Titel: Einige Bemerkungen über das Vernikeln und Verplatiniren der Metalle auf galvanischem Wege; von Dr. Rudolph Böttger.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. LXXXI., S. 365
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LXXXI. Einige Bemerkungen uͤber das Vernikeln und Verplatiniren der Metalle auf galvanischem Wege; von Dr. Rudolph Boͤttger. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Septbr. 1843, S. 342. Boͤttger, über das Vernikeln und Verplatiniren der Metalle. Seitdem man angefangen, die Naturwissenschaften mehr für das praktische Leben auszubeuten und in Künsten sowohl wie in Gewerben eine rationellere Praxis einzuführen, darf es uns auch nicht mehr wundern, daß selbst Männer, die sonst nur rein speculativen Untersuchungen zugänglich waren, gegenwärtig nicht selten mit großem Eifer und großer Ausdauer auch die praktischen Seiten der Naturwissenschaft zu cultiviren angefangen. Aller Orten beschäftigt man sich, wie bekannt, gegenwärtig mit der Vervollkommnung der Galvanoplastik, der Galvanographie und der Kunst, auf galvanischem Wege Ueberzüge edler Metalle auf unedlen zu erzeugen. Die leztere Kunst namentlich hat, seitdem uns Elkington und Ruolz auf eine neue Classe von Salzen aufmerksam gemacht, die bei ihrer galvanischen Zerlegung behufs der Vergoldung, Versilberung und Verkupferung der Metalle zuvor kaum geahnete Resultate hervorgehen ließen, einen solchen Höhepunkt schon jezt seit der so kurzen Zeit ihres Auftretens erreicht, daß man meinen sollte, es bleibe der Forschung in diesem praktischen Gebiete des Galvanismus kaum noch etwas zu ermitteln übrig. Daß dem aber nicht ganz so sey, ergibt sich unter anderem daraus, daß bis jezt noch kein vollkommen geeignetes Nikel- und Platinsalz aufgefunden wurde, welches zum Vernikeln und Verplatiniren unedler Metalle vorzugsweise zu verwenden gewesen wäre. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, daß eine Verbindung des Cyannikels mit Cyankalium nach der Angabe von Ruolz in dieser Hinsicht keineswegs zum Ziele führt und zwar so wenig, wie das von ihm empfohlene Platinsalz. Aus einer großen Reihe deßhalb besonders angestellter Versuche glaube ich indeß gefunden zu haben und versichern zu können, daß unter allen bekannten Nikelsalzen keines so sehr sich zum Vernikeln, z. B. des Kupfers und Messings, eignet als das schwefelsaure Nikeloxydul-Ammoniak, wenigstens muß das von Ruolz empfohlene Cyannikelkalium in dieser Hinsicht ganz in den Hintergrund gegen dieses Salz treten. Selbst bei einer sehr lange andauernden constanten Stromwirkung sieht man ein Kupferblech aus einer Auflösung von schwefelsaurem Nikeloxydul-Ammoniak stets mit spiegelglänzender, fast silberweißer Farbe hervorgehen. Auf diese Weise habe ich schon nach halbstündiger Einwirkung eines nicht gar starken galvanischen Stromes eine so starke Ablagerung von Nikel auf Kupfer zuwege gebracht, daß dadurch eine gewöhnliche, an einem Coconfaden aufgehängte Magnetnadel mit Heftigkeit aus dem magnetischen Meridian abgelenkt werden konnte. Ein Tropfen gewöhnlicher Salpetersäure auf den Nikelüberzug gebracht, zeigte innerhalb einer gewissen Zeit keine sichtbare Einwirkung auf das darunter liegende Metall, während ein unter einer Goldsolution eben so lange der Stromwirkung ausgesezt gewesenes Kupferblech von der Salpetersäure fast augenbliklich noch angegriffen wurde, woraus man schließen darf, daß das galvanisch ausgeschiedene Nikel schneller, inniger und gleichförmiger das Kupfer bekleidet, als das auf demselben Wege ausgeschiedene Gold. Da nun bekanntlich das reine Nikel beinahe eben so strengflüssig ist wie das Iridium und Mangan, überhaupt außer vor dem Knallgasgebläse durch kein Feuer, selbst nicht im Porzellanofenfeuer in Fluß gebracht werden kann, so dürfte vielleicht die Gewinnung dieses im reinen Zustande so seltenen Metalls auf galvanischem Wege, z. B. in Blechform, unter anderen zur Anfertigung von Magnetnadeln und dergleichen von den Technikern nicht ganz unberüksichtigt gelassen werden. Zur Erreichung dieses Zwekes wird man jedenfalls wohl nur einen mäßig starken, dabei aber ziemlich constant wirkenden Strom in Anwendung bringen dürfen. Zur Gewinnung des hier in Rede stehenden Nikelsalzes genügt vollkommen das im Handel vorkommende unreine Nikelmetall. Man löse es zu dem Ende in Salpetersäure auf, lasse einige Zeit hindurch einen Strom Schwefelwasserstoffgas durch die Lösung streichen, um wo möglich alles Kupfer und Arsenik auszuscheiden, und fälle dann die filtrirte Solution durch kohlensaures Natron, löse das wohl ausgesüßte kohlensaure Nikeloxydul in verdünnter Schwefelsäure auf und stelle das Ganze über Schwefelsäure unter einer Glasgloke zum Krystallisiren hin. Die festen Krystalle pulvere man, überschütte sie in einer Flasche nach und nach mit so viel Ammoniakflüssigkeit, als zu deren Auflösung nöthig ist. Man erhält so eine prachtvoll dunkelblau aussehende Flüssigkeit, die zu vorerwähntem Zweke unmittelbar angewendet werden kann. Was das Verplatiniren des Kupfers und Messings betrifft, so hat Ruolz hiezu bekanntlich eine Auflösung von Chlorplatinkalium in Aezkalilauge empfohlen, indeß bemerkt schon Petzhold in seiner unlängst über diesen Gegenstand erschienenen Broschüre, daß er nichts unversucht gelassen, um eine weiße und den Säuren widerstehende Verplatinirung auf die von Ruolz angegebene Weise herzustellen, aber alle seine Versuche seyen in dieser Hinsicht verunglükt. Diese Aeußerung Petzhold's, so wie meine eigenen lange Zeit hindurch fortgesezten, sich aber ebenfalls keines besondern günstigen Erfolges erfreuenden Versuche veranlaßten mich, diesem Gegenstande schon seit längerer Zeit eine noch größere Aufmerksamkeit als bisher zuzuwenden. Man wird sich erinnern, daß ich schon vor mehreren Jahren öffentlich zur Sprache gebracht, man könne Kupfer und Messing auf sogenanntem nassem Wege und zwar ohne Mitanwendung eines galvanischen Stromes, mit einer dünnen, vollkommen weißen Schicht Platins bekleiden, wenn man jene blank gescheuerten Metalle in Wasser koche, worin man 1 Th. Platinsalmiak und 8 Th. gewöhnlichen Salmiak aufgelöst hatte. Die auf solche Weise behandelten metallenen Gegenstände sieht man schon innerhalb weniger Secunden sich mit einem festhaftenden, spiegelblanken Platinüberzuge bekleiden, indeß ist diese Platinschicht niemals so dik, daß sie Säuren vollkommen zu widerstehen vermag. Versucht man nun, dieselbe Salzlösung behufs einer dikeren Platinablagerung mittelst eines galvanischen Stromes zu zerlegen, so gelingt der Versuch weit unvollkommener. Die kupfernen oder messingenen Gegenstände, die mit der negativen Elektrode der Säule im Contacte stehen, umkleiden sich nämlich in ganz kurzer Zeit mit einem mißfarbenen schwärzlichen Ueberzuge, mit sogenanntem Platinschwarz. Ein ähnliches, obwohl etwas besseres Resultat erhielt ich, wenn ich mich einer Chlorplatinnatriumlösung bediente, indeß wollte mir auch hiemit niemals gelingen, den Platinüberzug in voll kommen metallisch glänzendem Zustande auf Kupfer- und Messingflächen hervorzubringen. Andere Salzlösungen verhielten sich ähnlich, mit Ausnahme einer in der Siedhize bereiteten Lösung von gewöhnlichem Platinsalmiak in Wasser, der noch einige Tropfen Ammoniakflüssigkeit in mäßig erhiztem Zustande hinzugefügt wurden. Bekanntlich ist das Ammoniumplatinchlorid in Wasser von mittlerer Temperatur nur wenig löslich, in siedend heißem Wasser dagegen verhältnißmäßig weit mehr. Sezt man nun zu einer solchen heißen Solution, nachdem sie etwas erkaltet, einige Tropfen Ammoniakflüssigkeit und unterwirft dieselbe in noch etwas erwärmtem Zustande der Wirkung einer constanten Batterie, so sieht man das Platin sich in einem festen Zusammenhange und dabei vollkommen metallisch glänzend auf die mit der negativen Elektrode verbundene Kupferfläche niederschlagen — eine Beobachtung, die ich bereits schon vor 1½ Jahren gemacht, indeß erst in einer der Sectionssizungen für Chemie auf der vorjährigen Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Mainz speciell zur Sprache gebracht, und die auch, wenigstens theilweise, von Prof. Fehling bestätigt wurde; ich sage absichtlich theilweise, weil von demselben, seiner Versicherung zufolge, noch niemals eine so starke Ablagerung jenes edeln Metalles auf Kupfer hat erzielt werden können, daß sie kochender Salpetersäure vollkommen widerstanden hätte. Ich kann jedoch versichern, daß, als ich ein kupfernes, vorher völlig spiegelblank abgedrehtes, nicht im mindesten Risse oder Unebenheiten zeigendes und nachher sorgfältig polirtes Schälchen mittelst vorerwähnter Lösung mit einer ziemlich starken Schicht spiegelglänzenden Platins bekleidet und hierauf den Platinüberzug nochmals mit dem Polirstahle sorgfältig überstrichen und das Schälchen von neuem der Stromwirkung einige Zeit hindurch ausgesezt, ich ein platinplattirtes Schälchen erhielt, in welchem die stärkste Salpetersäure anhaltend gekocht werden konnte, ohne daß im mindesten ein Angriff der Säure auf das darunterliegende Kupfer bemerkbar gewesen wäre. Das einzige Unangenehme bei Anwendung jener Platinlösung ist das, daß man, da dieselbe im Ganzen genommen doch immer nur wenig platinhaltig ist, sich genöthigt sieht, die von Metall schnell erschöpft werdende Flüssigkeit oftmals durch frisch bereitete zu ersezen.