Titel: Ueber die Kosten der elektro-magnetischen Triebkraft; von W. R. Grove.
Fundstelle: Band 92, Jahrgang 1844, Nr. XXXVIII., S. 136
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XXXVIII. Ueber die Kosten der elektro-magnetischen Triebkraft; von W. R. Grove. Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Maͤrz 1844, S. 94. Grove, über die Kosten der elektro-magnetischen Triebkraft. Der Verfasser hielt am 9. Februar d. I. in der Royal Institution eine Vorlesung über die bisherigen Fortschritte in der Anwendung der Elektricität als Triebkraft. Es wurden Modelle verschiedener Maschinen mittelst der (von Grove erfundenen) Salpetersäure-BatteriePolytechnisches Journal Bd. LXXV S. 155. in Gang gesezt. Die elektro-magnetischen Maschinen lassen sich in drei Classen eintheilen: in die erste gehören diejenigen, welche durch die unmittelbare Abstoßungskraft wirken, wie es beim Galvanometer, bei Barlow's Rad etc. der Fall ist. In die zweite die nach dem sogenannten Suspensionsprincip construirten; bei diesen sind zwei kräftige Elektro-Magnete die Peripherie eines Rads berührend fixirt und in der Linie des Raddurchmessers Platten von weichem Eisen auf dessen Peripherie in kurzen und gleichen Zwischenräumen befestigt. Die Elektro-Magnete sind so angeordnet, daß sie ihre Anziehungskraft verlieren, sobald sie jede Eisenplatte, welche ihnen durch die Umdrehung des Rades nothwendig dargeboten wird, durch einen gegebenen Raum gezogen haben; sie werden aber mit dieser Kraft unmittelbar wieder versehen, um auf die nächste Platte zu wirken. Auf diese Weise muß sich das Rad beständig um seine Achse drehen. Die dritte Classe elektrischer Kraftapparate beruht auf dem Princip von Ritchie's sich drehendem Magnet. Bei denselben ist ein Elektro-Magnet, welcher sich auf einem Zapfen in einer horizontalen Ebene dreht, zwischen den Polen eines permanenten Magnets angebracht. Durch die abwechselnden Anziehungen der entgegengesezten magnetischen Pole, verbunden mit seinem eigenen Moment, muß sich der Elektro-Magnet beständig rasch umdrehen. Die Kosten der elektro-magnetischen Triebkraft betreffend, geht aus Dr. Botto's Versuchen hervor, daß durch Verzehrung von 45 Pfund Zink eine Wirkung gleich einer Pferdekraft für die Dauer von 24 Stunden hervorgebracht wird. Rechnet man den Preis des metallischen Zinks zu 3 Pence per Pfund, so käme diese Kraft auf 11 Shill. 3 Pence zu stehen. Es wären beiläufig 50 1/2 Pfund von der im Handel vorkommenden Salpetersäure erforderlich, um das Metall auf die wohlfeilste Weise und mit dem größten Nuzeffect aufzulösen. Diese Quantität Säure zu 6 Pence per Pfund, würde 1 Pfd. Sterl. 5 Shill. 3 Pence kosten. Die ganze Auslage folglich, um den Effect einer einzigen Pferdekraft durch einen elektrischen Kraftapparat zu erhalten, würde 1 Pfd. Sterl. 16 Shill. 6 Pence betragen. Bei dieser Berechnung ist vorausgesezt, daß die Kosten für die erforderliche Schwefelsäure durch den Werth der erzeugten Zinksalze vollständig gedekt werden. Dieselbe Kraft kommt durch eine Dampfmaschine nur auf wenige Shillinge zu stehen. Die Kostspieligkeit der elektro-magnetischen Triebkraft entspringt daraus, daß die Materialien für ihre Erzeugung, Zink und Schwefelsäure, theure Fabrikate sind, Steinkohlen und Wasser hingegen, die Elemente der Dampfkraft, bloß Naturproducte. Die erwähnten Versuche von Botto wurden mit der Salpetersäure-Batterie (von Grove) angestellt und die Berechnungen gründen sich auf die Kosten ihrer Elemente. Man sollte glauben, daß diese Batterie wegen der Salpetersäure eine sehr kostspielige ist; bei näherer Prüfung überzeugt man sich aber vom Gegentheil. Vergleicht man sie z.B. mit einer Batterie, worin bloß verdünnte Schwefelsäure (der wohlfeilste Elektrolyt) als Flüssigkeit angewandt wird, so ergibt sich daß, um eine äquivalente Wirkung (wie die Zersezung einer gewissen Menge Wasser) hervorzubringen, von der gewöhnlichen Batterie eine Reihe von drei Zellen erforderlich ist, daher 3 Aequivalente Zink und 3 Aequivalente Schwefelsäure verzehrt werden; während die Intensität der Grove'schen Batterie so groß ist, daß derselbe Widerstand durch eine einzige Zelle überwunden werden kann, welche nur 1 Aeq. Zink, 1 Aeq. Schwefelsäure und 1/3 Aeq. Salpetersäure consumirt. Abgesehen von diesem geringeren Säureverbrauch hat Grove's Batterie den Vortheil, daß sie nur 1/10 des Raums anderer Apparate einnimmt.