Titel: Ueber das Rose'sche Gaslicht.
Fundstelle: Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXXIII., S. 265
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LXXIII. Ueber das Rose'sche Gaslicht. Aus dem Manchester Guardian vom 4. Jan. 1843. Ueber das Rose'sche Gaslicht. Einige Zeit vor der Einführung des Budelichts in Manchester, stellte Hr. Rose, nachdem er zu seiner Befriedigung gefunden, daß unter den einfachen Brennern der Flachbrenner (flat flame burner) der beste sey, mehrere Versuche an, in der Absicht, eine brillantere Lichtconcentration zu erhalten, indem er mehrere solche Brenner in einem Ringe anordnete. Auf diese Weise brachte er mit Ringen von verschiedenen Durchmessern ein vortreffliches Licht zu Stande. Indessen immer noch nicht zufriedengestellt, trachtete er, seine Idee des rosenförmigen Lichtes auszuführen; aber verschiedene Umstände bestimmten ihn vor der Hand sein Project ruhen zu lassen, bis die Einführung des Budelichts und seine Anwendung auf die Beleuchtung des Marktplazes ihn veranlaßte, dasselbe wieder aufzunehmen. So brachte er denn nach einigen Versuchen ein Licht zu Stande, welches das frühere weit übertraf. Als die Commission für das Beleuchtungswesen zu Manchester sich dahin entschied, die vier Armlampen der an dem Kopfe der Viktoria-Brüke errichteten Säule mit einer großen und brillanten Lampe zu vertauschen, erhielt Hr. Rose die Genehmigung, sein neues Licht hier versuchsweise in Anwendung zu bringen, was vor etwa 14 Tagen geschah. Es zeigte sich, daß derselbe Flächenraum durch einen einzelnen aus Flachbrennern bestehenden, in eine Laterne eingeschlossenen Apparat weit Heller beleuchtet wurde, als vorher durch vier Lampen. Das neue Gaslicht bestand aus 16 in einem 9 Zoll weiten Ringe angeordneten Flachbrennern. Da dieses Resultat Hrn. Rose noch nicht genügte, so brachte er neuerdings innerhalb des erwähnten Ringes, jedoch nicht in gleicher Höhe mit demselben, sondern etwas höher einen kleinern Ring an, wodurch die Gasstamme in Gestalt einer Rose concentrirt und ein äußerst brillantes Licht entwikelt wurde, welches nun mit Hülfe eines Reflectors ringsherum einen weiten Raum erhellt. Inzwischen erhielt Hr. Rose noch von mehreren andern Seiten Aufträge und wir zweifeln nicht, daß dieses Licht, welches allgemeine Bewunderung erregt, an Straßen und Pläzen allgemein eingeführt werden wird. Da das Rose-Licht nicht Gegenstand eines Patentes, sondern von dem Erfinder, welcher keinen pecuniären Vortheil von seiner Erfindung beabsichtigt, dem Publicum zur freien Verfügung überlassen ist, so erwähnen wir derselben ausführlicher, als wir unter andern Umständen im Stande gewesen wären und fügen eine kurze Beschreibung der Construction der an der Town Hall aufgestellten Lampen bei. Die Ringe bestehen aus Kupfer, der äußere hat 6 1/2 Zoll und der innere 4 Zoll im Durchmesser. Jeder Ring enthält 12 gewöhnliche irdene Flachbrenner – man hat nämlich gefunden, daß irdene Brenner den Einwirkungen des Gases und der atmosphärischen Luft kräftiger widerstehen als metallene – der innere Ring liegt ungefähr 1 Zoll höher als der äußere, so daß die Flammen in Gestalt einer Rose concentrirt werden. Die Brenner sind hinter einem breiten Kranze, welcher den äußern Ring umgibt, verborgen; die Flammen jedoch brennen frei über diesem Kranze. Weder ein gläsernes noch metallenes Rohr findet man bei diesem Lichte angewendet, welches ruhig und ohne alles Flakern in der offenen, achtekigen Glaslaterne brennt. Die Oeffnung für den Eintritt der atmosphärischen Luft befindet sich wie bei gewöhnlichen Gaslampen am Boden der Laterne. Die Oeffnung am Dekel der Laterne zum Abführen der Hize ist jedoch bedeutend größer. Eine Glasplatte bedekt den Boden der Laterne bis nahe an den Rand, so daß beständig zwischen den Flammen und der Laterne Luft aufströmt und das Glas kühl erhält. Der große Vortheil des Rose-Lichtes vor dem Bude-Licht besteht in dem Kostenunterschiede. Die Kosten der Aufstellung des Budelichts auf dem Marktplaze mit Laterne und Brenner – die Säule und das Fundament waren bereits vorhanden – beliefen sich auf ungefähr 40 Pfd. Stell., wogegen die vier Roselicht-Lampen in der King-street – die Pfosten gleichfalls nicht mitgerechnet – 12 bis 15 Pfd. Sterl. und die an der Viktoria-Brüke 7 Pfd. Sterl. nicht überstiegen. Die Gasconsumtion des Budelichtes auf dem Marktplaze beläuft sich auf 65 bis 70 Kubikfuß per Stunde; diejenige des Roselichtes an der Viktoria-Brüke ungefähr auf 50 Kubikfuß per Stunde. Bei Vergleichung der Kosten darf übrigens nicht vergessen werden, daß dem Patentinhaber des Budelichtes für das Privilegium der Benuzung für dieses eine Licht jährlich 2 Pfd. 10 Sch. entrichtet werden müssen. Zieht man diese Umstände in Erwägung, so scheint es sehr wahrscheinlich zu seyn, daß das Rose-Licht eine allgemeine Verbreitung erlangen wird, insbesondere zur Beleuchtung größerer Flächen und öffentlicher Pläze. (Ueber das Bude-Licht wurde ein Bericht von Dr. Ure im polytechn. Journal Bd. LXXXV. S. 283 mitgetheilt.)