Titel: Ueber die Entschwefelung der Metalle, besonders in ihrer Anwendung auf die Bereitung der Schwefelsäure und vorzüglich des Antimonoxyds; von Hrn. Rousseau.
Fundstelle: Band 91, Jahrgang 1844, Nr. XVII., S. 66
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XVII. Ueber die Entschwefelung der Metalle, besonders in ihrer Anwendung auf die Bereitung der Schwefelsaͤure und vorzuͤglich des Antimonoxyds; von Hrn. Rousseau. Aus den Comptes rendus, 1843, 2tes Semester Nr. 21. Rousseau, über Entschwefelung der Metalle. Die hohe Wichtigkeit der glüklichen Anwendung, welche Hr. v. Ruolz (siehe oben) von dem Antimonxyd als Ersazmittel des Bleiweißes zu allen technischen Zweken machte, veranlaßt mich zur Mittheilung meiner Resultate über Entschwefelung der Metalle und namentlich der Details des von Hrn. v. Ruolz selbst als des zwekmäßigsten empfohlenen Verfahrens. Bisher bestund das einzige Mittel, dessen sich die Metallurgen zur Trennung des Schwefels von den verschiedenen Metallen bedienten, in einem mehr oder weniger lang fortgesezten Rösten; wie immer aber dieß geschehen mag, ist die Trennung ihrer Bestandtheile nie eine vollkommene. Es gibt noch eine Art der Entschwefelung, bei welcher Schwefel und Metall zu gleicher Zeit oxydirt werden, so daß sich lezteres in ein schwefelsaures Salz verwandelt. Jeder Chemiker weiß, daß man die geschwefelten Erze nur in Haufen der Einwirkung der atmosphärischen Luft auszusezen braucht, damit nach und nach eine langsame Verbrennung der Bestandtheile vor sich geht und dem Schwefel sowohl, als dem Metalle so viel Sauerstoff mittheilt, als sie zur Bildung eines schwefelsauren Salzes bedürfen. Der mit diesem Verfahren verbundene Zeitverlust und andere Uebelstände verbannen es aber mit Recht aus den metallurgischen Operationen. In Betracht aber, daß mit Beihülfe einer gehörig geleiteten Temperatur durch die normalen Bedingungen, unter deren Einfluß jene chemische Action in der Natur bloß allmächlich vor sich geht, derselbe Zwek auch in wenigen Augenbliken erreicht werden dürfte, ward ich zu untersuchen veranlaßt, welchen Einfluß Luft und Wasser vereinigt bei mehr oder weniger erhöhter Temperatur auf die verschiedenen Schwefelmetalle ausüben. Folgende Resultate erhielt ich nicht bloß bei Versuchen im Laboratorium, sondern auch bei Massen von mehreren Tausend Kilogrammen. Aller Schwefel wird hiebei in schweflige Säure umgewandelt und das Metall bleibt in vollkommen entschwefeltem Zustande als Oxyd zurük, mit der bemerkenswerthen Eigenthümlichkeit beim Schwefeleisen und Schwefelkupfer, daß die Stüke, ihre ursprüngliche Form beibehaltend, an Volum sehr zunahmen; sie werden, so zu sagen, in ihren kleinsten Atomen durchwühlt; auch zerfallen sie beim geringsten Druke. Will man die schweflige Säure aufsammeln und zur Schwefelsäurefabrication benuzen, so braucht man nur den Apparat zur Verbrennung der Erze mit den Bleikammern in Verbindung zu sezen.Das Institut No. 517 enthaͤlt uͤber dieses Verfahren folgende Details: um sowohl die Schwefelmetalle vollstaͤndiger in Oxyde zu verwandeln, als dieß durch Roͤstung moͤglich ist, anderntheils aber die entwikelte schweflige Saͤure in Bleikammern sogleich auf Schwefelsaͤure zu benuzen, zerkleinert man die Erze (Schwefelkies, Kupferkies, Bleiglanz etc.) groͤblich und bringt sie in thoͤnerne Retorten, welche man in einem Ofen erhizt, waͤhrend man einen mit Wasserdaͤmpfen gesaͤttigten Luftstrom hindurchleitet; es entweicht hiebei schweflige Saͤure, waͤhrend das reine schwefelfreie Oxyd zuruͤkbleibt. Im Großen koͤnnte man sich dazu gemauerter Oefen bedienen, auf deren Sohle man das zerkleinerte Erz bringt; der ganze Ofenraum ist von Feuerzuͤgen umgeben, um ihn gehoͤrig erhizen zu koͤnnen; der Zug fuͤr die Wasserdaͤmpfe wird bewirkt durch die Eintragsoͤffnung und am andern Ende durch den Kamin — oder, wenn die schweflige Saͤure benuzt werden soll, durch die Bleikammern. Die Wasserdaͤmpfe werden dadurch entwikelt, daß man auf eine heiße Platte dicht vor der Oeffnung des Ofens Wasser auftropfen laͤßt. Dieß genuͤgt bei Metallen, deren Oxyde nicht fluͤchtig sind; bei Darstellung des Antimonoxyds, welches mit den Daͤmpfen fortgeht, sind aber Condensationskammern anzulegen.A. d. R. Nach diesen Ergebnissen können demnach einerseits die in gewissen Gegenden so reichlich vorkommenden Kiese, andererseits aber, was noch weit wichtiger ist, die metallarmen, aber schwefelreichen Erze, wie gewisse Schwefelkupferarten, deren zu schwierige Röstung ihre Ausbeutung verhindert, als Schwefelerze oder Oxyde zunuze gemacht werden. Das eben Gesagte genügt, um den Vorzug zu erklären, welchen Hr. v. Ruolz diesem Verfahren zur Gewinnung des Antimonoxyds durch bloße Anwendung des rohen Schwefelantimons (Grauspießglanzerzes) einräumt. Das auf diese Art gewonnene Antimonoxyd ist von der schönsten weißen Farbe und stellt ein unfühlbares Pulver dar; auch kann es, ohne vorher noch pulverisirt oder präparirt worden zu seyn, unmittelbar zum Malen verwendet werden. Dieses unter dem Einfluß von Wasserdampf erzeugte Oxyd besizt schon einen Grad von Zartheit, wie er auf gar keinem andern Weg erreicht werden kann.