Titel: Verbesserte Anstreichfarben, Vehikel zu denselben und Versfahren sie aufzutragen, worauf sich Francis Spilsbury, Marie Katharine Corbaux und Alexander Byrne, am 7. Oktober 1839 in England ein Patent ertheilen ließen.
Fundstelle: Band 89, Jahrgang 1843, Nr. CXXI., S. 450
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CXXI. Verbesserte Anstreichfarben, Vehikel zu denselben und Versfahren sie aufzutragen, worauf sich Francis Spilsbury, Marie Katharine Corbaux und Alexander Byrne, am 7. Oktober 1839 in England ein Patent ertheilen ließen. Aus dem London Journal of arts. Aug. 1843, S. 21. Spilsbury etc. über Anstreichfarben. Diese Erfindung besteht in der Anwendung auflöslicher Vehikel zum Auftragen der Farbstoffe, welche Vehikel durch nachheriges Auftragen chemischer Agentien in Wasser unauflöslich gemacht werden, wodurch es möglich wird, die Anstriche später mit Wasser oder Seifenwasser behufs ihrer Reinigung zu waschen. Solche Anstriche eignen sich für die elegantesten Gegenstände des Hauses u. dgl., so wie auch für Kunstzweke, zum Tapeten- und Zeugdruk; zu gleicher Zeit sind sie frei von dem übeln Geruch des Oehls, des Spiritus, der Firnisse, mit welchen sonst die Farben angemacht werden. Wenige Farbmaterialien werden für sich allein zum Anstreichen gebraucht, sondern sie werden in der Regel nur als färbende Substanzen dem Farbkörper (Substrat) zugesezt; in den meisten Fällen bedient man sich als Substrat des Bleiweißes, wozu Oehle, Spiritusse oder Firnisse als Vehikel dienen, welchen die gewünschte Farbe zugesezt wird. Als wohlfeilere Farbensubstrate dienen der Gyps, der Schwerspath, Thonerden und andere weiße (eisenfreie) Stoffe. Bekanntlich bringen viele chemische Agentien, mit Leim- oder Eiweißlösung zusammengebracht, dieselben zum Gerinnen; die so geronnenen Substanzen sind nach dem Troknen unauflöslich. Noch mehrere Substanzen theilen diese Eigenschaft und sind daher zum Fixiren der Farben brauchbar. Bedient man sich des Leims als Bindemittels (Vehikel), so dient vorzugsweise der Alaun zum Fixiren. Um die mehr oder weniger große Einwirkung des chemischen Agens auf den unauflöslich zu machenden Farbstoff kennen zu lernen, stellt man damit, ehe man leztern in seinem Vehikel auflöst, eine Probe an. Ist der Farbstoff z. B. eine Erde und das chemische Agens Alaun, so wird die Erde zu diesem Behufe mit einer kalten gesättigten Auflösung von Alaun vermischt und durch wiederholtes Waschen der unzersezte Alaun wieder hinweggeschaft, wo dann die Masse in geeignetem Zustande ist, mit Leimwasser abgerieben zu werden. Vorzüglich ist dann auch diese Probe anzustellen, wenn der Anstrich färbig ist, um sich zu überzeugen, daß das Fixirmittel keinen nachtheiligen Einfluß auf die färbende Substanz ausübe. Das Anstreichmaterial wird nun fein gerieben und vor dem Gebrauche mit weichem Wasser auf die gehörige Consistenz gebracht, dann wie gewöhnliche Farben aufgetragen, was immer nur wiederholt wird, nachdem der vorige Anstrich getroknet ist. Hierauf wird der Alaun oder das sonst gewählte Fixirmittel aufgetragen. Statt des Leims, oder in Verbindung mit demselben, kann auch Eiweiß gebraucht werden, vorzüglich bei feinern Arbeiten, und wo die Kosten nicht in Betracht kommen. Um Anstreichfarben zu bereiten, welche längere Zeit aufbewahrt werden sollen, verfährt man wie folgt. Zu weißer Anstreichfarbe nimmt man 160 Pfd. schwefelsauren Kalk (Gyps) oder Schwerspath oder weiße Thonerde, die wohl geschlemmt, und wie oben mit dem chemischen Agens probirt werden; man vermischt damit 20 Pfd. troknen Leim und 14 Pfd. Zinkvitriol (oder sonst ein den Leim vor Zersezung schüzendes Mittel) in 160 Pfd. warmen Wassers aufgelöst. Dieß alles wird zu einem sehr diken Teig verarbeitet und in kleine Fäßer verpakt. Auch kann die Mischung troken gemacht werden. — Die bisher zum Conserviren des Leims benuzten Mittel — schweflige Säure, Essigsäure und Alaun — findet der Patentträger zu seinem Zwek nicht geeignet. Er zieht den schwefelsauren Zink, oder andere auflösliche Zinksalze, Bittererde- oder Bleisalze vor. Soll der Anstrich eine Farbe erhalten, so wird der weißen Substanz das geeignete Pigment zugesezt, wenn lezteres nicht, was aber ein seltner Fall ist, für sich allein aufgetragen wird. Mit dem Pigment muß vorher ebenfalls obige Probe mit Alaun oder dergl. angestellt werden. Eine andere Art von Vehikel besteht in einer Auflösung harzartiger Stoffe in Boraxlösung oder auch in Aezkalilauge, oder in einer Auflösung von Wachs in lezterer. Die erste bereitet man durch Vermischen von 5 Pfd. gebleichten Schellaks mit 1 Pfd. Borax und Kochen derselben in 40 Pfd. Wasser bis zur Auflösung. Man reibt nun das Farbmaterial mit diesem Vehikel bis zur gehörigen Consistenz, trägt auf und wäscht mit Alaunlösung u. s. f. Die zweite Art der genannten Vehikel bereitet man durch Mischen gleicher Gewichtstheile weißen Wachses und Aeznatronlauge von 1,04 spec. Gewicht und mehrstündiges Kochen der Mischung, mit Zusaz von 5 Pfd. Wasser auf jedes Pfund Wachs, nachdem die Lösung erfolgt ist. Auch können wohl auf jedes Pfund Wachs 4 Pfd. troknes Stärkmehl zugesezt werden. Diesem Vehikel sezt man so viel von der vorher damit probirten Farbe zu, als zur Honigconsistenz hinreicht. Das Ganze wird nun behufs des Gebrauchs zum Anstreichen mit weichem Wasser angerührt. Auf den getrokneten Anstrich trägt man dann den Alaun oder dergl. auf, wodurch die Verbindung des Alkali's mit dem Wachs zerstört wird und das in Wasser unlösliche Wachs zurükbleibt. Eine weitere Anwendung dieser verschiedenen Vehikel ist ihre Auftragung auf eine schon angestrichene oder bedrukte Fläche und nachheriges Fixiren durch ein chemisches Agens. Man erspart dadurch das vorgängige Mischen des Vehikels mit der Anstreichfarbe. Der Zwek dieses Verfahrens ist, die gemachte Mischung mit dem Leim ziemlich lange bei warmem Wetter zu conserviren und zu gleicher Zeit, da die Mischung nicht vor dem Bedarf vorgenommen wird, die Farben unbeschränkte Zeit lang aufbewahren zu können; dieses Verfahren eignet sich vorzüglich für heiße Klimate. Bedient man sich obiger Vehikel zum Färben etc. von Papier oder Zeugen, so wird der Alaunlösung etwas Stärkelösung zugesezt, wodurch die Lösung beim Auftragen nicht so leicht ausfließen kann. Der lezte Theil der Erfindung besteht in der Anwendung gewisser vegetabilischer Stoffe zum Präpariren und Auftragen der Anstreichfarben. Unter andern klebrigen Pflanzenstoffen eignen sich hiezu vorzüglich Kleber, Eiweißstoff, Gummi, Schleime etc. Man bereitet z. B. eine Mischung von Mehl und Wasser in solchem Verhältniß, daß sie beim Kochen die Consistenz des Rahms erhält und macht hiemit die Farbe an. Zum Fixiren dieses Anstrichs eignet sich vorzüglich kieselsaures Kali oder Natron, das sogenannte Wasserglas. Man kann auch Traganth in Wasser zur Dike des Leinöhls auflösen, mit einer solchen Kieselerdelösung von der Stärke, daß sie der Farbe nicht schadet, mischen und mit dieser Mischung die Anstreichfarbe anrühren. Nachdem sie völlig troken ist, löst sie sich in Wasser nicht mehr auf. Die Patentträger sprechen alles dieses als ihre Erfindung an und heben vorzüglich als neuen Industriezweig die Zusammensezung des Farbmaterials mit dem Leim etc. zu einer troknen Masse oder einem Teig, unter Zusaz vor Zersezung schüzender Mittel hervor, wodurch die Anstreichfarben ohne Beschädigung von Ort zu Ort transportirt werden können, und wenn Leim dabei ist, mit warmem, weichem Wasser, wenn Eiweiß dabei ist, mit kaltem weichem Wasser beim Gebrauch angerührt werden; ebenso die Farben mit harzartigen Stoffen oder Wachs u. s. w.