Titel: Smith's Schmelztiegel für Eisen und Stahl.
Fundstelle: Band 93, Jahrgang 1844, Nr. XXXV., S. 97
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XXXV. Smith's Schmelztiegel fuͤr Eisen und Stahl. Aus dem Recueil de la Société polytechnique, April 1844, S. 204. Smith's Schmelztiegel für Eisen und Stahl. Die Tiegel, worin man Eisen und Stahl schmilzt, sind mehr oder weniger gut und dauerhaft, je nach der bei ihrer Fabrication angewandten Sorgfalt. Werden die Materialien dazu nicht mit der größten Aufmerksamkeit gemischt und bleibt eine einzige Luftblase darin, so bildet sich in der Regel ein kleines Loch und das geschmolzene Metall läuft durch diesen schwachen Theil aus. Hr. Smith verfertigt seine Schmelztiegel aus Thon, Kohks und Graphit. Den Thon wählt er möglichst rein und schlägt ihn, nachdem er gepulvert und die etwa darin vorhandenen Steinchen und andere fremdartige Körper davon getrennt sind, durch ein Sieb mit Maschen von ungefähr 3 Linien Durchmesser. Hierauf zerdrükt er in einem Mörser diejenigen Theile dieses Thons, welche nicht durch das Sieb sielen und macht ein so feines Pulver daraus, daß sie durch ein Sieb gehen, dessen Maschen nur halb so groß sind, als die des erstern. Die Kohks, deren sich Hr. Smith bedient, nimmt er nicht aus Gaswerken, sondern zieht die durch Verkohlung der Steinkohle in einem Ofen gewonnenen vor, von welchen er wieder nur den mittlern Theil der Kohksstüke, wie sie aus dem Ofen kommen, nimmt, weil dieser von festem und gleichartigem Korn ist. Die Kohks werden in einem Mörser gepulvert, mit der Vorsicht, so wenig feinen Staub zu erzeugen, als möglich. Man bringt sie dann auf ein feines Sieb und wirft alles weg, was hindurchfällt, bringt dann alles auf dem Sieb Gebliebene auf das dreilinige Sieb und bewahrt alles Durchfallende als die gehörige Größe besizend auf. Der Graphit kömmt aus Mexiko und muß sehr fein gepulvert werden. Wenn alle diese Substanzen hergerichtet sind, werden auf das dreilinige Sieb 8 Theile Thon und 5 Theile Kohks gebracht, wohl gemengt und auf einen beweglichen vierekigen Boden von 6 Fuß Seitenlänge gesiebt. Was sich dann auf diesem Boden befindet, mischt man mit der Hand, bildet einen Haufen daraus und sezt klares Wasser hinzu um durch Umrühren mit der Hand oder einer Spatel eine Masse von Mörtelconsistenz daraus zu bilden. Hierauf kneten zwei Menschen diesen Teig mit den bloßen Füßen, vorzüglich mit den Fersen. Nach 10 Minuten langem Kneten wenden sie die Masse mit der Schaufel um, um sie neuerdings 10 Minuten lang eben so sorgfältig zu kneten. Wenn diese Masse aus Thon und Kohks fertig ist, bringt man 4 Liter feines Thonpulver und 1 Kilogr. gepulverten Graphit in das Sieb. Man mengt dieselben und siebt eine kleine Quantität davon auf die auf dem Boden in einem Haufen liegende Masse, knetet alles mit den Füßen durch, wendet es um, siebt neuerdings Thon- und Kohkspulver darauf und fährt so fort, bis alles vollkommen vereinigt und die Luft völlig ausgetrieben ist. Man läßt nun die aufgehäufte Masse noch die Nacht hindurch liegen, um sie den Tag darauf in Schmelztiegel zu formen. Leztere Operation erfordert die größte Aufmerksamkeit. Wenn man die geringste Luftblase im Thon bemerkt, muß man ihr mit der Spize eines Messers einen Ausweg verschaffen. Bei einem geschikten und geübten Arbeiter wird der Tiegel allenthalben bis auf einen Millimeter gleich dik. Man braucht 6 Kilogr. des Gemenges zu einem 30 Kilogr. Gußeisen haltenden Tiegel; 3 1/2 Kilogr. sind erforderlich zu einem die Hälfte haltenden Tiegel. Hr. Smith versichert sich immer durch Abschneiden des ersten jeden Tag verfertigten Tiegels mit einem Messer, ob der Thon gut präparirt war und ob in keinem Theil der Masse Luft zurükgeblieben ist. Ein Arbeiter kann täglich 20–36 ganz gute Schmelztiegel verfertigen. Um diejenigen des Hrn. Smith zu probiren, wurde einer zwei Tage und eine Nacht hindurch, ein anderer drei Tage nacheinander gebraucht; der eine wurde 23mal mit 31 Kilogr. Roheisen, der andere 18mal ebenso beschikt. Keiner von beiden erhielt einen Sprung oder ließ Eisen auslaufen, doch wurden sie beide unbrauchbar, weil nach jeder Schmelzung die Schlaken entfernt werden mußten, und dieß nicht geschehen konnte, ohne jedesmal etwas vom Tiegel wegzubrechen.