Titel: Der elektro-magnetische Hammer; von C. A. Grüel in Berlin.
Fundstelle: Band 89, Jahrgang 1843, Nr. LXXI., S. 274
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LXXI. Der elektro-magnetische Hammer; von C. A. Gruͤel in Berlin. Aus dem Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt. 1843. 8. Bd. S. 68. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Grüel's elektro-magnetischer Hammer. Dieser Apparat hat den Zwek die Leitung eines galvanischen Stromes beliebig schnell zu unterbrechen und wieder herzustellen, und zwar auf solche Weise, daß er dabei selbstthätig wirkt. Lezterer Umstand unterscheidet ihn von anderen Vorrichtungen, wie z. B. das Spizenrad, das Neef'sche Blizrad, die verschiedenen Commutatoren etc., welche um die Trennung oder Wechselung des Stroms zu bewerkstelligen durch mechanische Mittel bewegt, oder gewöhnlich in Drehung um ihre Achse versezt werden müssen. Combinirt man denselben mit einem Elektro-Magneten, der zur Erzeugung magneto-elektrischer Effecte isolirt mit einer Rolle von mehreren hundert Fuß besponnenem Kupferdraht umgeben ist, so erhält man einen Apparat, der ganz dieselben Erscheinungen zeigt, als die bekannte Saxton'sche Maschine, welche beiläufig gesagt, merkwürdiger Weise jezt häufig Rotations-Apparat und mit anderen Namen als den ihres verdienten Erfinders benannt wird. Ich habe meinen Hammer gewöhnlich mit solchen Inductionsspiralen in Verbindung gebracht und glaube wohl, daß ein solcher Apparat wegen seiner Einfachheit, Billigkeit und dabei außerordentlichen Wirkung schon aus diesen Gründen Empfehlung verdient. Die hierbei so überaus kräftige Erzeugung des inducirten Stroms entsteht daher, daß die günstigste Bedingung dazu erfüllt ist, nämlich die augenblikliche und gänzliche Vernichtung des Magnetismus in dem Drahtbündel im Innern der Inductionsspirale. Eine Umkehrung der Polarität dieses in allen seinen Theilen gefirnißten Drahtbündels liefert auffallend schwächere Wirkungen. In dem rotirenden Eisenanker der Saxton'schen Maschine findet die Aufhebung des magnetischen Zustandes nicht augenbliklich statt, indem derselbe sich erst um einen Viertelsbogen drehen und gegen den horizontal liegenden Stahlmagnet die rechtwinklige Stellung annehmen muß, um dann als unmagnetisch erscheinen zu können. In jeder andern Stellung bleibt er um so mehr magnetisch, als seine Endpunkte den Polen des Magnets näher liegen, daher sich auch aus diesem allmählichen Uebergange zur Passivität das Verschwinden aller Wirkung erklärt, wenn man die Maschine in recht langsame Drehung versezt. — Die Vergleichung der eben genannten mit meiner Einrichtung zeigt jedoch noch einen bemerkenswerthen Unterschied, der darin besteht, daß die Richtung des Inductionsstroms der Saxton'schen bei jeder halben Umdrehung des Ankers wechselt, was bei der Hammermaschine wegfällt. Will man sich nun auf die Funken und Glüherscheinungen beschränken, so ist die constante Richtung des Stromes am Ende etwas Gleichgültiges, doch in allen Fällen, wo die Enddrähte wirklich die Dienste einer unveränderlichen Polarität verrichten, und nach Faraday's Benennung als Anode und Kathode dienen sollen, ist dieß nicht gleichgültig. Zu dem Ende muß dann die Saxton'sche Maschine noch eine besondere Einrichtung, nämlich einen Commutator erhalten, welcher die Wechselung der Stromrichtung ausgleicht. Da die magneto-elektrischen Schläge jezt eine Rolle in der medicinischen Praxis spielen, nachdem die Anwendung der Reibungs-Elektricität wie so mancher andern früher mit Eifer gepriesenen Heilmethode aus der Mode gekommen zu seyn scheint, so könnte es wohl möglich seyn, daß es für bestimmte Fälle wichtig wäre, die Versuche mit Leitungsdrähten von unveränderlicher Polarität anzustellen. Man kann den Hammer vermittelst seiner höheren oder tieferen Stellung nach Belieben langsam oder rasch arbeiten lassen, so daß in der Secunde nur 3–4 oder auch weit über hundert Schläge gegeben werden können. Da dieselben in vielen Fällen wegen zu rascher Folge auf gewöhnlichem Wege nicht gezählt werden können, so gibt die Schäzung nach der Schwingungszahl eines sehr tiefen musikalischen Tones, den man dann bei diesem Experiment zuweilen hört ein ungefähres Maaß für ihre außerordentlich rasche Folge. Die kleinste Zinkplatinkette oder irgend eine andere der bekannten constant wirkenden galvanischen Ketten sezt den Hammer in Thätigkeit, und das Mittel, die Wirkung des inducirten Stromes beliebig zu verstärken oder zu schwächen, hat man einfach dadurch, daß eines der Elemente in der Kette zum Verstellen eingerichtet wird, so daß es mit größerer oder geringerer Oberfläche elektromotorisch und dadurch zugleich indirect auf die Stärke des magneto-elektrischen Effects einwirkt. Wenn die Benuzung einer galvanischen Kette bei meinem Apparat unerläßlich nothwendig ist, so bietet er dafür wieder Vortheile, die aus dem vorher Bemerkten hervorgehen. Es geschieht ebenfalls nicht ohne Mühe, die geschwächte Kraft eines großen zusammengesezten Stahlmagnets nach längerem Gebrauche der Saxton'schen Maschine wieder herzustellen. Ich lasse nun die Beschreibung des Hammer-Apparates, welcher in den Figuren 2931 abgebildet ist, folgen, die Einrichtung der magneto-elektrischen Spiralen als allgemein bekannt voraussezend. Fig. 29 ist eine geometrische Ansicht, Fig. 30 ein Grundriß und Fig. 31 eine perspectivische Ansicht nach einem Daguerreotyp, also sicher naturgetreu. In sämmtlichen Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben gleiche Theile des Apparates. Auf einem hölzernen parallelopipedischen Kloz a befindet sich auf der einen Seite ein hölzerner Amboß b mit einer diken kupfernen Platte, an der obern Fläche etwas concav gearbeitet. Auf der anderen Seite ist ein kleiner Elektromagnet d eingelassen. Der kupferne Hammer c, e, f ruht auf einem kupfernen oben eingesägten gabelförmigen Stiel, leicht beweglich auf einem Dorn, den man bei e von der Seite durchstekt. Er trägt an seinem Stielende ein plattes oder rundes Stük Eisen f, das man als den Anker des Magnets betrachten kann, und muß so äquilibrirt werden, um nach der Seite des Amboßes hin ein ganz geringes Uebergewicht zu erlangen. Der Kupferstiel, der dem Hammer als Träger dient, schiebt sich in der Hülse g auf und nieder und wird durch eine Schraube in der Hülse bei g in beliebiger Höhe festgestellt. An der Amboßplatte ist ein Kupferdraht angeschraubt (durch punktirte Linien angedeutet), welcher durch die Mitte des Amboßes hindurchgeht, und unterhalb seitwärts gekrümmt und aufgebogen, die Queksilberpfanne h trägt, i und k sind die Enden der Drahtspirale des Elektromagnets. Das Ende k muß mit dem Stabe e, g in guter metallischer Berührung stehen; es ist genügend, es in einen Ring zu biegen, so daß der Kupferstift mit einer Reibung hindurchgeht. Hammerspize und Amboßplatte müssen gut amalgamirt und leztere mit etwas Queksilber belegt seyn. Ich habe gefunden, daß jede andere Verbindungsart dieser beiden Punkte, sey es auch durch Contact von Platin oder Gold, die Vollkommenheit der Leitung stört, wogegen es leicht gelingt, das oxydirte Queksilber durch neues zu ersezen und so die Berührung stets sicher herzustellen. Läßt man nun einen galvanischen Strom bei h ein- und bei i austreten, so sieht man leicht, daß seine Leitung durch den Amboß, den Hammer, seinen Träger und durch den Magnet nach i gehen muß, wo er entweder sogleich mit der galvanischen Kette oder mit anderen (etwa magneto-elektrischen) Vorrichtungen verbunden werden kann. Im Augenblik, wo die galvanische Thätigkeit durch dieß System geleitet wird, beginnt der Hammer zu arbeiten, weil der erregte Elektromagnet den Hammerstiel mit dem Eisenstük f anzieht und dadurch die Hammerspize vom Amboß trennt. Hierdurch entsteht aber im naͤmlichen Augenblik die Unterbrechung der galvanischen Leitung; der Magnet ist dann ohne Wirkung und läßt den Hammer zurükfallen und so beginnt die stete Wechselwirkung mit glänzender Funkenerscheinung zwischen dem Hammer und Amboß. Von der ungestörten Brauchbarkeit eines solchen von mir gefertigten und mit Inductionsvorrichtung versehenen Apparates habe ich mich überzeugt, da er seit sechs Jahren häufig und zu mancherlei Zweken hat dienen müssen.

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Tafel Tab.
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Tab. IV