Titel: Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung; von Hrn. Hossauer.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XCVIII., S. 438
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XCVIII. Ueber galvanische Vergoldung und Versilberung; von Hrn. Hossauer. Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1843, 3te Lieferung. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Hossauer, über galvanische Vergoldung und Versilberung. Nicht allein die Absicht, als Mitglied des Gewerbevereins den Zwek desselben fördern zu helfen, sondern weil die bis jezt (12. Dec. 1842) veröffentlichten Mittheilungen über galvanische Vergoldungen und Versilberungen dem Handwerker unvollkommen erscheinen, und seinen Kenntnissen oft gar nicht zusagen, erlaube ich mir, die Erfahrung meiner Praxis in dieser Beziehung meinen Gewerbsgenossen mitzutheilen, und ist es mir erfreulich, daß der geehrte Verein dieselbe von mir anzunehmen sich bereit erklärt hat. Um bei diesem Urtheil über die Mängel nicht anmaßend zu erscheinen, muß ich bevorwortend bitten, meine Mittheilung nicht so zu beurtheilen, als wenn ich sie besser als ein Chemiker beurtheilen wollte, sondern sie von mir als praktischem Goldschmied, der nur Freude an seinem Beruf findet und nach Vervollkommnung seiner Werke und Arbeit strebt, anzunehmen. Indessen zur Rechtfertigung der gerügten Mängel erlaube ich mir darauf aufmerksam zu machen, daß die bekannten Veröffentlichungen über galvanische Vergoldungen und Versilberungen gewöhnlich unter andern das Resultat zulezt angeben: der Praktiker möge sein Glük weiter versuchen und die ihm dargebotenen Mittel vervollkommnen und verbessern. Gerade dergleichen Zurechtweisungen, wonach die vergoldeten oder versilberten Arbeiten nicht so metallrein werden, als es die Praxis erfordert, nehmen dem gewöhnlichen Arbeiter das Zutrauen zu diesem neuen Verfahren; er zieht es nicht allein vor, bei dem alten Schlendrian zu bleiben, sobald es ihm an Erfahrung und Kenntniß fehlt sich zu helfen, sondern tadelt es und macht andere Personen noch dazu abgeneigt, sich eine der wichtigsten und nüzlichsten Entdekungen anzueignen. Dergleichen Fälle habe ich hier bei Concurrenten und Genossen, so wie in Paris an der Quelle, kennen gelernt. Würde auch anzunehmen seyn, daß man durch die in öffentlichen Mittheilungen empfohlenen Mittel unrein legirte Metallablagerungen durch verdünnte Säuren, oder durch Bürsten mit Weinstein etc. frisch machen könnte, so gehört dazu doch eine gewisse Aufmerksamkeit, da man nicht jedem Arbeiter zutrauen kann, daß er die Arbeit so handhabt, um die edlen Metalle nicht anzugreifen, weil die durch Niederschläge nach galvanischem Verfahren hergestellten Arbeiten gewöhnlich so schwach vergoldet sind, als sie reich erscheinen, und seltsamen Illusionen wegen der Ungewohnheit Raum geben. Kennt man diese Täuschung nicht, so ist eine reich erscheinende Vergoldung oder Versilberung an ungleichen Flächen sehr leicht abgebürstet oder abgebeizt. In die größte Verlegenheit und Verwirrung geräth aber der Arbeiter (wie es mir selbst zu Anfange bei Einübung der Arbeiten gegangen ist), wenn er sich einen empfohlenen constanten Apparat, wie sie Laien zu kleinen zufällig geglükten Versuchen benuzen und wie sie zur Zeit im Handel zu haben sind, anschafft, eine Goldsolution aus Blutlaugensalz genau nach Angabe angefertigt hat, und die Arbeit sich vielleicht zufällig gleich schön metallisch vergoldet, hinterher aber ein anderes Stük ganz braun und so unrein wird, daß keine Reinigung anders wieder möglich ist, als daß er zulezt es ausglühen muß. Nächstdem kann sich ein anderes Stük wohl rein, aber so langsam vergolden, daß er die Hoffnung des Gelingens aufgibt. Wer die Ursache nicht kennt, glaubt durch Ingredienzien abhelfen zu müssen, benuzt auch die empfohlenen, als Salz, kohlensaures Natrum, Potasche etc gewiß ebenfalls so lange vergeblich, bis ihm vielleicht zufällig ein Umstand — wie es mir gegangen ist — für immer das richtige Princip zeigt, und die Anwendung dieser Hülfsingredienzien als Irrthum darthut. Niemals wird man nach beliebigen Bestimmungen ein Metall mit einem andern Metalle überziehen und verbinden können, wenn man sich eines einfachen constanten galvanischen Apparats bedient.Z B. des Holzapparates des Hrn. Dr. Elsner (siehe polytechnisches Journal Bd. LXXXVIII S. 30) Nur Knopfmacher, oder Arbeiter, die beständige Arbeiten von einerlei Form und Gewicht, und nur leicht vergolden oder versilbern wollen, können dergleichen, doch auch nur mit erheblichem Nachtheile, anwenden. Ich bin überzeugt, daß die Erfinder und Empfehler dieser Apparate in kurzem sich eines andern Verfahrens bedienen werden! Diese Uebelstände werden noch dadurch vermehrt, daß das Gold und Silber in bekannten Solutionen sich mittelst des galvanischen Stromes an den in der Flüssigkeit aufgehängten Arbeiten wohl niederschlagen, aber sich nicht so in derselben zugleich ersezen, daß der Gehalt an edlen Metallen in der Solution constant bleibt. Dem Metallarbeiter ist bisher nur das Mittel an die Hand gegeben worden, wenn die Solution an Gold oder Silber erschöpft sey, so müsse er Chlorgold oder salpetersaures Silberoxyd der Flüssigkeit zusezen. Dieß ist aber ein Rath, durch welchen keine Vervollkommnung des Verfahrens bedingt wird und der sich mit der Praxis ganz und gar nicht verträgt. Die erwähnten Mängel werden dadurch vermehrt, indem durch den Zusaz von Chlorgold etc. die Flüssigkeit unrein und Gelegenheit gegeben wird zu dem unsichern Erfolge, dem Braunwerden der Vergoldung und andern Erschwernissen. Aus diesen Thatsachen erklärt es sich, weßhalb die Anwendung des galvanischen Stromes zur Zersezung der Cyanmetalle, seit dem Bekanntwerden bis heute, bei vielen Praktikern einen nur vorübergehenden, oder nur in beschränktem Maaße, Eingang gefunden hat, weßhalb das Verfahren unangenehm complicirt erscheint, wiewohl es nach meiner Ueberzeugung, da ich es seit acht Monaten täglich in Anwendung gesezt habe, so sehr einfach ist. Die Arbeiten, welche ich die Ehre habeDieß bezieht sich auf die in der vorjaͤhrigen Decemberversammlung zur Beurtheilung aufgestellten Gegenstaͤnde. dem Verein vorzuzeigen, bestehen in vergoldetem Silber, deßgleichen in vergoldeter und versilberter Bronze, Kupfer, Zinn, Zink, Guß- und Schmiedeisen, Stahl. Wie sie in ihrem äußern, matt in den ciselirten Reliefs und sonst an den polirten Stellen metallrein erscheinen, sind sie aus der Gold- oder Silbersolution gekommen; sie sind nicht mit Sand oder Weinstein gebürstet, gebeizt, künstlich gesotten, oder gefärbt, sondern aus der Flüssigkeit genommen, in Wasser abgespült, getroknet und einzelne Stellen sofort polirt worden, also im Vergleich gegen das frühere alte Verfahren mit Queksilber auf einem kürzeren Wege, ungefähr in einem Viertel der Zeit, mit unerheblichen Kosten gegen früher hergestellt. Die Flüssigkeit, in welcher die Gegenstände vergoldet, versilbert oder verkupfert werden, ist seit 4 Monaten beinahe täglich und viel gebraucht, aber bis heute von ihren enthaltenen Cyanmetallen noch nicht erschöpft, obgleich die beste der mir bekannten Schriften über galvanische Vergoldung (des Dr. Petzholdt in Dresden) die Unmöglichkeit des Gelingens eines unter allen Umständen constanten Gold- und Silbergehalts ausspricht.Der Dr. Alex. Petzholdt hat im Jul. d. I. eine neue fuͤr den Gewerbsmann sehr belehrende und empfehlenswerthe Broschuͤre geschrieben, welche dessen bessere Erfahrungen als die fruͤher herausgegebene enthaͤlt. — Um dieses Verfahren anwenden und dadurch solche Arbeiten produciren zu können, waren mir früher gewisse Anweisungen von gelehrten Männern nöthig gewesen, und ich werde ihren guten Willen stets dankbar anerkennen. Bevor ich nun mein Verfahren beschreibe, erlaube ich mir im allgemeinen hier anzuführen, worin die mir in Paris von anerkannten Chemikern gegebene Anleitung bestand. Das Blutlaugensalz (unter dem Namen Prussiate de Potasse) wird daselbst gewöhnlich zur Darstellung aller Cyanmetalle angewendet. Es wird auf einem Blechrost getroknet, dann im eisernen Tiegel geschmolzen, nach dem Erkalten herausgeschlagen und in gut Verstopften Glasgefäßen aufbewahrt. Die Goldsolution soll folgendermaßen angefertigt werden. 100 Theile Gold werden in Königswasser aufgelöst, die Lösung langsam abgedampft, bis die Masse sich concentrirt, dik und rubinfarbig wird. Dieß Chlorgold wird in reinem, abgekochtem Regenwasser aufgelöst, deßgleichen von dem geschmolzenen Blutlaugensalz 66 Theile, beide Auflösungen werden gemischt, wobei sich ein Niederschlag bildet, welcher gesammelt und ausgewaschen wird. Zu dem Goldniederschlag werden 1260 Theile von dem geschmolzenen blausauren Kali, in reinem Wasser aufgelöst, zugesezt, wodurch der Niederschlag wieder aufgelöst wird. Alsdann werden noch 12600 Theile reines Wasser zugesezt, die Flüssigkeit aufgekocht und geklärt, und so zum Gebrauch angewendet. Die Silbersolution betreffend, so werden 108 Theile reines Silber in Salpetersäure aufgelöst, die Auflösung abgedampft, die zur Trokniß abgedampfte Salzmasse darauf in reinem Wasser wieder aufgelöst, alsdann 66 Theile in Wasser aufgelöstes geschmolzenes blausaures Kali hinzugefügt, wodurch das Silber als Cyansilber gefällt wird; der Niederschlag wird gewaschen, sodann abermals 1540 Theile geschmolzenes Cyankalium in 15400 Theilen destillirtem Wasser gelöst hinzugefügt. Um die Auflösung noch zu fördern, wird sie aufgekocht. Die Flüssigkeit trübt sich und wird beim Erkalten geklärt. Bleibt auf dem Filter ein kleiner Rükstand von Silberniederschlag, so wird ein wenig Cyankalium aufgelöst hinzugefügt, wodurch er sich auflöst. Man kann auch die durch Abdampfung concentrirte Silberauflösung, wenn sie im Wasser wieder aufgelöst worden, durch Blausäure fällen und, wie angegeben, den Niederschlag behandeln, jedoch mit dem Unterschiede, daß er in einer silbernen Schale aufgekocht, durch ungeschmolzenes blausaures Kali kochend wieder aufgelöst und alsdann geklärt wird. — Wie hier zulezt angegeben, ist in meiner Gegenwart in Paris verfahren worden. Diese Cyanmetalle wurden durch einen galvanischen Trogapparat, welcher aus mehreren, etwa dreizölligen, Plattenpaaren bestand und mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt ward, zersezt. Die Leitungsdrähte waren aus Silber und Platin. Die Anfertigung dieser Flüssigkeiten erschien mir als die richtigste und beste. Ich habe danach im Oktober v. I. angefangen, praktische Versuche zu machen, anfangs im kleinen und nach und im größern Maaßstabe. Sobald ich aber mit dem ganzen Verfahren innig vertraut war, sah ich ein, daß dasselbe erleichternder Abänderungen bedurfte und bald gelang es mir, zu einem Resultate zu kommen, nach welchem ich forthin zuverlässig, reinlich, mit leichter Mühe vergolden, versilbern und verkupfern kann. Ich enthalte mich aller Erörterungen, wie und nach welcher mühevollen Weise und oft vergeblicher Arbeit ich zu dieser Erfahrung gekommen bin, denn dem Praktiker ist damit weiter gar nicht gedient, das frühere Mißlingen meiner Versuche detaillirt zu wissen und, wie öfter geschieht, lange Abhandlungen darüber ruhmredig zu schreiben. Zur Bereitung meiner Gold- und Silberflüssigkeit bediene ich mich des Pariser Blutlaugensalzes (Prussiate de Potasse). Dasselbe wird (ohne oder mit Beimischung von Potasche) erst getroknet, dann in einem verdekten hessischen Tiegel geschmolzen und auf Eisenblech ausgegossen, wie schon angegeben, darauf in verstopften Glaskrügen aufbewahrt. Die Anfertigung des Chlorgoldes betreffend, löse ich 40 Theile Gold in 120 Theilen Salz- und 60 Theilen Salpetersäure mit 10 bis 20 Theilen Wasser verdünntVorausgesezt daß die Salzsaͤure 28° (18°?) und die Salpetersaͤure 44° stark ist; schwaͤcher wende ich sie nie an. auf; alsdann nehme ich 25 Theile trokenes Chlorgold, 60–80 Theile geschmolzenes Blutlaugensalz und 3000 Theile abgekochtes Regenwasser.Regenwasser, abgekocht und geklaͤrt, genuͤgt vollkommen zur Arbeit. Diese Portion wird 15–20 Minuten lang im Kochen erhalten, dann 3000 Theile Wasser hinzugegossen und nochmals aufgekocht. Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit filtrirt, worauf dieselbe sofort für alle Metalle, die sich direct mit Gold verbinden, in Gebrauch genommen werden kann. Am positiven Poldraht, d. i. demjenigen Draht, welcher mit dem Kupferelement des galvanischen Apparats verbunden ist, wird an einem Draht von feinem Gold ein Blech von gleichem Metall befestigt, welches im Verhältniß der zu vergoldenden Arbeit entsprechend lang und breit seyn muß. Von diesen wird, wenn die galvanischen Elemente in Thätigkeit sind, so viel ununterbrochen von der Flüssigkeit aufgelöst, als sich aus der Solution zur Vergoldung an die Arbeit abscheidet. Genau kann man hiernach durch Gewicht controliren, wie viel nach jedem Gebrauch verwendet worden, und wie viel Gold sich an dem Geräth niedergeschlagen hat, wenn das Blech mit dem Draht nachgewogen wird. Die Silbersolution betreffend, so löse ich 50 Theile fein gewalztes reines Silber in 200 Theilen reiner Salpetersäure auf, dampfe die Lösung wie die Goldlösung ab. Von diesem salpetersauren Silberoxyd nehme ich 30 Theile, löse von dem geschmolzenen Blutlaugensalze 75 Theile in 2000 Theilen Regenwasser auf, und schütte die Lösung geklärt auf das vorgenannte Silbersalz, welches etwas warm gestellt, in längstens 2 Stunden sich vollkommen auflöst; es muß aber von Zeit zu Zeit mit einem Glasstabe umgerührt werden. Alsdann wird die Flüssigkeit 15–20 Minuten lang im Kochen erhalten. Hierauf werden noch 5000 Theile Wasser dazu gegossen und das Ganze nochmals aufgekocht. Nach dem Erkalten kläre ich die Solution theils durch Abgießen, theils durch Abfiltriren des eine Gallerte bildenden Bodensazes, wie es beim Golde der Fall ist. Die Cyansilberflüssigkeit ist so zur Versilberung auf alle Metalle, so weit es die Natur derselben zuläßt, sich mit Silber zu verbinden, fertig. Bei Anwendung derselben wird am positiven Pol der galvanischen Elemente ein Silberdraht, und an diesem ein, der Arbeit, welche versilbert werden soll, entsprechendes großes Silberblech in Streifen befestigt; von diesem wird, wie beim Golde, ununterbrochen so viel aufgelöst, als Silber metallisch ausgeschieden wird. Die Versilberung wird jederzeit nur kalt angewendet. Die Solution erhält sich in diesem Verhältniß so gut concentrirt, daß ich seit 10 Monaten täglich damit arbeiten konnte. Ich ergänzte nur die Silberbleche, die sich allmählich in derselben aufgelöst hatten, und goß so viel Wasser zu, als verdunstet war. Dagegen wird die Goldlösung nach Umständen kalt oder warm (bei 30–40° R.) angewendet. Ist man mit der Arbeit nicht gedrängt, so kann man beispielsweise kalt in 12 Stunden dasselbe leisten, was man warm in 2 Stunden vollbringen kann; im leztern Falle gelingt die Arbeit viel besser, als im erstern. Die Gefäße, deren ich mich bediene, um darin zu vergolden, sind theils von Glas, theils von Porzellan oder Bunzlauer Geschirr, so groß, als ich sie zu verschiedenen Sachen, die gleichzeitig behandelt werden, bedarf und bekommen kann. Zwekmäßig sind Wannen mit gebrochenen Eken, 14 Zoll lang, 10 Zoll hoch, 10 Zoll breit (siehe Fig. 1, 2, 3; dergleichen hat die königl. Gesundheitsgeschirrfabrik in Arbeit). Die Gegenstände, an denen sich das Gold oder Silber niederschlagen soll, werden an den Leitungsdraht des Zinkpols gehängt; der vom Kupferpol abgeleitete Gold- oder Silberdraht muß mit den an seinem Ende befestigten Blechstreifen genügend lang seyn, um bis in die Mitte der Flüssigkeit zu reichen. Als galvanischer Elemente bediene ich mich kupferner Cylinder von 5 Zoll Durchmesser, 10 Zoll Höhe, mit 2 Handhaben (Fig. 1, 2, 3); in diesen stehen Cylinder von Zink, die 1 Zoll höher sind; beide sind aber durch einen entsprechenden Thoncylinder getrennt. In diesem Verhältniß kann man sie nach Bedarf kleiner oder größer anfertigen lassen. Die Verbindungshülsen daran werden durch die Zeichnung Fig. 7 näher erläutert. — Dergleichen Elemente muß man, um mit Sicherheit experimentiren zu können, mindestens 2 bis 4 Stük haben. Sie sind deßhalb die besten für den Gebrauch, weil sie frei hingestellt werden können, niemals Beschädigung erleiden, wenn sie nicht zu schwach angefertigt sind, und alles Queksilber ist daran vermieden, wodurch jede Befürchtung, daß es störende Fleke geben könnte, beseitigt ist; denn es kommt vor daß, um solche Fleke zu repariren, ein Tag Arbeitszeit, ja bei plattirten Gegenständen die ganze Arbeit verloren geht. Nach Verhältniß der Arbeit, groß, klein leicht oder schwer, werden eins, zwei, drei oder vier Elemente, aneinander fest verkettet, angewendet.Im halben Maaße nach obiger Angabe genuͤgen vier Elemente hinlaͤnglich fuͤr den gewoͤhnlichen Bedarf eines Goldschmieds. Ein einzelnes reicht hin fuͤr kleine Gegenstaͤnde. Zum Vergolden muß der elektrische Strom etwas stärker als zum Versilbern angewendet werden, denn das Cyansilber bedarf zu seiner Zersezung merklich weniger elektrische Einwirkung. Ich habe hiebei besonders zu bemerken daß, wenn der galvanische Strom im Verhältniß zur Arbeit, die vergoldet oder versilbert werden soll, zu stark ist, die Arbeit unrein wird; es ist ein Irrthum, wenn man dieses Uebel der Flüssigkeit Schuld gibt, und diese mit kohlensaurem Natrum verbessern will! — Man muß es sich merken, wie das Verhältniß angemessen ist. Gibt man dabei recht acht, so kann man bei 40° R. eben so gut ein schönes Matt in derselben Flüssigkeit erzeugen, als auch die Arbeit ganz dunkelbraun hervorbringen, was andere durch Scheuern und Bürsten gut machen wollen. Selbsttäuschung ist es, wenn man glaubt, auf Arbeiten in Silber, Messing, polirtem Stahl oder Eisen dadurch eine matte Vergoldung zu bewirken, oder den Glanz zu conserviren, wenn man sie vorher, jedes Metall seiner natürlichen Eigenschaft angemessen, matt siedet, abbrennt, oder matt äzt, hierauf polirt und so in die Goldsolution einhängt und flüchtig einige Augenblike oder Minuten lang Gold daran niederschlagen läßt. So lange ich den Glanz, oder das Matt des Metalles durchs abgelagerte Gold oder Silber durchschimmern sehe, habe ich noch keine Ablagerung, welche ich eine gute Vergoldung nennen kann, und die sich beim Gebrauch dauerhaft zeigt. Zuweilen wird Messing von andern erst matt versilbert und dann in die Goldsolution eingetaucht, wonach es matt vergoldet scheint. Eine solche Vergoldung ist nur transparent; sie soll nach Gold aussehen und nichts kosten; der Vergolder kann hiernach ungebührlich viel bis zum Wucher daran verdienen. Eine dauerhafte Ablagerung von Gold zu Gegenständen des täglichen Gebrauchs ist aber erst dann erfolgt, wenn das zu vergoldende Metall nicht mehr durchscheint und ersteres sich überall vollkommen matt abgelagert hat. Ist dieses eingetreten, dann ist erst ungefähr die Hälfte des Quantums Gold verwendet, welches bei der Feuervergoldung, bei gleich schönem Aeußern, haͤtte verwendet werden müssen; sie ist also immer nur eine leichte Vergoldung zu nennen. Die Stellen, welche ich nicht matt haben will, reibe ich mit weichen Bürsten, Schwamm und Weinstein ab, um sie nach Erforderniß zu poliren oder metallisch zu lassen. — Die Bemerkungen, welche ich über die Vergoldung gemacht habe, gelten auch für die Versilberung. Es ist durchaus nöthig sich anzugewöhnen, die Arbeit mit nassen Händen oder Tüchern, Pinzetten, Zangen, nicht mit trokenen Fingern, anzufassen, weil jede solche Fingerstelle einen Flek verursacht und die Arbeit so beschädigen kann, daß die ganze Mühe daran vergeblich wird. Es ist besonders nöthig, die zu vergoldenden Gegenstände an gut geglühte, weiche, silberplatirte Kupferdrähte zu hängen, oder nach Umständen mit Klemmspangen, welche an einem Ende mit Haken versehen sind, zu befestigen; leztere sind am besten von Platin, platirtem Kupfer, oder reich vergoldet, weil man sie in dieser Beschaffenheit zu jeder Lösung von Cyanmetallen gebrauchen kann. Ehe ich mit dem Verfahren, wie ich es jezt in meiner Fabrik beobachte, und wie hier angegeben, vollkommen vertraut war, sind mir zuweilen Fälle fehlerhafter Vergoldung und Versilberung vorgekommen. Dergleichen habe ich dadurch zu repariren gesucht, daß ich das Stük Arbeit an den positiven oder Kupferpol hing, und die Leitungsdrähte oder Bleche wechselte. Je nachdem die Temperatur mehr oder weniger gesteigert worden, löste sich die Vergoldung oder Versilberung in ¼ bis ½ der zum Vergolden nöthigen Zeit wieder rein ab. Dieses Hülfsmittel ist von großer Erheblichkeit gegen das frühere Verfahren, wo gewöhnlich das Gold vom Silber abgeschabt, oder eingeschmolzen und chemisch geschieden werden mußte. Bei Bronze und andern Metallen ging es größtentheils verloren. Auf galvanischem Wege aber löst es sich ebenfalls, wie bei Silber, leicht ab, und kann in derselben Flüssigkeit sofort wieder angewendet werden, wenn man es nicht ausscheiden will. Man bedarf jedoch einiger Erfahrung, um diese Operation zu leiten. Ich werde später in einer besondern Abhandlung meine praktischen Erfahrungen über die Behandlung des Guß- und Schmiedeisens, des Zinnes, Zinkes, Bleies, des Platins, Kobalts etc., um diese Metalle auf der Oberfläche mit edlen Metallen auf oder unter einander zu überziehen, mittheilen. Jedes dieser Metalle muß auf eine verschiedene Weise behandelt werden. Es ist beispielsweise möglich, daß man mit dem Mittel, womit man das eine richtig behandelt, das andere geradezu gänzlich verdirbt, wie ich durch die Praxis und manchen Schaden belehrt worden bin. Ich bin gern erbötig, mündlich nähere Auskunft über diese Verhältnisse zu geben, auch meine Einrichtung und galvanischen Arbeiten während der Operation ausnahmsweise zu zeigen, wem die vorstehende Mittheilung nicht genügend seyn, oder dunkel erscheinen sollte. Ich erbiete mich insbesondere praktischen Gewerbtreibenden Unterricht zu geben, wobei sie ihre eigenen Arbeiten mitbringen und benuzen können, wenn sie sich mit mir über die geeignete Zeit zuvor verständigen. Erläuterung der Abbildungen. Fig. 1. Apparat, wenn die Solution warm angewendet wird. Fig. 2. Porzellanwanne für die Metallsolution, wenn kalt operirt wird. Fig. 3. Obere Ansicht, wie die Leitungsdrähte geführt und nach Umständen verlegt werden können. Die kurzen Drähte sind an den Enden umgebogen und platt geschlagen, um sie verschieben oder abnehmen zu können. Sie liegen nur lose auf, um nach Erforderniß mehr oder weniger anzuwenden. Fig. 4. Obere Ansicht einer Zusammenstellung galvanischer Elemente. Fig. 5. Leitungsdraht aus feinem Gold, Silber, Kupfer etc., mit deren fest umwikeltem Blech für größere Geräthe. Fig. 6. Deßgleichen für kleine Gegenstände, insbesondere für innere Anwendungen. Fig. 7. Verbindungsstük zu den Leitungsdrähten von Messing, reich versilbert.

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