Titel: Zur galvanischen Vergoldung; von Dr. Gräger.
Fundstelle: Band 90, Jahrgang 1843, Nr. XCIX., S. 447
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XCIX. Zur galvanischen Vergoldung; von Dr. Graͤger. Aus dem Journal fuͤr praktische Chemie. 1843, Nr. 22, S. 343. Gräger, über galvanische Vergoldung. Ueber das Verfahren, Metalle auf galvanischem Wege zu vergolden, ist so viel geschrieben worden, daß man glauben sollte, der Gegenstand sey erschöpft, wenn nicht die häufigen Klagen über mangelhafte Resultate und oft gänzliches Mißlingen das Gegentheil bewiesen. Und in der That kann man bisheriges Gelingen mehr dem Zufall als einer aus gründlicher Einsicht hervorgegangenen Behandlungsweise zuschreiben. Ich habe mich frühzeitig, d. h. als man zuerst hoffen durfte, praktische Anwendung von der in Rede stehenden Erfindung machen zu können, und anhaltend mit den dahin einschlagenden Versuchen beschäftigt, und bin, nachdem ich den langen Weg der Erfahrung, wie ihn auch andere gewandelt und oft genug umständlich beschrieben haben, gegangen, zu einigen Resultaten gelangt, die mir für die Praxis von der größten Wichtigkeit scheinen. 1) Der galvanische Apparat. Von diesem will ich nur bemerken, daß der Bunsen'sche Kohlenapparat, seiner Bequemlichkeit und billigen Beschikung wegen, den Vorzug verdienen möchte. 2) Die Vergoldungsflüssigkeit. Gewöhnlich wird vorgeschrieben, man solle das neutrale Goldchlorid in der 100fachen Gewichtsmenge reinen Wassers lösen, zum Kochen erhizen, allmählich 10 Th. eisenblausaures Kali zusezen und das hiebei gebildete Berlinerblau unter fortwährendem Kochen durch die nöthige Menge Aezkali zerlegen. Hiebei ist nur zu bemerken, daß man mit viel weniger, reichlich mit dem fünften Theil der oben vorgeschriebenen Menge, ausreicht, indem die Auflöslichkeit des Goldcyanids auf der Bildung eines eigenthümlichen Doppelsalzes beruht, wozu so viel eisenblausaures Kali keineswegs erforderlich ist. Diese Bemerkung bezieht sich nur auf eine gewisse Ersparniß an eisenblausaurem Kali, denn die Flüssigkeit vergoldet recht gut, wenn zur Zersezung des Berlinerblaues kein Ueberschuß von Kali verwandt worden war. Hat aber dieses stattgefunden, und reagirt die Flüssigkeit in Folge dessen alkalisch, so werden die Gegenstände in derselben schwarz und mißfarbig, und es schlägt sich abwischbares Gold nieder. Dieses findet selbst bei einer völlig neutralen Flüssigkeit statt, weil auch diese bei der fortdauernden Ausscheidung des Goldes alkalisch wird. Man erhält jedoch eine unter allen Umständen tadellose Vergoldung, wenn die Vergoldungsflüssigkeit — doch erst kurz vor ihrer Verwendung — bis zur stark sauren Reaction mit verdünnter Schwefelsäure versezt wird. In einer solchen Flüssigkeit können die Gegenstände so lange verbleiben, bis jene völlig an Gold erschöpft ist, ohne daß ein nachtheiliges Schwarzwerden zu befürchten wäre. Sie bekleiden sich zwar auch alsdann oft mit schwarzem oder braunem Ueberzuge, allein ein solcher ist dann gerade ein Beweis, daß alles Gold sich niedergeschlagen hat, und daß nun die Ausscheidung des an seine Stelle getretenen Metalles erfolgt; dieser Ueberzug kann mit verdünnter Schwefelsäure leicht abgewaschen werden, wo dann die schönste Vergoldung sichtbar wird. 3) Die Zersezungszelle. Es ist mir nicht bekannt, daß schon irgend wo darauf aufmerksam gemacht worden wäre daß, wenn man möglichst gleichförmige Goldüberzüge erhalten will, der negative, d. h. der vom Kupfer kommende Pol der Zersezungszelle den zu vergoldenden Gegenstand von allen Seiten und in möglichst gleich weiter Entfernung umgeben müsse. Ich nehme damit nicht etwa eine neue Entdekung in Anspruch, denn den Männern von Fach ist das etwas Altes und längst Bekanntes, allein es scheint mir nicht überflüssig, auch den praktischen Vergolder, der sich um die Theorie der galvanischen Säule wenig kümmert, auf diesen wichtigen Punkt aufmerksam zu machen. Ich habe mir, um dieses zu erreichen, für jede Art und Form der zu vergoldenden Gegenstände — und für den Vergolder ist das noch leichter, weil beide bei seinen Arbeiten oft wiederkehren — eben so gestaltete Gefäße von Zink fertigen lassen, welche die Vergoldungsflüssigkeit aufnehmen und mit dem Kupferpole der Säule zugleich den negativen Pol der Zersezungszelle bilden. Ich ziehe Zink hiefür anderen Metallen deßhalb vor, weil seine Cyanverbindung weiß ist und daher die Gegenstände weniger verunsäubert, und auch deßhalb, weil es so äußerst billig ist und beim Vergolden so wenig angegriffen wird, indem für 3 Th. ausgeschiedenes Gold nur ein Theil Zink aufgelöst wird. Um jede Verunreinigung und Trübung der Vergoldungsflüssigkeit zu vermeiden, habe ich gleich wie bei einem gewöhnlichen galvanischen Elemente in der Zersezungszelle poröse Thongefäße eingeschaltet. Dieß bietet außerdem noch den Vortheil, daß man für große Oberflächen die Goldlösung dennoch nicht allzu sehr zu verdünnen braucht, indem man den Raum zwischen Zink- und Thongefäß mit verdünnter Kochsalzlösung füllt. Das auf diese Weise abgesezte Gold zeigt immer die reinste und schönste Farbe. Daß man sehr viele und vielgestaltige Thongefäße gebraucht, kann ihre Anwendung nicht ausschließen, wenn sie außerdem praktisch ist, denn diese Gefäße können überall und mit den geringsten Kosten hergestellt werden.