Titel: Ueber die Fabrication des Argentanblechs; von Dr. Jähkel.
Fundstelle: Band 92, Jahrgang 1844, Nr. LXXXIX., S. 338
Download: XML
LXXXIX. Ueber die Fabrication des Argentanblechs; von Dr. Jaͤhkel.Programm der technischen Bildungsanstalt in Dresden, Ostern 1844. Jähkel, über die Fabrication des Argentanblechs. Wenn auch bei der gegenwärtigen Leichtigkeit, reines Nikel käuflich zu erhalten, die Zusammensezung des Argentans für den Guß von unsern Metallarbeitern häufig mit Glük ausgeführt wird, so ist man doch in der Verfertigung des Argentanblechs weniger glüklich. Der Verfasser hat über diesen Gegenstand Beobachtungen zu Sheffield angestellt und theilt darüber Folgendes mit: Gutes Argentan ist zäher und härter als Messing und daher für viele Artikel die unschäzbarste Legirung. Die Erzeugung eines guten Argentans hängt aber zuerst davon ab, daß alle Bestandtheile der Legirung völlig rein sind; doch schadet ein Gehalt des Kupfers an Silber und des Nikels an Kobalt nicht. Kobalt, Kupfer und Zink geben eine sehr schöne Legirung, und 4 Silber, 1 Nikel und 0,8 Zink ein silberweißes, geschmeidiges, hartes, der Aufmerksamkeit werthes Metall. Man wähle reines, gewalztes, am besten russisches Kupfer (deutsches ist eisen- und bleihaltig, englisches arsenikhaltig). Das käufliche Zink ist meist rein genug. Das Nikel werde als Pulver oder Nikelschwamm verwendet, gegossene Stüke schmelzen zu schwer ein. Eine Prüfung des Nikels ist um so nöthiger, da man die Güte desselben nicht leicht nach dem bloßen Ansehen beurtheilen kann. Es reicht dazu ein sehr einfaches Prüfungsverfahren hin; es besteht in der Darstellung eines kleinen Gußstükes dieser Legirung, sowie in der Prüfung der Geschmeidigkeit und Farbe desselben. Man verschaffe sich zu diesem Behufe eine eiserne Gußform, 3–4'' lang, 2'' breit und genau 1/8'' im Innern hoch. Nach vorangegangener Beräucherung fülle man diese Form mit der aus dem besten Kupfer, Zink und dem zu untersuchenden Nikel nach Vorschrift Nr. 3 (s. weiter unten) erzeugten Legirung. Man hüte sich dabei das Metall zu oxydiren, und sorge dafür, daß es die ihm zukommende Portion von Zink beibehalte. Das Gußstük bringe man hierauf in einen Schraubstok und beuge es mittelst einiger Hammerschläge. Ist es aus russischem Kupfer oder einem Kupfer gleicher Qualität und aus gutem Nikel angefertigt worden, ist auch der Guß sonst gut gerathen, so wird sich das Gußstük nach beiden entgegengesezten Richtungen beugen lassen. Ist dieß nicht der Fall, so prüfe man den Bruch und sehe, ob das Metall gleichartig in Kern und Textur erscheint. Man breche es hierauf an einer andern Stelle, schmelze es um und beuge es wieder. Bricht es nur dann, wenn es fast zu demselben Winkel wieder umgebogen worden ist, so dient der Grad dieses Beugungswinkels zur Beurtheilung der Qualität des Nikels. Bricht es aber, bevor es noch zum rechten Winkel umgebogen werden konnte, so ist das Nikel schlecht. Die Farbe kann nur durch Vergleichung mit anderen, in demselben Verhältniß und mit anerkannt gutem Nikel angefertigten Gußstüken geprüft werden. Der zweite Punkt ist das Verhältniß der Bestandtheile. Kupfer und Zink sollten sich stets wie 8: 3 verhalten (wegen des durch Ersaz des verdampfenden Zinks erforderlichen Mehraufwandes gehen also etwa 3 1/2 Zink auf). Das Nikel sollte nie weniger als 1/4 und nie mehr als 3/4 vom Kupfer betragen; nimmt man zu wenig, so wird die Legirung gelb, nimmt man zu viel, so wird sie zu hart und verliert an Zähigkeit. In England sind folgende Mischungen üblich: Nr. 1. Ordinäres Argentan. Kupfer 8, Nikel 2, Zink 3 1/2. Diese Composition betrachtet man gewöhnlich als die geringste Qualität, und in der That fallen die daraus gefertigten Artikel ziemlich gelb aus. Man verwendet sie zu Draht und andern ordinären Artikeln. Verringert man die Nikelmenge unter das oben angegebene Quantum, so ist die Legirung nicht viel besser als ein hellfarbiges Messing und läuft leicht an. Nr. 2. Weißes Argentan. Kupfer 8, Nikel 3, Zink 3 1/2. Diese schöne Composition gleicht dem zwölflöthigen Silber und verdient wegen der Menge vortrefflicher Eigenschaften, die bei der weitern Bearbeitung insgesammt zum Vorschein kommen und wodurch sie jede fernerweit darauf verwandte Mühe reichlich lohnt, vorzugsweise von Gürtlern berüksichtigt zu werden. Nr. 3. Electrum. Kupfer 8, Nikel 4, Zink 3 1/2. Diese vortreffliche Legirung verdient vor allen anderen den Vorzug; sie besizt eine bläuliche Nüance gleich dem hochpolirten Silber und läuft weit weniger an als dieses. Nr. 4. Kupfer 8, Nikel 6, Zink 3 1/2. Die nikelreichste Composition, welche noch kalt bearbeitet werden kann. Sie läßt hinsichtlich ihres Aeußeren in der That nichts zu wünschen übrig, ist jedoch schwer schmelzbar und etwas schwierig zu bearbeiten. Nr. 5. Tutenag. Kupfer 8, Nikel 3, Zink 6 1/2. Dieß ist die Zusammensezung einer ordinären, früher aus China bezogenen Qualität von Pakfong, wogegen die feinste und seltenste jezt noch eben daher kommende Legirung eine mit dem Electrum Nr. 3 übereinstimmende Zusammensezung zeigt. Die leztere ist leicht schmelzbar, dabei sehr hart und etwas schwer zu walzen. Sie eignet sich vorzüglich für Gußwaaren. Nr. 6. Argentanloth. 5 Argentan (Nr. 1), 4 Zink. Bekanntlich bedient man sich dieser in dünne Platten ausgegossenen Legirung nur in Pulverform. Sie läßt sich schwer zerstoßen und ihre Bruchstüke haben ein mattes, etwas faseriges Gefüge. Zeigen sie sich glasglänzend und spröde, so ist dieß ein Zeichen eines zu großen Zinkgehaltes, welchen Uebelstand man dadurch hebt, daß man die Legirung längere Zeit hindurch geschmolzen erhält, oder ihr auch eine geringe Menge Argentan zusezt. Ist sie im Gegentheil zu zäh, um sich stoßen zu lassen, so wird ein geringer Zusaz von Zink diesen Fehler leicht verbessern. Beim Schmelzen der Legirung verfahre man folgendermaßen: man schmelze zuvörderst das Zink mit der Hälfte seines Gewichts Kupfer und gieße die Legirung in dünne, leicht zu zerbrechende Platten aus. Andererseits gebe man das übrige in kleine Stüke zerbrochene Kupfer mit allem Nikel zugleich in einen andern Tiegel, bedeke das Gemisch mit Steinkohlenpulver und etwas Talg, verschließe den Tiegel mittelst eines Dekels und schmelze. Sobald das Gemisch zu fließen beginnt, muß es mittelst eines eisernen Stabes umgerührt werden, wobei man darauf zu sehen hat, daß der Stab nicht Weißglühhize annehme, sich dabei theilweise in der Metallmasse löse und dieselbe verunreinige. Nach hinlänglich erfolgtem Schmelzen ist es rathsam, eine geringe Menge der die Deke bildenden Steinkohle mittelst eines Gußlöffels herauszunehmen und zu untersuchen, ob metallisches Nikel in Pulver- oder Körnerform der theilweise verschlakten Dekmasse sich einverleibt habe. Sollte dieß der Fall seyn, so ist das Schmelzen unter häufigem Umrühren bis zur gänzlichen Vereinigung des Nikels fortzusezen. Die früher erwähnte Legirung aus Zink und Kupfer werde sodann nach und nach zugefügt und die Gußmasse nach dem Eintragen einer jeden Portion gut umgerührt, um das Ganze zu einer homogenen Masse durch fortgeseztes Schmelzen zu vereinigen. Daß man während der ganzen Operation das Metall mit Steinkohlenpulver vollkommen bedekt erhalte, damit es nicht oxydire und hierdurch zu später hervortretender poröser oder schieferiger Beschaffenheit Veranlassung gebe, bleibt eine nicht zu vernachlässigende Vorsichtsmaaßregel. Eine andere, weniger Brennmaterial und Arbeit erfordernde Fabricationsmethode des Argentans ist folgende: man mische 7 1/2 Pfd. kleine Kupferstüke mit 1/2 Pfd. Zink nebst allem Nikel auf einmal, bedeke das Gemisch mit Steinkohlenpulver und etwas Talg und schmelze dasselbe im bedekten Tiegel. Hierbei verabsäume man das Durcharbeiten der Schmelzmasse unter den schon gedachten Vorsichtsmaaßregeln eben so wenig wie oben, und gestatte der Luft nirgends einen Zutritt zu der mit Steinkohlenpulver bedekten Masse. Sobald die ganze Masse fließt, füge man 1 1/2 Pfd. einer Legirung aus 1 Pfd. Zink und 1/2 Pfd. Kupfer hinzu, beschleunige die Vereinigung derselben und lasse zulezt noch 2 Pfd. Zink in kleinen Stüken nach und nach in den Tiegel gleiten, während man nach jedem Zusaz die Mischung wohl umrührt. Der Werth dieses Verfahrens ist lediglich nur in der niedrigen Temperatur zu suchen, bei welcher der Zinkverlust verringert und die Gefahr einer Explosion, die von der Verflüchtigung des zu schnell zugesezten Zinks herrührt, vermieden wird. Die überschüssige Menge von 1/2 Pfd. Zink ist hier als eine Zugabe für den bei der Verdampfung stattgehabten Verlust zu betrachten. Bei gutgeführter Operation beträgt der ganze Gewichtsverlust nicht mehr als 8–10 Unzen. Das im Handel vorkommende Argentanblech erscheint selten ganz fehlerfrei. Auf seiner Oberfläche kann man in der Regel eine Menge kleiner dunkler Fleken, oft sogar auch Schieferrisse bemerken, die sich nicht selten durch das Innere der Metallmasse hindurchziehen. Leider stellen sich der gänzlichen Beseitigung dieser Fehler nicht wenig Hindernisse entgegen, obschon die denselben zu Grunde liegenden Ursachen hinlänglich erkannt sind. Am besten wird sich aber auf folgendem Wege dieses Ziel erreichen lassen: Man gieße das zur Darstellung von Blech bestimmte Argentan nicht gleich anfänglich in Platten, sondern zunächst in Stangen aus, befreie die Gußstüke von allen oberflächlich haftenden fremdartigen Stoffen, schmelze sie von neuem und gieße sie nun erst zu Platten aus. Bei diesen wiederholten Schmelzungen erinnere man sich stets, daß durch Beseitigung aller die Oxydation der Legirung befördernden Umstände die Bildung reiner Gußstüke sehr wesentlich begünstigt werde. Ist das Metall während des Schmelzens theilweise oxydirt oder verbrannt worden, so erscheint die daraus gegossene Platte auf ihrer Bruchfläche mit Höhlen und Blasenräumen erfüllt. Dieselben platten sich beim Auswalzen ab, treten alsbald durch die Ausdehnung des Ganzen an die Oberfläche und erscheinen daselbst als breite, mit einem dünnen Metallblättchen bedekte Klüfte, die nur einer unbedeutenden Hize bedürfen, um sogleich in Form von Blasen hervorzutreten. Da wo diese leztern sich zeigen, darf man auch Risse und Klüftungen im Innern der Metallmasse mit Sicherheit annehmen. Obgleich in den meisten Fällen durch Oxydation, so kann doch dieser blasige und rissige Zustand der Gußstüke und Bleche auch durch die Beschaffenheit der Gußform selbst hervorgerufen werden. Entwikeln sich nämlich bei Vorhandenseyn von Feuchtigkeit (gleichviel ob wässeriger oder öhliger Natur) an den Wänden dieser lezteren, sobald sie mit dem glühenden Metall in Berührung treten, Dämpfe oder Gase, so versezen sie das Metall in wallende Bewegung und geben dadurch Gelegenheit zur Theilung und unregelmäßigen Erstarrung der Masse. Den richtigen Zeitpunkt, wo die geflossene Metallmasse sich ihres oxydirten (verbrannten) Antheils entledigt hat, oder lauter geworden ist, suche man aus der Beschaffenheit zweier vor dem Gießen gezogenen Proben zu erkennen. Beide Proben zu Tafeln von gleicher Größe (2'' lang, 1'' breit und 1/4–3/8 dik) ausgegossen und zerbrochen gewähren durch die Beschaffenheit ihrer Bruchflächen eine genügende Einsicht in den Zustand der geschmolzenen Masse. Rathsam ist es hierbei, die eine Gußform von Eisen, die andere jedoch von Stein (Feuerstein oder Porphyr) anzuwenden. Leztgedachte Form muß jedoch vor ihrem Gebrauche durch langsames, bis zur Nothglühhize gesteigertes Erwärmen von aller Feuchtigkeit befreit worden seyn. Außerdem hat man dieselbe, um sie zum Einguß völlig vorzubereiten, nach ihrem Erkalten mit einer Mischung aus Terpenthinöhl und Lampenschwarz von der Consistenz einer dünnen Oehlfarbe zu überstreichen, sodann aber und zulezt alle flüchtigen Theile durch gelinde Wärme zu verjagen. Die eiserne Gußform kann entweder über der Lampe angeräuchert oder mit obiger Mischung überstrichen und vollkommen getroknet werden. Zum Ausschöpfen der Probemassen bedient man sich kleiner, rothglühend gemachter Schmelztiegel, die bis auf den Boden des größern Tiegels hinuntergeführt, dort gefüllt und möglichst schnell in die vorbereiteten Gußformen entleert werden müssen. So lange das Metall noch viel oxydirte Theile einschließt, erscheint es im Innern überall mit Blasenräumen durchzogen, gleichviel ob es in der eisernen oder steinernen Gußform erkaltete. Enthält es aber nur wenige oxydirte oder verbrannte Theile, so zeigt es sich in der Steinform blasenfrei. Tritt lezterer Fall ein, so wird in den englischen Werkstätten zur Entfernung der lezten oxydirten Gemengtheile nachstehendes Verfahren mit Nuzen angewendet: Man füllt nämlich ein irdenes, 10'' langes, 3/8'' oder 1/2'' weites, an einer Seite offenes Rohr mit einer reducirenden Mischung aus 1 Theil Pech und 8 Th. Ruß, stampft dieses gepulverte Gemisch fest in das Rohr ein, und gibt demselben inmitten des geschmolzenen Metallgemisches eine derartige Stellung, daß es mit seinem offenen Ende den Boden des Schmelztiegels berührt. In dieser Stellung erhält man es so lange, bis auch die lezte Spur der aus der geflossenen Legirung aufsteigenden Gase verschwunden ist. Zur genauen Befolgung dieses Verfahrens ist es außerdem unerläßlich, daß der Schmelztiegel mit einem besondern Dekel, welcher das erwähnte Rohr aufnimmt und festhält, versehen sey, wodurch zugleich auch aller durchs Sprizen entstehende Verlust vermieden wird. Nach vollendetem Reductionsprocesse nehme man den Schmelztiegel aus dem Feuer, seze eine neue Menge Steinkohlenpulver zu und rühre die ganze Masse mittelst eines eisernen Stabes so lange um, bis sie wieder erstarrt, worauf sie abermals zum lauteren Fluß gebracht wird. Dieses ganze Verfahren wiederholt sich überhaupt so oft, bis alles Oxyd verschwunden und die Metalllegirung rein geworden ist. Von dem Vorhandenseyn dieses Zustandes überzeugt man sich abermals durch den Guß kleiner Platten in der eisernen sowohl als der steinernen Gußform und durch die Prüfung ihrer Bruchflächen auf die vorher erwähnte Weise. Erscheint das Korn vollkommen dicht bei beiden, so ist die erzielte Reinheit erreicht. Treten Blasenräume in beiden Platten auf, so ist das Metall immer noch sehr oxydirt oder verbrannt. Kommen sie nur bei dem in der Steinform gebildeten Gußstüke zum Vorschein und fehlen sie bei dem in der eisernen Form erzeugten ganz, so nennt man das Metall noch immer, obgleich weniger, verbrannt. Zeigt jedoch das in der eisernen Gußform gebildete Stük allein solche Blasenräume, so ist dieß ein Beweis, daß der Reductionsproceß zu lange fortgesezt worden ist. In einem solchen Falle ist das Metall nicht bloß reducirt, sondern es hat sich sogar noch mit Kohlenstoff verbunden, der nur durch ein anhaltendes Schmelzen bei erhöhter Temperatur und nach Entfernung der Steinkohlendeke wieder ausgetrieben werden kann. Bei Anwendung des russischen Kupfers soll die Verbindung mit Kohlenstoff nicht stattfinden. (?) Angenommen nun, die Legirung habe den erwünschten Grad von Reinheit erlangt, so bleiben nichtsdestoweniger noch eine Menge kleiner Nebenumstände zu berüksichtigen, ohne deren Wahrnehmung kein Blech von dunkeln (oxydirten) Fleken und Nissen frei erhalten werden kann. Hieher gehört zunächst, daß man sich nur gußeiserner, nie irdener, oder aus Sand gebildeter Gußformen bedient, weil während des langsamen Erkaltens in den lezteren der größte Theil der Gußmasse krystallinisch erstarrt, hiedurch aber nicht nur eine ungleiche Dichtheit, sondern auch oft eine feine (vorzüglich in der Nähe der krystallinischen Flächen bemerkbare) Zerklüftung der Masse hervorgerufen wird. Ist auch die Herstellung fehlerfreier Gußplatten bei Anwendung eiserner Gußflaschen von gewissen Bedingungen abhängig, so liegt doch die Erfüllung derselben größtentheils in der Hand des Gießers. Vor allem muß er dahin trachten, daß die Erkaltung für alle Theile seines Gusses eine möglichst gleichförmige sey. Daher wird er Acht haben müssen, daß das flüssige Metall beim Heruntergleiten die Wände der Gußflasche weder berühre, noch auch von der Gußfläche durch die Heftigkeit des Falles zu denselben zurükspringe. Denn im erstern Falle entstehen Schichten von verschiedener Abkühlung, welche zu ungleichen Zeiten erstarren und flüssiges Metall zwischen sich einschließen, dessen Zusammenziehung und Erstarrung theils Blasenräume, theils aber auch Klüfte oft von solcher Feinheit zurüklassen, daß sie dem Auge entgehen und nur an ihrer Wirkung später erkannt werden; im andern Falle aber bilden sich eine Menge kleiner Kügelchen, die, nachdem sie sich an den obern Flächen der Gußform abgekühlt haben, mit der übrigen Metallmasse sich nicht wieder vereinigen, obwohl sie in der Hauptmasse eingeschlossen werden. Diese ungleiche Zusammensezung, vorzüglich wenn diese Kügelchen nahe an die Oberfläche der Gußplatte zu liegen kommen, gibt nun beim Auswalzen Veranlassung zur Trennung mit Hinterlassung länglich ovaler Blasenräume. Selbst das nach der Mitte der Form hin erfolgende Eingießen hat seine Nachtheile; denn alle in der Gußlinie liegenden Metalltheile bleiben bis zulezt flüssig und geben später beim Walzen Veranlassung zur Entstehung der sogenannten Gußrisse. Anstatt das Metall nur an einer Stelle in die Gußform zu gießen, erscheint es daher zwekmäßiger, dasselbe an zwei verschiedenen entgegengesezten Seiten zugleich einfließen zu lassen. Hiedurch wird die Hize gleichmäßiger über die Form verbreitet, die später bei der Zusammenziehung erfolgenden Klüftungen besser vertheilt und überhaupt auch vermindert. Daß außerdem die Deke von verschlakter Steinkohlenasche und Metalloxyd noch vor dem Guß vollkommen entfernt und für das Entweichen flüchtiger Bestandtheile während des Gusses möglichst gesorgt werden müsse, kann nicht angelegentlich genug empfohlen werden. Vor allen verdient folgender in England fast durchgängig angewandter Apparat die meiste Berüksichtigung: derselbe besteht in einer dikwandigen eisernen Gußflasche, deren Oeffnung nicht oben, sondern seitlich, die ganze verticale Länge der Flasche einnehmend, angebracht ist. Diese seitliche Oeffnung wird von einem steinernen Trichter in ihrer ganzen Länge geschlossen. Das fließende Metall gelangt innerhalb dieses seitlich befestigten Trichters bis zum Boden der Gußflasche, füllt dieselbe von Unten nach Oben und gleicht durch die Höhe seines Gußkopfes alle möglichen Fehler des Gusses zulezt aus; denn die Metallmasse im Trichter bleibt flüssig, selbst nachdem die in die Gußform gelangten Portionen erstarrt sind. Die erwähnte Gußflasche besteht aus zwei gußeisernen Platten von 9'' Länge, 6'' Breite und 1'' Dike. Der dazwischen liegende Raum wird durch drei Schienen aus geschmiedetem Eisen, die durch Bolzen mit einander so wie mit den Platten selbst verbunden sind, geschlossen. Das Ganze wird außerdem von zwei starken eisernen Klammern zusammengehalten. Die Flächen der Platten und Seitenwände sind möglichst geebnet. Die beiden den Trichter bildenden Steinplatten werden durch ein eisernes Band unter sich und durch ein zweites mit der Gußflasche fest verbunden. Die zu Blech zu verarbeitenden Platten gießt man gewöhnlich in der Stärke von 1/2 Zoll. Dünnere Platten zu gießen ist nicht rathsam, stärkere dagegen würden sich nur schwer walzen lassen. Obgleich der Feuerstein sich als das passendste Material zur Anfertigung des obengedachten Eingußtrichters gezeigt hat, so kann derselbe doch auch aus andern, durch das heiße Metall nicht leicht veränderlichen Steinarten hergestellt werden. Er besteht aus zwei parallelepipedischen Stüken von 13'' Länge und 9'' Querschnitt. Dieselben sind an den beiden sich berührenden Flächen genau abgeschliffen. Jede Hälfte führt an der abgeschliffenen Seite eine lange dreikantige Rinne, aus deren Zusammenstellung mit der gleichgroßen der andern Hälfte der quadratische Gußcanal (= 1 Quadratzoll) gebildet wird. Derselbe erweitert sich nach oben trichterförmig und endet am entgegengesezten Ende in einer Entfernung von circa 1 Zoll oberhalb des Bodens der Gußflasche. Dieser quadratische, an der äußern Seite der Gußflasche hinlaufende Canal öffnet sich in die leztere mittelst einer 1/3'' weiten, 3/4 der ganzen Höhe des Canals einnehmenden Längsspalte, die gleichfalls in den Stein eingeschliffen ist. Das ganze steinerne Gefäß wird an der seitlichen Oeffnung der Gußflasche, an die es gut anschließt, mit Hülfe zweier eiserner Bänder und Anziehschrauben festgehalten. Der 3–4 Zoll über das obere Ende der Gußform hervorragende Theil dieses Trichters wird zur Bildung eines Gußkopfes stets mit Metall gefüllt erhalten. Die Flächen der Gußform überziehe man unmittelbar vor dem Guß mit Ruß, die Steinflächen aber, welche mit dem Metall in Berührung kommen, mit einer Mischung aus Terpenthinöhl und Lampenschwarz. Sobald nach dem Schwärzen der Apparat nicht sogleich benuzt werden kann, muß er kurz vor seinem Gebrauche wiederum so heiß gemacht werden, daß er nicht wohl in den Händen gehalten werden kann. Dieser Ueberzug muß nach zwei oder drei nach einander erfolgten Güssen nicht bloß von den Steinen, sondern auch von der eisernen Gußform abgebürstet werden. Sollte sich's zeigen, daß das Metall am Boden oder an irgend einer der Seiten zu schnell erkaltete, wodurch die Gleichförmigkeit der Metallmasse wesentlich gestört werden würde, so dürfen diese Theile nur etwas stärker mit dem kohligen Ueberzuge belegt werden. In allen andern Fällen muß jedoch dieser Ueberzug so gleichartig wie möglich über die Oberfläche vertheilt seyn. Hinsichtlich des zum Gießen nöthigen Hizegrades ist zu bemerken, daß das Metall jederzeit so heiß gehalten werden muß, als es, ohne in wallende Bewegung zu gerathen, nur immer vertragen kann. Da es indessen zu einer Zeit heißer als zur andern (wegen der Verschiedenheit der äußern Temperatur) gemacht werden muß, so ist in dieser Beziehung keine allgemeine Regel festzustellen. Beim Eingießen kann als Regel aufgestellt werden, daß das Metall so langsam als möglich, ohne jedoch den Zusammenhang des Gußstrahls dabei zu unterbrechen, in die Gußflasche einlaufen muß, und daß, wenigstens bei Anfertigung einer Platte von oben erwähnten Dimensionen, die Stärke des Gußstrahls 1/4 Zoll nicht übersteigen darf. Nach genugsamer Erkaltung wird der Gußansaz möglichst nahe an der Gußplatte mittelst einiger Hammerschläge weggenommen, die Platte abgeschroten, eben gefeilt und dergestalt zum Walzen vorgerichtet. Das Walzen selbst erfolgt sodann ganz in der Weise wie beim Messingblech. Das Verfahren zur Erzeugung eines blasen- und flekenfreien Blechs kann ebenfalls auch zur Darstellung eines guten und zähen Drahtes benuzt werden. Ein vollkommen fehlerfreier Draht läßt sich aus der Legirung Nr. 2 nach obigem Verfahren sicher herstellen, was um so mehr zu beachten seyn dürfte, als nach den meisten bis jezt befolgten Verfahrungsweisen nur immer sehr mittelmäßige Producte erzielt werden konnten.