Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 88, Jahrgang 1843, Nr. LXXIX., S. 317
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LXXIX. Miszellen. Miszellen. Ein neues System zur Ausgabe der Personenbillets auf Eisenbahnen. Nach den Mittheilungen einer Pariser Zeitschrift war vor Kurzem in einem der Saͤle des Hotel de Lille-et-Albion ein Apparat von der Erfindung des Hrn. Thomas Edmondson aufgestellt, welcher dazu dient, die den Reisenden auf Eisenbahnen abzugebenden Billets zu druken, zu numeriren, zu stempeln und zu gleicher Zeit zu controlliren; es gibt nichts Sinnreicheres, Einfacheres und dabei Vollstaͤndigeres, als diese Einrichtung. Eine oberflaͤchliche Beschreibung kann nur einen schwachen Begriff davon geben; dessenungeachtet sind wir uͤberzeugt, daß die Directoren von Eisenbahnen, Dampfschiffen etc. und alle diejenigen, welche in dem Falle sind, ein Billetwesen mit schnell erledigter Ausgabe der Billets und rascher Einnahme organisiren zu sollen – eine Erfindung, die sie in so hohem Grade interessirt, in allen Details pruͤfen werden. Der Apparat des Hrn. Edmondson besteht in einer Presse von eigenthuͤmlicher Construction, an der sich eine circa 60 Centimeter hohe Roͤhre befindet, welche die noch weißen und passend zugeschnittenen Karten aufnimmt. Ein besonderer Mechanismus laͤßt diese Karten, eine nach der andern, aus der Roͤhre hervorgehen und praͤsentirt sie einem Typus, welcher zum Druken, z.B. des Namens der Station, der Preise der Plaͤze, der Wagenclasse etc. etc. bestimmt ist; unmittelbar darauf bemaͤchtigen sich zwei bewegliche Raͤder, auf welchen zwei Reihen Ziffern gravirt sind, des Billets und geben demselben die ihm zukommende Nummer, in einer Serie von 100,000 Billets. Ein mit einer gewissen Composition getraͤnktes Band wird sichtbar und streicht uͤber die beweglichen Raͤder so wie den Typus hin, um dieselben mit den Druktinten zu versehen. Alles dieses geht mit außerordentlicher Schnelligkeit mittelst eines Handhebels von statten, und die Maschine gibt die vollstaͤndig gedrukten Billets, von denen jedes seine besondere Nummer hat, von sich, wie ein mechanischer Hobel die Spaͤne; so daß 200 Billets in einer Minute geliefert werden koͤnnen. Die Vorrichtung dieser Sezpresse vereinigt sich mit jener einer andern kleinen Maschine, welche mit eben so viel Einfachheit und Genauigkeit die von dem zu diesem Geschaͤfte aufgestellten Commis abzugebenden Billets controllirt. – Es ist dieß eine Art von Zaͤhler, welcher, an jede Station placirt und mit den vollkommen vorbereiteten Billets versehen, stets die genaue Zahl der Ausgabe angibt. Eine dritte kleine Presse endlich, welche dem Commis anvertraut ist, praͤgt jedem Bittet das Datum der Emission auf. Bei Annahme dieser genialen Erfindung des Hrn. Edmondson wird man die wuͤnschenswerthesten Resultate in diesem Geschaͤftszweige des Eisenbahnbetriebs erlangen. Es gibt viele Faͤlle, worin eine Maschine besser dient als ein Mensch, und hier besonders handelt es sich darum, den Gehalt mehrerer Angestellten zu ersparen und zugleich die Genauigkeit und Schnelligkeit eines wichtigen Geschaͤfts zu versichern. (Archiv fuͤr Eisenbahnen, 1843, Nr. 3.) Verfahren durch den Gebrauch stumpf gewordene Feilen und Raspeln zu schärfen. Hr. Rockline gibt folgende Modifikation eines bekannten Verfahrens an, um stumpf gewordenen Feilen und Raspeln ihre Schaͤrfe großentheils wieder zu verschaffen: man kocht die Feile in einer starken aͤzenden Sodalauge oder Seifensiederlauge aus, welche die ihr anhaͤngenden Unreinigkeiten beseitigt; man muß sie dann etwa eine halbe Minute lang in einem Gemisch aus zwei Theilen Wasser und einem Theil Salpetersaͤure oder Salzsaͤure lassen, hernach mit Wasser waschen und schwach mit Terpenthinoͤhl uͤberbuͤrsten. (Mechanics' Magazine, Maͤrz 1843, Nr. 1021.) Rauch's Wärmeapparat zum Grundiren der Platten für Kupferstecher. Je mehr ein zur Vervielfaͤltigung bestimmter Gegenstand eine anfaͤngliche Behandlung des Radirens und das Aezen noͤthig macht, desto wichtiger ist fuͤr das deßfallsige Gelingen die gleiche Guͤte und Haltbarkeit des Aezgrundes auf der ganzen Oberflaͤche der Platte. Wie verschieden auch die Recepte des gebraͤuchlichen Aezgrundes immerhin seyn moͤgen, so bestehen dieselben alle aus einer Zusammensezung, mehr oder minder gegen die Einwirkung der Luft und der Salpetersaͤure erprobter weicher und harter Harze und Wachs, welches leztere mit den sich verfluͤchtigenden Oehlen der ersteren die Geschmeidigkeit und das Binde Mittel des Aezgrundes bildet. Je laͤnger daher der Aezgrund waͤhrend der zum Radiren noͤthigen Zeit und bei dem darauf erfolgenden Aezen seine urspruͤngliche Haltbarkeit bewahren soll, um so nachtheiliger ist es, demselben beim Auftragen schon einen großen Theil feiner Bindemittel, durch Ueberschreitung des zum Fluͤssigwerden des Aezgrundes noͤthigen Waͤrmegrades zu entziehen. Es ist dieß bei der groͤßten Vorsicht bei dem gewoͤhnlichen, wenn auch mit Asche oder sonst bedektem Kohlenfeuer unvermeidlich, und je groͤßer der Umfang der Platten, desto unausbleiblicher die Gefahr ungleicher Erwaͤrmung und Verdampfung der Bindemittel des Aezgrundes, und es entstehen hieraus bei weitem die meisten der vielfachen Mißgeschike, uͤber welche die im Radiren und Aezen minder erfahrenen Kupferstecher klagen. Nicht minder wichtig ist ein gleicher Waͤrmegrad bei dem Grundiren der Platten zum sogenannten Nachaͤzen, wobei es namentlich darauf ankommt, daß die Platte nie den zum einfachen Fluͤssigwerden des Aezgrundes nothwendigen Waͤrmegrad uͤberschreitet, weil bei vermehrter Zunahme desselben die leichtfluͤssigeren Theile des Aezgrundes in die zum Nachaͤzen bestimmten Vertiefungen hineinlaufen und der Saͤure widerstehen. Allen diesen Nachtheilen begegnet aufs vollkommenste ein Gefaͤß mit horizontaler, fest verschlossener Oberflaͤche, welches man mit kochendem Wasser fuͤllt, und dessen ausstroͤmende Waͤrme gerade hinreicht, den Aezgrund auf einer darauf gelegten Platte dikfluͤssig zu machen. Der Waͤrmeapparat ist nach Angabe des englischen Kupferstechers le Kreux gemacht und besteht aus einem kupfernen, laͤnglich vierekigen, unten schwach gewoͤlbten, auf den Seitenflaͤchen und oben mit geraden Platten verschlossenen Gefaͤße. An der kuͤrzeren Seite fuͤhrt ein Rohr, das mit einem Hahne verschlossen werden kann, in das Innere des Gefaͤßes; außerhalb endigt sich dasselbe in einen Trichter. Wenn das Wasser zu kuͤhl wird, bedient man sich einer unter den Boden zu sezenden Spirituslampe. (Verhandl. des hessischen Gewerbv.) Conservirung des Holzes durch Beizen in Salzsolen. Zu den verschiedenen Methoden, das Holz zu seiner Verwendung dauerhafter zu machen, gehoͤrt unstreitig auch die Macerirung (Beizung) desselben in concentrirten Salzsolen, ohne alle weitern Beimengungen von andern Salzen. In dem Gewerbeblatt fuͤr Sachsen 1843 Nr. 19 (und daraus im 1sten Aprilheft des polyt. Journals S. 76) ist wegen Einfachheit des Verfahrens vorzuͤglich das Anstreichen des Holzes mit concentrirter Schwefelsaͤure empfohlen worden, weil es wenigstens gegen die aͤußere Einwirkung vollkommen schuͤzen soll, die innere Conservirung scheint jedoch dabei nicht verbuͤrgt zu seyn, und es ist auch kein physischer und kein chemischer Grund vorhanden, daß hiedurch der innern Faͤulniß begegnet werden koͤnnte. Derselbe Vorwurf trifft nun aber auch das angekohlte und das mit Theer angestrichene Holz; daher es auch erklaͤrlich wird, daß von allen bisher bekannten Methoden das Holz zu conserviren, keine noch zur allgemeinen Anwendung gelangt ist, weil sie sich eben nur auf den Schuz der Oberflaͤche beschraͤnken, ohne der innern Faͤulniß zu begegnen, die mit der aͤußeren fast gleichen Schritt haͤlt. Das in Salzsolen gebeizte Holz verbindet aber mit dem sehr langsamen Angriffe der aͤußern Faͤulniß die den obenbemerkten Methoden mangelnde innere Conservirung desselben und zwar so, daß der innere Kern in so lange fest bleibt, bis die aͤußere Faͤulniß von der Oberflaͤche nach Innen endlich auch zu diesem dringt. Durch die Beizung des Holzes in concentrirten Salzsolen ist demnach einem Angriffe der Faͤulniß und zwar dem gefaͤhrlicheren von Innen gewiß begegnet, und einige Thatsachen, von denen man sich bei den Salinen taͤglich die Ueberzeugung verschaffen kann, moͤgen hier ihren Plaz finden, um zu zeigen, in wie fern auch dem Angriffe der aͤußern Faͤulniß hiedurch begegnet wird, und in wie ferne diese Methode sich uͤberhaupt zur Anwendung im Allgemeinen eignen duͤrfte. Fichten- und Tannenholz, welches bei den Salinen zu Solen-Reservoirs verwendet wird, dauert hundert Jahre und wohl auch noch laͤnger. Es wird nach diesem langen Zeitraum nicht durch Faͤulniß unbrauchbar, sondern zerfasert sich nur an der Außenseite und wird endlich so poroͤs, daß die Sole immer staͤrker durchschwizt, wodurch die Reservoirs bis zum Tropfen und Rinnen unhaͤltig und daher auch unbrauchbar werden. – Ist ein auf diese Art unbrauchbar gewordenes Holz wieder ausgetroknet, so sieht es in seiner innern Textur wie petrificirt aus und wird sehr hart. An der Oberflaͤche erscheint es bei trokener Witterung durch das Effloresciren des Salzes wie eingestaubt, und bei feuchter Witterung sieht es feuchtglaͤnzend aus. In seiner Verwendung an trokenen Orten ist seine weitere Dauer fast unabsehbar; in der Erde verbaut, verhaͤlt es sich fast eben so, und an Orten, wo es der Einwirkung der Witterung ausgesezt ist, wird dasselbe nach vielfaͤltiger Erfahrung noch den dauerhaftesten Holzgattungen, als Laͤrchen- und Eichenholz, allgemein vorgezogen. Die Auslaugung durch Schnee und Regen geht sehr langsam vor sich, die ausgelaugte Oberflaͤche zieht wieder aus dem Innern Salztheilchen an sich, und erst nach mehreren Jahren zeigt sich dieser Ersaz nicht mehr. Nach vielfaͤltigen Beobachtungen an solchem bei den Salinen sogenannten sauern Holze, welches 10 bis 12 Jahre der Einwirkung der Witterung ausgesezt war, hat die Auslaugung kaum eine Linie tief eingegriffen, und auch diese ausgelaugte Oberflaͤche war nicht verfault, sondern ist nur weicher und faserig geworden, wird dann in einem solchen Falle diese Oberflaͤche weggenommen, so tritt dann wieder dieselbe Procedur der Auslaugung und die Zerfaserung der Oberflaͤche ein, jedoch mit dem Unterschiede eines schnelleren Turnus, fuͤr jeden Fall aber noch immer nicht so schnell, als bei frischem nicht gebeiztem Holze gleicher Gattung, welches in 8 bis 10 Jahren laͤngstens bis ins Innere zerstoͤrt ist, und dessen Faͤulniß von Innen nach Außen greift. Alle diese Beobachtungen beziehen sich uͤbrigens nur auf solches Holz, welches viele Jahre der Einwirkung der Salzsolen ausgesezt war und von welchem auch diese Erfahrung vorliegt; ob sich dieses Verhalten aber auch bei demjenigen Holze gleich bleibt, welches nur kuͤrzere Zeit gebeizt, jedenfalls aber ganz impraͤgnirt wurde, laͤßt sich aus der Erfahrung noch nicht nachweisen, obwohl es sich immerhin mit gutem Grunde vermuthen laͤßt. Wie muͤhelohnend aber ein dießfaͤlliger Versuch waͤre, duͤrfte der jezige Zeitpunkt der bedeutenden Holzverwendung zu den Eisenbahnen eben so rechtfertigen, als die leichte und unkostspielige Ausfuͤhrbarkeit, wenn hiezu die vielfaͤltigen unbenuͤzbaren Salzabfaͤlle bei den Salinen verwendet wuͤrden. (Archiv fuͤr Eisenbahnen, 1843, Nr. 5.) Schöne Bronze. Von J. Eisler. Warum wird wohl von der aus 16 Theilen Kupfer und 1 Th. Zinn bestehenden Metallcomposition zu den vielen Zweken, wo man Kupfer und Messing anwendet, bisher so wenig Gebrauch gemacht? Ich wuͤrde meinen, daß sie fuͤr manchen Fall dem Kupfer und Messing weit vorzuziehen seyn moͤchte. Dieses Metallgemisch hat 1) eine gewissen Goldlegirungen aͤhnliche Farbe; 2) laͤßt es sich sogleich vom Gusse weg gut und lange haͤmmern und streken; 3) zeigt es sich sehr geschmeidig und dehnbar, 4) ist es nicht nur haͤrter und elastischer als Kupfer, sondern selbst als Messing und fast so hart als Schmiedeeisen; 5) es fließt leichter und duͤnner als Messing, so daß man Kupfer sehr gut damit loͤthen kann, und es ist vielleicht ein besseres Hartloth fuͤr Kupfer, als das bisher gebraͤuchliche aus Messing und Zink. Leztere Eigenschaft waͤre aber dennoch zugleich eine Unbequemlichkeit bei Verarbeitung dieses Metalls; man moͤchte vielleicht kein wohlfeiles Hartloth fuͤr dasselbe haben, was dessen Anwendung auf Faͤlle und Gegenstaͤnde beschranken wuͤrde, die nicht hart geloͤthet werden. Außer diesem jedoch wuͤrden sich Spengler- und Kupferschmiedarbeiten, Kessel, Toͤpfe u.s.w. aus diesem Metall, von geringer Staͤrke, besser in Form halten, als aus Kupfer und Messing, und nicht sobald bukelig und beulig werden; zu Reibekesseln, Pauken u.s.w. moͤchte es aber gewiß Vorzuͤge vor Kupfer haben. (Allgem. Anz. der Deutschen, 1843, S. 935.) Silbersalz zur galvanischen Versilberung. Im Mechanics' Magazine, Maͤrz 1843, Nr. 23 empfiehlt ein Hr. Rockline folgendes Silbersalz, womit eine viel schoͤnere galvanische Versilberung erzielt werden soll, als mit den bisher angewandten Praͤparaten. Man bereitet sich neutrales citronensaures Silber, indem man Silberoxyd in Citronensaͤure aufloͤst; man dampft die Fluͤssigkeit zur Trokniß ab, bringt das ruͤkstaͤndige Salz in ein Porzellan- oder Glasrohr, welches in einem kochenden Wasserbade erhizt wird und leitet einige Minuten lang einen Strom trokenes Wasserstoffgas daruͤber. Sobald der Apparat erkaltet ist, kann das Salz herausgenommen, in kaltem destillirtem Wasser aufgeloͤst und zur galvanischen Versilberung benuzt werden. Das citronensaure Silberoxyd scheint durch das Wasserstoffgas zum Theil desoxydirt zu werden, denn es loͤst sich dann mit dunkelblauner Farbe in kaltem Wasser auf; die Aufloͤsung wird durch Erwaͤrmen augenbliklich in der Art zersezt, daß sich ein schwarzes Pulver niederschlaͤgt, waͤhrend neutrales citronensaures Silberoxyd aufgeloͤst zuruͤkbleibt.