des sciences zu Paris vom 18. Jul. 1842 enthält eine durch Hrn. Regnault gemachte Mittheilung des Hrn. Moser in Königsberg Sur la formation des images Daguerriennes;“ Comptes rendus Tome XV. No. 3, p. 119. in welcher er die Thatsache angibt, daß wennzwei Körper einander hinreichend nahe sind, sie sich aufeinander abbilden.“ Dasselbe Journal vom 29. August enthält eine zweite Mittheilung des Hrn. Moser,Moser's diesen Gegenstand betreffende Abhandlungen befinden sich in Poggendorfs's Annalen der Physik und Chemie, nämlich „Ueber den Proceß des Sehens und die Wirkung des Lichts auf alle Körper“ Bd. LVI. S. 177. „Einige Bemerkungen über das unsichtbare Licht“ S. 569. „Ueber das Latentwerden des Lichts“ Bd. LVII. S. 1. A. d. R. worin die Resultate seiner Untersuchungen in 26 Paragraphen zusammengestellt sind. Von diesen heben wir nur folgende aus, welche allein hier in Betracht gezogen werden sollen. „9. Alle Körper strahlen Licht aus, auch in vollkommener Finsterniß.“ „10. Dieses Licht scheint mit der Phosphorescenz nicht verwandt zu seyn, indem kein Unterschied wahrzunehmen ist, ob die Körper lange im Dunkeln waren, oder ob sie so eben dem Tageslicht, oder gar dem directen Sonnenlicht ausgesezt waren.“ „13. Zwei Körper bilden sich auch in vollkommener Finsterniß aufeinander ab.“ „14. Jedoch ist es, damit das Bild wahrnehmbar werde, wegen der Divergenz der Strahlen nöthig, daß der Abstand der Körper nicht sehr groß sey.“ „15. Zur Sichtbarmachung des Bildes kann man sich des Wasserdampfs, Queksilber- oder Joddampfs etc. bedienen.“ „16. Es gibt ein latentes Licht so gut wie latente Wärme.“ Die Bekanntmachung dieser Entdekungen in der lezten Sizung der British Association erregte ein außergewöhnliches Interesse. Eine Entdekung dieser Art, welche nicht nur allein eine Umgestaltung der unter den Naturforschern bisher geltenden Theorien, sondern auch der allgemein verbreiteten Ansichten herbeiführt, mußte die Aufmerksamkeit in bedeutenderm Maaße auf sich ziehen, als irgend etwas, was seit der Bekanntmachung des schönen Daguerre'schen Photographischen Verfahrens zur Oeffentlichkeit kam. Da ich nun eine Reihe von Versuchen angestellt habe, deren Resultate zu beweisen scheinen, daß diese Erscheinungen nicht von latentem Licht herrühren, so wünsche ich diese hier niederzulegen. Es soll hiemit die Absorption des Lichts von Körpern nicht geläugnet werden; von dieser gibt es, wie ich glaube, hinreichende Beweise und sie verdient alle Aufmerksamkeit. Pflüken wir eine Kresse, während ihre Blüthe von der Sonne eben glänzend beschienen wird und bringen sie in einen dunkeln Raum, so können wir dieselbe durch das von ihr ausgeströmte Licht noch länger sehen. Die menschliche Hand bietet manchmal dieselbe Erscheinung dar, so wie noch viele andere Beispiele für die Absorption des Lichts angeführt werden können, und, wie ich glaube, auch für den Saz, daß das Licht in Körpern latent sey. Ich möchte hier nur zeigen, daß Hrn. Moser's Schlüsse etwas zu voreilig gezogen wurden, indem er ohne Zweifel durch die große Aehnlichkeit zwischen den durch die Einwirkung des Lichts auf Daguerreotypplatten und durch das Nahebringen zweier Körper im Dunkeln hervorgebrachten Wirkungen verleitet wurde, sie als die Wirkung eines und desselben Elements zu betrachten. 1) Dr. Draper erwähnt im Septemberheft 1840 des Philosophical Magazine einer längst bekannten Thatsache, „daß wenn man auf ein Stükchen recht kaltes reines Glas, oder noch besser, einen kalten polirten metallenen Reflector einen kleinen Gegenstand, wie etwa ein Stük Metall legt, die Oberfläche einmal überhaucht und den Gegenstand dann sorgfältig hinweghebt, so oft man die Fläche wieder anhaucht, ein Spectrumbild desselben sichtbar wird und daß diese sonderbare Erscheinung noch mehrere Tage lang, nachdem der erste Versuch angestellt worden war, eintritt.“ Es werden noch einige andere Experimente angeführt, welche alle zu zeigen den Zwek haben, daß eine moleculare Veränderung auf der Metallfläche stattgefunden habe, welche bewirkt, daß sie die Dünste ungleichartig condensirt. 2) Beim Wiederholen dieser Versuche fand ich, daß zu ihrem Gelingen nöthig sey, zweierlei Metalle zu nehmen; so gibt z.B. ein Stük Gold oder Platin auf einer Kupfer- oder Silberplatte ein sehr deutliches Bild, während Kupfer und Silber auf Platten derselben respectiven Metalle nur ein sehr mattes Bild geben, hingegenschlechte Wärmeleiter auf gute gelegt, entschieden am stärksten einwirken. 3) Ich legte auf eine wohlpolirte Kupferplatte einen Sovereign, einen Schilling, eine große Silbermünze und einen Penny. Die Platte wurde durch Darunterhinfahren mit einer Spirituslampe gelinde erwärmt; nach dem Wiedererkalten wurde die Platte Queksilberdämpfen ausgesezt; jedes Stük hatte sich abgebildet, doch war das vom Gold und von der großen Silbermünze erzeugte Bild deutlicher; nicht nur die Scheibe war hervorgetreten, sondern auch die Umschrift einer jeden war wiedergegeben. 4) Eine Bronze-Medaille wurde von Holzspänchen, welche auf einer Kupferplatte lagen, unterstüzt, 1/8 Zoll über derselben angebracht. Nach dem Queksilbern war die von der Medaille bedekte Stelle deutlich wahrnembar, in bedeutender Entfernung rings herum aber hatte das Queksilber sich ungleichförmig abgesezt und bildete so eine schattirte Einfassung des Bildes. Die vom (Queksilber?) angeflogenen (touched) Stellen waren dik mit dessen Dampf überzogen. 5) Obige Münzen und Medaillen wurden alle auf die Platte gelegt und diese so stark erhizt, daß sie nicht mehr berührt werden konnte, dann abkühlen gelassen, ohne die Münzen zu entfernen; sie bildeten sich auf der Platte in folgender Reihenfolge der Intensität ab: Gold, Silber, Bronze, Kupfer. Es zeigte sich, daß die Masse des Metalls einen großen Einfluß auf das Resultat hat, indem ein großes Stük Kupfer ein besseres Bild gab, als ein kleines Stük Silber. Wurde diese Platte dem Dampfe ausgesezt, so war das Resultat dasselbe (3, 4). Als man den Dampf wegrieb, zeigte sich, daß die Einwirkung des Goldes und Silbers auf das Kupfer eine permanente war. 6) Obiger Versuch mit noch größerer Hize wiederholt, gab das Bild der Kupfermünze, eben so wie die andern, treu wieder; doch nur Gold und Silber machten permanente Abbildungen. 7) Der Versuch wurde nun mit einer versilberten Platte mit mäßiger Erwärmung (3) angestellt. Queksilberdampf erzeugte gute Bilder vom Gold und Kupfer; das Silber wurde angedeutet, aber nicht mit großer Bestimmtheit. 8) Nachdem ich obige Versuche oftmals mit demselben Erfolge wiederholt hatte, wollte ich sehen, ob Elektricität ähnliche Wirkung ausübe; es wurden durch und über die Platte und die Scheiben starke Entladungen geleitet und ein lange fortgesezter Strom hingeführt, aber ohne allen Erfolg. Das Silber wurde nun von der Platte (7) hinweggeschafft und dieselbe mit den Münzen darauf erwärmt und den Entladungen einer sehr großen Leidner Flasche unterworfen; als sie hierauf dem Queksilberdampfe ausgesezt wurde, kamen die Bilder sehr hübsch zum Vorschein, so wie sonderbar, auch Spectrumbilder von denjenigen, welche die Platte in ihrem versilberten Zustande (7) gegeben hatte, woraus hervorgeht, daß die Einwirkung, welcher Art sie auch seyn mag, sich bis zu einer gewissen Tiefe des Metalls erstrekt. 9) Ich legte auf eine Kupferplatte rothe, blaue und orange-gelbe Gläser, Stüke Kron- und Flintglas, Glimmer und ein vierekiges Stükchen Durchzeichnenpapier; dieß alles ließ ich eine halbe Stunde darauf liegen. Der vom rothen Glas eingenommene Raum war deutlich wahrnehmbar, der vom orangegelben bedekt gewesene nicht so deutlich, das blaue Glas aber ließ gar keine Einwirkung zurük; die Gestalt des Flint- und Kronglases war deutlich zu sehen, eine auffallend starke Einwirkung war, wo das Kronglas an dem Zeichnenpapier anlag; der Glimmer aber war ohne alle Einwirkung. 10) Lezteres Experiment wurde nach der Einwirkung von Queksilberdampf wiederholt; es wurde wieder Wärme angewandt, um das Queksilber zu verflüchtigen; das erzeugte Bild aber erhielt sich. 11) Das Experiment wurde wiederholt, statt Queksilberdampf aber Joddampf angewandt. Die von den Gläsern erzeugten Bilder erschienen in derselben Folge wie oben; es erzeugte sich aber auch ein sehr schönes Bild durch den Glimmer, und das Papier hinterließ ebenfalls seine Spur, wonach also zwischen diesen Substanzen und den angewandten Dämpfen einige Verwandtschaft bestehen muß. 12) Die oben (9 etc.) erwähnten Gläser und ein gut mit Ruß geschwärztes Stük Glas wurden eine halbe Stunde lang in der Entfernung von 1/12'' unter einer polirten Kupferplatte angebracht. Queksilberdampf brachte nur das Bild des geschwärzten Glases zum Vorschein. 13) Alle diese Gläser wurden auf das Kupfer gelegt und gelinde erwärmt; das rothe und das geschwärzte Glas gaben nach der Verdampfung gleich deutliche Bilder, ihnen folgte das orangegelbe; die andern hinterließen nur matte Merkmale ihrer Gestalt; durch Poliren mit Trippel und Zinnasche-Pulver konnten die von dem geschwärzten und dem rothen Glas erzeugten Bilder nicht entfernt werden. 14) Es wurde eine Radirung auf einem mit Ruß geschwärzten Aezgrund auf Glas gemacht und Kupfer und Glas in Berührung gebracht. Nur das Bild des Glases konnte zum Vorschein gebracht werden. 15) Eine in Papier ausgeschnittene Zeichnung wurde mittelst eines Stükes Glas an eine Kupferplatte angedrükt und dann gelinder Wärme ausgesezt; das Bild kam durch Queksilberdampf in schönster Deutlichkeit zum Vorschein. Als man die angelegten Dämpfe hinwegreiben wollte, fand man, daß alle Stellen, welche das Papier bedekte, sich mit dem Queksilber amalgamirt hatten, welches von der übrigen Platte sich entfernen ließ; man erhielt auf diese Weise ein vollkommen permanentes weißes Bild auf einer polirten Kupferplatte. 16) Die oben genannten gefärbten Gläser (9, 12) wurden mit einem diken Stük Holzkohle, einer Kupfermünze, Glimmer und Papier auf eine Kupferplatte gelegt und dem heißen Sonnenschein ausgesezt. Queksilberdampf brachte die Bilder in folgender Ordnung zum Vorschein: geschwärztes Glas, Kronglas, rothes Glas, Glimmer, schön gezeichnet, orangegelbes Glas, Papier, Kohle, die Münze, blaues Glas; woraus deutlich hervorgeht, daß die erwärmenden Strahlen die einzigen waren, welche Einfluß auf das Metall hatten. Dieser Versuch wurde mit verschiedenen Metallen und mehreren Substanzen wieder holt und die Platte dem Dampf von Queksilber oder Jod ausgesezt; ich fand immer, daß die Körper, welche am meisten Wärme absorbirten oder sich von ihr am leichtesten durchdringen ließen, die besten Bilder gaben. Die blauen und violetten Strahlen hinterließen keine Spur einer Einwirkung; und da Spectra, welche auf photographischem Papier durch Licht hervorgebracht sind, das durch diese Gläser gegangen ist, einen Beweis geben von der großen Menge unsichtbarer Strahlen, welche frei durch sie hindurchgingen, so können wir dieselben auch als völlig unvermögend betrachten, bei compacten einfachen Körpern irgend eine Veränderung hervorzubringen. 17) In einer Abhandlung, welche ich im Oktoberheft 1840 des Philosophical Magazine mittheilte, erwähnte ich einiger Beispiele, daß ich bedruktes Papier und Kupferstiche auf jodirtes Papier bloß dadurch copirte, daß ich sie in Berührung brachte mit den erwärmenden Strahlen oder künstlicher Wärme und sie ihrem Einfluß aussezte. Ich schlug damals, da ich mit Wahrscheinlichkeit hoffte, daß wir durch ein dem erwähnten ähnliches Verfahren in den Stand gesezt werden, Bilder und dergleichen zu copiren, dafür den Namen Thermographie vor, zum Unterschiede von Photographie. 18) Ich untersuchte nun die Wirkung eines mit einer wohl polirten Kupferplatte in genaue Berührung gebrachten Kupferstichs. Nach dem Queksilbern fand ich die Umrisse auf dem Metall sehr treu wieder gegeben. 19) Eine Papier-Verzierung wurde zwischen zwei Glasplatten gepreßt und erwärmt; die Abbildung kam auf der untern, wärmern Platte ziemlich deutlich, auf der andern aber kaum wahrnehmbar zum Vorschein. 20) Rosenblätter wurden auf einer Zinnplatte treu copirt, wenn sie dem vollen Sonnenschein ausgesezt wurde; ein viel besseres Bild aber wurde durch ein längeres Aufeinanderwirken in: Finstern erhalten. 21) Um den Abstand kennen zu lernen, in welchem die Körper sich noch abbilden können, legte ich auf eine polirte Kupferplatte ein dikes Stük Spiegelglas und über dieses ein vierekiges Stük Metall und mehrere andere Körper, aber alle von größerm Umfang, als der unter ihnen befindliche Körper. Alles dieses wurde mit einem Kästchen von Tannenholz überdekt, welches mehr als einen halben Zoll von der Platte abstand. Man ließ das Ganze eine Nacht über so stehen. Nach der Behandlung mit Queksilberdampf fand man alle diese Gegenstände abgebildet, den Boden des hölzernen Kastens jedoch genauer als die andern, indem die Adern des Holzes sich auf der Platte abgebildet hatten. 22) Da ich durch eine Reihe Versuche gefunden hatte, daß ein geschwärztes Papier ein kräftigeres Bild gibt als ein weißes, so stellte ich mit aller Sorgfalt Versuche an, um ein bedruktes Blatt oder einen Kupferstich zu copiren. Zum Theil gelang mir dieß mit mehreren Metallen; allein erst, als ich auf einer Seite amalgamirte Kupferplatten anwandte und das Queksilber sehr fein polirt hatte, erhielt ich ein einigermaßen zu Hoffnungen berechtigendes Resultat. Indem ich die Kupferfläche durch Amalgamirung sorgfältig präparirte, war ich zulezt im Stande, von Papier Linien-Kupferstiche, Holzschnitte und Lithographien mit bewunderungswürdiger Genauigkeit zu copiren. Die ersten Proben (welche ich hiemit zur Einsicht vorlege) bieten ein so genaues und scharfes Detail der Umrisse dar wie die ersten Producte der Daguerreotypie und die mittelst Chlorsilbers dargestellten photographischen Copien.Die erste getreue Copie der Linien einer gestochenen Kupferplatte erhielt Hr. Cantabrana, welchem es seitdem auch gelang, einige erträgliche Proben auf unamalgamirtem Kupfer darzustellen, welche nicht weggerieben werden können. Folgendes ist das jezt von mir befolgte Verfahren, welches ich zwar entfernt bin als vollkommen zu betrachten, das aber sehr zarte Bilder liefert. Eine wohl polirte Kupferplatte wird mit salpetersaurem Queksilber eingerieben und dann gut abgewaschen, um alles etwa gebildete salpetersaure Kupfer zu entfernen; wenn sie ganz troken ist, wird etwas Queksilber, welches man auf zartes Leder oder Leinwand bringt, wohl darüber gerieben und die Fläche dadurch zu einem vollkommenen Spiegel präparirt. Das zu copirende Blatt wird nun sanft auf die Queksilberfläche hingelegt, ein oder zwei Blätter zarten, reinen Papiers darüber, und mittelst eines Stükes Glas oder einem flachen Brett wird es genau an das Metall angedrükt; in diesem Zustande läßt man das Ganze ein oder zwei Stunden. Die Zeit kann man dadurch sehr abkürzen, daß man die Platte an der untern Fläche ein paar Minuten lang sehr gelinde erwärmt. Die Hize darf aber ja nicht so groß seyn, daß das Queksilber sich verflüchtigen kann. Die nächste Operation ist, die Metallplatte in einen zur Erzeugung des Queksilberdampfs bestimmten verschlossenen Kasten zu bringen. Der Dampf wird langsam entwikelt und in ein paar Secunden schon kömmt das Bild zum Vorschein; der Queksilberdampf greift die den weißen Stellen des gedrukten Blatts oder Kupferstichs entsprechenden Stellen an und gibt ein sehr treues, jedoch etwas undeutliches Bild davon. Man nimmt nun die Platte aus dem Queksilberkasten und bringt sie in einen Kasten, der Jod enthält, dessen Dampf sie kurze Zeit über ausgesezt wird; man wird bald wahrnehmen, daß der Joddampf jene Theile angreift, welche vom Queksilberdampf frei blieben, und sie schwärzt. Man erhält auf diese Weise ein vollkommen schwarzes Bild, gegen welches der vom Queksilberdampf gebildete graue Grund absticht. Das durch Queksilber- und Joddämpfe hervorgebrachte Bild ist natürlich von derselben Beschaffenheit wie ein Daguerreotypbild und wird durch Reiben sogleich zerstört. Daß die Einwirkung so tief in das Metall eindringt, läßt mich zuversichtlich hoffen, daß diesen merkwürdigen und schönen Producten ein sehr hoher Grad von Haltbarkeit gegeben werden kann, so daß sie von Kupferstechern bearbeitet werden können. Merkwürdig ist, daß die Queksilber- und die Joddämpfe die Platte auf verschiedene Weise angreifen und vermuthlich wird man finden, daß die Dämpfe in einer besondern Beziehung stehen zu dem chemischen oder thermoelektrischen Zustand derjenigen Körper, von welchem sie aufgefangen werden. Moser hat dieß beobachtet, und schreibt diese Erscheinungen den Farben der Strahlen zu, welche, wie er annimmt, im Dampf, bei seinem Uebergange vom festen in einen dünnern Zustand, latent werden. Ich halte jedoch diese Erklärung mit den Resultaten der Versuche nicht übereinstimmend. Ich bin überzeugt, daß wir es hier mit einer thermischen Einwirkung zu thun haben und daß man am Ende noch finden wird, daß irgend eine lediglich vom Wärmestoff herrührende Erregung eine Molecular-Veränderung hervorbringt, oder daß eine thermoelektrische Action hervorgerufen wird, welche eine Veränderung in den Polaritäten der kleinsten Theilchen des festen Körpers zur Folge hat. Es kann über alles dieses erst nach einer Reihe umsichtiger Versuche entschieden werden, und wenn ich gleich diesen Gegenstand nicht als abgethan bei Seite zu legen gesonnen bin, hoffe ich dennoch, daß die wenigen merkwürdigen und gewiß wichtigen Thatsachen, welche ich hier mittheilte, die Aufmerksamkeit der berufensten Experimentatoren auf sich ziehen werbe. Obwohl auf die merkwürdige Art, wie sich Dämpfe an Glas- und Kupferplatten anlegen, schon vor zwei Jahren von Dr. Draper, Professor der Chemie zu New-York, aufmerksam gemacht wurde, so ist doch dem Hrn. Moser in Königsberg das Verdienst nicht abzusprechen, die Aufmerksamkeit des wissenschaftlichen Publicums zuerst auf einen Gegenstand kräftig hingelenkt zu haben, der in seinen Resultaten so wichtig zu werden verspricht, wie die Entdekung der galvanischen Säule. Den praktischen Nuzen dieser Entdekung betreffend, was kann, wenn man die bewunderungswürdigen Fortschritte in der Photographie betrachtet, welche seit Fox Talbot's Bekanntmachung seines ersten Verfahrens gemacht wurden, da nicht von der Thermographie erwartet werden, deren erste rohe Proben schon eine weit größere Vollkommenheit darbieten, als die Erstlingsproducte der Schwesterkunst?