Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXX., S. 315
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LXX. Miszellen. Miszellen. Verzeichniß der vom 31. August bis 28. Septbr. 1843 in England ertheilten Patente. Dem Charles Louis Franchot, Civilingenieur in Arundel-street, Middlesex, und Cyprien Marie Du Motay, ebendaselbst: auf eine verbesserte Methode Roͤhren oder Gehaͤuse unter Wasser zu legen und mit einander zu verbinden, um fuͤr den Personen- und Guͤterverkehr Tunnels und Viaducte zu bilden. Dd. 31. August 1843. Dem George Catlin, Kuͤnstler im Queen-square, Bloomsbury; auf eine verbesserte Construction der Schiffe, so daß bei Schiffbruch und anderen Unfaͤllen kein Menschenleben verloren gehen kann. Dd. 31. August 1843. Dem William Thomas, Kaufmann in Cheapside: auf ein ihm mitgetheiltes verbessertes Befestigungsmittel fuͤr Kleidungsstuͤke, welches auch fuͤr Mantelsaͤke, Koffer, Buͤcher und andere Gegenstaͤnde anwendbar ist. Dd. 6. Sept. 1843. Dem Alexander Spears, Kaufmann in Glasgow: auf ihm mitgetheilte Verbesserungen an glaͤsernen Flaschen fuͤr Weine und andere Fluͤssigkeiten. Dd. 6 Sept. 1843. Dem William Denley am Hans-place, Sloane-street, Middlesex: auf Verbesserungen in der Construction von Feuerstellen, Feuerzuͤgen und Schornsteinen. Dd. 21. Sept. 1843. Dem John Baptist Wickes in Leicester: auf Verbesserungen an der Maschinerie zur Fabrication von Strik-Strumpfwirkerwaaren, Dd. 21. Septbr. 1843. Dem George Robert d'Harcourt in Argyll-street, Middlesex: auf ein Verfahren Briefe, Zeitungen etc. zu sortiren, zu controliren und abzuliefern. Dd. 28. Septbr. 1843. (Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Oktbr. 1843, S. 255.) Ueber den Erfolg der Anwendung des Cabry'schen Systems veränderlicher Expansion bei Locomotiven. Bericht des Hrn. Masui, Director der in Betrieb stehenden belgischen Staats-Eisenbahnen, an den Minister der oͤffentlichen Arbeiten, uͤbersezt von Hrn. Hentz. Eine eben so wichtige und beachtenswerthe als interessante Abhandlung. In dem Vorwort des Uebersezers zu dieser Abhandlung fuͤhrt derselbe an: wie es in der Natur der Sache liege, daß die Anwendung der Expansion bei Locomotiven nur dann von wirklichem Nuzen seyn könne, wenn der Grad der Expansion nach Beduͤrfniß veraͤndert werden koͤnne und zwar waͤhrend des Ganges der Locomotive selbst, weil kaum eine andere Maschine so großen Veraͤnderungen in der Kraftaͤußerung unterworfen sey, wie die Locomotive durch Veraͤnderung im Bahngefaͤlle sowohl als in der Belastung und der Richtung des Windes. „Bei den Locomotiven gewoͤhnlicher Einrichtung muß die Kraft nach den unguͤnstigen Umstaͤnden bemessen werden, welche beim Betriebe vorkommen, ohne daß concurrirende vortheilhafte Verhaͤltnisse benuzt werden koͤnnen“ (die dabei oͤfter uͤberschuͤssige Kraft ist dann so gut als verloren); „bei den Expansionsmaschinen bestimmen zwar auch die unguͤnstigsten Betriebsverhaͤltnisse die volle Kraft, welche eine Maschine besizen muß, um wirksam zu seyn, sie gewaͤhren aber den Vortheil, daß auch die bessern. Verhaͤltnisse benuzt werden koͤnnen, und die Verwendung der Kraft immer mit dem Widerstande im richtigen Verhaͤltnisse steht“ u. s. w. Aus der Uebersezung des Berichtes selbst, welche der Director saͤmmtlicher belgischen Staats-Eisenbahnen, Hr. Masui, an den Minister der oͤffentlichen Arbeiten erstattete, heben wir hervor: „Das System des Hrn. Cabry, Ober-Ingenieur des Maschinenwesens der belgischen Staals-Eisenbahnen, besteht im Wesentlichen in einer Vorrichtung, vermittelst welcher man in sehr einfacher Art den Lauf der Dampfschiebventile veraͤndern kann; wie bei vielen Maschinen mit unveraͤnderlicher Expansion, z. B. den de Ridder'schen, ist die Dekung der Schiebventile groͤßer als bei der gewoͤhnlichen Locomotive und sind dieselben so berechnet, daß, je nachdem in der Laͤnge des Schieberlaufes gewechselt wird, die Cylinder auf kuͤrzere oder laͤngere Zeit gaͤnzlich geschlossen werden, und so der Eintritt des Dampfes waͤhrend eines groͤßeren oder geringeren Theiles des Kolbenlaufes unterdruͤkt wird. Der im Augenblike des Abschlusses im Cylinder befindliche Dampf dehnt sich beim fortgesezten Kolbenlaufe aus, und wirkt durch Expansion bis zu Ende desselben. Es geht hieraus hervor, daß durch eine gleiche Dampfmasse eine groͤßere Wirkung hervorgebracht wird, indem, bevor man ihn entweichen laͤßt, gewissermaßen alle Kraft aus ihm gezogen wird, welche er noch enthaͤlt. Das hier in Rede stehende System bietet noch einen anderen Vortheil: es gestattet die Verwendung des Dampfes in den Cylindern ganz nach Belieben zu vermindern, indem der Eintritt desselben waͤhrend eines groͤßeren Theiles vom Kolbenlaufe abgeschnitten werden kann. Die Kraft wird in diesem Falle verhaͤltnißmaͤßig vermindert, und damit ist der große Vortheil erreicht, die Kraft der Maschine (und folglich auch die Kosten derselben) der Arbeit, welche sie verrichten soll, anzupassen. Uebrigens wuͤrde es von geringerem Werthe seyn, die Dampfverwendung in den Cylindern zu beschraͤnken, wenn nicht gleichzeitig die Erzeugung des Dampfes im Kessel vermindert wuͤrde; der Dampf, welcher hinter dem Kolben erspart waͤre, wuͤrde durch die Sicherheitsventile entweichen und man haͤlte nichts gewonnen. Aber auch hiebei aͤußert sich ein guͤnstiges Verhaͤltniß; der Dampf, welcher sich im Cylinder ausgedehnt hat, entweicht mit einer weit geringeren Geschwindigkeit in die Rauchröhre, als die, welche er gehabt haben wuͤrde, waͤre seine Spannung nicht geschwaͤcht worden; der Luftzug verliert aus diesem Grunde an Lebhaftigkeit und es muͤssen sich sowohl die Verwendung des Brennmaterials auf dem Herde, als die Dampferzeugung im Kessel im gleichen Verhaͤltniß vermindern.Bei den Expansions-Locomotiven, mit welchen im Junius d. J. Versuche unter meiner Theilnahme angestellt wurden, war noch eine besondere Vorrichtung zur Regulirung des Zuges angebracht. Die Abführungsröhre des Dampfes aus den Cylindern spaltet sich nämlich in zwei Arme, von denen der eine vom Stande des Maschinisten aus geöffnet und verschlossen werden kann.Entweicht der Dampf durch beide Röhren, so ist seine Wirkung auf den Zug nur sehr gering; wird aber die eine Röhre verschlossen, so tritt er in gewöhnlicher Weise aus und erzeugt einen lebhaften Zug. Die Anwendung dieses Mittels ist von augenbliklicher Wirksamkeit und macht den Maschinisten gänzlich zum Herrn des Feuers und omit der Dampferzeugung.Masui. Nachdem Hr. Masui nun einen ausfuͤhrlichen Bericht uͤber den Hergang der Erfindung, die vor den Versuchen stattgehabten theoretischen Discussionen zwischen seinen Ingenieuren, die verschiedenen Ansichten derselben, das Mißtrauen gegen die Sache (zuerst auch seinerseits) abgegeben hat, fuͤhrt er die Resultate vieler nach und nach angestellter Versuche nach immer wieder von Neuem erhobenen Zweifeln an, etwa wie folgt: „Die ersten Versuche gaben folgende Resultate: Von Bruͤssel nach Ans. Von Ans nach Bruͤssel. Die gewoͤhnliche Maschine bedurfte Pfd. Die Maschine nach Cabry's System bedurfte Pfd. Die gewoͤhnliche Maschine bedurfte Pfd. Die Maschine nach Cabry's System bedurfte Pfd. 1714,65 1230,07 1696,01 1345,50 1994,21 17147,65 1696,01 1345,50 1174,16 1118,25 1155,52 1167,25 Im Mittel Im Mittel Im Mittel Im Mittel 1854,42 1318,60 1696,01 1269,15 Ersparung 29 Proc. Ersparung 25 Proc. Die vorstehenden Erfahrungen geben in Mittel eine Ersparung von 27 Proc. zu Gunsten der Anwendung des neuen Apparates in Betreff des Kohksverbrauchs waͤhrend des Laufes der Maschinen. Beide Maschinen hatten dabei unter ganz gleichen Umstaͤnden gearbeitet und waren beide mit gleicher Sparsamkeit gefuͤhrt worden. An Brennmaterial fuͤr die Anheizung der Maschinen und waͤhrend des Stillstandes derselben wurde durch die Anwendung des Apparates nicht gespart.“ Eine hierauf eingesezte Commission von Ingenieuren hegte auch gegen diese Versuche noch Zweifel und nach mancherlei Debatten und Zwischenfaͤllen wurden endlich folgende Resultate erlangt, die den Berichterstatter endlich bewogen, auf allgemeine Einfuͤhrung des Cabry'schen Systems mit veraͤnderlicher Expansion bei dem belgischen Minister der oͤffentlichen Arbeiten anzutragen. Wir fuͤhren den daruͤber berichtenden Schluß unseres Textes woͤrtlich an: „Die bei dieser lezten Vergleichung angestellten Versuche sind bemerkenswerth. Auf der Linie von Bruͤssel nach Mecheln wurden die Versuche ununterbrochen vom 7. bis 16. September d. J. in solcher Art durchgeführt, daß abwechselnd einen Tag um den andern die Maschine mit veraͤnderlicher Expansion und eine gewoͤhnliche von gleicher Kraft den Dienst verrichtete. Die ganze Zahl der auf diesen 20 Kilometer (2⅔ Meilen) langen Streke befoͤrderten Wagen war 260 durch die Expansionsmaschine, 261 durch die gewoͤhnliche Maschine. Die erstere hat 137 Hektoliter (10213 Pfd.), die anderen 190 Hektoliter (14164Pfd.)Kohks verwendet, woraus sich eine Ersparung von nahe 30 Proc. ergibt. Auf der Linie zwischen Mecheln und Gent wurden die Versuche vom 17. bis 26. Septbr. angestellt. Die Gesammtzahl der auf dieser 58Kilom. (7¾ Meil.) langen Streke mit der Expansionsmaschine gefahrenen Wagen betrug 127, mit der gewoͤhnlichen Maschine 141, der Verbrauch der ersteren an Kohks betrug 125 Hektoliter (9354 Pfd.), der anderen 220 Hektoliter (16462 Pfd.) das ist, wenn in beiden Faͤllen das befoͤrderte Totalgewicht, die Maschine inbegriffen, zu Grund gelegt wird, eine Ersparung fuͤr die durchlaufene Meile von 43 Proc. Auf der 44 Kilometer (5,86 Meilen) langen Nordlinie von Bruͤssel nach Antwerpen haben die Versuche vom 12. Sept. bis zum 1. Okt. stattgefunden. Bei dieser hat, ungeachtet die beim Stillstande verwendeten Kohks mit unter dem ganzen Verbrauch inbegriffen waren, die Ersparung noch eine Hoͤhe von 25 Proc. erreicht, abgesehen von dem zur Anheizung erforderlichen Brennmaterial, welches sich bei beiden Systemen gleich bleibt. Endlich haben die auf der 45 Kilometer (6 Meilen) langen Bahnstreke von Gent nach Courtray vom 5. bis 13 Okt. ausgefuͤhrten Versuche eine Ersparung von 37 Proc. ergehen. Es ist zu bemerken, daß bei den angefuͤhrten vier Beispielen die gewoͤhnlichen Zuͤge stark, die Bahnen aber wenig geneigt waren — zwei Umstaͤnde, welche der Expansion nicht guͤnstig sind, weil sie keine Gelegenheit geben, den Apparat so anzuwenden, wie es bei staͤrkeren Neigungen und bei schwaͤcheren Zuͤgen, welche die ganze Kraft der Maschine nicht in Anspruch nehmen, der Fall gewesen seyn wuͤrde. Nach diesem ausfuͤhrlichen Berichte, welchen ich Ihnen vorzulegen die Ehre habe, wollen Sie, Herr Minister, sich uͤberzeugen, daß ich erst nach laͤnger als einjaͤhrigen Versuchen mir eine entschiedene Ansicht uͤber das vorgeschlagene System gebildet habe. Ich nehme keinen Anstand, demselben meinen vollen Beifall zu geben, und von der Anwendung den gluͤklichsten Erfolg zu hoffen. In Gemaͤßheit dessen habe ich die Ehre zu bitten, mich ermaͤchtigen zu wollen, das Expansionssystem des Oberingenieurs, Hrn. Cabry, bei allen Maschinen der Ostlinie, welche dazu geeignet sind, einzufuͤhren, indem die dazu erforderliche Ausgabe unbedeutend ist.“ (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, Nov. 1843, Nr. 9.) Instrument um die Geschwindigkeit der Schiffe zu messen. Russell schlaͤgt hiezu folgendes Instrument vor. Es besteht aus einer Roͤhre, welche quer durch den Vordertheil des Schiffes geht und seine innere Bruͤke entlang bis zum Schwerpunkt des Fahrzeugs fortlaͤuft. Hier endigt sie sich in ein senkrechtes Reservoir, welches den in seinem Innern durch die Fluͤssigkeit ausgeuͤbten Druk anzeigt. Eine bewegliche Scale, deren Nullpunkt der Wasserhoͤhe in der Roͤhre, wenn das Schiff in Ruhe ist, entspricht, zeigt die verschiedenen Geschwindigkeitsgrade beim Segeln desselben an. Dieses Verfahren, welches alle wuͤnschbare Genauigkeit darbietet, beruht auf folgendem hydrodynamischen Princip: wenn ein Gefaͤß im Wasser mit einer Geschwindigkeit fortbewegt wird gleich der durch ein gegebenes Niveau erzeugten, so muß der Widerstand das Wasser in einer neben dem Gefaͤße angebrachten Roͤhre, welche der Einwirkung der sie umgebenden Fluͤssigkeit ausgesezt ist, in die Hoͤhe treiben. (Echo du monde savant, 1843 No. 30) Deutsche Patent-Rasirmesser. Juͤngst wurde in der technischen Deputation des Handwerkervereins zu Chemnitz ein Patent-Rasirmesser aus der Fabrik der Gebruͤder Dittmar in Heilbronn, deß gleichen ein dazu gehoͤriger Streichriemen vorgezeigt. Nach Angabe der Fabrikanten sind diese Messer aus dem feinsten Indiastahle geschmiedet, chemisch gehaͤrtet und galvanisch vergoldet und es sagen dieselben uͤber diese Messer folgendes: „die haͤufigen Klagen daruͤber, daß man aͤußerst selten ein gutes Rasirmesser bekomme, haͤtten sie bestimmt, diesem Gegenstande ihre ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Nach ihren Erfahrungen laͤge der Fehler nicht sowohl in einer minder sorgfaͤltigen Accuratesse beim Haͤrten, als vielmehr in der Construction der gewoͤhnlicheu Rasirmesser, weil durch das Mißverhaͤltniß des diken Ruͤkens mit der duͤnnen Schneide selten eine gleiche und regelmaͤße Haͤrte hervorgebracht werde. Sie versuchten es daher, Rasirmesser von gleicher Staͤrke mit aufgeschobenem Ruͤken zu machen. Diese Versuche seyen so vortrefflich ausgefallen, daß sie ein Erfindungspatent darauf erhielten. Soll aber ein Rasirmesser lange Zeit seine feine Schneide erhalten, so seyen vorzuͤglich zwei Sachen aus das Angelegentlichste zu empfehlen: 1) die groͤßte Sorgfalt beim Abtroknen des Rasirmessers und 2) ein guter Streichriemen. — Es sey raͤthlich mit dem Rasirmesser nach dem Rasiren einige Zuͤge auf dem Streichriemen zu thun; die Schneide des Messers werde dadurch etwas fett, wodurch das Rosten verhuͤtet und die feine Schneide erhalten wird. Der von erwaͤhnten Fabrikanten erfundene und ebenfalls patentirte Streichriemen zeichnet sich dadurch aus, daß er nach allen Seiten etwas gewoͤlbt ist, so daß die Schneide des Rasirmessers beim Abziehen niemals auf die Kante des Leders kommt.“ (Gewerbeblatt fuͤr Sachsen.) Neue Art Flintenlaͤufe zu verfertigen. Hr. Seguier uͤbergab der franzoͤsischen Akademie einige Flintenlaͤufe, welche von den HHrn. Gastinne und Renette nach einem neuen Verfahren verfertigt wurden und bemerkte dabei: „Das Band, aus welchem diese Laͤufe bestehen, statt aus schraubenfoͤrmig gewundenen, flachen Staͤben, deren Raͤnder aneinander geschweißt werden, zu bestehen, wird durch Uebereinanderlegen zweier dreikantigen Prismen gebildet, welche so aufeinander gelegt werden, daß die obere Kante des einen an der Basis des andern anliegt. Die Beruͤhrungspunkte der Schweißungen, welche so in Ebenen, die gegen die Achse des Laufs schief liegen, hervorgebracht werden, sind folglich viel zahlreicher. Der Uebelstand querer Ungleichheiten, d. h. mangelhafter Schweißungen, wird dadurch sicherer vermieden. Die mit solchen Flintenlaͤufen angestellten Proben beweisen am besten die Zwekmaßigkeit dieses Verfahrens. Man erhielt folgende Resultate. Ein Lauf, dessen Gesammtgewicht 875 Gramme betrug, welcher 72 Centimeter lang, von 17 Millimeter innerm Durchmesser, bei der Schwanzschraube 5 Millimeter und an der Muͤndung 1,50 Millimeter weit war, wurde fuͤnf Proben unterworfen, wobei jedesmal eine weitere, der ersten gleiche, Portion Pulver und Blei zugesezt wurde; die erste hatte an Pulver 11,43 Gramme und an Blei 62,50 Gramme betragen; der Lauf unterlag erst der Ladung von 44 Gr. Pulver und 250 Gr. Blei, barst jedoch ohne Umherwerfen seiner Theile. Ein hinsichtlich seiner Dimensionen dem obigen ganz gleicher Lauf wurde schon beim erstenmal mit der Ladung probirt, bei welcher jener sprang und hatte gleiches Schiksal. Ein dritter Lauf, mit welchem nur drei Proben angestellt wurden, wobei man aber sogleich mit einer Ladung von 39 Gr. Pulver und 218,75 Blei begann, vertrug auch noch, unter bloßem Aufgetriebenwerden um 2 Millimeter, eine Ladung on 44,54 Gr. Pulver und 250 Gr. Blei, unterlag endlich der enormen Ladung von 50 Gr. Pulver und 28l,25 Gr. Blei; enorm wird sie genannt, weit die Jaͤger bei Flinten dieses Kalibers sich in der Regel nur einer Ladung von kaum uͤber 3–4 Gr. Pulver und 40 Gr. Blei bedienen. Ein nach diesem Verfahren und den fuͤr die Bewaffnung der Infanterie vorgeschriebenen Dimensionen verfertigter Lauf hielt mehrere Proben aus, die mit 33 Gr. Pulver und zwei Kugeln angefangen und mit 66,80 Gr. Pulver und zwei Kugeln beendet wurden und litt gar keinen andern Schaden, als daß er oberhalb des Pulversaks ganz wenig, ungefaͤhr um 8/10 Millimeter, aufgetrieben wurde. (Comptes rendus, 1843, 2tes Semester, Nr. 11.) Neuer mechanischer Webestuhl von Götze und Comp. in Chemnitz. Die technische Deputation des Chemnitzer Handwerkervereins bezeichnet in einem Gutachten uͤber diesen Webestuhl als vorzuͤglich wesentlich die durch eine Nuthcurvenscheibe hervorgebrachte Ladenbewegung, durch welche das Fach laͤnger als gewoͤhnlich offen erhalten und ein durch zunehmende Geschwindigkeit verstaͤrkter Schlag bewirkt wird; ferner die Anbringung eines mit einer Trittmaschine gleichwirkenden Mechanismus, welcher mehr schaͤftige Waare mit derselben Leichtigkeit erzeugen laͤßt, als zweischaͤftige und zugleich augenbliklich fuͤr jedes beliebige Muster eingerichtet werden kann. Endlich ist der Webestuhl so eingerichtet, daß er in kuͤrzester Zeit nach Erforderniß entweder fuͤr mehrschaͤftige oder fuͤr glatte Waare umgeaͤndert werden kann. (Gewerbeblatt fuͤr Sachsen, 1843, Nr. 84.) Kühle's Kleisterarten fuͤr Buchbinder, Galanterie-, Papp- und Lederwaarenarbeiter, so wie für das Gepäkwesen. KleistersorteA. Man nehme 4 Loth Staͤrke und 6 Loth recht fein pulverisirte Kreide, 2 Loth guten Leim, 2 Loth venetianischen Terpenthin und 1/6 (Berliner) Quart Kornbranntwein mit 1/6 Quart Wasser gemischt. Von beiden lezteren nehme man so viel als nothwendig ist, die Staͤrke und Kreide zusammen zu einem Brei bereiten zu koͤnnen; mit dem Rest des Gemisches von Branntwein und Wasser wird der Leim gekocht und waͤhrend des Kochens der Terpenthin hinzugethan. Ist nun der Leim und Terpenthin aufgeloͤst, so wird die Masse mit dem Brei unter fortwaͤhrendem Umruͤhren gemischt. Obige Mengen geben 1 Pfd. Kleister, welches auf 2½ Silbergroschen zu stehen kommt. KleistersorteB. 6 Loth Staͤrke werden mit Wasser zu einem maͤßig starken Brei eingeweicht. 3 Loth Leim und 3 Loth venetianischer Terpenthin mit ⅜ Quart Wasser verduͤnnt, uͤber gelindem Feuer ins Kochen gebracht und dann wie bei A verfahren. Man erhaͤlt 1 Pfd. Kleister, welcher etwas starker als A. ausfaͤllt, und besonders fuͤr Galanterie- und Lederarbeiten zu empfehlen ist, da derselbe bei Seidenzeugen nicht durchdringt, und dem Papier wie dem Leder weder den Glanz noch die Narben und Pressungen benimmt. Da dieser Kleister kalt verbraucht wird, so wuͤrde man noch obenein die Kosten der Feuerung ersparen und uͤberfluͤssige Kohlenduͤnste vermeiden. Zulezt waͤre derselbe, da er augenbliklich troknet, dem Gepaͤkwesen zum Signiren der Gepaͤke hinsichtlich seiner guten Bindekraft zu empfehlen. Die Abtheilung des preußischen Gewerbevereins fuͤr Manufacturen und Handel erklaͤrte, daß diese beiden Kleisterarten nach angestellten Versuchen vorzuͤglich zu nennen seyen; der unter A angegebene Kleister eigne sich besonders zum Kitten von Glas und Porzellan; beide seyen fuͤr Tapezierer und Sattler bei Polsterungen sehr zwekdienlich, indem der Zusaz von Terpenthin ein bekanntes Mittel zur Vertilgung der Motten ist. Der Verein beschloß daher Hrn. Kuͤhle eine Gratification von 100 Thalern fuͤr diese Mittheilung zu zahlen. (Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt, Oktober 1843, Nr. 7.) Poussier's Methode die Abtrittgruben zu desinficiren. Hr. Poussier, welcher sich lange mit dem Problem die Abtrittgruben zu desinficiren beschaͤftigt hat, erreicht diesen Zwek auf eine sicherere und wohlfeilere Weise, als es bisher moͤglich war, folgendermaßen. Er benuzt hiezu die unreine schwefelsaure Thonerde, wie man sie beim Auslaugen der Alaunschiefer erhaͤlt. Dieses Salz enthaͤlt mehr Schwefelsaͤure als der Eisenvitriol und wirkt wegen seiner sauren Reaction schneller auf die Substanzen, womit es in Beruͤhrung kommt, so daß es die faule Gaͤhrung besser als der Eisenvitriol verhindert. Er verwendet es ohne Zusaz von Kohlenpulver, weil lezteres theuer zu stehen kommt und zu viel Raum wegnimmt. Die schwefelsaure Thonerde erheischt nur ungefaͤhr 1/25 vom Hohlraum der Abtrittgruben. Besonders macht sie auch ihr niedriger Preis allgemein anwendbar. 100 Kilogramme kommen in Paris auf 50 bis 52 Fr. zu stehen und man braucht davon per Kubikmeter nur 50 bis 60 Kilogramme. Fuͤr eine Grube von 16 Kubikmet. wuͤrde also die jaͤhrliche Auslage 48 bis 50 Fr. ausmachen, was gewiß wenig ist, wenn man beruͤksichtigt, welchen Werth die so behandelten Substanzen als Duͤnger haben, weil sie von ihren Ammoniaksalzen fast keines verloren. (Eeho du monde savant, 1843, No. 30.) Einwirkung des schwefelsauren Eisens auf die Vegetation. Hr. Maître zu Chatillon sur Seine verbreitete 1 Kilogr. schwefelsauren Eisens (Eisenvitriols) groͤblich gepulvert und vermengt mit 25 Liter recht lokerer Akererde auf 14 Ares (Morgen) nicht gegypster einjaͤhriger Luzerne. Diese 14 Acres wurden durch Abstekpfaͤhle von dem uͤbrigen Feld, welches am dritten Tag gegypst wurde, kenntlich gemacht. Der Preis des Gypses auf eine gleich große Flaͤche haͤtte 60–70 Centimes betragen, der des Eisenvitriols betrug nur ungefaͤhr 20 Centimes. Beim Schneiden haͤtte das geuͤbteste Auge keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Theilen des Feldes bemerken koͤnnen; die Stengel hatten alle gleiche Hoͤhe und gleiche Staͤrke. Hr. Professor Gris, von welchem diese Notiz herruͤhrt, behandelte auch sehr empfindliche Pflanzen, wie Hortensien, Heliotropen, Orangebaͤumchen, Camellien etc. mit schwacher Eisenvitriolloͤsung (1/5 Loth des Salzes in 2 Pfund Wasser), worauf sich dieselben immer gut erhielten und kraͤftig fortwuchsen. Die in die halbe Sonne gestellte Pflanze wird alle 5–6 Tag damit begossen und wie sich von selbst versteht, die sonst noͤthige sorgfaͤltige Pflege nicht eingestellt. (Moniteur industriel 1843. No. 757.)